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Die Clemenskirche in der westfalischen Stadt Munster ist eine nach Planen von Johann Conrad Schlaun in den Jahren von 1745 bis 1753 fur die Barmherzigen Bruder errichtete Kloster und Hospitalkirche Das Kloster wurde 1811 aufgelost Fassade der ClemenskirchePortalinschriftStifterwappenClemenskirche nach Wiederaufbau Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Orgel 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Clemenshospital mit der zugehorigen Clemenskirche geht auf eine Stiftung des munsterschen Furstbischofs Clemens August I von Bayern zuruck nach dem sie ihren Namen empfing Dem endgultigen Bauprojekt gingen zwei weitere Planungen voraus Im Zusammenhang einer ersten Residenzplanung 1732 sollten Kirche und Hospital als seitliche Begrenzung des Schlossplatzes dienen Die Grundsteinlegung erfolgte am 24 November 1732 das Projekt wurde aber im darauffolgenden Jahr eingestellt Die von Schlaun geplante Querovalkirche stellte eine Bearbeitung der Kirche Sant Agnese in Agone an der Piazza Navona in Rom dar Ein zweites nicht datiertes Projekt wieder mit Querovalkirche stellte diese bereits an die Spitze eines quadratisch angelegten Hospitalbaus 1744 erfolgte dann der Grundstuckskauf fur den jetzigen Standort des Hospitals zu dem am 30 Juni 1745 nach den endgultigen Planen Schlauns der Grundstein gelegt wurde Das Chronogramm der Inschrift am Portal der Kirche PRO PERENNI VERAE MISERICORDIAE SIGNO EXPENSIS SVIS ERIGEBAT AVGVSTVS BAVARIAE PRINCEPS PATER PATRIAE ubersetzt Als immerwahrendes Zeichen der Barmherzigkeit errichtete der Landesvater und Furst August von Bayern diese Kirche auf eigene Kosten ergibt das Jahr 1751 als Fertigstellungsdatum des Rohbaus Die Stuckarbeiten in der Kirche ubernahm er Wessobrunner Stuckateur Jakob Rauch die Freskierung des Kuppelgewolbes Johann Adam Schopf das Bild des Hauptaltars schuf der Venezianer Giovanni Battista Pittoni die seitlichen Altargemalde Carlo Carlone Die Einweihungsfeier der Kirche fand am 14 Oktober 1753 statt 1889 bis 1892 erfuhr der Kirchenraum eine eingreifende Restaurierung bei der vor allem die Saulen und Pilaster eine Ummantelung in gelbbraunem Stuckmarmor erhielten Bei den Luftangriffen auf Munster im Zweiten Weltkrieg wurden am 30 September 1944 Clemenskirche und Clemenshospital bis auf die Umfassungsmauern zerstort 1956 bis 1959 wurde die Clemenskirche im Aussern wiederaufgebaut aber unter Verzicht auf die zugehorigen Hospitalbauten wodurch das Bauwerk seine markante stadtebauliche Einbindung verlor und isoliert auf einem leeren Platz zu stehen kam Dafur mussten die nun sichtbar gewordenen zuvor von den Hospitalbauten verdeckten Nebenseiten und der Unterbau des nun freistehenden Campanile im Schlaunschen Sinne neu entworfen werden Nach anfanglichen Planen einer abstrakt modernen Neugestaltung des Innenraums wurde dieser 1961 bis 1974 einschliesslich des Kuppelfreskos rekonstruiert und damit der verlorene Raumeindruck wiedergewonnen Die Rekonstruktion der Kuppelausmalung unternahm Paul Reckendorfer aus Wien die bildhauerischen Arbeiten Siegfried Springer Architektur BearbeitenDie in Sichtziegelmauerwerk ausgefuhrte Clemenskirche ist als uberkuppelter im Aussenbau zwolfeckig ummantelter Zentralbau uber kreisformigem Grundriss entworfen Das heute