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Dieser Artikel behandelt den Rechenschaftsbericht an den franzosischen Konig fur die Zeitschrift der Academie des sciences siehe Comptes rendus de l Academie des sciences Der Compte rendu voller Name Compte rendu au Roi dt Rechenschaftsbericht Finanzbericht an den Konig ist ein Dokument das am 19 Februar 1781 vom damaligen franzosischen Finanzminister Jacques Necker veroffentlicht wurde Darin gibt Necker Rechenschaft uber seine bisherige Reformpolitik und legt den aktuellen Zustand der koniglich staatlichen Finanzen dar Titelseite Compte rendu au Roi 1781Dieser Compte rendu ist beruhmt geworden weil durch ihn zum ersten Mal in der Geschichte des Konigreichs Frankreich Zahlen uber die Staatsfinanzen veroffentlicht wurden Zudem gab er Anlass zu grossen Diskussionen weil er fur das aktuelle Jahr 1781 einen ordentlichen Uberschuss konstatierte Dieser Uberschuss erschien vielen Zeitgenossen und Historikern nicht glaubhaft weil das Frankreich des Ancien Regime mit standigen Finanzproblemen zu kampfen hatte und 1781 uberdies seit drei Jahren am Amerikanischen Unabhangigkeitskrieg gegen das Konigreich Grossbritannien teilnahm Inhaltsverzeichnis 1 Kontext Neckers erstes Ministerium 1776 1781 2 Inhalt 2 1 Aufsatz 2 2 Finanzbericht 3 Zur Interpretation der Zahlen 3 1 Bruttoeinnahmen vs Nettoeinnahmen 3 2 Ordentliche vs ausserordentliche Finanzen 3 3 Zeitraumrechnung vs Zeitpunktrechnung 3 4 Zusammenfassung 4 Weitere Comptes rendus 5 Kritik 5 1 Die Kontroverse zwischen Necker und Calonne 1787 1788 5 2 Die Urteile der Historiker 6 Quellen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseKontext Neckers erstes Ministerium 1776 1781 Bearbeiten nbsp Jacques Necker Verfasser des Compte rendu au Roi von 1781Am 22 Oktober 1776 wurde Jacques Necker zum ersten Mal Finanzminister Frankreichs zunachst mit dem Titel Generaldirektor der koniglichen Schatzkammer Directeur general du tresor royal ab dem 29 Juni 1777 als Generaldirektor der Finanzen Directeur general des finances Seine wichtigste Aufgabe war es den Amerikanischen Unabhangigkeitskrieg zu finanzieren in welchen Frankreich 1778 aktiv eingriff Dazu musste er umfangreiche Kredite und Staatsanleihen aufnehmen Um die damit verbundenen Zinsen tragen zu konnen fuhrte er zahlreiche Reformen und Einsparungen durch Um genugend Kredite auftreiben zu konnen musste Necker aber nicht nur ausreichend finanzielle Mittel fur die Zinskosten freistellen sondern er musste die Investoren und Geldgeber auch davon uberzeugen konnen dass ihr Geld beim franzosischen Staat in sicheren Handen war Uber das 18 Jahrhundert hinweg war dieser namlich einige Male bankrottgegangen so etwa 1715 1721 1726 1759 und 1770 und die Glaubiger des Staates hatten jedes Mal grosse Verluste hinnehmen mussen Uberdies waren die Finanzen der Monarchie Staatsgeheimnis und bis dahin nie veroffentlicht worden was seine Kreditwurdigkeit ebenfalls untergrub Nun wollte Necker bei den Kreditoren um Vertrauen werben und zeigen dass die Finanzen des Staates gesund waren obwohl dieser seit mehreren Jahren in einen teuren Krieg verwickelt war Daher veroffentlichte er mit Zustimmung des Konigs Ludwig XVI am 19 Februar 1781 seinen Compte rendu Es war das erste Mal in der Geschichte Frankreichs dass die Offentlichkeit Zahlen uber die Staatsfinanzen zu Gesicht bekam Inhalt BearbeitenDer Compte rendu enthalt einen Aufsatz in welchem Necker Rechenschaft uber seine bisherige Reformpolitik gibt und den nachfolgenden eigentlichen Finanzbericht mit den Zahlen fur das Jahr 1781 Aufsatz Bearbeiten Der Aufsatz seinerseits besteht aus einem kurzen Vorwort und drei nachfolgenden Teilen Im Vorwort wird dargelegt wieso die Veroffentlichung der Staatsfinanzen vorteilhaft sei Die Minister und ubrigen Entscheidungstrager in der Regierung mussten den Zustand der Finanzen kennen damit sie ihre Politik danach ausrichten konnten 1 Zudem zeige das Beispiel Englands dass der Staat viel mehr Kredit bekomme wenn er die Geheimnistuerei beende und mit offenen Karten spiele In England werde der Finanzhaushalt jahrlich dem Parlament vorgelegt und danach veroffentlicht und sei daher jederzeit bekannt 2 Daher finde England viel mehr Kredit obwohl es an Bevolkerung und Flache kleiner sei als Frankreich Im ersten Teil werden der Zustand der Finanzen und des offentlichen Kredits dargelegt Hier steht die Schlusselstelle des Compte rendu in welcher Necker versichert dass trotz eines strukturellen Defizits welches noch 1776 bestand und trotz der grossen Kriegsausgaben die Staatsfinanzen gesund seien und nun ein ordentlicher Uberschuss von 10 2 Mio Livre bestehe Je me hate dans ce moment d annoncer a V M Votre Majeste que tant par l effet de mes soins et des diverses reformes qu elle a permises que par l amelioration de ses revenus ou par leur augmentation naturelle et enfin par l extinction de quelques rentes et de quelques remboursemens l etat actuel de ses finances est tel que malgre le deficit en 1776 malgre les depenses immenses