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Der Chimangokarakara Phalcoboenus chimango Syn Milvago chimango ist ein Vertreter aus der Tribus der Geierfalken Polyborini innerhalb der Falkenartigen Falconidae Der knapp krahengrosse als Nahrungsgeneralist lebende Vogel kommt in zwei Unterarten im zentralen und sudlichen Sudamerika vor Die Art ist vor allem in den sudlicheren Bereichen ihres Verbreitungsgebietes relativ haufig und gilt nach Einschatzung der IUCN als ungefahrdet 1 ChimangokarakaraChimangokarakara Phalcoboenus chimango SystematikOrdnung Falkenartige Falconiformes Familie Falkenartige Falconidae Tribus Geierfalken Polyborini Gattung Bergkarakaras Phalcoboenus Art ChimangokarakaraWissenschaftlicher NamePhalcoboenus chimango Vieillot 1816 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Stimme 2 Verbreitung und Lebensraum 2 1 Wanderungen 3 Nahrung und Nahrungserwerb 4 Brutbiologie 5 Systematik 6 Bestand 7 Anpassungsfahigkeit 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksMerkmale BearbeitenDer Chimangokarakara ist ein schlanker relativ kleiner im Gegensatz zu anderen Vertretern der Karakaras eher kurzbeiniger Vogel von fast einheitlich brauner Korperfarbung Auffallende Gefiedermerkmale fehlen Die Oberseite ist etwas dunkler als die zumeist zimtbraune Unterseite Die Enden der Arm und Handschwingen sind dunkelschwarzbraun die Basen der Handschwingen weisslich wodurch individuell sehr unterschiedlich ein recht deutlicher graulich weisser Flugelfleck sichtbar werden kann Die Steuerfedern sind sehr fein und undeutlich gebandert wobei zur zweibogig gerundeten weissen Schwanzspitze hin diese Banderung bogenformig geschwungen ist Ein dunkelbraunes recht breites Subterminalband ist aus der Nahe erkennbar Der hochruckige Schnabel ist sehr hell fast weisslich die Laufe sind grauweiss bis grunlich die Zehen konnen einen blaulichen Schimmer aufweisen die Krallen sind dunkel Hinter dem Auge verlauft ein unauffalliger dunkler Streif zum Nacken wodurch der Scheitel etwas abgesetzt toupiert wirkt nbsp Chimangokarakara der vor allem in Patagonien und auf Feuerland verbreiteten Unterart M chimango temucoensisWeibliche Chimangokarakaras erreichen eine Korperlange von 43 Zentimetern und eine Spannweite von annahernd einem Meter Das Gewichtsmittel der Weibchen liegt bei etwa 300 Gramm 2 Mannchen sind durchschnittlich geringfugig kleiner und leichter Farbungsunterschiede bestehen nicht Auch das Jugendgefieder unterscheidet sich nur unerheblich vom Erwachsenenkleid ist jedoch meist etwas heller eher rotlichbraun mit oft deutlich helleren Federrandern gelegentlich weisen einzelne Gefiederpartien auch weisse Strichelungen oder Flecken auf Stimme Bearbeiten Chimangokarakaras sind akustisch recht auffallig vor allem vor und wahrend der Brutzeit und bei Futter und Nestplatzstreitigkeiten Der am haufigsten zu horende Ruf ist ein lautes kreischendes Kiiiii ih das meist einzeln geaussert wird manchmal aber auch gereiht zu horen ist Dieser Hauptruf wird situationsabhangig in ein gereihtes Kieh kieh kieh oder ein deutlich zweisilbiges oft mit zuruckgelegtem Kopf ausgestossenes Ki ie ki ie ki ie abgewandelt 3 Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten nbsp Verbreitungsgebiet des Chimangokarakaras schraffiert Nichtbruter vornehmlich Zugvogel aus dem sudlichen PatagonienDas Verbreitungsgebiet des Chimangokarakaras liegt vor allem im sudlichen Teil Sudamerikas sudwarts bis Feuerland Nordwarts kommt die Art in Chile bis in die Region de Tarapaca vor ist dort aber ein sehr seltener Brutvogel Ebenfalls selten und luckenhaft brutet die Art im sudostlichen Bolivien sowie im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul Im nordlichen und zentralen Paraguay ist der Chimangokarakara ein zwar verbreiteter aber nicht allzu haufiger Brutvogel In den weiter sudlich gelegenen Verbreitungsgebieten vor allem in den zentralen Regionen Chiles und Argentiniens kommen Chimangos in grossen Bestandsdichten vor dort und in den nordlichen Teilen Patagoniens sind sie mit Abstand die verbreitetsten Vertreter der Falkenartigen 4 Die auf der