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Charitas war mehrere Jahre die Geliebte des deutschen Komponisten Robert Schumann Ihre Identitat ist nicht gesichert insofern ist sie vergleichbar mit der Geliebten Faustine aus Goethes Romischen Elegien oder mit Beethovens Elise und seiner Unsterblichen Geliebten Inhaltsverzeichnis 1 Charitas in Schumanns Tagebuchern 2 Hypothesen zu ihrer Person 2 1 Prostituierte leichtes Madchen Kellnerin 2 2 Dienstmagd in der Familie Wieck 2 3 Christiane Apitzsch 3 Literatur 4 Weblinks 5 Einzelnachweise Charitas in Schumanns Tagebuchern BearbeitenIn den Tagebuchern und Haushaltbuchern Robert Schumanns die erstmals 1971 bis 1987 von den Schumann Forschern Georg Eismann und Gerd Nauhaus veroffentlicht wurden ist in den Jahren 1831 bis 1837 mehrfach eine Geliebte namens Christel erwahnt Schumann nahm sie in seinen fiktiven Kunstlerkreis der Davidsbundler auf und gab ihr am 8 Juni 1831 seinem 21 Geburtstag den Namen Charitas nach dem lateinischen Begriff fur hingebende Liebe und Wohltatigkeit Weitere Personen aus diesem Zirkel waren beispielsweise Friedrich Wieck Meister Raro Schumanns damaliger Klavierlehrer Henriette Voigt Eleonore Pianistin und Schumanns engste Vertraute Ernestine von Fricken Estrella Schumanns Verlobte der Jahre 1834 35 Clara Wieck Cilia ab 1840 Schumanns Frau Als er Charitas kennenlernte wohnte Schumann zur Untermiete bei seinem Lehrer Friedrich Wieck in Leipzig Reichsstrasse Nr 579 Er zog dort am 16 Oktober 1830 ein und musste Anfang Oktober 1831 wieder ausziehen Das Verhaltnis blieb daruber hinaus bestehen Am 13 Oktober 1831 notierte er Charitas war einmal im neuen Gemach Die war sehr lieb u scheint gefesselt 1 Am 30 November Libe r Robert nennt dich denn weiter Niemand so als deine Charitas Die war gestern da voller Feuer u Flamme getrunken wurde viel namentlich Madeira 2 Am 9 Mai 1832 Sinnliche Anregung am ganzen Tag aber Unterdrucken Charitas ist schon seit 9 Tagen weggeblieben 3 Die Notizen uber die Geliebte enden vorlaufig am 13 Juni 1832 Clara Wieck ist herzlieb Charitas kommt heute 4 Spatestens als sich Schumann Anfang September 1834 mit Ernestine von Fricken verlobte durfte er die Beziehung mit Charitas beendet haben Nach der Trennung von Ernestine die zu Neujahr 1836 erfolgte lebte sie jedoch im April 1836 kurzzeitig wieder auf nachdem Schumann obendrein die erhoffte Verbindung mit Clara als gescheitert ansehen musste Wahrend seines Aufenthalts in Wien im Winter 1837 38 notierte er ruckblickend uber sein Trubes Jahr 1836 Charitas vorgesucht und Folgen davon im Januar 1837 5 Er wusste offenbar nicht wo sie zu dieser Zeit wohnte und musste erst ihre Adresse in Erfahrung bringen Darauf konnte sich Schumann in ahnlicher Weise in einem spateren Brief an Clara bezogen haben Ihr schrieb er am 3 Januar 1838 uber diese dunkelste Zeit wo ich gar nichts von Dir wusste und Dich mit Gewalt vergessen wollte er habe sich zu dieser Zeit mit Gewalt in eine Frau verlieben wollen die mich auch schon halb in ihren Netzen hatte Es wird angenommen dass damit Charitas bzw Schumanns Versuch gemeint ist die Beziehung mit ihr noch einmal zu erneuern 6 Im August 1836 bekraftigten Robert Schumann und Clara Wieck dann heimlich ihr Bundnis Am 8 Oktober notierte er Abends Charitas aufgesucht und schliesslich zwischen dem 4 und 18 Januar 1837 Ein Magdlein a 5ten glaub ich 7 Dies waren moglicherweise die genannten Folgen im Januar 1837 Am 18 November 1837 gab er dann C haritas zum Geschenk zwei Taler am 27 Dezember erhielt Charitas zu Weihnacht weitere zwei Taler 8 Danach taucht sie in Schumanns Aufzeichnungen nicht mehr auf Hypothesen zu ihrer Person BearbeitenProstituierte leichtes Madchen Kellnerin Bearbeiten Die Schumann Forschung sah in ihr zunachst eine Prostituierte 