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Carlos Lamarca 23 Oktober 1937 in Rio de Janeiro 17 September 1971 in Pintada Bahia war ein brasilianischer Berufsoffizier 1969 desertierte er und schloss sich als comandante der kommunistischen Untergrundbewegung Vanguardia Popular Revolucionaria VPR Revolutionare Volks Avantgarde Er wurde am 17 September 1971 von Sicherheitskraften in dem Dorf Pintada aufgespurt und erschossen 2007 wurde er posthum rehabilitiert Neben Carlos Marighella war Lamarca einer der international bekanntesten Vertreter der Stadtguerilla Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und militarische Laufbahn Desertion 2 Guerillatatigkeit 3 Die Entfuhrung des Schweizer Botschafters 4 Ubertritt in die MR 8 und Tod 5 Juristisches Nachspiel seit 2007 6 Literatur 7 Filme 8 WeblinksHerkunft und militarische Laufbahn Desertion BearbeitenLamarcas Vater war Schuhmacher Nach dem Gymnasialbesuch trat er 1955 in Porto Alegre in eine Kadettenvorbereitungsanstalt ein 1957 in eine Militarakademie in Resende Rio de Janeiro 1960 wurde er Offizieranwarter Er galt als ausgezeichneter Schutze nbsp Tafel an der Militarakademie in Porto Alegre mit Verweis auf Carlos Lamarca1962 63 diente er im so genannten Suez Bataillon der UNO das in Gaza Palastina stationiert war Zuruck in Brasilien erlebte er als Militarpolizist den Militarputsch von 1964 der seine Politisierung bewirkte Nach verschiedenen Stationierungen wurde er auf eigenen Wunsch wieder nach Porto Alegre versetzt und 1967 zum Hauptmann befordert Durch einen Untergebenen den Unteroffizier Darcy Rodrigues der in der Kaserne fur die politische Erziehung zustandig war kam er in Kontakt mit Werken von Lenin und Mao Anfang 1968 nahm Lamarca Kontakt zu linken Gruppierungen auf die den bewaffneten Widerstand gegen das 1964 errichtete Regime befurworteten Er beschloss zu desertieren und sich einer Guerillagruppe anzuschliessen und grundete in seiner Einheit er eine kommunistische Zelle Im September 1968 traf er sich mit Carlos Marighella dem damaligen Fuhrer der kommunistischen Splitterpartei PCdoB Dieser organisierte die Ausreise von Lamarcas Ehefrau Maria Pavan Lamarca und der beiden Sohne nach Kuba um die zukunftige Untergrundtatigkeit Lamarcas abzusichern Am 24 Januar 1969 desertierten Lamarca Rodrigues der Gefreite Jose Mariani und der Soldat Roberto Zanirato wobei sie 63 FAL Gewehre drei Maschinenpistolen sowie Munition entwendeten Guerillatatigkeit BearbeitenLamarcas begann seine Untergrundtatigkeit in Sao Paulo wo er mit der Psychologin Iara Iavelberg 1943 1971 zusammenlebte die der linksextremistischen Guerillagruppe Movimento Revolucionario 8 de Outubro MR 8 angehorte Am 9 Mai 1969 erschoss er bei einem Bankuberfall den Wachmann Orlando Pinto Saraiva als dieser die Flucht der Bankrauber verhindern wollte Im Laufe des Jahres vereinigte sich die VPR mit dem Comando de Libertacao Nacional COLINA und einer Splittergruppe namens Uniao Operaria zur VAR Palmares Ende 1969 verliess Lamarca in Begleitung von Iavelberg und 16 Genossen Sao Paulo um im Ribeiratal Vale do Ribeira ihre militarische Ausbildung zu beginnen Im April 1970 begannen Einheiten der brasilianischen Sicherheitskrafte vor allem des Heeres die gesamte Region systematisch abzuriegeln und durch Strassensperren luckenlos zu uberwachen Wahrend einige Guerilleros aus der Region fluchteten bildete sich um Lamarca ein harter Kern von sechs Guerilleros Am 8 Mai 1970 kam es an einer Strassensperre in Eldorado Paulista zu einem Gefecht mit der Militarpolizei Sao Paulos wobei zwei Polizisten angeschossen wurden Den Guerilleros gelang der Durchbruch doch wenige Stunden spater kam es zu einem zweiten Gefecht mit einer Gruppe Militarpolizisten unter Fuhrung des Leutnants Alberto Mendes Junior wobei einige Militarpolizisten getotet wurden Mendes wurde gefangen genommen und im Verlauf der weiteren Flucht von dem Guerillero Yoshitane Fujimori mit einem Gewehrkolben erschlagen da die Fluchtlinge furchteten dass Mendes ihre Fluchtroute verraten wurde Am 31 Mai 1969 gelang ihnen der Ausbruch aus der Region indem sie einen Lkw des Heeres entfuhrten und nach Sao Paulo fluchteten Im Juni 1970 entfuhrten Guerilleros der ALN und VPR in Rio den westdeutschen Botschafter Ehrenfried von Holleben und nahmen ihn als Geisel Fur seine Freilassung musste die Militarregierung im Austausch 40 politische Gefangene entlassen die nach Algerien ausgeflogen wurden Obwohl Lamarca an der Entfuhrung nicht beteiligt war suggerierte die Militarregierung der Offentlichkeit dass dieser die Operation geleitet habe Die Entfuhrung des Schweizer Botschafters