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Die Charta von Athen franzosisch La charte d Athenes wurde auf dem IV Kongress der Congres Internationaux d Architecture Moderne CIAM Internationale Kongresse fur neues Bauen 1933 in Athen verabschiedet Unter dem Thema Die funktionale Stadt hatten dort Stadtplaner und Architekten uber die Aufgaben der modernen Siedlungsentwicklung diskutiert Die Resultate in der Umsetzung der Charta waren vor allem der veranderte Stadtebau und die Auflosung des klassischen Urbanismus durch grosse Freiflachen und die funktionale Trennung von bebauten Quartieren nach Wohnungen z B Grosswohnsiedlungen in Trabantenstadten Buros Einkaufsmoglichkeiten Gewerbe und Industrie sowie die autogerechte Stadt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Inhalt 2 1 Analyse 2 2 Forderungen 3 Kritik und Weiterentwicklung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUrsprunglich war Moskau als Ort des Kongresses vorgesehen aber die Sowjetunion hatte keine Abgeordneten an den letzten Kongress gesendet und stellte Forderungen bezuglich des Ergebnisses hin zu einer sozialistischen Stadt Diese Haltung zwang zu Alternativen von denen der Vorschlag von Christian Zervos mit der Schiffspassage nach Piraus uberzeugte Ursprunglich war vorgesehen auch den Kongress auf dem Schiff stattfinden zu lassen welches fur solche Zwecke jedoch nicht geeignet erschien so dass der griechische CIAM Vertreter Stamo Papadakis Alternativen an Land organisierte Die Reise begann am 29 Juli 1933 in Marseille an Bord des Linienschiffs Patris II der Greek Line welche die Strecke Marseille Genua Piraus Alexandria Zypern Beirut befuhr Die Teilnehmer waren in den Hotels Grande Bretagne in Athen und Cecil in Kifissia untergebracht auf dem Programm stand eine Fahrt zu griechischen Inseln und der Besuch der Akropolis Am 10 August kam der Dampfer wieder in Marseille an Unter Federfuhrung von Le Corbusier entwickelt stand die Charta von Athen als Ergebnis des Kongresses fur die Entflechtung stadtischer Funktionsbereiche und die Schaffung von lebenswerten Wohn und Arbeitsumfeldern in der Zukunft Im Oktober 1943 veroffentlichte Le Corbusier schliesslich im von Deutschen besetzten Paris die Charta von Athen als Manifest des avantgardistischen Stadtebaus der Zukunft und als Konzept einer funktionellen Stadt wahrend der Zeit des Zweiten Weltkrieges blieb sie aber eher von untergeordneter Bedeutung Erst in der Nachkriegszeit gewann sie grosse Bedeutung als Ausdruck des Bauens der Moderne und spatestens nach ihrer Veroffentlichung auf Deutsch 1962 waren die in ihr niedergelegten Grundsatze mehr ideologisches Dogma denn Leitbild fur die Praxis Trotzdem beeinflusste sie oft auch missinterpretiert den Stadtebau von der Nachkriegszeit bis heute Insbesondere die stadtebaulichen Leitbilder der 1950er Die gegliederte und aufgelockerte Stadt und der 1960er Jahre Die autogerechte Stadt Flachensanierung sind zu grossen Teilen aus der Charta von Athen entwickelt Erst Mitte der 1970er Jahre begann angesichts der negativen Folgen der Funktionstrennung eine Abkehr von den Idealen der Charta Inhalt BearbeitenIn den ersten Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts waren in den meisten grossen Stadten die Lebensbedingungen fur die Menschen zunehmend unertraglich geworden Infolge der Industrialisierung stieg die Verschmutzung der Umwelt die Arbeitsbedingungen waren hart die Lohne gering in den engen meist mittelalterlichen Stadtkernen herrschte eine qualende Uberbevolkerung und breite Bevolkerungsschichten lebten unter unmenschlichen Bedingungen Die Charta von Athen hat die Lebensumstande der Bevolkerung in vielen Stadten untersucht und versucht Losungsansatze und Vorschlage zur Verbesserung der vorgefundenen Situation aufzuzeigen Analyse Bearbeiten Okonomische Ursachen Die Industrialisierung hat die alte Harmonie des Stadtgefuges zerstort und die Arbeitsbedingungen der Menschen sind nun durch Maschinen bestimmt genauso wie die Anordnung und Lage der Arbeitsstatten Wohnungen sind spekulative Objekte ungerecht verteilt und schlecht mit Freiflachen ausgestattet Die Wirtschaftsentwicklung ist Improvisation und unterliegt den Spekulationen Einzelner Eine Koordinierung von Art Umfang und Lage von Industriebetrieben Buros und Wohnungen unterliegt rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten Die Einteilung der Stadte nach Funktionen ist ein wichtiger Punkt der Charta Wohn Arbeits und Erholungsbereiche zum Zweck der Segregationen sollen der Verdichtung der Grossstadte entgegenwirken Die einzelnen Gebiete sollten durch Grunanlagen voneinander getrennt und durch Verkehrsachsen miteinander verbunden werden Okonomische Interessen setzen sich gegenuber administrativer Kontrolle und sozialer Solidaritat durch mit der Folge dass stadtische Strukturen zum Nachteil vieler Bewohner von Privatinteressen dominiert sind In der stadtebaulichen Kritik wurde u a 1933 festgestellt Der innere historische Kern der Stadte ist zu dicht besiedelt Die am dichtesten bevolkerten Viertel