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Cupro kurz CUP fruher Kupferseide oder Kupferfaser genannt auch unter dem Markennamen Bemberg bekannt ist eine nach dem Kupfer Ammoniak Verfahren auch Kupferoxid Ammoniak Verfahren bzw Cuoxamverfahren ersponnene Cellulose Regeneratfaser 1 2 3 Cuprofasern werden hauptsachlich als Filamente in sehr geringem Mass als Spinnfasern hergestellt Allerdings wird Cupro weltweit nur noch durch einen Hersteller erzeugt der im Jahr 2021 knapp 20 000 t produzierte Das entsprach etwa 0 2 des Marktes der zellulosischen Chemiefasern 4 Die Eigenschaften von Cupro sind mit Viskose vergleichbar Cuprofasern werden vor allem zu Futterstoffen verarbeitet denn sie sind glatt atmungsaktiv hygroskopisch und laden sich nicht statisch auf Textilie aus Cupro Inhaltsverzeichnis 1 Historisches 2 Herstellung 3 Eigenschaften 4 Verwendung 5 Literatur 6 Siehe auch 7 EinzelnachweiseHistorisches BearbeitenSchon 1857 hatte der Zurcher Chemieprofessor Matthias Eduard Schweizer festgestellt dass sich Cellulose in einer Losung von Kupfer II hydroxid in Ammoniakwasser Schweizers Reagens auflosen lasst Als erste versuchten 1881 der Brite William Crookes und ein Jahr spater der Amerikaner Edward Weston aus Cuoxamlosung brauchbare Faden zu erhalten allerdings ohne dass sie zu technischen Erfolgen kamen 5 Als Beginn der technischen Nutzung dieser Beobachtung kann das Franzosische Patent Nr 203 741 aus dem Jahr 1890 von Louis Henri Depaissis betrachtet werden Wegen dessen fruhen Todes kam es nicht zu einer kommerziellen Nutzung der Erfindung 1897 meldeten der deutsche Chemiker Max Fremery und der osterreichische Ingenieur Johann Urban unter dem Namen des deutschen Chemikers Hermann Pauly ihr Verfahren aus in Kupferoxydammoniak geloster Cellulose Faden herzustellen zum Patent an 6 Pauly hatte damals diese aus taktischen wirtschaftlichen Erwagungen unter seinem Namen erfolgte Patentanmeldung in entgegenkommender Weise gedeckt 7 Aber schon ab 1892 hatten Fremery und Urban in der Rheinischen Gluhlampenfabrik Dr Max Fremery amp Co in Oberbruch bei Aachen Stadt Heinsberg nach einem von ihnen entwickeltem Verfahren Kupfer Kunstseidenfaden produziert allerdings zunachst nur zur Anwendung als Gluhlampenfaden 8 Nach weiteren Entwicklungsarbeiten waren sie schliesslich in der Lage in der erweiterten Anlage in Oberbruch mit ihrem Verfahren auch brauchbare Kupfer Kunstseidenfaden fur die Textilindustrie herzustellen Am 19 September 1899 grundeten Max Fremery Johann Urban und David Emil Bronnert in Elberfeld seit 1929 ein Stadtteil von Wuppertal die Vereinigte Glanzstoff Fabriken AG VGF deren Stammwerk weiter in Oberbruch beheimatet war Ein zweites Werk wurde in Niedermorschweiler heute Morschwiller le Bas im Elsass aufgebaut Die VGF Technologie zur Kupferseidenproduktion breitete sich in ganz Europa durch Lizenzvertrage z B 1899 in Frankreich oder durch Tochterunternehmen Osterreich 1904 England 1907 aus Wichtigster Abnehmer der Kupfer Kunstseide wurde in Deutschland die bergische Besatzindustrie Die Produktion von VGF erreichte im Jahr 1912 ein Maximum mit 820 t wurde dann aber 1916 eingestellt Als Grund wurde ein Mangel an Rohstoffen genannt aber auch die bessere Qualitat der Filamente des Konkurrenzunternehmens J P Bemberg AG J P B konnte ausschlaggebend gewesen sein 9 J P Bemberg in Wuppertal Oberbarmen hatte 1900 die Entwicklungsarbeiten zur Kupfer Kunstseidenproduktion begonnen als deren Ausgangsstoff ab 1908 die Linter genannten nicht verspinnbaren kurzen Samenhaare der Baumwollsamen