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Faustine ist eine literarische Figur von Johann Wolfgang von Goethe Inhaltsverzeichnis 1 Elegische Figur 2 Wer war Faustine 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksElegische Figur BearbeitenIn den Romischen Elegien XXI 18 schreibt Goethe 1 Darum macht Faustine mein Gluck sie teilet das Lager Gern mit mir und bewahrt Treue dem Treuen genau Namentlich wird sie nur an dieser Stelle genannt ihre Herkunft in der XVIII 15 Elegie angegeben 2 In der Literatur spricht man von Faustina Eckart Klessmann 3 schreibt hierzu Ein italienischer Goethe Forscher 4 fand heraus dass Faustina dokumentarisch nachweisbar ist 5 Faustina war Tochter des Gastwirtes Agostino di Giovanni wurde 1764 geboren heiratete 1784 hatte einen kleinen Sohn und war verwitwet Sie arbeitete als Kellnerin in der Osteria alla Campana Goethe bestatigte dies 1827 in einem Gesprach mit dem Maler Wilhelm Zahn Dieser berichtete von seiner Reise nach Rom und Einkehr in die Osteria alla Campana Goethe erwiderte In dieser Osteria hatte ich meinen gewohnlichen Verkehr Hier traf ich die Romerin die mich zu den Elegien begeisterte In Begleitung ihres Oheims kam sie hierher und unter den Augen des guten Mannes verabredeten wir unsere Zusammenkunfte indem wir den Finger in den verschutteten Wein tauchten und die Stunde auf den Tisch schrieben 6 Diese Szene wird in der XVIII 15 Elegie 7 ausfuhrlich beschrieben Und noch schoner von heut an seid mir gegrusset ihr Schenken Osterien wie euch schicklich der Romer benennt Denn ihr zeiget mir heute die Liebste begleitet vom Oheim Den die Gute so oft mich zu besitzen betrugt Lauter sprach sie als hier die Romerin pfleget kredenzte Blickte gewendet nach mir goss und verfehlte das Glas Wein floss uber den Tisch und sie mit zierlichem Finger Zog auf dem holzernen Blatt Kreise der Feuchtigkeit hin Meinen Namen verschlang sie dem ihrigen immer begierig Schaut ich dem Fingerchen nach und sie bemerkte mich wohl Endlich zog sie behende das Zeichen der romischen Funfe Und ein Strichlein davor Schnell und sobald ichs gesehn Schlang sie Kreise durch Kreise die Lettern und Ziffern zu loschen Aber die kostliche Vier blieb mir ins Auge gepragt Auf seiner Italienischen Reise von September 1786 bis Mai 1788 ein dreiviertel Jahre war Goethe auf der Hinreise vier Monate und auf der Ruckreise fast ein Jahr in Rom Faustina lernte er auf der Ruckreise kennen vermutlich erst im Januar 1788 Sein Herzog Carl August berichtete Goethe in seinen Briefen nach Rom auch von seinem Liebesleben Goethe antwortete am 16 Februar 1788 Es scheint dass Ihre guten Gedanken unterm 22 Jan 1788 unmittelbar nach Rom gewirkt haben denn ich konnte schon von einigen anmutigen Spaziergangen erzahlen So viel ist gewiss und haben Sie als Doctor longe experimentissimus Gelehrter mit uberaus langer Erfahrung vollkommen recht dass eine dergleichen massige Bewegung das Gemut erfrischt und den Korper in ein kostliches Gleichgewicht bringt Wie ich solches in meinem Leben mehr als einmal erfahren dagegen auch die Unbequemlichkeit gespurt habe wenn ich mich von dem breiten Wege auf dem engen Pfad der Enthaltsamkeit und Sicherheit einleiten wollte 8 Goethe reiste nach Ostern Ostersonntag war der 23 Marz 1788 nach Weimar zuruck Seine amourose Beziehung mit Faustina war mit drei bis vier Monaten eher kurz hatte aber grossen Einfluss auf seine personliche Entwicklung Wer war Faustine Bearbeiten Hauptartikel Italienische Reise Goethes Abreise aus Karlsbad am 3 September 1786 war unangekundigt ohne Nennung von Ziel und Dauer Er entfloh dem 10 jahrigen Staatsdienst bei seinem Herzog Carl August und der feinen Gesellschaft in Weimar Letztlich vereinbarte er mit seinem Arbeitgeber einen bezahlten Urlaub unbestimmter