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Das Cafe Helms auch als Restaurant Helms Gaststatte Helms oder Helms sches Wirtshaus bezeichnet war ein bekanntes Berliner Lokal Es befand sich in einem Interimsbau an der Schlossfreiheit auf der Spreeinsel im heutigen Ortsteil Mitte in der Nahe des Stadtschlosses Cafe Helms im Hintergrund das Berliner StadtschlossDas Gebaude wurde 1882 1883 nach Entwurfen der renommierten Berliner Architekten Hermann Ende und Wilhelm Bockmann errichtet Es handelte sich um ein fruhes Beispiel eines Fertighauses mit Eisenfachwerk Konstruktion in Deutschland Die beiden Flugelpavillons des Gebaudes verband ein langgezogener Hallentrakt in dem die Wirtsstube lag Das nach seinem Betreiber benannte Cafe Helms entwickelte sich zu einem beliebten Treffpunkt der Berliner Gesellschaft existierte aber nur zehn Jahre lang Der Abriss erfolgte ab 1893 Inhaltsverzeichnis 1 Standort und Umgebung 2 Architektur 2 1 Ein fruher Fertigbau 2 2 Gesamtanlage 2 3 Raumaufteilung 2 4 Fassadengestaltung 3 Rezeption 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseStandort und Umgebung Bearbeiten nbsp Plan des ehemaligen Standorts des Cafe Helms nach dem Bau des Kaiser Wilhelm Nationaldenkmals 1896 Muhlengraben gestrichelt eingezeichnetBis 1876 standen auf dem Grundstuck des Cafe Helms die beiden Werderschen Muhlen die seit dem 17 beziehungsweise 18 Jahrhundert existierten Fur sie war eigens ein noch immer vorhandener Muhlengraben von der Spree abgezweigt worden der auf halbem Weg zwischen Schleusenbrucke und Schlossbrucke in den linken Spreearm zuruckgefuhrt wird Die Werderschen Muhlen befanden sich im rechten Winkel zwischen der Schlossfreiheit und der kurzen Strasse An den Werderschen Muhlen die nur bis zur Schleusenbrucke reichte Die Strasse wurde nach dem Abriss der namengebenden Muhlen umbenannt und hiess anschliessend bis 1962 wie ihre ostliche Verlangerung An der Stechbahn 1 Heute verlauft dort die Strasse Werderscher Markt Die amtliche Adresse des Cafe Helms lautete Schlossfreiheit 10 11 2 Der Saaltrakt mit der Wirtsstube lag allerdings An der Stechbahn Der linke Pavillon stand auf einer Landzunge zwischen dem Seitenarm der Spree und dem Muhlengraben In der Nahe am heutigen Standort des Staatsratsgebaudes befand sich das Geschaftshaus Rotes Schloss das wie das Cafe Helms nach einem Entwurf der Architekten Ende und Bockmann errichtet worden war Auf der anderen Spreeseite erhob sich die Bauakademie von Karl Friedrich Schinkel Das Cafe Helms wurde im Winter 1893 1894 grosstenteils abgetragen uber die beim Bau bedachte Wiederverwendung der Tragkonstruktion ist nichts bekannt Ein nicht genauer benannter Bauteil des Cafes blieb aber zunachst stehen und wurde als Bauburo fur das an dieser Stelle gebaute Kaiser Wilhelm Nationaldenkmal benutzt bevor er im Fruhjahr 1896 dem Sudflugel des Denkmals weichen musste Der Muhlengraben wurde dabei mit Gewolben uberbaut die stark genug waren das etwa 500 Tonnen schwere Denkmal zu tragen 3 4 Architektur BearbeitenEin fruher Fertigbau Bearbeiten nbsp Der zierliche Bau vor den Hausern der Schlossfreiheit und der Bauakademie Schinkels links Da man bereits in den 1870er Jahren eine Niederlegung aller Gebaude an der Schlossfreiheit ins Auge fasste erlaubten die Berliner Behorden nach dem Abriss der Werderschen Muhlen nur noch eine provisorische Bebauung des Areals Nach mehrjahrigen Verhandlungen kam es 1882 auf Grundlage eines Entwurfs der Architekten Hermann Ende und Wilhelm Bockmann zu einer Einigung mit dem Gastwirt und Hoflieferanten Fritz Helms der auf dem Grundstuck eine Erfrischungshalle eroffnen wollte 5 6 Die Verpachtung des Gelandes an Helms stand unter der Bedingung dass er sein Lokal in Leichtbauweise errichtete damit es bei Kundigung des Vertrages schnell entfernt werden konnte Um einen Wiederaufbau des Gebaudes an anderer Stelle zu erlauben erdachten die Architekten eine einfache Fachwerk Konstruktion