de la guerre et malgre les interets des emprunts faits pour y subvenir les revenus ordinaires de V M excedent dans ce moment ses depenses ordinaires de dix millions deux cent mille livres Ich beeile mich nun Eurer Majestat zu vermelden dass sowohl durch das Ergebnis meiner Bemuhungen und verschiedener Reformen welche Ihr erlaubt habt als auch durch die Erhohung Eurer Einnahmen oder deren naturliche Steigerung und schliesslich durch die Erloschung einiger Renten und Schuldruckzahlungen der aktuelle Zustand Eurer Finanzen derart ist dass trotz des Defizits von 1776 trotz der immensen Kriegsausgaben und trotz der Zinsen fur die Anleihen welche fur dessen Unterhalt aufgenommen wurden die ordentlichen Einnahmen Eurer Majestat momentan Eure ordentlichen Ausgaben um 10 200 000 Livre ubersteigen 3 Anders als im letzten Krieg Siebenjahriger Krieg bei welchem der franzosische Staat nach drei Jahren Kampf in die Insolvenz sturzte Oktober 1759 sei diesmal auch der offentliche Kredit stabil geblieben 4 Die franzosische Regierung finde genugend Geld um ihr militarisches Engagement im Amerikanischen Unabhangigkeitskrieg zu finanzieren Sodann kommt Necker auf die Antizipationen kurzfristige Vorschusse zu sprechen welche seiner Meinung nach nicht zu hoch sein sollten weil diese Form von Kredit nur wenige Monate lief und daher immer wieder erneuert werden musste was bei temporarem Austrocknen des Kapitalmarktes schwierig werden konnte 5 Danach werden kurz die staatliche Buchfuhrung comptabilite und die Diskontbank caisse d escompte angesprochen Im zweiten Teil werden die verschiedenen Reformen innerhalb der Finanzverwaltung erlautert Zunachst werden die Pensionen Gratifikationen und weiteren pekuniaren Zuwendungen angesprochen dons croupes et pensions 6 ein Ausgabeposten der im Ancien Regime ein wichtiger Schuldenfaktor war Sodann beschreibt Necker wie er die Profite der Finanzleute begrenzt habe was im Zusammenhang mit dem Aufbau des damaligen Staatsapparates gesehen werden muss Dieser war gepragt durch ein grosses Burokratisierungsdefizit Durch die Institution der Amterkauflichkeit waren wichtige Aufgaben und Amter innerhalb der Finanzverwaltung Steuereinziehung Geldverwaltung Rechnungsbegleichungen etc an privatwirtschaftliche Unternehmer verkauft Ferme generale welche fur ihre Dienste jedoch grosse Summen einstrichen und die Fuhrung des Staates schwerfallig und kompliziert machten Necker trachtete danach die Profite dieser privatwirtschaftlichen Finanzleute zu schmalern und sie besser zu kontrollieren Zur Sprache kommen im Compte rendu die Kassierer Tresoriers 7 die Hauptsteuerpachter fur die direkten Steuern Receveurs generaux 8 die Hauptsteuerpachter fur die koniglichen Landereien und Walder Receveurs generaux des domaines et bois 9 die Auszahler der koniglichen Renten Payeurs des rentes de l Hotel de Ville 10 sowie die grosse Steuerreform von 1780 welche die Einziehung eines Grossteils der indirekten Steuern auf drei grosse Kompanien verteilte Division de la Perception de tous les droits entre trois compagnies 11 Als weitere Themen werden die Ausgaben des koniglichen Haushaltes angesprochen Depenses de la maison du roi 12 welche gemass Necker stark gekurzt wurden sodann die Verwaltung der Krondomanen domaines du roi 13 und koniglichen Walder forets 14 und die Pragung des Munzgeldes monnaies 15 Gemass Necker haben all diese Reformen nicht nur zu grossen Einsparungen sondern auch zu mehr Ordnung und Ubersicht in der Verwaltung gefuhrt 16 Im dritten umfangmassig grossten Teil des Aufsatzes kommen allgemeinere politische Themen und Reformen zur Sprache welche zwar nicht direkt mit den staatlichen Finanzen zu tun hatten aber fur die allgemeine Prosperitat des Landes dennoch als wichtig bezeichnet werden dispositions generales qui n ont eu pour but que le plus grand bonheur de ses peuples et la prosperite de l etat 17 Einen grossen Raum nehmen dabei fiskalpolitische Diskussionen ein Vor allem das System der indirekten Steuern war im damaligen Frankreich sehr kompliziert wenig berechenbar und auch sehr ungleich verteilt was einerseits eine standige Ungewissheit fur die Steuerzahler bedeutete andererseits fur das Wirtschaftsklima im Land schadlich war Necker versuchte hier Verbesserungen durchzufuhren musste aber zugeben dass wegen des Krieges einige Projekte verschoben werden mussten insbesondere jene welche eine gewisse Ertragseinbusse befurchten liessen Denn um den Schuldendienst sicherzustellen war er angstlich darauf bedacht die Einkunfte des Konigs Ludwig XVI nicht zu schmalern mochten die damit verbundenen Reformen auch noch so sinnvoll sein So musste die Reform der capitation eine Art Kopfsteuer auf spater verschoben werden 18 ebenfalls die der Salzsteuer gabelles 19 Diese war ein besonders eindruckliches Beispiel dafur wie kompliziert das damalige Steuersystem war Frankreich war bezuglich der Salzsteuer in mehrere grosse Hauptsteuerklassen eingeteilt in welchen der Salzpreis ganz unterschiedlich hoch war Dieses Preisspektrum fuhrte zu grossem