Osterinsel gegen Ende des 19 Jahrhunderts eingefuhrten Chimangokarakaras haben sich dort etabliert und alle geeigneten Lebensraume besiedelt Optimalhabitate des Chimangokarakara sind offene nur sparlich mit Baumen und Buschen bestandene Graslandschaften oft in der Nahe von Gewassern oder temporar feuchte sumpfige Gebiete Insgesamt ist die Art jedoch ausserst anpassungsfahig und kommt im Kulturland ebenso vor wie in den kargen Vegetationszonen der patagonischen Steppe In Zentralchile und dem ostlichen zentralen Argentinien hat sich der Chimangokarakara zu einem ausgesprochenen Kulturfolger entwickelt der in den Rinderweide und den Getreideanbaugebieten sehr hohe Siedlungsdichten erreicht Chimangos bruten auch in Vorstadtbereichen in grosseren Parks und immer haufiger auch in den Zentren der Grossstadte Die Brutvorkommen des Chimangokarakaras erstrecken sich von den Kustenregionen bis in montane Gebiete von annahernd 3000 Metern Umherschweifende Individuen wurden auch in wesentlich hoheren Regionen beobachtet 5 Wanderungen Bearbeiten In den Schwerpunktbereichen ihres Verbreitungsgebietes sind Chimangokarakaras weitgehend sesshaft fuhren ausserbrutzeitlich jedoch regionalen Nahrungsangeboten folgend ein nomadisches Leben Wahrend des antarktischen Winters verlassen die meisten Brutvogel Sudpatagoniens ihre Brutgebiete und ziehen nordwarts ihre Zugwege und Uberwinterungsgebiete sind jedoch nicht bekannt Regelmassig werden Chimangokarakaras auf den Falklandinseln nachgewiesen 5 Nahrung und Nahrungserwerb Bearbeiten nbsp Chimangokarakara mit BeuteInsekten wie Kafer Kaferlarven Schmetterlinge und deren Larven sowie Fliegen Grillen Zikaden sowie andere Wirbellose wie Spinnen Zecken oder Regenwurmer konnen mehr als 80 Prozent der Gesamtnahrungsmenge ausmachen 6 Generell sind die Vogel jedoch ausserst flexible Nahrungsgeneralisten die sich von der am leichtesten zu erreichenden Nahrung ernahren Aas auch das grosser Tiere Fisch und Molluskenkadaver Vogeleier und Nestlinge aber auch menschlicher Abfall sogar verwertbare Reste in Pferde und Rinderdung werden aufgenommen Lebende Beutetiere wie kleine Nagetiere Singvogel oder Eidechsen werden zwar regelmassig erbeutet spielen quantitativ aber eine untergeordnete Rolle Kleptoparasitismus ist haufig wobei offenbar verschiedenen Arten von Austernfischern besonders oft die Beute abgejagt wird 7 Chimangokarakaras konnen in Brutkolonien verschiedener Wasservogel zu bedeutenden durchaus bestandslimitierenden Nestraubern werden Haufig werden einzelne Karakaras in der Nahe von Greifvogeln insbesondere des Rotruckenbussards angetroffen dessen Beutereste sie verwerten 8 Der Chimangokarakara jagt meist aus einem niedrigen langsamen weihenartigen Suchflug heraus So patrouilliert er uber weite Strecken oft entlang stark frequentierter Strassen oder entlang der Kustensaume Bei gunstig erscheinenden Gegebenheiten lasst er sich nieder und sucht schreitend das Terrain ab Haufig jagen Chimangokarakaras im Verband grosse Gruppen konnen frisch gepflugte Felder nach Insekten oder Regenwurmern absuchen oder nutzen das grosse Insektenangebot in der Nahe von Rinder oder Pferdeherden Seltener als Gelbkopfkarakaras landen Chimangokarakaras aber direkt auf diesen Weidetieren und suchen sie nach Zecken und anderen Parasiten ab Auch in der Umgebung von fischverarbeitenden Betrieben sowie auf Mulldeponien konnen sich viele Chimangos versammeln 9 Brutbiologie BearbeitenUber den Eintritt der Geschlechtsreife liegen keine Angaben vor auch Art und Dauer der Partnerbeziehungen sind nicht dokumentiert Chimangokarakaras bruten einzeln oder in Kolonien mit bis zu 75 Paaren Der Nestabstand in den Kolonien kann unter funf Meter betragen Ausser Schauflugen uber dem Neststandort und Rufreihen mit zuruckgelegtem Kopf sind keine Balzelemente bekannt Im Gegensatz zu anderen Vertretern der Falconidae bauen Karakaras Nester Diese konnen solide Konstruktionen mit einem Durchmesser von etwa 40 Zentimetern sein oft sind es aber nur recht lose aus Zweigen und Halmen zusammengefugte Gebilde Die Neststandorte sind variabel bevorzugt werden solche entlang