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Der Codex Bamberg auch Bamberger Motettenhandschrift Ba ist eine Handschrift die in der Staatsbibliothek Bamberg unter der Signatur Msc Lit 115 aufbewahrt wird Der Codex zahlt neben dem Codex Montpellier zu den bedeutendsten Motettenhandschriften seiner Zeit Die Datierung die Lokalisierung und die Entstehungsumstande sind in der Forschung umstritten Die Handschrift wird entweder auf Ende des 13 Jahrhunderts oder Anfang des 14 Jahrhunderts datiert Die vielfach vertretene Lokalisierung des Hauptteils nach Paris wird neuerdings von kunsthistorischer Seite ausgeschlossen Die Fleuronne Ausstattung weist auf eine Entstehung in Sudfrankreich oder moglicherweise Italien hin 1 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Inhaltliche Gliederung 3 Zeitliche Einordnung des Repertoires 4 Konkordanzen 5 Diskographie 6 Bibliographie 6 1 Ausgaben 6 2 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDie Handschrift besteht aus 80 nummerierten Pergament Folios und zwei unnummerierten spater hinzugefugten Papierblattern Die Masse betragen 26 3 auf 18 6 cm Sie hat 10 Lagen mit je einem Quaternio und kann in vier Faszikel unterteilt werden Der zweite Teil der Handschrift mit den beiden Musiktraktaten ist wohl etwas spater entstanden Er war wie die Heftlocher der ursprunglichen Bindung vermuten lassen wohl ein selbststandiger Band bevor er zu unbekannter Zeit mit dem ersten Teil zusammengebunden wurde Die Handschrift gehorte zum Bestand der Bamberger Dombibliothek Im Jahr 1611 wurde sie neu gebunden wie zwischen 1611 und 1614 der gesamte Bestand der Pergamenthandschriften in der Dombibliothek Der Einband besteht aus Schweinsleder uber Holzdeckeln mit Goldpragung Auf der Vorderseite ist das Wappen des Bamberger Domkapitels thronender Kaiser Heinrich II zu sehen Auf der Ruckseite sind die Wappen des Dompropstes Johann Christoph Neustetter genannt Sturmer 1570 1638 und des Domdekans Hektor von Kotzau 1578 1619 Die Handschriften der Dombibliothek befinden sich seit der Sakularisation 1802 1803 in der heutigen Staatsbibliothek Bamberg Inhaltliche Gliederung BearbeitenDer Codex Bamberg kann inhaltlich in die folgenden vier Faszikel eingeteilt werden Die beiden unnummerierten Papierblatter gehoren nicht zum Corpus der Handschrift Faszikel 1 Folio 1 62 Faszikel 2 Folio 62 64 Faszikel 3 Folio 65 79 Faszikel 4 Folio 80 80 Der erste Faszikel enthalt 100 Doppelmotetten 44 lateinische 47 franzosische und 9 lateinisch franzosische Motetten Diese sind alphabetisch nach dem Beginn des Motetus geordnet und innerhalb der einzelnen Buchstaben gilt die Reihenfolge lateinisch franzosisch lateinisch franzosisch gemischt Die Doppelmotetten sind in Spalten notiert Es handelt sich ausschliesslich um dreistimmige mehrtextige Motetten Der zweite Faszikel enthalt acht Stucke in Partiturschreibweise der Conductus Deus in adiutorium und sieben Klauseln Der dritte Faszikel beinhaltet die musiktheoretische Abhandlung Practica artis musicae von Amerus Der vierte den Codex beschliessende Faszikel enthalt zwei Tonare die spater hinzugefugten zweistimmigen Motetten Alma redemptoris und Dulcis Ihesus memoria dat vera Zeitliche Einordnung des Repertoires BearbeitenDie einschlagigen Literatur zu dem Codex Ba gliedert die Motetten in Ba entsprechend ihren Entwicklungsstadien in funf unterschiedliche