www.wikidata.de-de.nina.az
Mit dem seit den 1990er Jahren existierenden Begriff Cybersex CS werden verschiedene Formen der virtuellen Erotik sexueller Interaktion und Pornografie bezeichnet die mit Hilfe eines Computers oder uber das Internet ausgelebt werden Das Spektrum reicht von der reinen Betrachtung und oder Masturbation beim Konsumieren pornografischer Bilder uber sexuell anzugliche Chats oder den Austausch erotischer E Mails innerhalb von Fernbeziehungen bis hin zur sexuellen Stimulation mit Hilfe von Datenhelmen oder Datenhandschuhen Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsentstehung 2 Geschichte und Entwicklung 3 Verbreitung 4 Motivation 5 Sexsucht im Internet 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBegriffsentstehung BearbeitenDer Begriff Cybersex ist ein Lehnwort aus dem Englischen das seit Beginn der 1990er Jahre verwendet wird In deutschen Worterbuchern wird der Begriff seit 1995 gelistet 1 Ublicherweise wird Cybersex im Chatjargon mit CS oder C6 abgekurzt Beim zusatzlichen Einsatz einer Webcam wird auch von Camsex Live Cam Sex oder Webcam Sex gesprochen verwenden in einem Chat oder Ahnlichem beide Partner eine Kamera um sich beispielsweise gegenseitig beim Masturbieren zu beobachten wird haufig die Bezeichnung Cam to Cam Cam2Cam oder C2C als Unterkategorie des Camsex verwendet Geschichte und Entwicklung BearbeitenZu Beginn der 1990er Jahre wurde Cybersex meist mit der Anbahnung erotischer oder sexueller Kontakte oder Onlinedatings uber E Mails gleichgesetzt andere gebrauchliche Formen waren die zunehmende Verfugbarkeit diverser Speichermedien mit pornografischen Bildern oder erotischen Computerspielen wie beispielsweise virtuellem Strip Poker Mit der Verbreitung des Internets entstanden unzahlige sowohl kostenlose wie auch kostenpflichtige Webseiten mit erotischen oder pornografischen Inhalten Der Konsum solcher Seiten dient uberwiegend der personlichen sexuellen Stimulation wobei der Internet Nutzer wahrend des Konsums der Bilder seine sexuellen Fantasien ausleben kann In Chatrooms hingegen steht vor allem der anonyme Austausch sexueller Fantasien im Mittelpunkt der allen Beteiligten die Moglichkeit gibt die wechselseitigen Fantasien zu artikulieren und sexuelle Vorstellungen verbalerotisch auszutauschen Fur spezielle Interessensgruppen beispielsweise Fetischisten Homosexuelle oder Swinger entstanden spezielle Chatrooms die im Lauf der Jahre auch zusatzliche Angebote wie Informationen Stammtische oder Foren entwickelten 2 Mit der Entwicklung von 3D basierten Mehrspieler Online Rollenspielen wie Second Life entstand die Moglichkeit die sexuellen Fantasien nicht nur verbal auszudrucken Nutzer konnten ihre jeweiligen Avatare entsprechende Handlungen nun auch virtuell ausfuhren lassen Dabei existieren Umfelder in denen Cybersex ausdrucklich angestrebt wird wahrend es sich in anderen Rollenspielen um eine Randerscheinung handelt 3 Eine Schnittstelle zwischen dem rein virtuellen Sex und dem sexuellen Erleben in der Realitat sollen Datenhelme handschuhe und Ganzkorperanzuge bieten deren Entwicklung aber noch in den Anfangen steckt Daneben werden auch andere Hilfsmittel angeboten beispielsweise uber USB an den Computer anschliessbare und steuerbare Vibratoren 4 Diese Entwicklung setzt sich