Salzschmuggel welcher wiederum unter Einsatz grosser Ressourcen bekampft werden musste Auch innerhalb dieser Hauptsteuerklassen gab es grosse Preisunterschiede so dass praktisch im ganzen Land ein permanenter Schmuggelkrieg herrschte Um dem entgegenzuwirken schlagt Necker im Compte rendu zwei alternative Massnahmen vor Entweder man schaffe die Salzsteuer komplett ab was aber angesichts ihres grossen Ertrages von 54 Mio Livre nicht moglich sei oder man sorge wenigstens fur einen einigermassen einheitlichen Salzpreis damit dem Schmuggel die Grundlage entzogen werde Doch solche komplizierten Reformen konnten erst nach Beendigung des Krieges angegangen werden Weitere von Necker angesprochene Steuerarten waren die Zwanzigsten auf das Einkommen vingtiemes 20 die Hauptertragssteuer taille et capitation taillable 21 die Steuer auf offizielle Akten droits de controle 22 Grenzzolle und Wegzolle droits de traites et peages 23 die lokale Warensteuern aides 24 Steuern auf den Amterbesitz centieme denier beim Abschnitt parties casuelle 25 sowie die Fron corvee 26 Neben diesen fiskalpolitischen Diskussionen spricht er auch Themen institutioneller und sozialpolitischer Art an Einen grossen Raum nehmen insbesondere die Provinzialadministrationen ein 27 Dieses Projekt von Necker gestartet sah die Errichtung von Regionalparlamenten vor welche im begrenzten Gebiet einer Provinz Losungen zu regionalpolitischen Problemen suchen sollten Insbesondere die gerechte Aufteilung der Steuern die Behandlung der Klagen der Steuerpflichtigen der Strassenunterhalt und die Mehrung des allgemeinen Wohlstandes gehorten zu ihren zentralen Aufgaben Obwohl jegliche Beschlusse dieser Administrationen an die konigliche Zustimmung gebunden blieben und dessen volle Autoritat nicht beschrankt wurde erkannte Necker dass es nicht notig und auch nicht sinnvoll war wenn Losungsansatze immer nur von Versailles ausgingen Die in der Region selbst wohnenden Leute hatten oftmals viel grossere Kenntnisse der lokalen Gegebenheiten und konnten daher viel genauer und sensibler auf sie reagieren als die weit entfernte konigliche Regierung in Versailles Zwei weitere Punkte betreffen die von Necker 1777 abgeschafften Finanzintendanten intendants des finances 28 sowie das Comite contentieux 29 ein Gremium zur Behandlung von Streitfallen und Klagen welches den Finanzminister in seiner taglichen Arbeit entlasten soll Am Ende des Aufsatzes kommt behandelt Necker einige wirtschafts und sozialpolitische Themen Eines davon betrifft den Mont de Piete Mont de piete et consignations 30 ein staatliches Leihhaus welches es den aus der Provinz nach Paris hergezogenen jungen Leuten erlauben sollte Kleinkredite aufzunehmen ohne die von privaten Kreditgebern oftmals geforderten Wucherzinsen bezahlen zu mussen In den darauffolgenden Punkten uber das Manufakturwesen manufactures 31 die Gewichte und Masse poids et mesures 32 und den Getreidehandel grains 33 spricht sich Necker fur eine dezidiert liberale Wirtschaftspolitik aus So sollten die Manufakturen von staatlicher Seite nicht zu sehr reglementiert sein dennoch sollte der Staat versuchen sie zu fordern und talentierte Handwerker aus dem Ausland anzuziehen Die verschiedenen Gewichte und Massen sollten vereinheitlicht werden doch ware dies gemass Necker eine gewaltige Arbeit weil dann viele Vertrage und Dokumente umgeschrieben werden mussten Der Getreidehandel sollte prinzipiell frei sein doch durfe man nicht ins Extrem verfallen In Zeiten schlechter Ernten musse er auch eingeschrankt werden konnen Sodann kommt auch der Maintmorte zur Sprache 34 ein altes feudales Recht welches die Leibeigenen und ihre allfalligen Guter unter der Verfugungsgewalt des Herrn hielt Der Konig hatte in seinen eigenen Landern die Leibeigenen von diesem Recht befreit und Necker nimmt mit Befriedigung zur Kenntnis dass einige weitere Lehnsherren dem koniglichen Beispiel gefolgt waren Darauf folgen Erlauterungen zu den Spitalern und Gefangnissen Hopitaux et prisons 35 welche oftmals schlecht organisiert waren und den Zustand der Patienten bzw Insassen eher verschlimmerten Necker und insbesondere seine Frau die Saloniere Suzanne Necker hatten hier einige Reformen im Sinne der Aufklarung veranlasst Madame Necker hatte 1778 in der Pariser Gemeinde Saint Sulpice ein Hospital errichtet welches nach modernen medizinischen Gesichtspunkten organisiert war und als Modell fur alle weiteren Spitaler des Landes dienen sollte Sodann beschreibt Necker wie er den Bau eines neuen grosseren Gefangnisses durchgesetzt habe worin die Insassen nach Geschlecht Alter und Art des Vergehens getrennt werden konnten Am Schluss versichert Necker dass er sich mit Hingabe und vollem Einsatz der wichtigen Aufgabe gewidmet habe welche ihm der Konig zugetragen habe Er habe nicht nur auf das private Vergnugen verzichtet sondern auch darauf seinen Freunden mit Amtern und Zuwendungen zu dienen Je ne sais si l on trouvera que s ai suivi la bonne route mais certainement je l ai cherchee et ma vie entiere sans aucun