Gruppen 16 Motetten gehoren zu der altesten nachweisbaren Form der Motette Ihr Ursprung liegt in einer melismatischen Quelle und die Ausgangsklauseln fur den Tenor sind bereits nachweisbar Alle diese Motetten erschienen bereits in dem Notre Dame Repertoire Weitere 15 Motetten sind Motetten der altesten erhaltenen Form dieser Gattung In originaler Form liegen in Ba jedoch nur die sechs franzosischen Doppelmotetten dieses Entwicklungsstadiums vor Alle anderen Motetten dieser Gruppe wurden gegenuber der Originalgestalt stark verandert 36 Motetten stammen aus dem mehrtextigen Repertoire des alten Corpus des Codex Montpellier Auch finden sich in Ba 15 Motetten die erstmals im siebten Faszikel des Codex Mo uberliefert worden sind Bezuglich ihrer Entstehung sind sie dem neuesten Entwicklungsstadium zuzuordnen Diese Motetten haben ihre Originalgestalt beibehalten Es handelt sich hierbei vor allem um lateinische Motetten Die letzte Gruppe bilden 18 Motetten die erstmals in dem Codex Ba uberliefert werden Sie finden sich weder im Notre Dame Repertoire noch in dem Codex Mo Diese Motetten sind stilistisch nicht einheitlich und bringen zudem fur den Stil keine Neuerungen Sie bilden die jungste Gruppe im Codex Ba Konkordanzen BearbeitenDie Untersuchung der Konkordanzen mit anderen Musikhandschriften ergibt die folgende Unterteilung in funf Kategorien nach Ludwig S VI Die alteste nachweisbare Form der Komposition ist ein Notre Dame oder St V Melisma Die alteste erhaltene Form der Komposition ist eine Motetten bzw Conductus Form der Notre Dame Handschriften Die alteste erhaltene Form der Komposition ist die Form der Duplum bzw Tripelmotette im alten Corpus von Montpellier Zuerst in Montpellier Faszikel 7 uberlieferte Werke Zuerst in Codex Bamberg uberlieferte WerkeDabei entstammt der grosste Teil dem alten Corpus Faszikel zwei bis sechs der Handschrift Montpellier 36 der 100 Motetten also ein guter Drittel sind in ihrer altesten erhaltenen Form in diesem Teil von Montpellier zu finden Hinzu kommen funfzehn weitere Motetten welche im siebten Faszikel von Montpellier erstmals vorkommen Gesamthaft kommt also mit 51 Motetten mehr als die Halfte bereits in der Handschrift Montpellier vor Auf die anderen Kategorien fallen je ca ein Sechstel der verbleibenden Motetten Achtzehn der Stucke sind in Bamberg zum ersten Mal uberliefert weitere funfzehn kommen in Motetten oder Conductus Form bereits in einer anderen Notre Dame Handschrift vor Von den verbleibenden 16 Motetten schliesslich ist die alteste bisher nachweisbare Form ein Notre Dame oder St V Melisma Allerdings war beim Zusammenstellen der Werke die Konkordanz zu anderen Handschriften insbesondere zu Mo kein Ordnungskriterium Die Motetten sind alphabetisch aufsteigend nach Anfangsbuchstabe geordnet Diskographie BearbeitenThe Rose the Lily amp the Whortleberry Medieval Gardens in Music Orlando Consort Donald Greig Robert MacDonald Harmonia Mundi 2006 enthalt neben Kompositionen des Bamberger Codex u a Werke von Alexander Agricola Jacques Arcadelt Antoine Brumel Crapentras Rodrigo de Ceballos Clemens non Papa Thomas Crecquillon Walter Frye Nicolas Gombert Francisco Guerrero Johannes Lupi Guillaume de Machaut Gabriel Mena Dominique Phinot Joculatores Upsalienses De Fyra Arstiderna The Four Seasons BIS 1990 enthalt neben Kompositionen des Bamberger Codex u a Werke von Alfonso