Dauer Italien war fur Goethe das Land seiner Sehnsucht Er wollte die klassische Antike studieren den Lebensstil kennenlernen und die freie reine 9 Liebe erleben Zur Vermeidung offentlicher Aufmerksamkeit reiste er inkognito als Johann Philipp Moller Sein in Weimar verbliebener Sekretar Philipp Seidel kannte sein Pseudonym und regelte auf postalische Anweisungen die Korrespondenz und den Geldverkehr 10 In Rom nahm Goethe Kost und Logis bei den Wirtsleuten Sante Collina und seiner Frau in der Casa Moscatelli heute Casa di Goethe in der Via del Corso 18 Dort wohnten bereits die Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein Johann Georg Schutz und Friedrich Bury Beim Eintrag in das Einwohnerregister stellte sich Goethe als Maler Filippo Moller 32 Jahre alt 6 Jahre weniger als tatsachlich vor und wurde italienisiert als Sig Filippo Miller Tedesco di anni 32 eingetragen Auch die Namen seiner Mitbewohner waren italienisiert als Tisben Tischbein Zicci Schutz und Bir Bury verzeichnet Die Post an Goethe wurde von Philipp Seidel in einem zweiten innerhalb eines an Al signor Tischbein Pittore Tedesco al Corso incontro del Palazzo Rondanini Roma adressierten Aussenumschlag expediert 11 Den Namen Osteria alla Campana Gasthaus zur Glocke gibt es haufig Der Dichter Wilhelm Muller stellte 1820 kreativ fest dass diese Osteria mit der Goldenen Glocke auf dem Platz am Marcellustheater liege Dort feierten die deutschen Kunstler jahrlich den Geburtstag Goethes Konig Ludwig I von Bayern liess 1866 dort eine Gedenktafel anbringen wo Goethe angeblich sein elegisches Liebesverhaltnis begann Eine Schenke dieses Namens ist in den amtlichen Verzeichnissen des 18 Jahrhunderts jedoch nicht vermerkt Goethe kannte diese Uberlieferung und konnte sie 1827 im Gesprach mit Zahn ins Gesprach bringen Kennen Sie auch die Osteria alla Campana Zahn bestatigte dies eifrig was Goethe zu der Bemerkung veranlasste Hier traf ich die Romerin die mich zu den Elegien begeisterte In Wirklichkeit verbarg Goethe die Einzelheiten seines Inkognito eifersuchtig vor der Offentlichkeit Er bestatigte Zahns Auffassung um ihn und seine Landsleute auf eine falsche Fahrte zu bringen um den wahren Schauplatz seiner Liebe zu verbergen 12 Die Gaststatte Vinzenz Vincenzo des Gastwirtes Vinzenz Roesler und seiner Frau in der Via dei Condotti war bei den deutschen Kunstlern besonders beliebt Das Ehepaar hatte zwei Tochter Maria Constanza Teresa 20 und Maria Elisabetta Gertrude 14 sowie vier jungere Sohne Goethe fielen die beiden Madchen auf die am Tisch servierten Er bat Tischbein Zeichnungen der Madchen anzufertigen Goethes Ausgabenbuch 13 ist zu entnehmen dass er im Januar 1787 Vinzenco sehr eifrig besuchte Seine Ausgaben waren uppig was auf mehrere bewirtete Teilnehmer schliessen lasst Er hatte wohl ein besonderes Interesse an diesen Besuchen 14 Constanza Releir Constanza Roesler unterzeichnete einen undatierten nicht adressierten Brief 15 der sich in Goethes sparlichem privatem Nachlass befindet Der Brief ist in gutem Italienisch und mit der gleichmassigen Schrift eines professionellen Schreibers verfasst Offentliche Schulen fur das Volk getrennt nach Knaben und Madchen wurden in Rom vom Vatikan unterhalten Knaben wurden in Lesen Schreiben Rechnen und Grammatik unterrichtet Madchen lernten vor allem Hakeln Stricken und Nahen Lesen wurde wenig Schreiben fast gar nicht unterrichtet Man befurchtete dass Madchen das Schreiben vor allem fur Liebesbriefe nutzen wurden 16 Eine Serviererin wie Constanza konnte aufgrund ihrer schlechten Schulbildung nicht einen solch eleganten Brief schreiben 17 Carissimo Amico Ieri sera mi fu dato un ventaglio alla moda poi mi fu ritolto desidero da voi di trovarmene subito un altro per far vedere a questo che si trovano