melange de distractions a ete consacree a l exercice des importantes fonctions que V M m a confiees je n ai sacrifie ni au credit ni a la puissance et j ai dedaigne les jouissances de la vanite J ai renonce meme a la plus douce des satisfactions privees celle de servir mes amis ou d obtenir la reconnoissance de ceux qui m entourent Si quelqu un doit a ma simple faveur une pension une place un emploi qu on le nomme Ich weiss nicht ob man den von mir eingeschlagenen Weg als richtig befinden wird aber auf jeden Fall habe ich ihn gesucht und mein ganzes Leben ohne irgendwelche Zerstreuung ist den wichtigen Aufgaben gewidmet welche Eure Majestat mir anvertraut haben ich habe nichts dem Kredit und nichts den Genussen des Lebens geopfert Ich habe selbst dem schonsten aller privaten Belohnungen entsagt namlich meinen Freunden zu dienen oder von meinem Umfeld Anerkennung zu erlangen Wenn irgendjemand meiner alleinigen Gunst eine Pension ein Amt eine Stelle verdankt moge man ihn benennen 36 Finanzbericht Bearbeiten Der Finanzbericht prasentiert die Einnahmen und Ausgaben der koniglichen Schatzkammer welche fur das Jahr 1781 voraussichtlich anfielen sowie eine Liste der vorgesehenen Schuldentilgungen Zunachst folgen zwei Tabellen mit der detaillierten Auflistung der Einnahmen und Ausgaben welche gemass der Uberschrift fur ein Normaljahr in die Schatzkammer flossen portes aux tresor royal pour l annee ordinaire bzw durch sie getatigt wurden payees au tresor royal pour l annee ordinaire Die Liste fur die Einnahmen umfasst 31 Artikel diejenige fur die Ausgaben 49 Artikel Alle Zahlen sind auf 1000 Livre genau gerundet und einigen der Artikel sind erklarende Bemerkungen angefugt so z B bei Artikel 23 der Einnahmen dass der konigliche Anteil der Ertrage der drei grossten Steuerpachtkompanien voraussichtlich grosser sein werde als angegeben oder bei Artikel 1 der Ausgaben dass die Pensionen von jetzt an zentral uber die Schatzkammer bezahlt werden sollten und der entsprechende Fonds der Kriegsmarine deshalb um 8 Mio Livre verkleinert worden sei etc Anschliessend an die beiden detaillierten Listen folgt in Kurzform ein Resume in welchem dieselben Zahlen in derselben Reihenfolge wiederholt werden Danach zieht Necker folgende Bilanz Total Einnahmen 264 154 000Total Ausgaben 253 954 000Einnahmenuberschuss 10 200 000Total Einnahmen von 264 154 000 Livre stehen total Ausgaben von 253 954 000 Livre gegenuber was unter dem Strich einen Einnahmenuberschuss von 10 200 000 Livre ergibt Einer letzten Bemerkung ist zu entnehmen dass dieser Uberschuss unabhangig von den vorgesehenen Schuldentilgungen von 17 326 666 Livre sei deren Auflistung den Schluss des Compte rendu bildet Die Betrachtung der Kaufkraft einer historischen Wahrung ist schwierig hier ein Versuch 1 Louis d or entsprach 24 Livres 1 Sou waren ein Zwanzigstel Livre 1 Liard entsprach ein Viertel Sou Ein durchschnittliches table d hote oder Mittagsmenu kostete 1 Livre der Preis fur ein Brot lag zwischen 2 Sous bis 12 Sous Eine Tasse Cafe au lait in einem Strassencafe kostete 2 Sous Der gewohnliche Sitzplatz in der Comedie francaise war fur 1 Livre und in der Opera fur 2 Livres 8 Sous zu erwerben Die Fahrt mit einer Postkutsche carrosse von Bordeaux nach Paris kostete 72 Livres 37 Zur Interpretation der Zahlen BearbeitenDer Compte rendu und insbesondere der Finanzbericht ist nicht einfach zu verstehen Dies ist teilweise dem Umstand geschuldet dass Necker im Compte rendu selbst keine detaillierten Angaben zur richtigen Interpretation seiner Zahlen macht Erst seine spateren Werke welche er im Zusammenhang mit seiner Kontroverse mit Calonne veroffentlichte Memoire vom April 1787 und die Nouveaux Eclaircissemens vom August 1788 haben grossere Klarheit gebracht Bruttoeinnahmen vs Nettoeinnahmen Bearbeiten Zunachst einmal muss man sich von der Vorstellung verabschieden es handle sich hier um die Gesamtheit der ordentlichen Finanzen des Konigs Wahrend im Compte rendu ordentliche Einnahmen von 264 Mio Livre verzeichnet sind lagen die gesamthaften ordentlichen Einnahmen des Konigs im Jahr 1781 in Tat und Wahrheit bei etwa 430 Mio Livre Der grosse Unterschied ruhrt daher dass im Compte rendu nur die Finanzen verzeichnet sind welche in die konigliche Schatzkammer tresor royal flossen Trotz ihres Namens war diese konigliche Schatzkammer aber keineswegs eine Zentralkasse durch welche alle staatlichen Finanzstrome geflossen waren Die schwache Burokratisierung der damaligen Finanzverwaltung brachte es mit sich dass es viele weitere Kassen gab welche ebenfalls Gelder des Konigs verwalteten und staatliche Ausgaben tatigten 38 In der Regel wurden nur die ubriggebliebenen Nettoertrage dieser Kassen nach Abzug aller von ihnen zu leistenden Ausgaben an die konigliche Schatzkammer uberwiesen und diese ordentlichen Nettoertrage waren es welche im Compte rendu aufgefuhrt sind Die ordentlichen Bruttoeinnahmen sind im Compte rendu nicht ersichtlich und werden von Necker nur an einer Stelle kurz erwahnt 39 Allerdings konnen sie