X el Sabio Canconer del duc de Calabria anonymus Codex Bamberg Ensemble Chominciamento di Gioia Leiter Luigi Taglioni 2004 The Saracen and the Dove Music from the Courts of Padua and Pavia Orlando Consort Polygram Records 1999 enthalt neben Kompositionen des Bamberger Codex u a Werke von Bartolino da Padova Anthonello da Caserta Johannes Ciconia Antonio Zacara da Teramo et al Monastic Chant 12th and 13th C European Sacred Music Theatre of Voices Leiter Paul Hillier Harmonia Mundi 2003 enthalt neben Kompositionen des Bamberger Codex u a Werke von Codex Faenza Codex Ivrea Codex Montpellier Rossi Codex Johannes Ciconia Leonin Guillaume de Machaut Giovanni da Firenze et al Faces of a women Tales of remarkable women throughout the centuries Tapestry Darrick Yee Sarah Freiberg Cristi Catt Laurie Monahan MD amp G Records 2008 enthalt neben Kompositionen des Bamberger Codex u a Werke von Beatriz de Dia Dom Dinis Hildegard von Bingen Marcos Drieger Rabanus Maurus Sergeij Rachmaninov et al Tempus fugit Chants sacre Nebbiu Long Distance France Label 2004 La Camerata de Paris Moyen Age musique Instrumentale du moyen age Elena Polonska Isabelle Quellier et al Gallo 2001 enthalt neben Kompositionen des Bamberger Codex u a Werke von Audefroi le Bastart Codex Faenza Alfonso X el Sabio Gace Brule Guillaume de Machaut et al Ave Mater o Maria Dekameron Dux Recording Prod 2003 enthalt neben Kompositionen des Bamberger Codex u a Werke von Codex Montpellier Alfonso X el Sabio Reinmar von Zweter et al Bibliographie BearbeitenAusgaben Bearbeiten Albert Stimming Die altfranzosischen Motette der Bamberger Handschrift Nebst einem Anhang enthaltend altfranzosische Motette aus anderen deutschen Handschriften mit Anmerkungen und Glossar Dresden 1906 Gesellschaft fur romanische Literatur Band 13 Ausgabe aller franzosischen Motettentexte von Msc Lit 115 Pierre Aubry Cent Motets du XIII e siecle publies d apres le manuscript Ed IV 6 de Bamberg 3 Bande Paris 1908 Publications de la Societe internationale de musique section de Paris Band 1 Reproduction phototypique du manuscript original Faksimile Band 2 Transcription en notation moderne et mise en partition Ubertragung Digitalisat Band 3 Etudes et commentaires Kommentar Faksimile Ubertragung und Kommentar von ff 1 64v Gordon Athol Anderson Hrsg Compositions of the Bamberg Manuscript Bamberg Staatsbibliothek Lit 115 olim Ed IV 6 Ubersetzung der frz Texte von R Smith Neuhausen Stuttgart 1977 CMM 75 Ameri Practica artis musicae 1271 hrsg von C Ruini o O 1977 CSM 25 M Huglo Hrsg Le Traite de cantus mensurabilis du manuscrit de Bamberg In R Jacobsson Hrsg Pax et sapientia Studies in Text and Music of Liturgical Tropes and Sequences In Memory of Gordon Anderson Stockholm 1986 S 91 95 Acta Universitatis Stockholmiensis Studia latina Stockholmiana Band 28 Literatur Bearbeiten G A Anderson The Notation of the Bamberg and Las Huelgas Manuscripts In Musica Disciplina Band 32 1978 S 19 67 Sarah Carleton A rose is a rose is a rose The rose as symbol in the ars antique motet In Discourses in music Band 5 Nr 1 2004 Hans Heinrich Eggebrecht Die Mehrstimmigkeitslehre von ihren Anfangen bis zum 12 Jh In Frieder Zaminer Hrsg Geschichte der Musiktheorie Band 5 S 9 87 Mark Everist Polyphonic music in thirteenth century france Aspects of sources and distribution New York 1985 Mark Everist The refrain cento