altri ventagli e forse piu bello di quello Scusare l ardire e resto Io Constanza Releir Teuerster Freund Gestern Abend wurde mir ein eleganter Facher gegeben dann wurde er mir wieder abgenommen ich wunsche mir von Euch dass Ihr sofort einen neuen fur mich findet um jenem zu zeigen dass es auch andere und vielleicht noch schonere Facher gibt Verzeiht meine Kuhnheit ich verbleibe Constanza Releir Der Facher war zu damaliger Zeit ein Liebespfand und damit Heiratsantrag Constanzas bisheriger Werber hatte wohl seine Bewerbung zuruckgezogen und sie erwartete von Goethe einen neuen Facher und damit Heiratsantrag Der Brief wurde vermutlich Januar oder Februar 1787 vor Goethes Abreise nach Neapel geschrieben als sich sein Werben endgultig als erfolglos herausstellte Am 17 Februar 1787 eine Woche vor seiner Abreise nach Neapel kaufte Goethe einen Ring fur einen Scudo und 70 Baiocchi der wohl ein nachtragliches Abschiedsgeschenk war Constanza wurde am 19 August 1787 an Antonio Gentile einen Kellner aus Albano verheiratet Die Mitgift betrug 300 Scudi je zur Halfte bar und Hausrat Constanza ist nicht die Faustine der Romischen Elegien 18 19 Die Vermutung Faustina Di Giovanni verh Antonini sei die heimliche Frau wird von Eckart Klessmann 20 und Nicholas Boyle 21 geaussert Goethe habe wahrend des Karnevals 1788 Aschermittwoch 6 Februar 1788 eine 24 jahrige Witwe dieses Namens kennengelernt die mit ihrem dreijahrigen Kind im Hause ihres Vaters lebte der eine Osteria betrieb Diese Identifikation basiert auf Recherchen des romischen Journalisten Valerie der 1899 Auszuge aus Kirchenbuchern veroffentlichte Darin findet sich eine Faustina Di Giovanni die im Marz 1784 Domenico Antonini heiratete der bereits im August 1784 verstarb Allein aufgrund des Vornamens Faustina identifizierte Valeri diese Faustina mit der Faustine der Romischen Elegien Eine Uberprufung der Kirchenbucher ergab jedoch dass nicht der Ehemann Domenico sondern Faustina selbst starb Ob hier ein Versehen oder eine Falschung vorliegt ist nicht entscheidbar 22 Sigrid Damm schreibt zusammenfassend dass Faustina Antonini geb Di Giovanni eine 24 jahrige Witwe mit dreijahrigem Sohn Tochter des Gastwirtes der Osteria alla Campana sei und wieder bei ihrem Vater lebe Eine am 17 April 1788 uberwiesene Summe von 400 Scudi sei sicherlich fur Faustina bestimmt gewesen 23 Ein damals haufiger Name wie Faustina ist nicht zur Identifizierung einer bestimmten Person geeignet In Goethes Nachbarschaft konnten sieben Frauen dieses Namens nachgewiesen werden Den Tempel des Antoninus Pius und der Faustina in Rom hat Goethe besucht Von Faustina der Alteren Gemahlin des Antoninus Pius wird uber ihre ubermassige Freiheit der Sitten berichtet Der Name Faustina symbolisierte ein Programm der sexuellen Freiheit das die antiken Romerinnen selbst die Frau des Kaisers trotz der Ehe genossen In der handschriftlichen Endfassung der XXI 18 Elegie 24 sind die wiederholt im Werk verwendeten Worte mein Madchen am 24 Dezember 1789 durchgestrichen und durch Faustine ersetzt worden 25 Goethe wollte vermeiden dass nach einer Veroffentlichung dann 1795 Bildungsreisende in Rom versuchen wurden die wahre Geliebte zu finden Ein Allerweltsname sollte auf eine falsche Spur fuhren ebenso wie bei der Verschleierung der wirklichen Osteria gegenuber Zahn 26 Eine heimliche Liebschaft in Rom war gefahrlich und konnte mit Zwangsverheiratung enden Eltern waren bestrebt ihre junge Tochter an eine gute Partie zu verheiraten Auch Constanza war eine auf die Ehe hinarbeitende junge Frau 27 Ein unerlaubtes Verhaltnis musste von der zustandigen Pfarrei dem Vikariatsgericht angezeigt werden Der Pfarrer musste das anstossige Paar dreimal im wochentlichen Rhythmus verwarnen und auffordern das Verhaltnis umgehend zu