dienten Ein von Edmund Thiele 10 1901 bei der J P B entwickeltes Streckspinnverfahren 11 12 machte es gleichwohl moglich aus diesem Rohstoff Filamente zu produzieren die als Bemberg Seide bekannt in ihrer Feinheit 1 2 1 7 den 13 der Naturseide entsprach und ausserdem noch eine grossere Festigkeit als Viskose Kunstseide besass Es wurde eine Fabrik zur Kupferseiden Produktion mit einer Kapazitat von 500 bis 600 kg Tag im Ortsteil Ohde der Stadt Wuppertal errichtet Ein weiterer Ausbau des Werkes erfolgte in den Jahren 1925 bis 1928 14 Der Produktionsausstoss an Kupferkunstseide von J P B lag im Jahr 1925 bei 1 000 t und 1935 bei ca 3 500 t Kupferseide 15 Die Herstellungstechnologie nach Thiele wurde von J P Bemberg zum Beispiel an folgende Unternehmen ubertragen 1924 an Seta Bemberg SA Gozzano Italien 16 1925 an American Bemberg Corporation Elizabethton Tennessee USA und 1928 an Asahi Bemberg Nobeoka Japan 17 Die Welterzeugung an Kupferoxidammoniakfasern betrug 1927 8 000 t und 1962 60 000 t 18 In Osteuropa erfolgte z B im VEB Sachsisches Kunstseidenwerk Siegfried Radel Pirna DDR 19 die Herstellung von Kupferseide wobei diese Firma auf den jahrelangen Erfahrungen der Kuttner Aktien Gesellschaft aufbauen konnte die von dem erfahrenen Unternehmer und Erfinder im Kunstseidenbereich Hugo Kuttner gegrundet und bis 1945 gefuhrt wurde Die hochste Jahresproduktionsmenge wurde mit 2 994 t im Jahr 1968 erreicht lag damit aber unter der hochsten Jahresproduktion an Kupferseide der Firma Kuttner Kunstseidenspinnerei die 1945 rund 3 300 t erreichte 20 1970 produzierten ausgenommen Osteuropa nur noch vier Firmen Kupferseide J P Bemberg Wuppertal 27 t Tag Beaunit Fibers Elizabethton 25 t Tag Bemberg SpA Gozzano 14 t Tag und Asahi Chemical Industries Co Nobeoka 80 t Tag 21 Ergebnis der intensiven Forschungsarbeiten zum Cuoxamverfahren waren auch die Produktionsaufnahme der Spinnvliesstoffproduktion im Jahr 1974 der Cupro Hohlfasern fur kunstliche Nieren im Jahr 1975 und der Hohlfasermembran fur die Blutfiltration im Jahr 1985 22 Das Streckspinnverfahren wurde insbesondere durch The Asahi Chemical Industry Co zwischen 1950 und 1990 wesentlich weiterentwickelt was zu ihrer Weltmarktfuhrerschaft beitrug 2020 ist Asahi Kasei alleiniger Hersteller von Cuprofasern mit einer Produktionskapazitat von ca 17 000 t 23 Herstellung Bearbeiten source source source source source source source Extrusion einer Losung von Cuprammoniumhydroxidcellulose blau in verdunnter Schwefelsaure Bei Neutralisation und Extraktion des Cuprammoniumhydroxids fallt die Cellulose aus und das blaue Cuprammoniumhydroxid diffundiert in die Losung wodurch die Cellulose fest und farblos wird Cupro wird nach dem Kupferoxid Ammoniak Verfahren Cuoxam Verfahren hergestellt Bei diesem Verfahren werden Linters in einer ammoniakalischen Losung von Tetraamminkupfer II hydroxid aufgelost Es entsteht eine zahflussige Losung die 4 Kupfer 29 Ammoniak und 10 Cellulose enthalt Wird diese Flussigkeit durch Spinndusen in warmes Wasser gepresst das schnell fliesst fallt die Cellulose als sehr feiner Faden aus Streckspinnverfahren Die erhaltenen Filamente werden gewaschen zur Entfernung der Kupferspuren mit verdunnter Schwefelsaure behandelt nochmals gewaschen aviviert und getrocknet 24 Eigentlich stand die Ruckgewinnung der Losungsmittel aus okonomischen Grunden schon vom Anfang der Produktion der Cuprofasern im Mittelpunkt Die Kupfer Ruckgewinnungsrate wurde z B durch Asahi von 80 85 im Jahr 1945 auf 99 9 im Jahr 1980 erhoht durch Ionentauscher Auch Ammoniak