BearbeitenTatsachlich leitete Lamarca am 7 Dezember 1970 die Entfuhrung des Schweizer Botschafters Giovanni Bucher im Stadtteil Flamengo im Suden Rios Dabei erschoss Lamarca den Sicherheitsbeamten Helio Carvalho de Araujo der Bucher im Dienstwagen der Botschaft begleitete Bucher wurde in einem konspirativen Haus im Stadtteil Rocha Miranda versteckt Unter Androhung von Buchers Ermordung sah sich die Regierung gezwungen 70 politische Gefangene zu entlassen Obwohl die Mehrheit der Entfuhrer und ein Teil der Basis der VPR die Totung Buchers befurwortet hatte wurde dies durch eine Intervention Lamarcas verhindert Bucher wurde am 16 Januar 1971 freigelassen nach dem die Regierung drei Tage zuvor die politischen Gefangenen entlassen hatte die nach Chile ausgeflogen wurden Ubertritt in die MR 8 und Tod BearbeitenAm 22 Marz 1971 verliess Lamarca die VPR und trat in die MR 8 ein vermutlich aufgrund des Einflusses von Iavelberg mit der er inzwischen eine Beziehung fuhrte Unter dem Decknamen Cirilo reiste er nach Buriti Cristalino Bahia wo er bei der Familie des MR 8 Mitglieds Jose Zequinha Campos Barreto einen landlichen Unterschlupf fand Am 21 August 1971 entdeckte die Polizei in Ipanema in einem Pkw des Guerillero Cesar Benjamin ein Tagebuch Lamarcas sowie Briefe an Iavelberg Aufgrund der Aufzeichnungen im Tagebuch und den Briefen sowie durch Aussagen von Gefangenen des MR 8 gelang es der Polizei durch den Abgleich von topografischen Angaben und Beschreibungen der Vegetation den Aufenthaltsort Lamarcas zu lokalisieren Daraufhin wurde eine Sondereinheit aus 215 Angehorigen der Teilstreitkrafte und der Polizei gebildet die am 28 August das Wohnhaus von Zequinhas Familie sturmte wobei mehrere Familienmitglieder getotet wurden Lamarca und Zequinha waren zum Zeitpunkt der Operation nicht im Haus horten jedoch die Schusse und flohen in die Caatinga Am 17 September 1971 wurden die beiden Fluchtlinge in dem Dorf Pintada im Distrikt Ibipetum von der Sondereinheit uberrascht Wahrend Barreto noch das Feuer eroffnen konnte wurde Lamarca offenbar ohne Gegenwehr mit sieben Schussen getotet Auch Barreto wurde todlich getroffen Die Leichen wurden nach Salvador abtransportiert und Lamarca auf einem Friedhof anonym begraben Am 22 September 1971 verhangte die Regierung eine Nachrichtensperre um eine Mythologisierung Lamarcas zu verhindern Juristisches Nachspiel seit 2007 Bearbeiten2007 entschied die Amnestiekommission des Justizministeriums Lamarca postum den Dienstgrad eines Obersts des Heeres zuzuerkennen Seiner Witwe Maria Pavan Lamarca wurde die Pension eines Brigadegenerals zugesprochen ausserdem erhielten die beiden Sohne eine Entschadigung fur ihren Aufenthalt im kubanischen Exil Ausserdem erhielt die Familie Lamarca den Status von politisch Verfolgten zuerkannt 2010 suspendierte die Richterin Claudia Maria Pereira Bastos Neiva auf Ersuchen des politisch einflussreichen Militarklubs Clube Militar sowohl die Pensionszahlungen als auch die Entschadigungen fur die beiden Sohne mit der Begrundung dass sein Ausschluss aus dem Heer durch seine Desertion begrundet wurde und dies seinerzeit eine Straftat darstellte Soweit gegenwartig 2012 bekannt soll der Rechtsstreit durch eine hohere Instanz entschieden werden Literatur BearbeitenEmiliano Jose Oldack Miranda Lamarca o Capitao da Guerrilha 5 Aufl Sao Paulo 1980 Wilma Antunes Maciel O capitao Lamarca e a VPR Repressao judicial no Brasil Sao Paulo Alameda 2006 ISBN 85 98325 27 9Filme BearbeitenLamarca BRA 1994 Regie Sergio Rezende mit Paulo Betti in der Rolle Lamarcas Der Film basiert auf dem Werk von Jose und Miranda Vollstandiger Film portugiesisch auf youtube com Film mit englischen Untertiteln auf youtube com Zuzu Angel BRA 2006 Regie Sergio Rezende ebenfalls mit Paulo Betti als Lamarca in einer Nebenrolle Vollstandiger Film portugiesisch auf youtube com Film mit englischen Untertiteln auf youtube com Weblinks BearbeitenCarlos Lamarca in der Uniform der brasilianischen Streitkrafte ca 1966 1 Lamarca als Angehoriger der Heerespolizei ca 1965 2 Brasilianische Webseite mit Lebensdaten Lamarcas 3 BRASILIEN Bei Null Die brasilianischen Militardiktatoren brachten ihren Staatsfeind Nummer 1 zur Strecke in Der Spiegel Nr 40 vom 22 September 1971 S 108f 4 Normdaten Person GND 1269709194 lobid OGND AKS LCCN n81041114 VIAF 18540647 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lamarca CarlosKURZBESCHREIBUNG brasilianischer BerufsoffizierGEBURTSDATUM 23 Oktober 1937GEBURTSORT Rio de JaneiroSTERBEDATUM 17 September 1971STERBEORT Pintada Bahia Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carlos Lamarca amp oldid 231237207