9 oder zumindest ein leichtes Madchen etwa eine Kellnerin aus einem der zahlreichen Lokale die Schumann in Leipzig besuchte So wird sie beispielsweise in Peter Hartlings Roman Schumanns Schatten 1996 geschildert 10 Daruber hinaus wurde verschiedentlich angenommen dass sie Schumann mit Syphilis infizierte und dies die Krankheit war die schliesslich zu seiner Einlieferung in die Anstalt fur Behandlung und Pflege von Gemutskranken und Irren in Endenich bei Bonn fuhrte 11 Dienstmagd in der Familie Wieck Bearbeiten Der Annahme Charitas sei eine Dirne gewesen widersprach 2007 der britische Schumann Biograph John Worthen und verwies auf eine Tagebuchnotiz Schumanns vom 9 Juli 1831 die belegt dass sie im Hause Friedrich Wiecks verkehrte oder gar lebte wo Schumann bis zum Oktober desselben Jahres ebenfalls wohnte Die Notiz lautet Zilia Clara Wieck war krank gestern der Meister Friedrich Wieck unzufrieden und wenig liebenswurdig In Grafs Garten sass Jettchen Henriette Wieck unter andern ich druckte mich ohne Schaden u mit einem Compliment nach Haus u zu Zilia die ich traf Hoffmann s Erzahlungen waren zu lang zum Vorlesen darum nahmen wir Mahrchen Es fehlte aber der Herzenskitt Charitas war auch zugegen u stand hinter dem Stuhl 12 Worthen folgerte daraus dass Charitas das Dienstmadchen im Hause Wiecks war The only explanation for Christel s presence at all hours of the day and night in the Wieck s apartement and in Schumann s rooms is that she was working as a servant or maid Die einzige Erklarung fur Christels Anwesenheit in Wiecks Wohnung und Schumanns Zimmern zu allen Tages und Nachtzeiten ist dass sie als Hausangestellte oder Dienstmadchen arbeitete 13 Christiane Apitzsch Bearbeiten Der Musikwissenschaftler Klaus Martin Kopitz veroffentlichte 2014 einen Aufsatz der sich erstmals mit der Identitat von Charitas befasst Demnach war sie wahrscheinlich identisch mit einer Dienstmagd namens Christiane Apitzsch 21 Juni 1806 in Wehlitz 11 Februar 1838 in Leipzig Wie der Autor zu Beginn bemerkt hatte Schumann anscheinend keine Zweifel der Vater des Kindes zu sein dessen Geburt er in seinem Tagebuch festgehalten hatte ohne den Namen der Mutter zu nennen 14 Das betrifft auch seine spateren Biographen Wenngleich Gerd Nauhaus der Herausgeber der Tagebucher anmerkte d ass Schumann der Vater des Kindes gewesen sein konnte erscheint auf Grund der zeitlichen Relationen ausgeschlossen 15 konstatierte John Worthen vielmehr Die Annahme that the baby was Schumann s seems the only real solution to the statement about consequences 16 Ahnliche Aussagen finden sich in den Arbeiten von Eric Frederick Jensen 17 und Judith Chernaik 18 Kopitz ermittelte ein am 2 Januar 1837 unehelich geborenes Madchen das im Jacobshospital zur Welt kam und am 6 Januar in der Thomaskirche auf die Namen Louise Ernstine getauft wurde Als Mutter ist angegeben Johanne Christiane Apitzsch Tochter eines Fischers aus Wehlitz als Vater David Veit Hausmann 19 20 Weitere von Kopitz ermittelte Indizien Christiane Apitzsch wollte anscheinend den wirklichen Namen des Vaters ihrer Tochter nicht nennen und gab stattdessen einen vermutlich fiktiven Namen David Veit an Recherchen ergaben Eine Person dieses Namens ist in Leipzig weder geboren noch gestorben hat dort nicht geheiratet und war auch nicht Vater eines anderen Kindes Der Name taucht auch in den Leipziger Adressbuchern nicht auf 21 ebenso wenig in den handschriftlich uberlieferten Burgerbuchern 22 23 Kopitz vermutet dass Christel den Namen David von Schumanns Davidsbundlern ableitete zu deren Kreis sie selbst gehorte und deren Vater Schumann gewissermassen war Christiane Apitzsch war 1837 die einzige Frau uberhaupt die ihr Kind im Jacobshospital anstatt zu Hause gebar Sie befand sich demnach in ausserst schwierigen