bei Mathon de la Cour eingesehen werden der 1788 eine Sammlung verschiedener Finanzberichte publiziert hat unter anderem auch den Compte rendu von 1781 Demnach beliefen sie sich auf etwa 427 Mio Livre und die Abzuge deductions auf etwa 163 Mio Livre was dann die im Compte rendu enthaltenen ordentlichen Nettoeinnahmen von 264 Mio Livre ergibt 40 Ordentliche vs ausserordentliche Finanzen Bearbeiten Ebenfalls wichtig zu beachten ist die Unterscheidung zwischen ordentlichen und ausserordentlichen Einnahmen und Ausgaben Unter ordentlichen Einnahmen sind alle Steuern und Abgaben zu verstehen welche alljahrlich durch konigliche Autoritat vom Volk erhoben werden On doit entendre par les revenus ordinaires d un etat ceux qui proviennent des contributions annuelles levees sur les peuples en vertu des lois emanees de l autorite souveraine 41 Zu den ordentlichen Ausgaben meint Necker Quant aux depenses ordinaires les unes sont fixees par des edits ou des declarations telles que les rentes soit perpetuelles soit viageres les interets des effets au porteur les gages des offices etc les autres sont determinees par des arrets du conseil et quelques unes ont ete simplement autorisees par des decisions particulieres du souverain deutsch Was die ordentlichen Ausgaben betrifft so sind die einen fixiert durch Edikte oder Deklarationen wie etwa die standigen Renten und die Leibrenten die Zinsen der Inhaber von Scheinen die Gagen fur die Amter etc die anderen sind festgelegt durch Ratsbeschlusse und wiederum andere wurden ganz einfach durch einzelne Entscheidungen des Konigs autorisiert 42 Ordentliche Einnahmen und Ausgaben konnten demnach auf verschiedenen Wegen zustande kommen doch entscheidend war dass sie alle bis zu einem gewissen Grad standig und fixiert waren Necker selbst gab zu dass es zu weniger Verwirrung gefuhrt hatte wenn man sie nicht mit ordentlich sondern mit fix benannt hatte 43 Es war eine damals unbestrittene buchhalterische Maxime dass ordentliche Ausgaben durch ordentliche Einnahmen gedeckt werden sollten was im Endeffekt nichts anderes heisst als dass man strukturell ausgeglichene Finanzen anstrebte Ausgaben fur unvorhergesehene und temporare Ausgabe wie z B fur Kriege oder fur die Bewaltigung von Naturkatastrophen durften und mussten sogar mit Krediten gedeckt werden weil sie die Hohe des ordentlichen Budgets oftmals bei weitem uberstiegen Entscheidend bei diesem buchhalterischen Konzept war dass die Schuldzinsen auf alle Falle zu den ordentlichen Ausgaben gerechnet wurden Denn solange der Schuldendienst durch ordentliche Einnahmen getragen werden konnte fand keine Uberschuldung statt Konnten die ordentlichen fixen Ausgaben und der Schuldendienst jedoch nicht mehr durch die ordentlichen alljahrlichen Einnahmen gedeckt werden dann war zu befurchten dass der Staat mehr und mehr Kredite aufnehmen musste und die Schuldenspirale sich unkontrolliert zu drehen begann Aus diesen Uberlegungen heraus waren in Neckers Compte rendu nur die ordentlichen Einnahmen und Ausgaben berucksichtigt denn ausgeglichene ordentliche Finanzen galten als ein guter Indikator fur gesunde Staatsfinanzen Alle ausserordentlichen Finanzen insbesondere die Kriegskosten oder die Kreditaufnahmen waren daher im Compte rendu nicht zu finden Es ist anzunehmen dass die Uberschriften der Einnahmen und Ausgabenlisten im Compte rendu pour l annee ordinaire in diesem Sinne eines ordentlichen Finanzjahres zu verstehen sind Es ist bisweilen die Meinung vertreten worden Necker habe mit diesem annee ordinaire ein Durchschnittsjahr gemeint was er aber klar verneint hat 44 Zeitraumrechnung vs Zeitpunktrechnung Bearbeiten Zuweilen ist irrtumlicherweise angenommen worden es handle sich beim Compte rendu um eine Bilanz im Sinne eines Jahresabschlusses Dies jedoch ist deshalb nicht moglich weil der Bericht bereits am 19 Februar des Jahres 1781 veroffentlicht wurde als noch nicht einmal zwei Monate des Jahres verflossen waren Er kann deshalb nicht retrospektiver ruckschauender Art sein sondern nur prospektiv vorausschauend Andererseits ist es auch ungenau den Compte rendu als Budget zu bezeichnen Ein Budget in unserem heutigen Wortsinn stellt fur eine bestimmte Person oder Korperschaft und fur einen bestimmten Zeitraum meist ein Jahr alle Einnahmen und Ausgaben gegenuber versucht also den gesamten Budgetzeitraum moglichst genau abzubilden Wenn etwa ein Staat ein Jahresbudget beschliesst dann grundsatzlich mit der Absicht dass darin enthaltenen Einnahmen und Ausgaben dem tatsachlichen Jahresendergebnis auch entsprechen Ein Budget ist demnach eine Zeitraumrechnung Anders beim Compte rendu Dieser ist keine Zeitraumrechnung sondern eine Zeitpunktrechnung Er besass nur Gultigkeit fur den Januar 1781 als er dem Konig vorgelegt wurde und partiell fur den Februar 1781 als er veroffentlicht wurde danach nicht mehr denn die Einnahmen und Ausgabenstruktur wurde laufend verandert 45 Bereits im selbigen Februar und dann im Marz wurden zwei neue Kriegskredite aufgenommen welche die Zinslasten erhohten