aus eisernen Pfeilern und Tragern mit einzelnen flachen diagonalen Streben hinter dem Mauerwerk Die Leichtbauweise war auch statisch begrundet und diente dazu den schlechten Baugrund nicht zu stark zu belasten 5 Das Cafe Helms war ein fruhes Beispiel fur Vorfertigung in Deutschland wo die Entwicklung von Fertighausern im Vergleich zu Grossbritannien den Vereinigten Staaten und Frankreich zuruckstand 7 Die Ausfachung des Eisengerippes erfolgte mit dunnen Verblendsteinen und Terrakotten Im Inneren war das Gebaude mit Bretterwanden verschalt die im Gastebereich unter Ledertapeten verschwanden die mit vom Japonismus beeinflussten Ornamenten verziert waren Die Luft der Zwischenraume diente der Warmedammung Die Dacher bestanden aus selbsttragenden verzinkten Eisenwellblechen die mittels Zugstangen zusammengehalten wurden Im Saaltrakt war das Blechdach mit Kiefernholz vertafelt das von Holzsaulen getragen wurde 5 Gesamtanlage Bearbeiten nbsp Grundriss des Cafe HelmsEnde und Bockmann fiel die vergleichsweise seltene Aufgabe zu ein Gebaude zu planen das ausschliesslich als Gaststatte genutzt werden sollte aber in einem verkehrsreichen Innenstadtbereich lag Sie entwarfen einen langgezogenen Hallentrakt zwischen zwei Pavillonbauten Verbindungstrakt und rechter Pavillon waren eingeschossig der grossere linke Pavillon besass ein Obergeschoss und ein unteres Sockelgeschoss 5 8 Vor und hinter dem Hallentrakt lagen Garten die in der warmeren Jahreshalfte als Biergarten genutzt werden konnten Der hintere Garten zog sich bis zum Ende der Landzunge hin sodass er zum Teil dreiseitig von Wasser umgeben war Im Vorgarten war an der Strassenseite zudem eine Terrasse errichtet worden Sie verdeckte eiserne Klappen unter denen die Aufziehvorrichtungen fur die Verschlusse des Stauwerks am Muhlengraben angebracht waren 5 Die Gaste betraten den Garten uber zwei seitliche Eingange in der vorderen Umfriedung des Grundstuckes Die beiden Eingange des Lokals befanden sich analog angeordnet im symmetrischen neunachsigen Hallentrakt Die beiden Pavillons besassen separate Eingange 5 Die Bauzeit betrug neun Monate Die Kosten fur Errichtung und Ausstattung des Gebaudes lagen bei 200 000 Mark kaufkraftbereinigt in heutiger Wahrung rund 1 74 Millionen Euro 5 Raumaufteilung Bearbeiten nbsp Grundriss des Sockelgeschosses im linken PavillonIm Verbindungstrakt befand sich die 5 30 Meter hohe Wirtsstube des Lokals Die Kuche war in einem grossen Raum an der Nordseite des linken Pavillons eingerichtet Ihr vorgelagert befanden sich links das Spulzimmer und rechts ein Anrichteraum getrennt durch Treppen die ins Obergeschoss beziehungsweise ins Sockelgeschoss fuhrten An der Vorgartenseite schloss sich ein weiterer Gasteraum an der als Billardzimmer genutzt werden konnte Die Toiletten und Waschraume fur die Gaste lagen zwischen dem Hallentrakt und den beiden Pavillons fur Manner links fur Frauen rechts 5 8 Der rechte Pavillon diente als Konditorei und Kaffeesaal Damit ein ebenerdiger Zutritt von der Schlossfreiheit her moglich war hatte man den Raum tiefer gelegt als den Hallentrakt Er erreichte eine Hohe von 5 90 Metern Um den Unterschied an den Fenstern zum Vorgarten auszugleichen standen die Gastetische dort auf einem Podest Westlich war dem Pavillon eine eigene Kaffeekuche angegliedert die gleichzeitig als Backstube diente Unter ihr lag die Waschkuche des Hauses Die hintere Veranda konnte sowohl uber die grosse Wirtsstube wie auch uber den Anrichteraum und die Kaffeekuche erreicht werden 5 8 Im Obergeschoss des linken Pavillons lagen Wohnraume fur Wirt und Personal Im Sockelgeschoss zu dem man auch uber eine Aussentreppe Zutritt hatte befanden sich ein Umkleidezimmer ein Buro Vorratsraume und der Kartoffelverschlag sowie der Kohlenkeller Unter dem Billardzimmer hatte der geraumige Bierkeller Platz gefunden 5 8 Fassadengestaltung Bearbeiten nbsp Entwurf einer Pavillonfassade am VorgartenDie Verkleidung