von Flussen oder anderen Gewassern haufig befinden sich die Nester in geringen Hohen unter 5 Metern oft in Bodennahe oder direkt auf dem Boden Die Hauptlegezeit liegt zwischen Mitte Oktober und Mitte November Die Gelege bestehen aus zwei bis drei Eiern Gelege mit nur einem und mit bis zu funf Eiern kommen vor Die Eier werden etwa 27 Tage bebrutet die Nestlingszeit betragt bis zu 34 Tage Systematik BearbeitenDie neun Arten der Karakaras werden meist in der Unterfamilie der Geierfalken Polyborinae innerhalb der Falkenartigen Falconidae zusammengefasst gelegentlich aber auch als eigene Familie Daptriidae betrachtet 10 Das Verbreitungsgebiet der Karakaras liegt in Sud und Mittelamerika nur der Schopfkarakara brutet auch in Mexiko und in den sudlichen Vereinigten Staaten Der Chimangokarakara wurde bis 2012 gemeinsam mit dem Gelbkopfkarakara in die Gattung Milvago gestellt J Fuchs et al stellten 2012 fest dass Milvago nicht monophyletisch ist und der Chimangokarakara nicht mit dem Gelbkopfkarakara sondern mit den Karakaras aus der Gattung Phalcoboenus nahe verwandt ist 11 Es werden zwei Unterarten beschrieben die nordliche Nominatform mit weitgehend kontrastarmer stumpf brauner Gefiederfarbung und die sudliche etwas kontrastreicher gefarbte mehr graubraune Unterart P chimango temucoensis W L Sclater 1918 Bestand BearbeitenIn weiten Teilen seines Verbreitungsgebietes ist der Chimangokarakara ein verbreiteter regional ein ausserst haufiger Brutvogel Nur Schwarzmilane erreichen in einigen ihrer Verbreitungsgebiete wahrscheinlich noch hohere Bestandsdichten 9 Die Bestande der Art sind nicht gefahrdet Anpassungsfahigkeit BearbeitenVersuchsreihen die kurzlich in Argentinien durchgefuhrt wurden bestatigten die grosse Anpassungsfahigkeit und hohe Problemlosungspotenz dieser Vogelart Chimangokarakaras gewohnten sich ausserst schnell an die geanderten Lebensbedingungen in Gefangenschaft und waren sehr schnell in der Lage Fleischstuckchen die nur durch Offnen bestimmter Vorrichtungen und Klappen innerhalb einer Plexiglasbox zu erlangen waren auf kurzestem Wege zu erreichen 12 Literatur BearbeitenLaura Marina Biondi Maria Susana Bo und Aldo Ivan Vassallo Experimental assessment of problem solving by Milvago chimango Aves Falconiformes Journal of Ethology Band 26 Nummer 1 Januar 2008 S 113 118 James Ferguson Lees David A Christie Raptors of the World Houghton Mifflin Company Boston und New York 2001 ISBN 0 618 12762 3 Seiten 808 810 796 Tafel 87 S 252 Jose Yanez et al Food Habits and Weight of Chimango Caracaras in Central Chile Auk Vol 99 No 1 January March 1982 S 170 171 Einzelnachweise Bearbeiten Datenblatt IUCN Ferguson Lees amp Christie 2001 S 810 Stimmbeispiele bei xeno canto Yanez et al 1982 a b Ferguson Lees amp Christie 2001 S 808 Yanez et al 1982 S 170 Bierregaard R O Jr Kirwan G M amp Boesman P 2016 Chimango Caracara Phalcoboenus chimango In del Hoyo J Elliott A Sargatal J Christie D A amp de Juana E eds Handbook of the Birds of the World Alive Lynx Edicions Barcelona abgerufen auf https birdsoftheworld org bow species chicar1 cur introduction am 16 Oktober 2016 Bierregaard R O Jr Kirwan G M amp Boesman P 2016 Chimango Caracara Phalcoboenus chimango In del Hoyo J Elliott A Sargatal J Christie D A amp de Juana E eds Handbook of the Birds of the World Alive Lynx Edicions Barcelona abgerufen auf https birdsoftheworld org bow species chicar1 cur introduction am 16 Oktober 2016 a b Ferguson Lees amp Christie 2001 S 809 Ferguson Lees amp Christie 2001 S 796 Jerome Fuchs Jeff A Johnson David P Mindell Molecular systematics of the caracaras and allies Falconidae Polyborinae inferred from mitochondrial and nuclear sequence data In Volume 154 Issue 3 Juli 2012 Seiten 520 532 Biondi et al 2008 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Chimangokarakara Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Phalcoboenus chimango in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2013 1 Eingestellt von BirdLife International 2012 Abgerufen am 18 November 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chimangokarakara amp oldid 215875463