Verhaltnissen und konnte nicht die Kosten fur eine Hebamme aufbringen Das Hospital war fur verarmte oder in Verfall gekommene Burger und Einwohner zustandig Christiane Apitzsch starb kurz nach Schumanns letzter Begegnung mit Charitas die fur den 27 Dezember 1837 dokumentiert ist am 11 Februar 1838 im Jacobshospital an Nervenfieber 24 Christiane Apitzsch wurde nachdem sie am 14 Februar 1838 begraben worden war im Leipziger Tageblatt tatsachlich als Dienstmagd bezeichnet 25 Wie Kopitz anhand von Bauakten des Hauses Reichsstrasse Nr 579 belegen konnte hatte die dortige Wohnung der Familie Wieck ausser dem Haupteingang zum Vorsaal noch zwei separate Eingange fur die Speise und die Madchenkammer fur das Dienstmadchen 26 Schumann konnte sich somit problemlos mit Charitas in deren Kammer treffen ohne dass die Familie Wieck dies bemerkte Diese Identifizierung wurde 2018 in der Schumann Biographie von Judith Chernaik 27 desgleichen in mehreren Presse und Rundfunkbeitragen aufgegriffen 28 29 30 Ein anderer alternativer Identifizierungsversuch liegt bislang nicht vor Kopitz bemerkt am Schluss seiner Untersuchungen Es sei noch einmal betont dass fur die Vermutung Christiane Apitzsch konnte als Dienstmadchen fur die Familie Wieck gearbeitet haben und Schumanns Geliebte Christel gewesen sein kein Beweis im engeren Sinne existiert Entsprechende Aufzeichnungen sind nicht uberliefert 31 Literatur BearbeitenJudith Chernaik Schumann s Love child in Musical Opinion Jg 133 Nr 1478 September Oktober 2010 S 14f Klaus Martin Kopitz Christiane Apitzsch 1806 1838 Robert Schumanns Geliebte Charitas Eine Identifizierung in Denkstrome Journal der Sachsischen Akademie der Wissenschaften Heft 13 2014 S 26 53 PDF Weblinks BearbeitenWolfram Goertz Das eiskalte Genie Robert Schumann in Rheinische Post Dusseldorf 3 Januar 2015 online Georg Predota The whores embraces lust my innocence saved Robert Schumann and Christiane Apitzsch in Interlude Hongkong 23 Oktober 2016 Elgin Heuerding Schumanns uneheliches Kind Geliebte bringt Tochter zur Welt auf BR Klassik 2 Januar 2018 Audio Datei Hartmut Schade MDR Kalenderblatt 11 02 1838 Johanne Christiane Apitzsch gestorben 2023 YouTube Video Einzelnachweise Bearbeiten Georg Eismann Hrsg Robert Schumann Tagebucher Band 1 1827 1838 Leipzig 1971 S 372 Georg Eismann Hrsg Robert Schumann Tagebucher Band 1 1827 1838 Leipzig 1971 S 374 Georg Eismann Hrsg Robert Schumann Tagebucher Band 1 1827 1838 Leipzig 1971 S 386 Georg Eismann Hrsg Robert Schumann Tagebucher Band 1 1827 1838 Leipzig 1971 S 412 Georg Eismann Hrsg Robert Schumann Tagebucher Band 1 1827 1838 Leipzig 1971 S 422 Vgl Briefwechsel von Clara und Robert Schumann Band I Marz 1831 bis September 1838 hsg von Anja Muhlenweg Schumann Briefedition Serie I Band 4 Koln 2012 S 175 mit Anm 30 Gerd Nauhaus Hrsg Robert Schumann Tagebucher Band 2 1836 1854 Leipzig 1987 S 28 Gerd Nauhaus Hrsg Robert Schumann Haushaltbucher 1837 1856 2 Bande Leipzig 1982 S 32 und 34 Arnfried Edler Schumann Robert In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Zweite neubearbeitet Ausgabe Personenteil 15 Barenreiter Verlag Kassel u a Metzler Stuttgart und Weimar 2006 Spalte 260 Peter Hartling Schumanns Schatten Koln Kiepenheuer amp Witsch 1996 ISBN 978 3 462 03705 0 Der Medizinhistoriker Franz Hermann Franken der zu den Befurwortern der Syphilis These gehort meinte beispielsweise Die Infektionsquelle ist am ehesten bei Schumanns Freundin Christel zu suchen von ihm auch Caritas genannt weil sie sich seiner sexuellen Note uber Jahre annahm Vgl Robert Schumanns letzte Lebensjahre Protokoll einer Krankheit hrsg von der Akademie der Kunste Berlin Berlin 1994 S 14 Georg Eismann Hrsg Robert Schumann Tagebucher Band 1 1827 1838 Leipzig 1971 S 349 John Worthen Robert Schumann