wird seit 1935 durch Asahi zuruckgewonnen 25 Diese Ruckgewinnung auch aus Umweltschutzgrunden in Angriff nehmen zu mussen wurde vor allem durch die negativen Auswirkungen der jahrelangen Einleitung von Abwasser aus der Kupferseidenfabrik Gozzano Italien in den Ortasee bekannt Eigenschaften BearbeitenCuprofilamente weisen Feinheiten zwischen 0 7 und 1 9 dtex auf 26 Die Oberflache der Filamente ist sehr glatt Der Faserquerschnitt ist kreisformig und hat keine sichtbare Aussenhaut aber eine mikroskopisch dunne die poroser ist als der kompakte Innenteil der Faser Ein Filament kann als ein dunner flexibler Zylinder angesehen werden Diese morphologischen Eigenschaften sind fur den uberragenden Griff und den feinen Seidenglanz der Faser ausschlaggebend 27 28 Die Feuchtigkeitsaufnahme bei einer relativen Luftfeuchte von 65 und 20 C liegt bei 11 0 12 0 Durch die verringerte Quell und Saugfahigkeit lassen sich Stoffe aus Cupro besser waschen und knittern weniger als Viskosestoffe 29 Die Feinheitsfestigkeit feinheitsbezogene Hochstzugkraft im trockenen Zustand liegt bei 15 20 cN tex und die Feinheitsnassfestigkeit feinheitsbezogene Nasshochstzugkraft bei 9 12 cN tex und liegen damit im Bereich von Viskosefasern Die Dehnungswerte erreichen im konditionierten Zustand 10 20 im nassen 16 35 30 Verwendung BearbeitenCuprofilamente werden zur Herstellung von Geweben und Maschenwaren genutzt die z B fur hochwertige Damen und Herrenoberbekleidung Futterstoff Unterwasche Landestrachten z B Sari Dupatta und Ubergardinen zum Einsatz kommen Ausschlaggebend dafur sind die hervorragende Hygroskopizitat das antistatische Verhalten der seidenahnliche Glanz und die gute Farbbarkeit sowie der sehr gute Griff der Cuprofilamente 31 32 Cupro kann gewaschen und gebugelt werden ist aber nicht bugelfrei 33 Literatur BearbeitenAusfuhrliche Informationen vom Hersteller Asahi Kasei uber Bemberg Artikel Cupro und Kupferfaser In Brockhaus Enzyklopadie online Bibliographisches Institut amp F A Brockhaus AG 2005 2009 G B Kauffmann A brief History of Cuprammonium Rayon in Seymour In R B u R S Porter Manmade Fibers Their Origin and Development Elsevier London New York 1993 ISBN 978 1 85166 888 5 H Jentgen Die Entwicklung der Verfahren zur Herstellung von Kupferkunstseide In Chemiker Zeitung 66 1942 S 502 503 523 525 Calvin Woodings Hrsg Regenerated cellulose fibres Woodhead Publishing Ltd Cambridge 2001 ISBN 1 85573 459 1 Abschnitt Cuprammonium processes S 88 155 Siehe auch BearbeitenKunstseideEinzelnachweise Bearbeiten Ursula Volker Katrin Bruckner Von der Faser zum Stoff Textile Werkstoff und Warenkunde 35 aktualisiert Auflage Verlag Dr Felix Buchner Hamburg 2014 ISBN 978 3 582 05112 7 S 62 Verordnung EU Nr 1007 2011 des Europaischen Parlaments und des Rates vom 27 September 2011 uber die Bezeichnung von Textilfasern und die damit zusammenhangende Etikettierung und Kennzeichnung der Faserzusammensetzung von Textilerzeugnissen S 13 DIN EN ISO 2076 Textilien Chemiefasern Gattungsnamen Marz 2014 S 7 Textile Exchange Hrsg Preferred Fiber and Materials Market Report 2022 S 61 englisch textileexchange org PDF Hermann Klare Geschichte der Chemiefaserforschung Akademie Verlag Berlin 1985 S 30 Patent DE98642C Verfahren zur Herstellung kunstlicher Seide aus in Kupferoxydammoniak geloster Cellulose Angemeldet am 1 Dezember 1897 veroffentlicht am 7 Juli 1898 Erfinder Hermann Pauly Nach der Festschrift 25 Jahre Glanzstoff 1924 der Vereinigten Glanzstoff Fabriken AG zitiert in Hermann Klare Geschichte der Chemiefaserforschung Akademie Verlag