befinden sich in den am wenigsten begunstigten Bezirken In den zusammengedrangten Stadtvierteln sind die Wohnbedingungen unheilvoll Das Wachstum der Stadte verschlingt nach und nach die angrenzenden Grunflachen Die Entfernung zur Natur erhoht die Missstande in der Stadt Forderungen Bearbeiten Ausgehend von diesen Feststellungen wurden in der Charta von Athen folgende Forderungen erhoben Die Stadt muss bei Gewahrleistung individueller Freiheit Handeln im Sinne der Allgemeinheit begunstigen Die Stadt muss als funktionelle Einheit definiert und in dem grosseren Rahmen ihres Einflussbereichs geplant werden Die Stadt als funktionelle Einheit unterliegt den stadtebaulichen Hauptfunktionen Wohnen Arbeiten Erholen und Bewegen Die architektonischen Werke mussen Einzeln oder als Stadtganzes erhalten bleiben Die Wohnung muss das Zentrum aller stadtebaulichen Bestrebungen sein Der Arbeitsplatz muss von der Wohnung minimal entfernt sein Freiflachen mussen den Wohngebieten zugeordnet und als Freizeitanlagen der Gesamtstadt angegliedert werden Der Verkehr hat eine der Verbindung der stadtischen Schlusselfunktionen dienende Aufgabe Die funktionelle Zonenteilung der Stadtgrundrisse gehort zum Hauptanliegen der Charta Die einzelnen Funktionsgebiete fur Wohnen Arbeiten und Erholung sollen durch weitlaufige Grungurtel gegliedert und durch Verkehrsachsen verbunden werden Die idealen Stadte sollten folgende Zonierung aufweisen Innenstadt Verwaltung Handel Banken Einkaufen Kultur Gurtel rund um die Innenstadt Voneinander getrennt Industrie Gewerbe Wohnen Peripherie In Grungurtel eingebettete Satellitenstadte mit reiner WohnfunktionDie Wohngebiete die Le Corbusier vorsah waren bestimmt durch hohe weitlaufig auseinanderliegende Appartementhauser mit hoher Wohndichte Kritik und Weiterentwicklung BearbeitenObwohl die Charta in der theoretischen Diskussion und in der Stadtplanung uber Jahrzehnte als anzustrebendes Ideal galt wurden schon bald auch Nachteile des aus ihr abgeleiteten Stadtebaus deutlich Seit den 1970er Jahren wurde die stadtebauliche Doktrin der CIAM zunehmend durch Vertreter eines kontextuellen Bauens kritisiert die eine Erneuerung und Weiterentwicklung der historischen Stadt aus sich selbst heraus forderten beginnend mit Team 10 spater z B Aldo Rossi Josef Paul Kleihues Leon Krier Das kleinteilige Gefuge einzelner Funktionen zerbrach durch die Umsetzung der Charta und obwohl sich Arbeits Wohn und Erholungsflachen in ihrer Qualitat deutlich verbesserten fuhrte ihre dann noch immer geplante raumliche Trennung zu einem starken Anstieg des mechanischen Verkehrs und aller damit verbundenen Probleme Innenstadte verodeten und mit dem Umbau der Stadte gab man viel von der eigenen Geschichte Stadtgeschichte und urbanen Lebendigkeit auf Erst ab 1970 wird der kleinteiligen Funktionsmischung und der Vitalisierung der Historischen Stadtkerne wieder mehr Beachtung geschenkt Stadtebauforderungsgesetz Einige soziologische Forderungen der Charta wie etwa Forderungen zur Lage der Wohnviertel der Grosse von Grun und Freizeitflachen der Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes oder Vermeidung von Wohngebieten neben Industriegebieten haben sich hingegen als erstrebenswert erwiesen und gehoren auch heute noch zu den Grundlagen der Stadtplanung Der Europaische Rat der Stadtplaner ECTP hat 1998 die Neue Charta von Athen veroffentlicht eine Weiterentwicklung wurde 2003 vorgestellt 1 Anlasslich eines informellen Ministertreffens zur Stadtentwicklung wurde im Mai 2007 die Leipzig Charta zur nachhaltigen europaischen Stadt unterzeichnet 2 Siehe auch BearbeitenPlan VoisinLiteratur BearbeitenLe Corbusier Entretien avec les etudiants des Ecoles d Architecture Paris 1943 Le Corbusier An die Studenten Die Charte d Athenes Editions de Minuit Paris 1957 bzw Rowohlt Taschenbuchverlag rowohlts deutsche enzyklopadie Nr 141 Hamburg 1962 Atlas of the Functional City CIAM 4 and Comparative Urban Analysis hrsg von der EFL Stiftung und dem gta Archiv der ETH Zurich Bussum Zurich 2015 Weblinks BearbeitenWBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin Mitte Hrsg Charta von Athen Was braucht der Mensch Visionen der Stadt von morgen Archiviert vom Original am 2 November 2015 abgerufen am 14 Januar 2023 Barbara Weber Die Charta von Athen Blaupause fur die autogerechte Stadt mp3 Audio 14 5 MB 15 55 Minuten In Deutschlandfunk Sendung Aus Kultur und Sozialwissenschaften 12 Januar 2023 abgerufen am 14 Januar 2023 Einzelnachweise Bearbeiten Europaischer Rat der Stadtplaner Hrsg Die Neue Charta von Athen 2003 Vision fur die Stadte des 21 Jahrhunderts pdf 127 kB 1 Juni 2004 abgerufen am 27 Februar 2020 Bundesministerium fur Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit BMUB Hrsg Die Leipzig Charta zur nachhaltigen europaischen Stadt pdf 206 kB In bmi bund de 25 Mai 2007 archiviert vom Original am 6 Marz 2022 abgerufen am 14 Januar 2023 Normdaten Werk GND 4205852 1 lobid OGND AKS VIAF 211295944 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Charta von Athen CIAM amp oldid 236208100