und damit den am 19 Februar veroffentlichten Compte rendu obsolet machten Er war also kein Budget welches die Einnahmen und Ausgaben fur das Jahr 1781 fest einplante sondern nur der momentane Einnahmen Ausgaben Stand zum Zeitpunkt der Publikation Er war eine Art Fixstern welche dem Finanzminister anzeigte wie die momentane finanzielle Lage seines Landes war und ob es sich neue Kredite leisten konnte oder ob zunachst Einsparungen vorgenommen werden mussten 46 Ein Compte rendu war also nur eine Zeitpunktrechnung und nach jeder neuen Kreditaufnahme nach jedem neuen Reformschritt nach jeder neuen Anderung der Einnahmen und oder Ausgabenseite war er logischerweise nicht mehr aktuell und musste durch einen neuen ersetzt werden Neckers Zahlen vom Februar 1781 wollten also nicht aussagen dass am Ende des Jahres auch tatsachlich ein ordentlicher Uberschuss realisiert wurde sondern bloss dass momentan im Februar 1781 ein geplanter Uberschuss vorhanden war der zur Aufnahme neuer Kredite verwendet werden konnte Zusammenfassung Bearbeiten Zusammenfassend handelt es sich bei Neckers Compte rendu also um eine Auflistung der ordentlichen Nettoeinnahmen und Nettoausgaben der koniglichen Schatzkammer Sie bilden den momentan Januar 1781 gultigen Einnahmen Ausgaben Plan fur das Jahr 1781 Weitere Comptes rendus BearbeitenNeckers Compte rendu ist keineswegs der einzige der damaligen Zeit Auch andere Finanzminister haben ihre eigenen Finanzberichte verfasst und dem Konig vorgelegt Das Wort compte rendu ist deshalb nicht spezifisch fur Neckers Bericht vom Februar 1781 reserviert sondern ist ganz einfach das franzosische Wort fur Rechenschafts oder Finanzbericht ganz allgemein und bezeichnet auch die Berichte anderer Finanzminister Ebenfalls zu erwahnen sind beispielsweise Compte rendu von Abbe Terray fur das Jahr 1774 C r von Turgot fur 1776 C r von Bernard de Clugny fur 1776 Situation des finances von Joly de Fleury fur 1783 C r von Calonne fur 1787 C r von Lomenie de Brienne fur 1788Eine Sammlung solcher Comptes rendus wurde 1788 von Mathon de la Cour 1738 1793 publiziert Da Neckers Bericht von 1781 jedoch der bekannteste ist wird wenn keine weiteren Zusatze stehen mit Compte rendu in der Regel auf diesen Bezug genommen Kritik BearbeitenDer Compte rendu insbesondere die Zahlen des Finanzberichts wurden von Zeitgenossen und Historikern als falsch kritisiert Bald nach der Veroffentlichung im Februar 1781 wurden eine Pamphletkampagne gestartet welche die Richtigkeit der Zahlen und insbesondere den konstatierten Uberschuss von 10 2 Mio Livre anzweifelten Darunter ist auch eines des spateren Finanzministers Calonne mit dem Titel Les Comments Die Wie s Die Kontroverse zwischen Necker und Calonne 1787 1788 Bearbeiten nbsp Alexandre de Calonne franzosischer Finanzminister und Gegner NeckersIm November 1783 wurde Alexandre de Calonne zum neuen Finanzminister Frankreichs berufen Weil er die finanzielle Situation nicht in den Griff bekam musste er fur den Februar 1787 eine Notabelnversammlung einberufen Dort verkundete er den Notabeln dass Neckers Compte rendu sich um mindestens 56 Mio Livre geirrt habe und der behauptete Uberschuss von 10 2 Mio Livre in Wahrheit ein Defizit von mindestens 46 Mio Livre gewesen sei Necker kamen diese Ausserungen des Finanzministers zu Ohren und es entwickelte sich daraus eine publizistische Fehde zwischen den beiden die sich uber eineinhalb Jahre bis in den Sommer 1788 hinzog Necker versuchte zunachst beim Konig eine Moglichkeit zu erwirken seine Zahlen entweder offentlich oder vor den Notabeln zu verteidigen Als ihm dies verwehrt wurde publizierte er im April 1787 trotz koniglichen Verbots eine Antwortschrift mit dem Titel Memoire dt Denkschrift Darin geht Necker detailliert auf die Entwicklung der Staatsfinanzen ein und weist die von Calonne vor den Notabeln vorgebrachten Zahlen in aller Form zuruck Wahrend seines ersten Ministeriums von 1776 bis 1781 so Necker habe er fur den Staat total etwa 530 Mio Livre an Krediten aufgenommen was jahrliche Zinskosten von etwa 45 Mio Livre nach sich ziehe 47 Zudem habe gemass dem Finanzbericht seines Vorgangers Bernard de Clugny im Jahre 1776 noch ein ordentliches Defizit von 24 Mio bestanden welches Neckers allerdings eher auf 27 Mio schatzte Doch gleichzeitig habe er die Staatsrechnung auch entlastet sowohl durch Mehreinnahmen als auch durch Minderausgaben was Necker unter dem Stichwort ameliorations subsumiert Diese Entlastungen welche Necker im Memoire Punkt fur Punkt auflistet wurden jahrlich auf etwa 84 Mio Livre zu stehen kommen mehr als genug also um sowohl die zusatzlichen jahrlichen Zinsen von 45 Mio als auch das 24 Mio Defizit von 1776 zu tragen 48 Danach beschreibt Necker den weiteren Verlauf den die Finanzen seines Erachtens nach seinem Rucktritt 1781 bis zur Gegenwart von 1787 genommen haben Es war gemass Necker diese Epoche in welcher die finanzpolitischen Sunden geschahen und der ordentliche Finanzhaushalt aus dem Ruder lief Auf das Memoire antwortete Calonne im Januar 1788 