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Die Mittelmeerfruchtfliege Ceratitis capitata zahlt zur rund 4 500 Arten umfassenden Familie der Bohrfliegen Tephritidae ist also mit den ebenfalls zuweilen als Fruchtfliegen bezeichneten Taufliegen Drosophilidae nicht naher verwandt Sie ist wie die Mehrzahl der Bohrfliegen durch auffallig gefleckte Flugel und bei den Weibchen zusatzlich durch eine Legerohre gekennzeichnet Als wirtschaftlich weltweit bedeutendste Art der Bohrfliegen ist die Mittelmeerfruchtfliege ein vor allem in den Tropen und Subtropen gefurchteter Schadling im Obst und Gemuseanbau da sich ihre polyphagen Larven im Fruchtfleisch bzw Gewebe zahlreicher Pflanzenarten entwickeln konnen Auch nach Mitteleuropa wird sie regelmassig eingeschleppt ohne dort jedoch dauerhafte Populationen aufbauen zu konnen MittelmeerfruchtfliegeMittelmeerfruchtfliege Ceratitis capitata SystematikOrdnung Zweiflugler Diptera Unterordnung Fliegen Brachycera Familie Bohrfliegen Tephritidae Unterfamilie DacinaeGattung CeratitisArt MittelmeerfruchtfliegeWissenschaftlicher NameCeratitis capitata Wiedemann 1824 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise 3 Nahrungspflanzen 4 Herkunft Verbreitung und Befallsgebiete 4 1 Mittel und Westeuropa 4 2 USA 4 2 1 Medfly Krise in Kalifornien 5 Alternative Bekampfungsmethoden 6 Synonyme 7 Quellen 7 1 Literatur 7 2 Einzelnachweise 7 3 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Imago ist 3 5 bis 5 mm lang Das Abdomen ist gelblich mit brauner Tonung Die Facettenaugen sind rotlich violett mit grunlichem Schimmer Mannchen tragen nahe dem inneren Augenrand ein verlangertes spatelig verbreitertes Borstenpaar Der stark buckelige Thorax ist weisslich bis gelblich mit charakteristischer schwarzer Zeichnung Die Legerohre Ovipositor der Weibchen ist gestreckt 1 2 mm lang Die hyalinen Flugel sind schwarz und braunlich gezeichnet durch die Flugelmitte zieht sich ein breites braungelbes Band Die etwa einen Millimeter langen Eier sind schlank gekrummt glatt und durchscheinend weiss Der Bereich der Mikropyle ist hockrig Die Larven sind weiss und im letzten ihrer drei Entwicklungsstadien etwa 7 bis 9 mm lang Ausgewachsene Larven konnen wenn sie aus Fruchten entnommen werden mehrfach etwa 25 mm weite Sprunge vollfuhren Die Puppe ist 4 bis 4 3 mm lang zylindrisch und dunkelrotbraun Lebensweise BearbeitenDie Entwicklung der Mittelmeerfruchtfliege vom Ei bis zur Imago ist temperaturabhangig und dauert ungefahr bei 32 C 16 Tage bei 24 C 30 Tage und bei 18 C 100 Tage Im Sommer Floridas sind etwa 21 bis 30 Tage typisch In Hawaii das ganzjahrig gunstige Bedingungen bietet konnen bis zu 16 Generationen pro Jahr auftreten 1 Das Weibchen legt ein bis zehn Eier in eine ein Millimeter tiefe Hohlung und kann bis zu 22 Eier am Tag legen Wahrend seines Lebens sind es bis zu 800 Eier durchschnittlich etwa 300 Diese werden meist unter der Haut einer reifenden Frucht deponiert oft unter Ausnutzung bereits vorhandener Risse Heranreifende Fruchte werden gegenuber bereits reifen bevorzugt Die schlupfenden Larven bilden Tunnel und bleiben bis fast zuletzt nahe beieinander Die Entwicklungsstadien Ei Larve und Puppe stagnieren wenn die Temperatur auf 10 C sinkt In warmen Bedingungen schlupfen die Larven nach 1 5 bis 3 Tagen Sie durchlaufen drei Entwicklungsphasen Bei 25 bis 26 1 C dauert die gesamte Larvenphase nur 6 bis 10 Tage dies ist aber auch vom Futter abhangig Typisch sind 10 bis 15 Tage unreifer Pfirsich bis 14 bis 26 Tage reife Zitrone Die Verpuppung erfolgt meist im Boden Bei 24 4 C bis 26 1 C dauert die Puppenruhe 6 bis 13 Tage Der Schlupf der Imagines erfolgt bei warmem Wetter bevorzugt morgens Die Tiere konnen nur uber kurze Distanzen fliegen konnen durch Wind jedoch auch uber mehrere Kilometer verfrachtet werden Frisch geschlupft sind sie noch nicht fortpflanzungsfahig Mannchen pflanzen sich meist etwa funf Tage nach dem Schlupf fort die Weibchen konnen meist sechs bis acht Tage nach dem Schlupf