freistehende Bauwerk war ursprunglich als Kopfbau der zugeordneten Hospitalbauten errichtet und trat mit seiner Fassade in stadtebaulich markanter Weise in den ehedem engen Strassenraum vor Durch seinen konvex vortretenden Mittelteil bei konvex zuruckgenommenen Seitenabschnitten greift der Fassadenaufbau wie schon bei den beiden Vorprojekten deutlich auf Vorbilder des romischen Barock namentlich die Kirche San Carlo alle Quattro Fontane von Francesco Borromini zuruck Die in hellem Baumberger Sandstein ausgefuhrte Grossordnung mit ionischen Pilastern ist in ihrem von einem Segmentgiebel bekronten Mittelabschnitt vertikal durchbrochen um hier in kunstlerisch geschickter Weise uber das Lukarnenfenster und den Laternenaufsatz der Kuppel eine vertikale Spannung aufzubauen Fur die Grundrissform des Innenraums bei der sich durch die Uberlagerung zweier Dreiecke sechs Raumnischen bilden war Borrominis Kirche Sant Ivo alla Sapienza massgeblich wahrend im Wandaufbau mit seiner klaren Horiziontaltrennung unterhalb der Kuppel Sant Andrea al Quirinale von Gianlorenzo Bernini als Vorbild diente Wahrend die beiden Nebennischen korbbogig geschlossen sind erhielt der Altarraum mit freistehenden Saulenpaaren und einem durchbrochenen Segmentgiebel eine dezidiert portalartige Ausbildung Der Kirchenraum wird von einer geschickten Lichtdramaturgie beherrscht In der unteren Raumzone erfolgt die Beleuchtung der Altarwand nur durch die beiden ruckwartigen Fensteroffnungen seitlich der Fassade wahrend im oberen Bereich das Licht durch die Lukarnenfenster und die bekronende Laterne einfallt Der Kuppelraum der Clemenskirche war ursprunglich nicht nur baulich sondern auch raumlich mit den anstossenden Trakten verknupft indem sich der linke Seitenaltar durch Heraufziehen des Altarblatts buhnenartig in den Raum der hier positionierten Lorettokapelle offnen liess Ausstattung BearbeitenDie Raumgestalt der Clemenskirche wird entscheidend von der kunstlerischen Ausgestaltung durch den Wessobrunner Stuckateur Jakob Rauch und den Munchener Freskanten Johann Adam Schopf gepragt Indem Rauch das Altarblatt des Hauptaltars mit einem stuckierten Vorhang hinterlegt dessen Enden von Engeln um die ausseren der beiden Saulenpaare herumgezogen werden und das Hauptgesims oberhalb der Altarnische von Engelskulpturen uberspielt wird die eine Verbindung zur Figur des Kirchenpatrons des hl Clemens von Rom herstellen ahnliche Engelsgruppen mit Rocailleformen zudem das Hauptgesims unter den Kuppelfenstern ubergreifen geschieht eine weitere Uberspielung der von Schlaun geschaffenen klaren Raumform Gleiches bewirken die Skulpturengruppe von Maria Aufnahme in den Himmel uber dem linken und den Figuren von Konig David und der hl Cacilia von Rom seitlich des Orgelprospekts uber dem rechten Seitenaltar Das Kuppelfresko stellt eine figurenreiche Darstellung des von der Heiligengemeinschaft bevolkerten Himmels dar in die der Hl Clemens aufgenommen wird Das ursprunglich von dem Venezianer Giovanni Battista Pittoni geschaffene und heute durch eine Nachbildung ersetzte Bild des Hauptaltars zeigt das Martyrium des Hl Clemens die der beiden Seitenaltare ursprunglich von Carlo Carlone zeigen zur Linken die Verkundigung Mariens zur Rechten die Marienerscheinung des heiligen Johannes von Gott dem Stifter des Ordens der Barmherzigen