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Der Busunfall von Lauffen war der Zusammenstoss eines Zuges mit einem Linienbus am 20 Juni 1959 an einem Bahnubergang in Lauffen am Neckar bei dem 45 Menschen starben Es war der bisher schwerste Busunfall in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Gedenkstein zur Erinnerung an den Unfall Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 2 Unfallverlauf 3 Folgen 3 1 Unmittelbare Unfallfolgen 3 2 Juristische Aufarbeitung 3 3 Verkehrliche Folgen 3 4 Gedenken 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Anmerkungen 7 EinzelnachweiseAusgangslage BearbeitenDie Zabergaubahn damals eine Schmalspurbahn von Lauffen am Neckar nach Leonbronn entsprach nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr dem Selbstbild der Deutschen Bundesbahn Diese richtete deshalb ab 1950 einen parallelen Bahnbus Verkehr ein und dunnte den Fahrplan der Personenzuge mit dem Ziel aus die Bahnstrecke letztendlich stillzulegen Die Busse waren aber wegen der massigen Strassenverhaltnisse noch langsamer als die bereits nicht sehr schnelle Schmalspurbahn 1 Das fuhrte zu Problemen Zum einen war die Kapazitat eines Busses geringer als die eines Zuges der Zabergaubahn die Busse waren deshalb oft uberfullt So war der Bus am Unfalltag nur fur 59 Personen zugelassen beforderte aber 71 Fahrgaste Zum anderen waren die Umsteigezeiten zu den Zugen der Frankenbahn im Bahnhof Lauffen Neckar sehr schlecht abgestimmt Der Bus der in den Unfall verwickelt war hatte eine Planankunft in Lauffen zu der Minute zu der der E 867 von Tubingen uber Stuttgart nach Wurzburg in Lauffen abfuhr Allerdings war es den Busfahrern wohl haufiger gelungen einige Minuten fruher anzukommen so dass ihre Fahrgaste den Zug noch erreichten In der Gegenrichtung war ein Elektrotriebwagen Et 4864 unterwegs der Lauffen um 17 27 Uhr verlassen hatte Die Frankenbahn war damals zwischen Stuttgart und Heilbronn bereits elektrifiziert Der Weg des Bahnbusses querte kurz vor Lauffen bei Streckenkilometer 39 1 der Hauptstrecke einen beschrankten dreigleisigen Bahnubergang Hier verliefen die beiden Gleise der zweigleisigen normalspurigen Frankenbahn parallel zu dem einen Gleis der Zabergaubahn Der Bahnubergang wurde durch einen Schrankenwarter in Streckenposten 47 gesichert Ein herannahender Zug wurde ihm von den benachbarten Fahrdienstleitern telefonisch gemeldet Daraufhin musste er im angemessenen zeitlichen Abstand bevor der Zug den Bahnubergang befuhr die Schranken schliessen Das geschah mit einer Handkurbel mechanisch und nahm etwa 12 15 Sekunden in Anspruch Die Fahrzeit eines Zuges vom sudlich nachstgelegenen Bahnhof Kirchheim Neckar bis zu dem Bahnubergang betrug knapp unter zwei Minuten Die Fahrzeiten des E 867 waren auf die Traktion mit einer Dampflokomotive der Baureihe 38 abgestimmt Umlaufbedingt kamen aber hin und wieder auch die viel starkeren Schnellzuglokomotiven der Baureihe 01 10 zum Einsatz wodurch der Zug schneller beschleunigen konnte So wurde auch am Unfalltag der Zug von der 01 1094 gezogen Aufgrund zahlreicher Unstimmigkeiten der Aufzeichnungen und der Uhren die die Beteiligten verwendeten war anschliessend der sekundengenaue Ablauf der Ereignisse zwischen 17 28 und 17 32 Uhr nicht mehr zu klaren Unfallverlauf BearbeitenAls der E 867 den Bahnhof Kirchheim Neckar durchfuhr meldete der dortige Fahrdienstleiter das dem Streckenposten 47 Aus spater nicht mehr klarbarer Ursache zogerte dieser das Ablassen der Schranken aber hinaus Als er damit begann naherte sich strassenseitig der Bus in der Gegenrichtung ein Pkw Der Schrankenwarter hielt mitten in seiner Arbeit noch einmal kurz inne was der Pkw Fahrer als Aufforderung betrachtete den Bahnubergang noch zu queren Bahnseitig naherte sich der Eilzug dessen Lokomotivfuhrer aus einer Entfernung von 150 180 Metern bemerkte dass die Schranke nicht geschlossen war Warnpfiffe und eine Schnellbremsung ausloste Als der Schrankenwarter die Warnpfiffe horte arbeitete er weiter Aber auch der Bus hatte versucht noch durchzukommen Der Schrankenbaum auf der Einfahrseite des Busses in den Bahnubergang traf ihn oberhalb der Windschutzscheibe auf dem Dach Die Lokomotive erfasste den Bus bei einer Geschwindigkeit von etwa 80 km h und schleifte ihn uber 400 Meter mit Dabei wurde auch die Oberleitung beschadigt Es kam zu einem Kurzschluss mit folgendem Stromausfall so dass der Et 4864 im Bahnhof Kirchheim Neckar um 17 32 Uhr liegen blieb Folgen BearbeitenUnmittelbare