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Cochin Juden auch Malabar Juden ist die Bezeichnung fur die Juden der sudindischen Malabarkuste insbesondere der Hafenstadt Kochi vormals Cochin und deren Nachkommen Fast alle Cochin Juden sind nach Israel emigriert Paradesi Synagoge in KochiInfolge mehrerer Einwanderungswellen bildeten sich drei verschiedene Gruppen heraus die nach ihrer Herkunft als Malabari Juden Paradesi Juden und Meshuhrarim zuweilen aber auch nach ihrer Hautfarbe als Schwarze Weisse und Braune Juden bezeichnet werden Pragend war die strikte Abgrenzung der Gruppen untereinander ahnlich wie im hinduistischen Kastensystem Inhaltsverzeichnis 1 Einwanderung 1 1 Malabari Juden 1 2 Paradesi Juden 1 3 Meshuhrarim 2 Geschichte 3 Cochin Juden heute 4 Besonderheiten 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEinwanderung BearbeitenMalabari Juden Bearbeiten Die Einwanderung erfolgte in mehreren Wellen Als Malabari Juden werden die Nachkommen der ersten judischen Einwanderer bezeichnet die auf Grund der Vermischung mit der einheimischen Bevolkerung eine ahnlich dunkle Hautfarbe haben Sie werden gelegentlich Schwarze Juden genannt sie selbst nennen sich auch Meyuhassim hebraisch privilegiert Etwa 85 Prozent aller Cochin Juden sind Malabari Juden In Kerala gibt es heute keine Malabari Juden mehr die letzten wanderten 1972 nach Israel aus Sie sprachen traditionell einen mit zahlreichen hebraischen Lehnwortern durchsetzten Dialekt des Malayalam Die in Israel lebenden Malabari Juden sprechen heute uberwiegend Hebraisch das Malayalam ist stark im Ruckgang begriffen Paradesi Juden Bearbeiten Die Paradesi oder Pardesi Juden Malayalam Fremder auch als Weisse Juden bezeichnet sind die Nachfahren der ab dem 16 Jahrhundert vor allem aus Spanien und Portugal aber auch anderen europaischen sowie nahostlichen Landern eingewanderten Juden und machen heute rund 14 Prozent aller Cochin Juden aus Sie folgen hauptsachlich dem sephardischen Ritus Elemente des aschkenasischen Ritus sind selten nbsp Turm der Paradesi Synagoge in KochiUngewohnlich war die lange Zeit vorherrschende strikte Abgrenzung der Paradesi von den Malabari Juden die nicht an den Gottesdiensten der Paradesi Synagogen teilnehmen durften Mischehen zwischen beiden Gruppen waren unerwunscht 1 Erst als die Zahl der nach 1948 in Cochin verbliebenen Juden immer mehr abnahm grenzten sich die Paradesi Juden weniger ab 2 Meshuhrarim Bearbeiten Die Meshuhrarim oder braunen Juden waren ursprunglich Sklaven reicher Paradesi und Malabari Kaufleute und wurden von jenen zum Judentum bekehrt Proselytismus Sie machen allerdings weniger als 1 Prozent aller Cochin Juden aus Ihre Eigenbezeichnung lautet Meshuhrarim was im Hebraischen so viel wie Befreite heisst Obwohl ihre Brauche denen der weissen Juden entsprechen durften sie bis in die Mitte des 20 Jahrhunderts nicht die Banke in deren Synagogen benutzen Auch Mischehen mit weissen Juden waren unerwunscht Geschichte BearbeitenUber die Herkunft der ersten Juden der Malabarkuste herrscht Unklarheit Einer Legende zufolge sollen sie schon im 10 Jahrhundert v Chr mit Konig Salomos Handelsflotte dort gelandet sein Tatsachlich bestanden wohl Handelsbeziehungen zwischen dem Reich Salomos und der Malabarkuste Andere Theorien besagen dass die ersten Juden nach der Eroberung Judaas durch die Babylonier im Jahre 586 v Chr nach Sudindien kamen oder dass das kleine Volk der Todas das in den Bergen der Nilgiris lebt einer der Zehn Verlorenen Stamme Israels sei Die meisten Cochin Juden vertreten die Ansicht ihre Vorfahren seien nach der Zerstorung des Tempels in Jerusalem 70 n Chr eingewandert Unter Historikern gilt heute die Annahme dass