Bruder vom hl Johannes von Gott und dem Schutzpatron der Krankenhauser der Kranken und der Krankenpfleger nbsp Innenansicht der rekonstruierten Innenraums nbsp Hauptaltar nbsp Rechter Seitenaltar nbsp Kuppelfresko nbsp Detail des KuppelfreskosOrgel Bearbeiten nbsp Orgelprospekt nbsp OrgelDie ursprungliche vor 1767 entstandene Orgel der Clemenskirche befand sich in der Fensternische oberhalb des rechten Seitenaltars wo sie heute durch ein Scheinprospekt vertreten ist Das mit 14 Registern ausgestattete Instrument dessen Disposition nicht uberliefert ist war von dem dahinterliegenden Obergeschossraum des Hospitals aus spielbar 1 Die heutige Orgel steht ebenerdig an der seitlichen Nordwand der Kirche Das Instrument erbaute 1973 der Orgelbauer Franz Breil Dorsten in einem nicht fur die Clemenskirche erbauten Gehause aus der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts Das Schleifladen Instrument hat 16 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Spiel und Registertrakturen sind mechanisch 2014 wurde das Instrument durch die Orgelbaufirma Klais Bonn umfangreich restauriert wobei die gesamte Mechanik einschliesslich der Spielanlage erneuert wurde Die Registerzuge der Manualwerke wurden oberhalb der Spielanlage in zwei Reihen angelegt Die Registerzuge des Pedals sind links des Spieltisches die der Tremulanten Nr 17 und 18 rechts des Spieltisches angebracht Die Manualkoppel wurde als Schiebekoppel angelegt Die Pedalkoppel des Positivs ist weggefallen Die Tonumfange aller Werke wurden reduziert um die Zuganglichkeit und Stimmbarkeit fur alle Pfeifen sicherzustellen 2 I Unterwerk C d31 Holzgedackt 0 8 2 Spitzflote 4 3 Prinzipal 2 4 Quinte 1 1 3 5 Octave 1 6 Cimbel II 1 2 7 Holzregal 8 II Hauptwerk C d30 8 Rohrflote 8 0 9 Prinzipal 4 10 Waldflote 2 11 Sesquialtera II 0 2 2 3 12 Mixtur IV 1 1 3 13 Trompete 8 Pedalwerk C c114 Subbass 0 16 15 Gedackt 0 8 16 Fagott 16 Koppeln Manualschiebekoppel I II Pedalkoppeltritt II PLiteratur BearbeitenKarl Noehles Die Hositalkirche St Clemens in Munster In Klaus Bussmann Hrsg Johann Conrad Schlaun 1695 1773 Architektur des Spatbarock in Europa Oktagon Stuttgart 1995 S 440 471 Florian Matzner Ulrich Schulze Johann Conrad Schlaun 1695 1773 Das Gesamtwerk 2 Bande Oktagon Stuttgart 1995 ISBN 3 927789 79 8 S 432 481 Karl Noehles Die Clemenskirche in Munster Westfalische Kunststatten Heft 70 2 Auflage Munster 2007 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Clemenskirche Munster Album mit Bildern Videos und Audiodateien Die Clemenskirche Stadt Munster Garten an der Clemenskirche bei LWL GeodatenKultur des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe Dokumentarfilm uber die Wiederherstellung der Skulpturengruppen in der Clemenskirche in Munster Westfalen 1973 durch den Bildhauer Siegfried Springer youtube com Gabriele Hillmoth Geschichte der Clemenskirche pragt das Barock Viertel In Westfalische Nachrichten 14 Dezember 2014 Einzelnachweise Bearbeiten Rudolf Reuter Orgeln in Westfalen Inventar historischer Orgeln in Westfalen und Lippe Barenreiter Kassel 1965 S 268 Informationen zur Orgel auf der Website der Orgelbaufirma51 960763888889 7 6309722222222 Koordinaten 51 57 38 8 N 7 37 51 5 O Normdaten Geografikum GND 4425714 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Clemenskirche Munster amp oldid 231249135