mittlerweile auch kommerziell fort insbesondere der steuerbare Dildo und die Webcam werden von vielen Portalen im Internet monetarisiert Die Grenzen zum sich entwickelnden Maschinensex sind fliessend Schon 1994 stellte Alfred Biolek in seiner Talkshow Boulevard Bio mit dem Thema Cybersex ein Paar in Fernbeziehung vor das speziell angefertigte Anzuge mit Sensoren und Vibratoren entwickelt hatte Diese Vibratoren waren uber das damalige Telefonnetz ISDN mit dem Computer des Partners am anderen Ort verbunden Mit speziell entwickelten Programmen konnte die Stimulation eines bestimmten Korperteils ausgewahlt und aktiviert werden 5 6 Verbreitung BearbeitenUber die genaue Zahl der Besucher und Konsumenten von Cybersex existieren nur wenige Statistiken und Studien Fur die USA ergaben Untersuchungen dass rund 40 Millionen Menschen entsprechende Webseiten besuchen Der grosste Teil von ihnen etwa 70 Prozent konsumieren diese Angebote wahrend der Arbeitszeit 7 Jugendliche und auch Kinder mit Internetzugang kommen normalerweise ebenfalls mit Cybersex in einer seiner Erscheinungsformen in Beruhrung Eine im Jahr 2006 durchgefuhrte Studie an Minderjahrigen in den Niederlanden ergab dass 75 Prozent der Madchen und 80 Prozent der Jungen sexuelle Erlebnisse im Internet hatten Dabei erlebten 26 Prozent der Madchen und zehn Prozent der Jungen diese Erlebnisse als negativ Ahnliche Ergebnisse lassen sich fur den gesamten westeuropaischen Raum erwarten 8 Motivation BearbeitenNeben der von der Einzelperson konsumierten pornografischen Darstellung zur sexuellen Stimulation oder zur Anregung der Fantasie bei der Masturbation lassen sich beim Cybersex zwischen zwei oder mehreren Personen neben der reinen Stimulation weitere Motive feststellen Kornelius Roth listet sechs grundlegende Faktoren auf die den virtuellen Sex attraktiv machen Er ist leicht verfugbar sicher anonym geheim nicht sehr teuer und normalisiert die eigene Sexualitat Daneben machen weitere Faktoren wie die beinahe unendliche Verfugbarkeit neuer Sexualpartner und sexueller Reize den virtuellen Sex attraktiv 9 Findet die sexuelle Kommunikation in Textform statt beispielsweise in Chats und Foren besteht zudem die Moglichkeit eine eigenstandige virtuelle Identitat aufzubauen die mit der realen Existenz nicht ubereinstimmen muss 10 Mit einer solchen kunstlichen Identitat konnen Erfahrungswelten zuganglich gemacht werden die in der Realitat verschlossen bleiben beispielsweise kann ein Mann sich in seiner sexuellen Fantasie als Frau darstellen ein Tier spielen oder sich deutlich alter oder junger verhalten 11 Ein weiterer Aspekt des Cybersex ist die durch das Fehlen des physischen Kontaktes gewahrte Sicherheit und die auch bei extremen Fantasien erhaltene korperliche Unversehrtheit des Einzelnen So sind beispielsweise auch bei haufig wechselnden Sexpartnern die Infektion mit sexuell ubertragbaren Krankheiten oder eine ungewollte Schwangerschaft ausgeschlossen ebenso wird Schmerz nicht tatsachlich empfunden Gesellschaftlich verponte oder gesetzlich verbotene Sexualpraktiken wie beispielsweise Koprophagie oder Inzest konnen virtuell ausgelebt werden nur einige wenige Praktiken stehen auch im Internet unter Strafe beispielsweise die Padophilie 12 Sexsucht im Internet Bearbeiten Hauptartikel