mit seiner Reponse de M de Calonne a l ecrit de M Necker deutsch Antwort von Monsieur de Calonne auf die Schrift von Monsieur Necker Noch einmal versichert er dass 1781 der tatsachliche Finanzverlauf ein anderer war als der in Neckers Compte rendu behauptete Auch Calonne tragt viele Zahlen vor und geht jeden einzelnen Artikel des Compte rendu durch der seiner Meinung nach nicht richtig war Unter dem Strich habe Necker die Einnahmen um 27 Mio Livre zu hoch und die Ausgaben um 29 Mio zu tief eingetragen was in der Summe genau den von ihm vorgebrachten Fehlbetrag von 56 Mio Livre ergebe 49 Bei all diesen Zahlen bezieht sich Calonne auf die sogenannten compte effectifs welche vermutlich eine Art Jahresendergebnis der tatsachlich realisierten Einnahmen und Ausgaben waren Diese seien die einzigen verlasslichen Dokumente wenn es um die Rekonstruktion des Finanzjahres gehe 50 Doch sie sind nicht auffindbar und bleiben daher mysterios Im Anhang an seine Reponse prasentiert Calonne 20 sogenannte pieces justificatives welche eine Art Bestatigungsschreiben waren und die Echtheit von Calonnes Zahlen beglaubigen sollten doch sie entsprechen nicht den comptes effectifs und ihr beweistechnischer Wert ist daher zweifelhaft 51 Auf diese Schrift von Calonne antwortete Necker im August 1788 wenige Tage vor seiner neuerlichen Ernennung an die Spitze des Finanzministeriums mit der Schrift Nouveaux Eclaircissemens sur le compte rendu au roi deutsch Abermalige Erlauterungen zum Konig abgegebenen Rechenschaftsbericht Diese Schrift ist ziemlich umfangreich und Necker geht darin Punkt fur Punkt alle Anschuldigungen von Calonne durch In einem Kapitel gibt er freimutig zu dass sich am Ende des Jahres nicht ganz alle Zahlen so realisiert hatten wie im Compte rendu angenommen doch sei dies bei einem prospektiven Bericht unvermeidlich Im Ubrigen spreche der Fehlbetrag nicht zu Gunsten von Calonne sondern zu seinen eigenen denn der konstatierte Uberschuss sei sogar noch hoher als im Compte rendu angenommen 52 Auf jeden Fall bekraftigt Necker noch einmal dass Calonnes Anschuldigungen ganz und gar unhaltbar seien dass er standig ordentliche und ausserordentliche Finanzen verwechsle und auch andere buchhalterische Grundsatze missachte Danach endete die Kontroverse zwischen Calonne und Necker Calonne der im April 1787 wahrend der Notabelnversammlung als Finanzminister entlassen worden war floh bald danach nach London weil vom Pariser Parlament ein Haftbefehl gegen ihn wegen Verdachts auf ungetreue Geschaftsfuhrung vorlag Nach Erscheinen von Neckers Nouveaux Eclaircissemens im Sommer 1788 kundete Calonne zwar eine weitere Antwortschrift fur das Folgejahr an diese erschien aber nie 53 Die Urteile der Historiker Bearbeiten Viele Historiker haben sich dem Urteil Calonnes angeschlossen und die Richtigkeit des Compte rendu bezweifelt Dieses Urteil schien sich dadurch zu bestatigen dass das alte Frankreich seit dem Mittelalter fast standig mit finanziellen Problemen zu kampfen hatte Uberdies waren es insbesondere kriegerische Auseinandersetzungen welche die Staatsfinanzen belasteten und oftmals kamen Staatsbankrotte wahrend oder am Ende eines Krieges z B am Ende des Spanischen Erbfolgekrieges in den 1710er Jahren oder 1759 wahrend des Siebenjahrigen Krieges Daher schien der von Necker in seinem Compte rendu konstatierte Uberschuss unglaubwurdig Zahlreiche Finanzhistoriker insbesondere des 19 und des beginnenden 20 Jahrhunderts haben deshalb den Compte rendu als irrefuhrend bis komplett falsch bezeichnet Eine kurze Zusammenfassung daruber ist bei Harris im Journal of Modern History zu finden 54 Rene Stourm 1885 etwa meinte es habe im damaligen Frankreich noch gar keine richtige Buchhaltung gegeben und deshalb seien weder Neckers Zahlen als auch jene von Calonne unglaubwurdig 55 Marcel Marion 1914 bezeichnete die von Necker behaupteten Einsparungen als frei erfunden ces calculs fantaisistes 56 und als Halb Massnahmen 57 und deshalb konne es 1781 keinen ordentlichen Uberschuss gegeben haben Aber auch Historiker jungerer Zeiten haben meist in dieselbe Kerbe gehauen So meinte etwa 1988 der Wirtschaftshistoriker Wolfgang Oppenheimer in der bisher einzigen deutschsprachigen Necker Biografie dass Necker seinen Compte rendu beschonigt und in einem freundlichen Licht dargestellt habe 58 Diesem Urteil hat der amerikanische Historiker Robert D Harris widersprochen 1979 und 1986 59 veroffentlichte er zwei Bucher in welchen er sich eingehend mit Neckers politischer Karriere auseinandersetzte Necker Reform statesman of the Ancien Regime und Necker and the Revolution of 1789 Sein Standpunkt geht dahin dass Neckers strukturelle und institutionelle Reformen von den fruheren Finanzhistorikern nicht genugend gewurdigt worden seien und auch der Compte rendu mehr Glaubwurdigkeit beanspruchen durfe als ihm von Marion oder Stourm zugestanden werde Insbesondere verweist er auf den Punkt dass sowohl Calonne als auch spatere Historiker kaum glaubwurdige Dokumente oder Indizien anzufuhren vermogen