sie erst im fruhen Mittelalter aus dem Jemen und dem Irak einwanderten als am wahrscheinlichsten aber genau rekonstruieren lasst sich der Zeitpunkt ihrer Ankunft heute nicht mehr Der erste Beleg fur die Existenz einer judischen Gemeinde ist eine in alt tamilischer Sprache verfasste Charta auf zwei Kupferplatten die heute in der Paradesi Synagoge in Kochi aufbewahrt werden Sie bestatigt dass dem judischen Kaufmann Joseph Rabban das Dorf Anjuvannam nahe Kodungallur mitsamt den Steuereinnahmen uberlassen wurde und dass dieser neben einigen anderen Privilegien auch eine Sanfte und einen Sonnenschirm besitzen durfe was damals eigentlich den Herrschern vorbehalten war Damit wurde die Entstehung eines judischen Kleinststaates erlaubt Uneinigkeit besteht jedoch uber den Verfasser und damit uber das Alter der Charta Verschiedene Historiker setzen den Entstehungszeitraum der Kupferplatten zwischen dem 4 und 10 Jahrhundert an Den meisten gilt heute aber der Hindu Herrscher Bhaskara Ravi Varma 962 1020 als Urheber Reisende des 12 Jahrhunderts unter ihnen der spanische Rabbiner Benjamin von Tudela berichteten wiederholt von den Juden der Malabarkuste Bis zur Ankunft der Portugiesen lebten sie dort friedlich und vermischten sich mit den einheimischen Hindus Muslimen und Christen Im 14 Jahrhundert fuhrte ein Streit zweier Bruder um die Krone des kleinen judischen Reiches zur Enteignung der Juden durch die Fursten der umliegenden Reiche Die beiden Bruder zogen 1341 mit ihren Anhangern nach Cochin heute Kochi und begrundeten dort die erste judische Gemeinde sowie bald darauf die Kochangadi Synagoge nbsp Dieses Schild an der Synagoge von Mattancherry in Kochi erinnert an die heute nicht mehr bestehende Kochangadi Synagoge die erste der Stadt Mit der Unterstutzung des Zamorins von Calicut heute Kozhikode griffen Araber 1524 die Stadt Cranganore heute Kodungallur bis dahin das judische Zentrum der Malabarkuste unter dem Vorwand die Malabar Juden hatten das arabische Gewurzmonopol brechen wollen an und zerstorten die Stadt nahezu vollstandig Fast alle Juden flohen daraufhin nach Cochin unter den Schutz des dortigen hinduistischen Herrschers 40 Jahre nach der Zerstorung Cranganores verliessen auch die letzten den Ort gen Cochin Zu dieser Zeit entstand das judische Viertel in dem Stadtteil Mattancherry Dazu kam im 16 Jahrhundert eine Einwanderungswelle von ursprunglich aus Spanien und Portugal vertriebenen Sepharden Diese von der einheimischen Bevolkerung als Weisse Juden bezeichneten Einwanderer kapselten sich jedoch mehr ab als die Schwarzen Juden Gemischte Ehen wurden meist missbilligt Als Cochin unter portugiesische Herrschaft geriet hatte die dort ansassige judische Bevolkerung unter der religiosen Intoleranz der Kolonialherren zu leiden Ohne den Schutz des lokalen Herrschers hatte sie den portugiesischen Repressalien wohl nicht standhalten konnen Nach der Unterstutzung der judischen Bevolkerung fur einen niederlandischen Eroberungsversuch 1662 wurde ihre Synagoge in Mattancherry zerstort zwei Jahre spater von den toleranteren Niederlandern aber wieder aufgebaut Letztere brachten sogar Torarollen und Gebetbucher aus Europa Wahrend der fast 125 jahrigen hollandischen Herrschaft bestanden enge Beziehungen zur judischen Gemeinde Amsterdams 1686 entsandte diese eine Delegation nach Cochin deren Leiter der Sepharde Moses Pereira da Paiva von 465 Malabar Juden und neun Synagogen davon drei in Cochin berichtete Rund ein Jahrhundert spater war die Gemeinde dem niederlandischen Gouverneur Moens zufolge bereits auf etwa 2000 Mitglieder gewachsen was auch auf weitere Zuwanderer aus dem Nahen Osten zuruckzufuhren war Auch unter britischer Herrschaft