Berlin 1985 S 32 Calvin Woodings Hrsg Regenerated cellulose fibres Woodhead Publishing Ltd Cambridge 2001 ISBN 1 85573 459 1 S 91 Calvin Woodings Hrsg Regenerated cellulose fibres Woodhead Publishing Ltd Cambridge 2001 ISBN 1 85573 459 1 S 95 Hermann Klare Geschichte der Chemiefaserforschung Akademie Verlag Berlin 1985 S 113 114 Dr Edmund Thiele Verfahren zur Erzeugung kunstlicher Textilfaden aus Celluloselosungen Patentschrift DE154507 vom 20 Januar 1901 Valentin Hottenroth Die Kunstseide Zweite erweiterte Auflage Verlag S Hirzel Leipzig 1930 S 159 Calvin Woodings Hrsg Regenerated cellulose fibres Woodhead Publishing Ltd Cambridge 2001 ISBN 1 85573 459 1 S 101 Reiner Rhefus Turkischfarberei und Kunstseidenspinnerei J P Bemberg in Wuppertal Ohde In Rheinische Industriekultur Abgerufen am 30 November 2020 Calvin Woodings Hrsg Regenerated cellulose fibres Woodhead Publishing Ltd Cambridge 2001 ISBN 1 85573 459 1 S 141 Fabio Valeggia BEMBERG di GOZZANO In Accendiamo La Memoria Archivio iconografico e multimediale del lago d Orta Abgerufen am 30 November 2020 italienisch Calvin Woodings Hrsg Regenerated cellulose fibres Woodhead Publishing Ltd Cambridge 2001 ISBN 1 85573 459 1 S 99 Zakhar Aleksandrovic Rogowin Chemiefasern Chemie Technologie Georg Thieme Verlag Stuttgart New York 1982 ISBN 3 13 609501 4 S 172 Autorenkollektiv Textile Faserstoffe Zweite verbesserte Auflage Fachbuchverlag Leipzig 1967 S 316 Klaus Muller Georg Heinrich Treitschke Kunstseide aus Pirna Ein Unternehmen in Deutschlands Zeitlaufen Verlag Gunter Oettel Gorlitz Zittau 2014 ISBN 978 3 944560 12 0 S 246 247 Calvin Woodings Hrsg Regenerated cellulose fibres Woodhead Publishing Ltd Cambridge 2001 ISBN 1 85573 459 1 S 103 Calvin Woodings Hrsg Regenerated cellulose fibres Woodhead Publishing Ltd Cambridge 2001 ISBN 1 85573 459 1 S 134 Textile Exchange Hrsg Preferred Fiber and Materials Market Report 2022 S 67 englisch textileexchange org PDF Zakhar Aleksandrovic Rogowin Chemiefasern Chemie Technologie Georg Thieme Verlag Stuttgart New York 1982 ISBN 3 13 609501 4 S 172 Calvin Woodings edit Regenerated cellulose fibres Woodhead Publishing Ltd Cambridge 2001 ISBN 1 85573 459 1 S 135 137 Ursula Volker Katrin Bruckner Von der Faser zum Stoff Textile Werkstoff und Warenkunde 35 aktualisiert Auflage Verlag Dr Felix Buchner Hamburg 2014 ISBN 978 3 582 05112 7 S 66 Calvin Woodings Hrsg Regenerated cellulose fibres Woodhead Publishing Ltd Cambridge 2001 ISBN 1 85573 459 1 S 142 Alfons Hofer Stoffe 1 Rohstoffe Fasern Garne und Effekte 8 vollstandig uberarbeitete und erweiterte Auflage Deutscher Fachverlag Frankfurt am Main 2000 ISBN 3 87150 671 0 S 192 Ursula Volker Katrin Bruckner Von der Faser zum Stoff Textile Werkstoff und Warenkunde 35 aktualisiert Auflage Verlag Dr Felix Buchner Hamburg 2014 ISBN 978 3 582 05112 7 S 68 Hilmar Fuchs Wilhelm Albrecht Hrsg Vliesstoffe Rohstoffe Herstellung Anwendung Eigenschaften Prufung 2 Auflage Wiley VCH Verlag Weinheim 2012 ISBN 978 3 527 31519 2 S 28 Ursula Volker Katrin Bruckner Von der Faser zum Stoff Textile Werkstoff und Warenkunde 35 aktualisiert Auflage Verlag Dr Felix Buchner Hamburg 2014 ISBN 978 3 582 05112 7 S 72 Calvin Woodings Hrsg Regenerated cellulose fibres Woodhead Publishing Ltd Cambridge 2001 ISBN 1 85573 459 1 S 146 Fabia Denninger Elke Giese Textil und Modelexikon Bd A K 8 vollstandig uberarbeitete und erweiterte Auflage Deutscher Fachverlag GmbH Frankfurt am Main 2006 ISBN 3 87150 848 9 S 139 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cupro amp oldid 226986245