um ihre Zahlen zu stutzen wahrend Necker fur alle seine Zahlen Beglaubigungsschreiben archiviert hat von denen die meisten in seiner Altersresidenz im schweizerischen Coppet nahe Genf noch heute einsehbar sind 60 Zudem sei die Unterscheidung in ordentliche und ausserordentliche Finanzen auch buchhalterisch durchaus sinnvoll und dass Necker die Kriegsausgaben nicht in sein Compte rendu aufgenommen habe sei keine Irrefuhrung sondern damals allgemeine buchhalterische Praxis 61 Seit Harris hat sich kein Historiker mehr eingehend mit dem Compte rendu befasst und daher muss von wissenschaftlicher Seite die ganze Sache als offen gelten Quellen BearbeitenCharles Alexandre de Calonne Reponse de M de Calonne a l ecrit de M Necker London 1788 Charles Joseph Mathon de la Cour Collection de comptes rendus pieces authentiques etats et tableaux concernant les finances de France depuis 1758 jusqu en 1787 Lausanne 1788 Jacques Necker Œuvres completes 15 Bande Aalen 1970 Literatur BearbeitenFrancoise Bayard et al Dictionnaire des surintendants et controleurs generaux des finances du XVIe siecle a la Revolution francaise de 1789 Paris 2000 Lucien Bely Hrsg Dictionnaire de l Ancien Regime Paris 2003 John Francis Bosher French Finances 1770 1795 From Business to Bureaucracy London 1970 Joel Felix The problem with Necker s Compte rendu au Roi 1781 In J Swann and J Felix Hrsg The crisis of the absolute monarchy Proceedings of the British Academy 184 British Academy Oxford University Press S 107 125 Robert D Harris Necker s Compte Rendu A Reconsideration In The Journal of Modern History Band 42 Nr 2 Juni 1970 S 161 183 Robert D Harris French Finances and the American War 1777 1783 In The Journal of Modern History Band 48 Nr 2 Juni 1976 S 233 258 Robert D Harris Necker Reform Statesman of the Ancien Regime London 1979 Marcel Marion Histoire financiere de la France 6 Bande Paris 1914 Wolfgang Oppenheimer Der Bankier des Konigs Munchen 2006 Rene Stourm Les finances de L Ancien Regime et de la Revolution 2 Bande Paris 1885 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Zeitgenossische Ubersetzungen des Compte rendu Quellen und VolltexteEinzelnachweise Bearbeiten Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 2 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 2 f Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 12 f Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 23 f Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 26 28 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 35 39 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 43 46 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 47 49 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 49 51 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 51 f Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 52 58 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 58 61 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 61 66 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 66 71 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 71 74 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 34 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 6 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 92 f Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 109 118 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 82 86 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 86 91 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 107 109 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 118 121 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 121 f Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 122 f Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 93 96 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 96 107 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 81 f Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 78 81 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 124 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 125 129 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 129 f Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 130 f Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 132 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 133 138 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 138 Philip Nicholas Furbank Diderot A critical biography Secker amp Warburg London 1992 ISBN 0 436 16853 7 S 474 Bosher French finances 67 Necker Compte rendu In Œuvres completes Band II S 15 Mathon de la Cour Collection 180 Necker Nouveaux Eclaircissemens In Œuvres completes Band II S 271 Necker Nouveaux Eclaircissemens In Œuvres completes Band II S 272 Necker Nouveaux Eclaircissemens In Œuvres completes Band II S 269 f Necker Nouveaux Eclaircissemens In Œuvres completes Band II S 270 f Harris Necker s Compte Rendu of 1781 A Reconsideration In The Journal of Modern History Band 42 Nr 2 Juni 1970 S 166 Harris Necker and the Revolution of 1789 S 155 157 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