losen Bei Nichterfullung mussten die Akten samt Verwarnungsprotokollen dem Vikariatsgericht vorgelegt werden Als Massnahme wurde das Paar verhaftet und durch Androhung der Kerkerstrafe Beugehaft zur Heirat gezwungen Anzeigen derartiger Vergehen gingen von der Nachbarschaft beim Pfarrer ein In der Kirche wurden die Pfarrkinder standig ermahnt uber die Reinheit der Sitten zu wachen Denunziation Liebende mussten also sorgfaltig darauf achten ihre Beziehung vor den Nachbarn zu verbergen 28 Aus dieser rigiden Gesellschaftslage entwickelte sich ein Geschaftsmodell fur arme Familien Die Reize eines schonen jungen Madchens waren haufig die einzige okonomische Ressource um eine heimliche Liebelei durch skrupellose Androhung einer Anzeige mit einer Heirat erfolgreich abzuschliessen Besonders Auslander bei denen stets mehr Vermogen vermutet wurde waren ein begehrtes Ziel 29 Goethe suchte jedoch die freie Liebe eine Beziehung zu einer reinen Frau die bereit war Liebe und Sexualitat zu verbinden ohne ihn unter das Ehejoch zu zwingen Die kaufliche Liebe war fur ihn ein Notbehelf Seinem Ausgabenbuch ist zu entnehmen dass er verschiedentlich Ausgaben fur donne Frauen machte Auch ein bezahlter spasseggio Spaziergang ist vermerkt 30 Zweifellos hat Goethe wie andere Manner dieser Zeit Prostituierte aufgesucht Kurt Eisslers psychoanalytischer Befund Goethe habe in Rom erstmals sexuellen Kontakt gehabt ist nicht nachvollziehbar 31 32 Die Ehe verabscheute Goethe Zu seiner Zeit war diese nur ein zwischen den Parteien ausgehandelter Vertrag zur Grundung einer Familie und Sicherung der Nachkommenschaft Das Herz hatte dabei keinen Einfluss Zuneigung war nicht erforderlich Nach seiner Ruckkehr in Weimar am 17 Juni 1788 lernte er am 13 Juli 1788 Christiane Vulpius kennen und lebte mit ihr 18 Jahre unverheiratet zusammen Von den funf gemeinsamen Kindern starben vier sehr fruh nur der Sohn August Goethe wurde erwachsen Am 19 Oktober 1806 funf Tage nach der Schlacht bei Jena heiratete Goethe Christiane aus Dankbarkeit fur ihr beherztes Eingreifen als marodierende franzosische Soldaten ihr Haus besetzten 33 Eine Unbekannte hat real existiert Der Wirt Sante Collina erstellte chronologisch Monatsrechnungen fur die verzehrten Speisen Es finden sich hierin die festen Pensionsgaste und gelegentliche Besucher 34 Es fallt auf dass Goethe regelmassig Fruhstuck und Mittagessen einnahm aber abends fast nie zu Hause speiste Er zog es wohl vor die Osterien in Rom zu besuchen Vom 10 Dezember 1787 bis 28 Januar 1788 nahm eine funfte unbekannte Person insgesamt 16 mal am Essen teil zweimal noch eine sechste Person Jedes Mal war auch Goethe anwesend Die Gaste waren ihm wohl sehr wichtig denn er bestellte kraftigere Speisen als gewohnlich Statt des frugalen Standardmenus Kase Sardellen und Salat gab es nun Fleischgerichte bei denen auch Schweinefleisch Wurste aufgetragen wurden Dies wurde eigentlich nur von den unteren Schichten gegessen weil es billiger war als das von der wohlhabenden Schicht bevorzugte Rindfleisch Es durfte sich um Gaste gehandelt haben denen Schweinefleisch schmeckte Im Februar 1788 war der unbekannte Gast zum letzten Mal eingeladen und Goethe kehrte danach zu seiner alten Gewohnheit zuruck ausser Haus zu Abend zu essen Bei dem unbekannten Gast konnte es sich um ein Madchen aus armeren Schichten gehandelt haben das auch zweimal von der Mutter begleitet wurde 35 36 Ein zweiter Brief 37 in Goethes privatem Nachlass ist von einer Frau ungelenk geschrieben undatiert und nicht unterzeichnet Die Absenderin konnte offensichtlich nur mangelhaft schreiben 38 Io vorei sapere perche sete ieri a sera an dato a cosi via senza dirmi niente io io credo che che vi siete piliato colara ma io spero di no io sons tutta per lei amatima sie potete