befruchtet werden Zwei Monate nach dem Schlupf sind in der Regel uber 50 der geschlupften Tiere tot Ist keine Nahrung verfugbar sterben sie bereits nach vier Tagen Manche Adulten konnen bei guten Ernahrungsbedingungen und kuhler Umgebung sechs Monate oder langer uberleben Nahrungspflanzen BearbeitenDas Nahrungsspektrum der Mittelmeerfruchtfliege ist im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern der Bohrfliegen sehr breit Uber 260 zumindest gelegentlich befallene Pflanzenarten sind bekannt Bevorzugt werden dunnhautige im Reifezustand saftig sukkulente Fruchte Das Fruchtfleisch wird durch die Tatigkeit der Larven zerstort und breiartig verflussigt Da die Larventunnel als Eingangspforten fur Bakterien und Pilze dienen ist fur die Zerstorung der Fruchte oft ein sekundarer mikrobieller Befall mitverantwortlich Befallen werden jedoch auch Gemuse Bluten und Nussfruchte Die Nahrungspflanzen variieren abhangig von der Region manche Arten werden nur unter Laborbedingungen nicht aber im Freiland angenommen Zu den besonders bevorzugten Arten zahlen eine Reihe von Vertretern der Zitrusgewachse aber auch Kaffee Kaki Feige Mango und Arten der Gattung Prunus wie etwa Pfirsich Unter den gelegentlich befallenen Arten sind ebenfalls wichtige Nutzpflanzen wie Paprika Papaya Walnuss Baumwolle und Avocado Selten betroffene Arten sind z B Litschi Banane oder Dattelpalme Herkunft Verbreitung und Befallsgebiete BearbeitenDas Herkunftsgebiet der Mittelmeerfruchtfliege liegt nicht im Mittelmeerraum sondern dem subsaharischen Afrika Die genaue Region ist unklar moglicherweise stammt die Art aus Kenia 2 Durch den globalen Obsthandel tritt sie jedoch inzwischen weltweit in zahlreichen Regionen auch ausserhalb Afrikas mehr oder weniger regelmassig auf neben dem Mittelmeerraum etwa in Australien und den Staaten Sud und Mittelamerikas Da sie trotz ihrer tropischen Herkunft eine vergleichsweise hohe Anpassungsfahigkeit an tiefere Temperaturen besitzt dringt sie nicht nur bis in sudliche Bundesstaaten der USA vor sondern kann sich auch in Mitteleuropa wo sie regelmassig eingeschleppt wird unter gunstigen Bedingungen vermehren ubersteht allerdings dort den Winter nicht Da sie im Obstbau schwere Schaden verursachen kann wird sie vielerorts vehement bekampft was beispielsweise in Neuseeland wo sie 1996 in Auckland auftauchte zur erfolgreichen Ausrottung fuhrte Mittel und Westeuropa Bearbeiten Spatestens 1937 trat die Mittelmeerfruchtfliege im Raum Frankfurt am Main auf 1939 und erneut 1952 vernichtete sie dort die Pfirsichernte Auch in Osterreich der Schweiz und Frankreich tritt sie regelmassig in Erscheinung In manchen Obstbaugebieten der Raume Basel Paris und Genf wurde wegen dieser Art der Pfirsichanbau aufgegeben 3 USA Bearbeiten Die in den USA oft auch kurz als Medfly bezeichnete Fliege wurde um 1907 aus Australien nach Hawaii eingeschleppt 1929 ist ihr erstes Auftreten auf USA Festland dokumentiert Betroffene Bundesstaaten sind seitdem Texas Kalifornien und Florida Durch massive Bekampfung konnte offenbar bislang eine dauerhafte Besiedlung vermieden werden aber insbesondere in Kalifornien und Florida kommt es immer wieder zu Ausbruchen Medfly Krise in Kalifornien Bearbeiten Anfang der 1980er Jahre losten Bekampfungsmassnahmen gegen die Mittelmeerfruchtfliege in Kalifornien die sogenannte California Medfly Crisis aus die zeitweise Zuge einer Massenhysterie annahm Im Juni 1980 wurden im Santa Clara County Fliegen gefunden Da bei dauerhafter Etablierung des Insekts hohe okonomische Schaden befurchtet wurden kam es zunachst zu lokalen Bekampfungsmassnahmen Da diese bis Ende 1980 erfolglos blieben wurde mit Billigung des Gouverneurs eine 6 wochige grossflachige Spruhaktion aus der Luft mit dem Insektizid Malathion geplant Darauf kam es zu massivem Widerstand lokaler Umweltschutzgruppen Malathion eines der in den USA in Haus und Garten am haufigsten angewandten Pestizide besitzt nur einen geringen Grad akuter Toxizitat fur den Menschen