Internetsexsucht Analog zur realen Sexsucht oder der Internetsucht enthalt auch der Cybersex ein gewisses Suchtpotenzial Wahrend die meisten Nutzer nur gelegentlich Sexseiten besuchen gibt es eine weitere Gruppe die ein erhohtes Risiko aufweist Dies sind in der Regel Internetnutzer die bereits in der Realitat minimale Tendenzen zur Sexsucht gezeigt haben und mit dem Cybersex versuchen reale Probleme zu verdrangen oder emotional zu verarbeiten Cybersexsuchtige hingegen sind meist Menschen die in der Virtualitat ihre auch real vorhandene Sexsucht ausleben und diese dadurch erweitern Von den betroffenen Mannern gaben in einer amerikanischen Studie 77 Prozent an sich dabei uberwiegend auf den Konsum von Pornografie zu konzentrieren wahrend suchtige Frauen zu 80 Prozent den virtuellen Austausch uber Chats suchen Wie bei anderen Formen der Sucht konnen auch hier Co Abhangigkeiten der Lebenspartner entstehen und die Familie und die Arbeit so stark vernachlassigt werden dass die Aufrechterhaltung von Beziehungen und Arbeitsverhaltnissen gefahrdet oder unmoglich gemacht wird Die Behandlung und die Entzugssymptomatik ahneln denen der realen Sexsucht 13 Siehe auch BearbeitenCyber Grooming gezieltes Ansprechen von Personen im Internet mit dem Ziel der Anbahnung sexueller Kontakte Sexting sexuell ausgerichtete Unterhaltung mit fremden Personen durchgefuhrt per SMS sowie uber Online Nachrichtendienste und Soziale Netzwerke Sextortion Erpressung mit uber virtuellen Kontakt erlangten Nacktbildern Findom uberwiegend online praktizierte Spielart des BDSM Makrophilie sexuelle Vorliebe fur sehr grosse oft phantastisch riesenhafte MenschenLiteratur BearbeitenBernd Borchard u a Ulrich Moser Geleitwort Cybersex Psychoanalytische Perspektiven Hrsg Agatha Merk Beitrage zur Sexualforschung Band 97 Psychosozial Verlag Giessen 2014 ISBN 978 3 8379 2252 3 Al Cooper Cybersex The Dark Side of the Force A Special Issue of the Journal Sexual Addiction amp Compulsivity Brunner Routledge 2000 ISBN 1 58391 305 X Erin Leigh Courtice amp Krystelle Shaughnessy Technology mediated sexual interaction and relationships a systematic review of the literature In Sexual and Relationship Therapy Band 32 Nr 3 4 2017 S 269 290 doi 10 1080 14681994 2017 1397948 Arne Dekker Online Sex Korperliche Subjektivierungsformen in virtuellen Raumen transcript Bielefeld 2012 ISBN 978 3 8376 1854 9 Inhalt und Information kostenfrei 19 Seiten PDF 1 5 MB Uberarbeitete Dissertation Universitat Hamburg 2012 322 Seiten unter dem Titel Cybersex Verlagsinfo und Volltext e Book kostenpflichtig 322 Seiten Nicola Doring Feminist Views of Cybersex Victimization Liberation and Empowerment In CyberPsychology amp Behavior Band 3 Nr 5 2000 S 863 884 doi 10 1089 10949310050191845 Nicola Doring The Internet s Impact on Sexuality A Critical Review of 15 Years of Research In Computers in Human Behavior Band 25 Nr 5 2009 S 1089 1101 doi 10 1016 j chb 2009 04 003 Christiane Eichenberg Knistern im Netz Romanzen im Cyberspace echte Liebesbeziehungen oder Pseudopartnerschaften In c t Magazin fur Computertechnik Nr 1 2001 S 84 91 profamilia online de PDF Daniel Koller Cybersex Die strafrechtliche Beurteilung von weicher und harter Pornographie im Internet unter Berucksichtigung der Gewaltdarstellungen Editions