come io amo a lei io sspero di avere una bona risposta de lei che pero che non sia como io o pensato adio adio Ich mochte wissen warum Ihr gestern Abend so fortgegangen seid ohne mir etwas zu sagen Ich furchte Ihr seid zornig mit mir aber ich hoffe nicht Ich bin ganz fur Euch Liebt mich wenn Ihr konnt so wie ich Euch liebe Ich hoffe eine gute Antwort von Euch zu haben die ich hoffe nicht so ist wie ich gedacht habe Adieu Adieu sinngemasse Ubersetzung Das Schreiben ist nicht an Goethe sondern an Tischbein adressiert Auf der Ruckseite steht durchgestrichen Disbein und dann all sivore Disbein in Roma Zu dieser Zeit von Dezember 1787 bis Januar 1788 war Tischbein nicht mehr in Rom er war nach Neapel umgezogen Goethes Spitzname Flemmaccio Phlegmatiker weist darauf hin dass Tischbein ein schuchterner passiver Mensch war und Frauen lieber aus dem Weg ging Goethe liess sich die Post weiterhin an die ubliche Adresse al signor Tischbein in contro al palazzo Rondanini schicken Seine Wirtsleute wies er an ihm die an Tischbein adressierte Post auszuhandigen Auf dem Billet der Unbekannten steht der Name aber keine Adresse Sie kannte wohl den Ort und Goethes Postgewohnheiten Die Geliebte traute den Wirtsleuten nicht und unterschrieb den Brief nicht Goethe und die Unbekannte mussten ihr unerlaubtes Verhaltnis geheim halten Bei Entdeckung hatte durch das Vikariatsgericht die Zwangsverheiratung gedroht 39 40 In der VIII 6 Elegie 41 Kannst Du oh Grausamer beklagt eine unbekannte Geliebte dass ihr Geliebter sie Eifersucht vortauschend zurnend verlassen habe Sie bezeichnet sich als 6 die Witwe 13 Arm bin ich leider und jung und wohlbekannt den Verfuhrern Sie beteuert 12 Nie hat ein Geistlicher sich meiner Umarmung gefreut Auch nicht die in Rom als Schurzenjager bekannten Pralat Alessio Falconieri Violettstrumpf und Kardinal Giovanfrancesco Albani Rotstrumpf Die im Brief beschriebene Situation ist eine gelungene dichterische Darstellung einer realen Liebesbeziehung 42 Es gelang beiden das Verhaltnis geheim zu halten Der Ort der leidenschaftlichen Treffen wird nicht erwahnt Das Verhaltnis wurde in gegenseitigem Einvernehmen beendet Weder die Geliebte noch deren Verwandten versuchten Goethe mit unlauteren Massnahmen zuruckzuhalten Goethe litt jedoch unter der Trennung Nach eigenem Bekunden weinte er 14 Tage vor seiner Abreise aus Rom 24 April 1788 taglich wie ein Kind 43 Er scheint in Rom einmalig glucklich gewesen zu sein wie er Johann Peter Eckermann am 9 Oktober 1828 erklarte ich bin mit meinem Zustande in Rom verglichen eigentlich nachher nie wieder froh geworden 44 Die Unbekannte Faustine war eine junge Witwe mit kleinem Kind hubsch arm und treu 45 Die Mutter forderte das Verhaltnis mit dem wohlhabenden Freier die ubrige Familie storte nicht Die Verbindung wurde schmerzhaft in gegenseitigem Einvernehmen beendet Goethe zahlte eine grosszugige Apanage zur Zukunftssicherung der Kleinfamilie Er wies Philipp Seidel noch vor seiner Abreise aus Rom am 19 April 1788 an 400 Scudi auf das gut gefullte Konto bei seinem Bankier in Rom zu uberweisen Nach der Ruckkehr am 28 August 1788 wurden nochmals 150 Scudi uberwiesen Trotz genauer Kontenklarung ist nicht feststellbar fur wen diese erhebliche Summe von 550 Scudi eine zweifache Mitgift in bar Constanza Roesler bekam 300 Scudi halb bar und halb sachlich bestimmt war Bankiers vermogen den Geldverkehr diskret abzuwickeln 46 Offene Fragen verbleiben Von den Mitbewohnern ist keine Notiz uber Goethes kurzzeitig haufigen fremden Frauenbesuch bei Tische uberliefert Der Ort der leidenschaftlichen Treffen ist unbekannt Er durfte jedoch durch die damalige Bausubstanz bedingt aufgefallen sein wie in der III Elegie 47 32 Und des geschaukelten Betts lieblicher knarrender Ton mithorbar