Unfallfolgen Bearbeiten Das Ungluck forderte 45 Todesopfer 37 Menschen darunter der Busfahrer 2 starben sofort oder am folgenden Tag acht weitere erlagen in den Wochen danach ihren Verletzungen 26 Anm 1 weitere Personen uberlebten schwer verletzt Lediglich ein Bus Insasse kam mit leichten Verletzungen davon 3 4 5 Juristische Aufarbeitung Bearbeiten Angeklagt wurden vor dem Landgericht Heilbronn der Schrankenwarter und der Pkw Fahrer der kurz vor dem Bus bei heruntergehenden Schranken den Bahnubergang mit seinem Fahrzeug befuhr Der Pkw Fahrer wurde wegen Gefahrdung des Eisenbahnverkehrs und unterlassener Hilfeleistung angeklagt 6 3 Das Strafverfahren begann am 30 November 1959 In der Verhandlung wurden gravierende Mangel bei den Sicherheitsvorkehrungen im Betriebssystem der Deutschen Bundesbahn und bei der Qualitat der Aufzeichnungen uber Betriebsablaufe aufgedeckt Der Schrankenwarter besass keine genau gehende Uhr und auch im Bahnhof Kirchheim und in den Schaltwerken zum Abschalten der Fahrleitung wurden immer wieder gravierende Ungenauigkeiten bei den dort vorhandenen Uhren festgestellt Gerate zur technischen Aufzeichnung von Betriebsablaufen waren teilweise defekt oder bekanntermassen ungenau Ebenso war in den damals gultigen Dienstvorschriften nicht geklart zu welchem Zeitpunkt die Schranken definitiv hatten geschlossen sein mussen 7 In erster Instanz wurden sowohl der Pkw Fahrer als auch der Schrankenwarter freigesprochen 6 Dieses Urteil wurde 1960 vom Bundesgerichtshof hinsichtlich des Schrankenwarters teilweise aufgehoben 8 Der Schrankenwarter wurde schliesslich 1961 wegen fahrlassiger Totung zu einer Freiheitsstrafe von 9 Monaten auf Bewahrung verurteilt 4 9 Verkehrliche Folgen Bearbeiten Der Unfall erhohte den offentlichen Druck auf das Land Baden Wurttemberg und die Deutsche Bundesbahn den Verkehr wieder auf die Zabergaubahn zu verlagern und attraktiver zu gestalten Es war mit ausschlaggebend dafur dass die Zabergaubahn von 1964 bis 1965 auf Normalspur umgespurt wurde 10 Ausserdem wurde der Bau einer Umgehungsstrasse fur die Stadt Lauffen gezielt voran getrieben 11 Der Bahnubergang ist heute nicht mehr schienengleich sondern wurde durch eine Unterfuhrung der Strasse ersetzt Gedenken Bearbeiten Horst Siebeckes Schallplatte des Jahres 1959 erinnerte an den Unfall als eines der wesentlichen Ereignisse des Jahres Spater wurde ein Gedenkstein an der Unfallstelle errichtet Zum 50 Jahrestag fand eine grosse Gedenkfeier statt 4 Siehe auch BearbeitenEs gab eine Reihe weiterer schwerer Kollisionen zwischen Bussen und Zugen mit zahlreichen Toten Siehe dazu Eisenbahnunfall von Herrsching 1951 Eisenbahnunfall von Kenn 1951 Eisenbahnunfall von Abenheim 1954 Busungluck von Heimenkirch 1966 Eisenbahnunfall von Munchen Allach 1975 Eisenbahnunfall von Pfaffikon ZH 1982 Eisenbahnunfall von Manfalut 2012 Liste von BusungluckenLiteratur BearbeitenWas rechtzeitig ist In Der Spiegel Nr 51 1959 S 28 31 online Trauer und Besturzung uber das Lauffener Omnibusungluck In Heilbronner Stimme 22 Juni 1959 S 1 Digitalisat PDF Staatsanwalt bestatigt Schranken nicht vorschriftsmassig geschlossen In Heilbronner Stimme 22 Juni 1959 S 2 Digitalisat PDF Sekunden des Schreckens gestern rekonstruiert In Heilbronner Stimme 22 Juni 1959 S 3 Digitalisat PDF Hans Joachim Ritzau Jurgen Hostel Die Katastrophenszenen der Gegenwart Eisenbahnunfalle in Deutschland Band 2 Purgen 1983 ISBN 3 921304 50 4 S 49 61 Anmerkungen Bearbeiten Nach Ritzau waren es 27 Schwerverletzte Einzelnachweise Bearbeiten Ritzau S 49 Trauer und Besturzung a b Lauffener Omnibuskatastrophe vor Gericht Gmunder Tagespost vom 1 Dezember 1959 S 3 a b c Thomas Dorn Das Grauen am Bahnubergang Gedenkfeier fur die beim Busungluck getoteten Menschen In Heilbronner Stimme 22 Juni 2009 bei stimme de abgerufen am 4 September 2010 Heilbronner Stimme vom 22 Juni 1959 S 3 a b Ritzau S 58ff Lauffen Ungluck Ritzau S 51ff Bundesgerichtshof Schrankenwarter Merkle muss erneut vor Gericht In Heilbronner Stimme 8 Oktober 1960 S 8 Ritzau S 61 Hans Wolfgang Scharf Die Eisenbahn im Kraichgau Eisenbahngeschichte zwischen Rhein und Neckar EK Verlag Freiburg Breisgau 2006 ISBN 3 88255 769 9 S 153 155 Hans Joachim Ritzau Katastrophen der deutschen Bahnen 1945 1992 Schatten der Eisenbahngeschichte Teil 1 Zeit und Eisenbahn 1992 ISBN 978 3 921304 81 5 S 56 49 06991965577 9 1332170322404 Koordinaten 49 4 11 7 N 9 7 59 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Busunfall von Lauffen amp oldid 238854704