Myth or motet In Journal of the Royal Musical Association Band 114 Nr 2 1989 S 164 188 besonders 149 153 Hans Gruss Text und texturale Momente in Motetten des Codex Bamberg In Tobias Plebuch und Hermann Danuser Hrsg Musik als Text Kassel 1998 S 247 253 auch in Hans Gruss Ansichtssachen Altenburg 1999 S 135 144 M Haas Die Musiklehre im 13 Jh von Johannes de Garlandia bis Franco In F Zaminer Hrsg Geschichte der Musiktheorie Band 5 Die mittelalterliche Lehre von der Mehrstimmigkeit Darmstadt 1984 S 89 158 Richard H Hoppin Medieval Music New York 1978 Norton introduction to music history 1 bes S 324 338 Heinrich Husman Bamberger Handschrift In Die Musik in Geschichte und Gegenwart Band 1 1949 Sp 1201 1206 Franz Korndle Zu Ars antiqua Motetten aus dem Codex Bamberg In Musik in Bayern Band 36 1988 S 31 42 Friedrich Ludwig Die Quellen der Motetten altesten Stils In Archiv fur Musikwissenschaft Band 5 1923 S 185 222 und S 273 315 besonders 198 ff und 220 Nachdruck in Fr Gennrich Hrsg Summa musicae medii aevi Band 7 Darmstadt 1961 Friedrich Ludwig Repertorium organorum recentioris et motetorum vetustissimi stili Band 1 Catalogue raisonne der Quellen Abteilung 2 Handschriften in Mensural Notation o O 1978 S 472 504 640 f Wissenschaftliche Abhandlungen Band 26 Patricia Lynn Patterson Norwood A Study of the Provenance and French Motets in Bamberg Diss Univ of Texas at Austin 1979 Patricia Lynn Patterson Norwood Performance Manuscripts from the Thirteenth Century In College Music Symposium Band 26 1986 S 92 96 Patricia Lynn Patterson Norwood Evidence Concerning the Provenance of the Bamberg Codex In The Journal of Musicology Band 8 1990 S 491 504 Karin Paulsmeier Akzidentien im Codex Bamberg In Schweizer Beitrage zur Musikwissenschaft Band 2 1974 S 21 46 Dolores Pesce The significance of text in thirteenth century Latin motets In Acta Musicologica Band 58 Nr 1 1986 S 91 117 Karl Georg Pfandtner Stefanie Westphal Gude Suckale Redlefsen Katalog der illuminierten Handschriften der Staatsbibliothek Bamberg Band 3 Die Handschriften des 13 und 14 Jahrhunderts der Staatsbibliothek Bamberg Mit Nachtragen von Handschriften und Fragmenten des 10 bis 12 Jahrhunderts Teil 1 Texte Wiesbaden 2015 Kat Nr 145 S 209 213 Teil 2 Abbildungen Wiesbaden 2015 Abb 429 433 Ernest H Sanders und Peter M Lefferts Sources MS V Early motet In The New Grove dictionary of music and musicians 2 Auflage Band 23 2001 S 874 877 besonders S 876 Hans Schmid Bayerische Musikhandschriften des Mittelalters In Musik in Bayern 1974 S 67 78 Rudolf Stephan Bamberg Handschriften B In Die Musik in Geschichte und Gegenwart 2 Auflage Band 1 1994 Sp 1185 f Linda Jean Speck Relationships between music and text in the late thirteenth century French motet Diss Univ of Michigan 1977 Weblinks BearbeitenDigitalisat der Handschrift Msc Lit 115 der Staatsbibliothek BambergEinzelnachweise Bearbeiten Karl Georg Pfandtner Stefanie Westphal Gude Suckale Redlefsen Katalog der illuminierten Handschriften der Staatsbibliothek Bamberg Band 3 Die Handschriften des 13 und 14 Jahrhunderts der Staatsbibliothek Bamberg Mit Nachtragen von Handschriften und Fragmenten des 10 bis 12 Jahrhunderts Teil 1 Texte Wiesbaden 2015 Kat Nr 145 S 209 213 Teil 2 Abbildungen Wiesbaden 2015 Abb 429 433 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Codex Bamberg Musikhandschrift amp oldid 231710507