Allerdings traten auch Fachleute auf die aus manchen Studien eine menschliche Gefahrdung herleiten wollten Andere argumentierten mit der Bienengefahrlichkeit des Mittels und der Gefahrdung von Fischen und hielten wenn uberhaupt eine Bekampfung mit biologischen Mitteln fur ausreichend In der Offentlichkeit entstanden zeitweilig Zustande die fast einer Massenpanik gleichkamen Ein Komitee neutraler Fachleute kam jedoch zum Schluss dass weder Kurz noch Langzeitgefahrdung der Bevolkerung bestehe Durch massive Aufklarungsmassnahmen Einrichtung einer Hotline fur die Bevolkerung etc flaute die alarmierende Berichterstattung in den Medien allmahlich ab Das Amerikanische Rote Kreuz richtete Evakuierungsunterkunfte ein die dann mangels Interesse im Lauf der durchgefuhrten grossflachigen Spruhmassnahmen wieder abgebaut wurden Obwohl diese auf 6 weitere Counties ausgedehnt wurden Gesamtflache 1 300 Quadratmeilen entspr etwa 3 370 km war inzwischen allgemeine Beruhigung eingetreten Die Bekampfung selbst war erst im September 1982 abgeschlossen 4 2007 und 2008 traten in Kalifornien erneut Befalle mit Mittelmeerfruchtfliegen auf auf die mit massiven Massnahmen Verspruhen von Pestiziden am Grund sowie Freisetzung steriler Mannchen reagiert wurde 5 Alternative Bekampfungsmethoden BearbeitenNeben dem Einsatz von Insektiziden beruht eine alternative Bekampfungsmethode auf dem gezielten Aussetzen von Mannchen die durch Bestrahlung mit Gammastrahlen zuvor unfruchtbar gemacht wurden der sogenannten Sterile Insekten Technik SIT Die Selektion mannlicher Eier erfolgt bei der Mittelmeerfruchtfliege durch eine Behandlung mit warmem Wasser die weibliche Embryonen im Gegensatz zu den mannlichen abtotet Die Population der Nachfolgegeneration wird auf diese Weise verringert da sich Weibchen nur einmal paaren 2009 wurde eine biotechnologische Bekampfungsmethode beschrieben die auf Einschleusung eines regulierbaren Letalitatsgens in mannliche Individuen basiert Es wird erst nach deren Freisetzung aktiviert und bewirkt ein fruhzeitiges Absterben der Nachkommen Feldstudien stehen bislang noch aus 6 Synonyme BearbeitenCeratitis citriperda MacLeay Ceratitis hispanica De Breme Paradalaspis asparagi Bezzi Tephritis capitata WiedemannQuellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten M C Thomas J B Heppner R E Woodruff H V Weems G F Steck T R Fasulo Mediterranean Fruit Fly Ceratitis capitata Wiedemann Insecta Diptera Tephritidae EENY 214 IN371 orig publ als DPI Entomology Circulars 4 230 and 273 Serie Featured Creatures Entomology and Nematology Dept Florida Cooperative Extension Service Inst of Food and Agricultural Sciences Univ of Florida 2001 online Einzelnachweise Bearbeiten Urania Tierreich Bd 3 Insekten Urania Verl Leipzig u a 5 Aufl 1989 ISBN 3 332 00255 4 Ceratitis capitata Wied Mittelmeerfruchtfliege Mediterranean Fruit Fly Memento vom 5 Juli 2008 im Internet Archive Bernhard Grzimek Hrsg Grzimeks Tierleben Bd 2 Insekten Kindler Verlag Zurich 1968 Lizenzausgabe Dt Taschenbuchverlag Munchen 1993 S 412 413 E Kahn R J Jackson D O Lyman J W Stratton A Crisis of Community Anxiety and Mistrust The Medfly Eradication Project in Santa Clara County California 1981 82 Am J Public Health 1990 80 1301 1304 PMC 1404895 freier Volltext Ubersicht zu aktuellen Bekampfungsprogrammen USDA Memento des Originals vom 20 Mai 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www aphis usda gov Marc F Schetelig Carlos Caceres Antigone Zacharopoulou Gerald Franz Ernst A Wimmer Conditional embryonic lethality to improve the sterile insect technique in Ceratitis capitata Diptera Tephritidae BMC Biology 2009 7 4 PDF 1 8 MB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mittelmeerfruchtfliege Album mit Bildern Videos und Audiodateien Morphologie englisch Beschreibung und Bekampfungsmethoden englisch Global Invasive species database englisch ITIS Systematik englisch Angaben zur weltweiten Verbreitung englisch 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