Life and Death of a Musician New Haven und London Yale University Press 2007 ISBN 978 0 300 11160 6 S 72 Klaus Martin Kopitz Christiane Apitzsch 1806 1838 Robert Schumanns Geliebte Charitas Eine Identifizierung in Denkstrome Journal der Sachsischen Akademie der Wissenschaften Heft 13 2014 S 26 53 PDF S 34 Gerd Nauhaus Hrsg Robert Schumann Tagebucher Band 2 1836 1854 Leipzig 1987 S 459 Anm 53 John Worthen Robert Schumann Life and Death of a Musician New Haven und London Yale University Press 2007 ISBN 978 0 300 11160 6 S 125 Eric Frederick Jensen Schumann Oxford University Press 2001 2 Auflage 2012 S 124 Judith Chernaik Schumann s Love child in Musical Opinion Jg 133 Nr 1478 September Oktober 2010 S 14f Judith Chernaik Schumann The Faces and the Masks New York Alfred A Knopf 2018 ISBN 978 0 451 49446 7 S 61 Klaus Martin Kopitz Christiane Apitzsch 1806 1838 Robert Schumanns Geliebte Charitas Eine Identifizierung in Denkstrome Journal der Sachsischen Akademie der Wissenschaften Heft 13 2014 S 26 53 PDF S 36f Laut Zivilstandsregister 1832 1840 M Z 118 r der Stadt Leipzig hiess das Kind Louise Ernestine Veit und wurde am 2 Dezember 1836 im Jacobshospital von Johanne Christiane Apitzsch geboren Als Quelle ist eine verschollene Polizeiakte Act No 12468 angegeben die auch das Taufbuch nennt In den Leipziger Adress Buchern der fraglichen Zeit wurden nicht alle Einwohner verzeichnet so z B keine Hausmanner Hausverwalter Siehe dazu Leipziger Adress Bucher 1836 und 1837 sowie Nr 4 des Stichworts Hausmann im Deutschen Worterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm Klaus Martin Kopitz Christiane Apitzsch 1806 1838 Robert Schumanns Geliebte Charitas Eine Identifizierung in Denkstrome Journal der Sachsischen Akademie der Wissenschaften Heft 13 2014 S 26 53 PDF S 40 In den Burgerbuchern sind nur Personen verzeichnet die das Burgerrecht erworben haben Der Leipziger Hausmann David Veit wurde also nicht erfasst wenn er die Voraussetzungen fur das Burgerrecht nicht besass Es war aber moglich dass er in Leipzig ohne Burgerrecht lebte und arbeitete Siehe dazu Allgemeine Stadte Ordnung fur das Konigreich Sachsen 1832 Stadtarchiv Leipzig Ratsleichenbucher Band 40 1835 1840 S 375 Demnach war das Haus Petersstrasse Nr 122 ihre letzte Wohnadresse Es befand sich an der Ecke zur Schlossgasse und gehorte einer Frau Schulze vgl Leipziger Adressbuch auf das Jahr 1838 Teil 2 S 106 Leipziger Tageblatt und Anzeiger Nr 49 vom 18 Februar 1838 S 262 Vom 10 bis 16 Februar sind allhier in Leipzig begraben worden Mittwochs den 14 Februar Eine unverh eiratete Frauensperson 31 Jahre Johanne Christiane Apitzsch Dienstmagd im Jacobshospital st arb am Nervenfieber Digitalisat Klaus Martin Kopitz Christiane Apitzsch 1806 1838 Robert Schumanns Geliebte Charitas Eine Identifizierung in Denkstrome Journal der Sachsischen Akademie der Wissenschaften Heft 13 2014 S 26 53 PDF S 27f mit Grundriss der Wohnung Judith Chernaik Schumann The Faces and the Masks New York Alfred A Knopf 2018 ISBN 978 0 451 49446 7 S 61 Wolfram Goertz Das eiskalte Genie Robert Schumann in Rheinische Post 3 Januar 2015 online Jorg Schurig dpa Fulle des Wortlauts Der Briefwechsel von Clara und Robert Schumann in Rhein Neckar Zeitung 9 Juni 2020 Digitalisat Elgin Heuerding 2 Januar 1837 Schumanns uneheliches Kind in BR Klassik 2 Januar 2023 Klaus Martin Kopitz Christiane Apitzsch 1806 1838 Robert Schumanns Geliebte Charitas Eine Identifizierung In Denkstrome Journal der Sachsischen Akademie der Wissenschaften Heft 13 2014 S 53 PDF Normdaten Person GND 1121325882 lobid OGND AKS VIAF 1607148149510196930007 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME CharitasKURZBESCHREIBUNG Geliebte und Muse des deutschen 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