des Eisenfachwerks erfolgte mit Blendsteinen und Terrakotten die von der Firma Ernst March amp Sohne hergestellt worden waren Der Ton war in Anknupfung an eine Tradition der italienischen Renaissance so gebrannt worden dass er zwar mehrfarbig erschien die Farbtone aber nicht zu stark changierten 5 Die Fassaden der Pavillons waren gepragt von rechteckigen Feldern die sich aus der Fachwerkbauweise ergaben Sie trugen teils grosse Fenster teils waren in ihnen ornamentale oder figurliche Terrakotten nach Entwurfen des Bildhauers Otto Lessing eingearbeitet Die Pavillons besassen an je drei Seiten zierliche Schmuckgiebel Unter ihnen waren von Balustern getrennte Medaillons angebracht die die Genussmittel Wein Bier Tee Kaffee und Tabak versinnbildlichten 5 Rezeption Bearbeiten nbsp Albert Gustav Adolf Kiekebusch Blick von der Schleusenbrucke zum Berliner Schloss 1892 in der Mitte das Cafe HelmsDas Cafe Helms entwickelte sich zu einem beliebten Treffpunkt der Berliner Gesellschaft Theodor Fontane lasst Figuren seiner Romane Effi Briest 1895 und Die Poggenpuhls 1896 in dem Lokal einkehren Dabei verzichtete der Schriftsteller auf eine genauere Beschreibung der Ortlichkeit die dem zeitgenossischen Berliner Leser ohnehin wohlvertraut gewesen sein durfte Bei Effi Briest unterlief Fontane allerdings ein Anachronismus denn zum Zeitpunkt des Romangeschehens 1880 stand das Cafe Helms noch nicht 9 10 Im Handbuch der Architektur hiess es 1904 es sei bedauerlich dass das reizende Bauwerk heute durch das Kaiser Wilhelm Denkmal verdrangt worden ist 8 Ahnlich ausserte sich Adolf Hartung 1908 in einem Nachruf auf den im Vorjahr verstorbenen Hermann Ende im Fachblatt Berliner Architekturwelt Er beschrieb das Cafe Helms als uberaus reizvollen in einer heiteren farbigen Ziegel und Terrakottaarchitektur ausgefuhrten Bau 11 Literatur BearbeitenM Friedeberg Cafe Helms in Berlin In Centralblatt der Bauverwaltung Nr 1 1884 S 4 5 zlb de Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Cafe Helms Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten An den Werderschen Muhlen In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins An der Stechbahn In Luise Schlossfreiheit In Luise Schlossfreiheit In Berliner Adressbuch 1890 Teil 2 S 411 Teil II S Die Grundungsarbeiten zum Bau des Nationaldenkmals fur Kaiser Wilhelm I an der Schlossfreiheit in Berlin In Centralblatt der Bauverwaltung 16 Jahrgang 1896 Nr 34 vom 22 August 1896 S 373 375 Claudia Fuchs Tropfsteinhohlen unterm Schlossplatz In Berliner Zeitung 12 August 2002 a b c d e f g h i j k l Centralblatt der Bauverwaltung 4 Jg 1884 Nr 1 S 4 5 vgl Literatur Theodor Fontane Samtliche Romane Erzahlungen Gedichte Nachgelassenes Hrsg von Walter Keitel Abteilung 1 Band 4 Effi Briest Frau Jenny Treibel Die Poggenpuhls Mathilde Mohring Hanser Munchen 1963 S 754 Fussnote 205 Kurt Junghanns Das Haus fur alle Zur Geschichte der Vorfertigung in Deutschland Ernst Berlin 1994 ISBN 3 433 01274 1 S 24 28 a b c d e Eduard Schmitt Hrsg Handbuch der Architektur Teil 5 Halbband 4 Heft 1 3 Auflage Kroner Stuttgart 1904 S 125 126 Walter Hettche Vom Wanderer zum Flaneur Formen der Grossstadt Darstellung in Fontanes Prosa In Hanna Delf von Wolzogen Hrsg Theodor Fontane am Ende des Jahrhunderts Band 3 Geschichte Vergessen Grossstadt Moderne Konigshausen und Neumann Wurzburg 2000 ISBN 3 8260 1797 8 S 149 160 hier S 154 Bernd W Seiler Die Schauplatze Vierundzwanzigstes Kapitel Memento vom 10 Juni 2015 im Internet Archive Auf Fontanes Effi Briest Ein Literatur Kommentar auf CD ROM Buchner Bamberg 2004 ISBN 3 7661 9612 X Auszuge auf der Website der Universitat Bielefeld abgerufen am 3 Juni 2009 Adolf Hartung Hermann Ende 4 Marz 1829 bis 10 August 1907 In Berliner Architekturwelt Nr 7 Oktober 1906 S 241 244 zlb de 52 516141666667 13 400144444444 Koordinaten 52 30 58 1 N 13 24 0 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cafe Helms amp oldid 227274389