beschrieben wird Literatur BearbeitenNicholas Boyle Goethe Der Dichter in seiner Zeit Band 1 1749 1790 Aus dem Englischen ubersetzt von Holger Fliessbach C H Beck Munchen 1995 Zweite durchgesehene Auflage 1999 Sigrid Damm Christiane und Goethe Eine Recherche Insel Verlag Frankfurt am Main Leipzig 1998 Siebte Auflage 1998 Eckart Klessmann Christiane Goethes Geliebte und Gefahrtin Artemis Verlags AG Zurich 1992 Buchergilde Gutenberg Rudiger Safranski Goethe Kunstwerk des Lebens Biographie Carl Hanser Verlag Munchen 2013 Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 Einzelnachweise Bearbeiten XXI 1 18 2 XVIII 3 15 4 Eckart Klessmann Christiane Goethes Geliebte und Gefahrtin Artemis Verlags AG Zurich 1992 V S 35 48 i e Roberto Zapperi s Lit Eckart Klessmann Christiane Goethes Geliebte und Gefahrtin Artemis Verlags AG Zurich 1992 V S 36 Eckart Klessmann Christiane Goethes Geliebte und Gefahrtin Artemis Verlags AG Zurich 1992 V S 36 XVIII 5 15 6 Eckart Klessmann Christiane Goethes Geliebte und Gefahrtin Artemis Verlags AG Zurich 1992 V S 37 i e ohne Franzosenkrankheit Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 7 12 40 110 Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 51 53 und S 57 f Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 135 138 Goethe und Schiller Archiv GSA 25 W 2544 Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 140 f und S 146 150 Goethe und Schiller Archiv GSA 25 W 2568 St 1 Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 222 f Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 152 154 Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 155 und S 158 f Safranski Rudiger GOETHE Kunstwerk des Lebens Biographie Carl Hanser Verlag Munchen 2013 S 330 Eckart Klessmann Christiane Goethes Geliebte und Gefahrtin Artemis Verlags AG Zurich 1992 V S 36 Boyle Nicholas GOETHE Der Dichter in seiner Zeit Band I 1749 1790 Aus dem Englischen ubersetzt von Holger Fliessbach C H Beck sche Verlagsbuchhandlung Oscar Beck Munchen 1995 Zweite durchgesehene Auflage 1999 S 587 Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 208 Damm Sigrid Christiane und Goethe Eine Recherche Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 1998 Siebte Auflage 1998 S 110 f XXI 7 18 8 Goethe und Schiller Archiv GSA 25 W 52 Bl 33 verso Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 209 211 Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 157 f VIII 9 6 10 Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 230 233 Goethe und Schiller Archiv GSA 25 W 2544 z B Bl 4v Damm Sigrid Christiane und Goethe Eine Recherche Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 1998 Siebte Auflage 1998 S 111 Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 140 144 Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 238 f Goethe und Schiller Archiv GSA 25 W 2547 Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 215 221 IV 11 2 12 Z 24 28 Goethe und Schiller Archiv GSA 25 W 2568 St 2 Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 221 f Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 228 232 Safranski Rudiger GOETHE Kunstwerk des Lebens Biographie Carl Hanser Verlag Munchen 2013 S 345 VIII 13 6 14 Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 224 228 Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 234 Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 242 VIII 15 6 16 Z 27 31 Roberto Zapperi Das Inkognito Goethes ganz andere Existenz im Rom Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1999 S 234 236 III 17 Weblinks BearbeitenVollstandige Fassung in ursprunglicher Reihenfolge 1790 Konventionelle Fassung im Projekt Gutenberg Goethe und Schiller Archiv GSA Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Faustine Goethe amp oldid 236885693