ab 1795 konnte sich die Gemeinde weiterhin frei entfalten Mit einem 1901 verfassten Brief an Theodor Herzl bekundeten die Cochin Juden ihre Zustimmung zur aufkommenden zionistischen Bewegung Herzls 1923 wurde die erste zionistische Vereinigung Cochins gegrundet Nach der Unabhangigkeit Israels 1948 wanderten fast alle Cochin Juden dorthin aus Betrug die judische Bevolkerung Anfang der 1940er Jahre in ganz Kerala noch etwa 3000 so war sie mit der Entstehung Israels innerhalb weniger Jahre auf weniger als 100 geschrumpft Die Besonderheiten der judischen Gemeinde von Kochi thematisiert u a Salman Rushdies Roman Des Mauren letzter Seufzer Cochin Juden heute BearbeitenAnfang der 2000er Jahre lebten nur noch etwa 20 zumeist altere weisse Juden in Kochi dem ehemaligen Cochin der einzigen Stadt Keralas die uberhaupt noch eine judische Gemeinde besitzt Die Mitglieder der Gemeinden von Ernakulam Aluva und Parur emigrierten allesamt nach Israel Von den ursprunglich drei Synagogen Kochis ist heute nur noch die Paradesi Synagoge von Mattancherry in Betrieb Von 2001 bis 2006 wurde der Uhrenturm der Synagoge finanziert vom World Monuments Fund New York komplett renoviert 3 nbsp Plakette in der Paradesi SynagogeDa die kleine Gemeinde aber schon seit langem keinen Rabbiner mehr hat werden die religiosen Zeremonien von den Gemeindealtesten durchgefuhrt Oftmals werden Gottesdienste nur durchgefuhrt wenn die erforderliche Zahl an Glaubigen durch die Anwesenheit judischer Touristen erreicht wird Im Februar 2021 lebte nur noch eine judische Frau in Kochi 4 Die Zahl der in Israel lebenden Cochin Juden betragt schatzungsweise 5000 daneben gibt es kleine Gruppen in den USA und Grossbritannien Besonderheiten BearbeitenDurch jahrhundertelange Kontakte mit anderen an der Malabarkuste verbreiteten Religionen haben sich einige Besonderheiten herausgebildet So ziehen die Glaubigen vor dem Besuch der Synagoge ihre Schuhe aus wie es bei Hindus und Muslimen ublich ist In den Synagogen hangen in Anlehnung an hinduistische Traditionen bunte Ollampen von der Decke Andere besondere Brauche sind das Tragen von Kleidern einer festgelegten Farbe zu bestimmten Festen sowie das Verteilen von mit Myrte aromatisierten Weintrauben an Festtagen Siehe auch BearbeitenJuden in IndienWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Cochin Jews Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien The Jewish Community of Cochin In anumuseum org il Abgerufen am 20 Februar 2021 englisch Lawrence Cohen Who Are The Jews Of India By Nathan Katz In persimmon mag com 2001 archiviert vom Original am 7 September 2002 abgerufen am 20 Februar 2021 englisch Rezension M I Khan Stuck in a time warp the last 7 Jews of Kochi In rediff com 9 Juli 2015 abgerufen am 20 Februar 2021 englisch Karin Wenger Judisches Leben in Sudindien Religiose Vielfalt rund um die alteste Synagoge Indiens mp3 Audio 6 8 MB 7 24 Minuten In Deutschlandfunk Kultur Sendung Aus der judischen Welt 19 Februar 2021 abgerufen am 20 Februar 2021 englisch Einzelnachweise Bearbeiten The Sephardi Diaspora in Cochin India In Jewish Political Studies Review Abstracts Band 5 Nr 3 4 Hrsg vom Jerusalem Center for Public Affairs 1993 abgerufen am 20 Februar 2021 englisch Raphael Meyer The Cochin Jews In the south asian com Marz 2001 abgerufen am 20 Februar 2021 englisch Foto der in der Synagoge angebrachten Plakette Karin Wenger Judisches Leben in Sudindien Religiose Vielfalt rund um die alteste Synagoge Indiens mp3 Audio 6 8 MB 7 24 Minuten In Deutschlandfunk Kultur Sendung Aus der judischen Welt 19 Februar 2021 abgerufen am 20 Februar 2021 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cochin Juden amp oldid 219186262