Weblaw 3 Dissertatio Nr 1 Edition Weblaw Bern Schulthess Zurich Basel Genf 2007 ISBN 978 3 905742 19 0 Edition Weblaw ISBN 978 3 7255 5444 7 Schulthess Dissertation Universitat Zurich 2007 510 Seiten Wilfred Lindo Cybermania Der atemberaubende Reisefuhrer durch den digitalen Raum Data Becker 1994 ISBN 3 8158 1082 5 Karoline Lukaschek Zur Konstituierung von Gemeinschaft in einem Fantasy und Rollenspielchatraum Universitatsbibliothek Heidelberg 2008 DNB 988280574 Dissertation Universitat Heidelberg 2008 176 Seiten Volltext PDF 6 4 MB kostenfrei 180 Seiten DNB 988282011 Jan Snagowski Cybersex addiction Conditioning processes and implicit cognition Universitatsbibliothek Duisburg Essen Duisburg Essen 2016 DNB 1098130561 Kumulative Dissertation Universitat Duisburg Essen 2016 Betreuer Matthias Brand Volltext PDF 2 MB 156 Seiten kostenfrei englisch Kimberly S Young Cybersex Uncovering the Secret World of Internet Sex Carlton 2002 ISBN 1 84222 156 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Cybersex Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Manuel Fritsch Virtual Reality Wird diese Technik verandern wie Du Sex hast fudder de 15 September 2016 Virtual Reality Porno Meine Reise in die Turme der Verfuhrung Meine Meinung Wir mussen uber Sex und Virtual Reality reden Kornelius Roth Internetsexsucht internetsexsucht at rpp media org Video Vortrag 24 April 2010 Wien Samuel Pfeifer Therapie der Internetsexsucht internetsexsucht at rpp media org Video Vortrag 24 April 2010 WienEinzelnachweise Bearbeiten Dieter Herberg Michael Kinne Doris Steffens Elke Tellenbach Doris Al Wadi Neuer Wortschatz Neologismen der 90er Jahre im Deutschen In Schriften des Instituts fur Deutsche Sprache Band 11 Walter de Gruyter 2004 ISBN 3 11 017751 X S 66 67 Lutz van Dijk Die Geschichte von Liebe und Sex Campus Verlag 2007 ISBN 3 593 37913 9 S 184 186 Lutz van Dijk Die Geschichte von Liebe und Sex Campus Verlag 2007 ISBN 3 593 37913 9 S 187 188 Uwe Steglich Computer Liebe Vibrator fur USB In PCGames Hardware Magazin Computec Media AG 20 Januar 2005 abgerufen am 20 August 2009 WDR Computer Nacht Cybersex Versuche mit Alfred Biolek Kolner Stadtanzeiger Ausschnitt in WDR Computernacht auf YouTube Lutz van Dijk Die Geschichte von Liebe und Sex Campus Verlag 2007 ISBN 3 593 37913 9 S 186 Lutz van Dijk Die Geschichte von Liebe und Sex Campus Verlag 2007 ISBN 3 593 37913 9 S 187 Kornelius Roth Sexsucht Krankheit und Trauma im Verborgenen 2 Auflage Ch Links Verlag 2007 ISBN 3 86153 442 8 S 150 Nicola Doring Cybersex aus feministischen Perspektiven Viktimisierung Liberalisierung und Empowerment In Zeitschrift fur Frauenforschung und Geschlechterstudien Band 18 Nr 1 2 2000 S 22 48 Rainer Hornung Thomas Bucher Sexualitat im Wandel In Interdisziplinare Vortragsreihe der Eidgenossischen Technischen Hochschule Zurich und der Universitat Zurich Zurcher Hochschulforum Band 36 vdf Hochschulverlag 2004 ISBN 3 7281 2886 4 S 161 162 Alan Soble Nicholas Power The Philosophy of Sex Contemporary Readings 5 Auflage Rowman amp Littlefield 2007 ISBN 0 7425 4798 1 S 127 129 Kornelius Roth Sexsucht Krankheit und Trauma im Verborgenen 2 Auflage Ch Links Verlag 2007 ISBN 3 86153 442 8 S 151 154 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cybersex amp oldid 221809031