Im Bundesinventar der Flachmoore von nationaler Bedeutung sind die Flachmoore aufgelistet, die in der Schweiz durch Verordnung über den Schutz der Flachmoore von nationaler Bedeutung französisch Ordonnance sur la protection des bas-marais d’importance nationale, italienisch Ordinanza sulla protezione delle paludi d’importanza nazionale vom 7. September 1994 geschützt sind. Die Verordnung stützt sich auf das Bundesgesetz vom 1. Juli 1966 über den Natur- und Heimatschutz.
Die Europäische Umweltagentur (European Environment Agency) koordiniert die Daten der europäischen Mitglieder. Die inventarisierten Flachmoore der Schweiz führen in der internationalen Datenbank den Code «CH04».
In den vergangenen zweihundert Jahren wurden fast 90 Prozent der Moore in der Schweiz durch Trockenlegung, Torfabbau, Strassenbau und andere Massnahmen zerstört.
Ziel Bearbeiten
Ziel der Flachmoorverordnung sind der Schutz der Flachmoore von nationaler Bedeutung, die Erhaltung und Förderung der standortheimischen Pflanzen- und Tierwelt und ihrer ökologischen Grundlagen sowie die Erhaltung der geomorphologischen Eigenart. Die Gebiete sind offiziell ausgewiesene Schutzgebiete im Natur- und Landschaftsschutz.
Schutz und Unterhalt Bearbeiten
Verbunden mit diesem Ziel sind konkrete Schutz- und Unterhaltsmassnahmen. Unter anderem
- dürfen keine Bauten und Anlagen errichtet und keine Bodenveränderungen vorgenommen werden, insbesondere durch Entwässerungen, das Pflügen sowie das Ausbringen von Stoffen, mit Ausnahme von Bauten, Anlagen und Bodenveränderungen, die der Aufrechterhaltung des Schutzziels dienen.
- dürfen zur Aufrechterhaltung der bisherigen landwirtschaftlichen Nutzung nur solche Bauten und Anlagen errichtet und nur solche Bodenveränderungen vorgenommen werden, die dem Schutzziel nicht widersprechen.
- ist der Gebietswasserhaushalt zu erhalten und, soweit es der Moorregeneration dient, zu verbessern.
- muss die forstliche Bewirtschaftung auf das Schutzziel ausgerichtet sein.
- muss die Verbuschung verhindert und die typische Moorvegetation erhalten werden, sofern es erforderlich ist durch eine angepasste Bewirtschaftung.
- sorgen die Kantone dafür, dass bestehende Beeinträchtigungen von Objekten bei jeder sich bietenden Gelegenheit so weit als möglich rückgängig gemacht werden.
IUCN-Kategorie Bearbeiten
Die Flachmoore von nationaler Bedeutung in der Schweiz sind in der IUCN-Kategorie IV registriert. Diese umfasst Biotop- und Artenschutzgebiete mit einem Management, das ein gezieltes Monitoring und regelmässige Eingriffe zur Erhaltung des Schutzgebietes vorsieht, wie beispielsweise zur Verhinderung der Verbuschung und Verwaldung.
Wirkungskontrolle Bearbeiten
Im Jahr 2010 startete das Bundesamt für Umwelt in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) die Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz (WBS). Zu den untersuchten Biotopen zählen die national bedeutenden Hoch- und Übergangsmoore, die Flachmoore, die Auengebiete, die Amphibienlaichgebiete und die Trockenwiesen und -weiden. Ziel der Kontrolluntersuchungen ist es, festzustellen, in welchem Ausmass die getroffenen Schutzmassnahmen sich auf die Entwicklung der Schutzgebiete auswirken. Aufgrund der Ergebnissen können damit die Schutzmassnahmen verbessert oder im Falle mangelnder Wirkung abgebrochen und durch wirkungsvollere ersetzt werden.
Die auf mehrere Jahre angelegten Langzeituntersuchungen werden mittels Luftbilder und floristischer und faunistischer Erhebungen im Feld durchgeführt. Die erste Untersuchung wurde 2017 abgeschlossen. Der Abschluss der zweiten ist für das Jahr 2023 geplant.
Erste Ergebnisse zeigen, dass Flachmoore trockener geworden sind. Die Bedeckung mit Gehölzen nahm zu, und der Anteil an typischen Moorarten ist gesunken. Insgesamt überwiegen die negativen Entwicklungen. Regional sind aber auch einzelne positive Veränderungen zu beobachten. So nahm der Anteil an Arten der Roten Liste in Hoch- und Flachmooren nicht mehr weiter zu.
Geschichte Bearbeiten
Das Inventar erhielt seine rechtliche Grundlage 1987 mit der Annahme der Volksinitiative «Für den Schutz der Moore – Rothenthurm-Initiative», die den Schutz der Moore in der Bundesverfassung verankerte, und mit der Revision des Bundesgesetzes über den Natur- und Landschaftsschutz vom 1. Februar 1988. Mit der letztgenannten Massnahme legte der Bund die Biotope von nationaler Bedeutung fest, und zwischen 1987 und 1990 erarbeitete eine Arbeitsgruppe im Auftrag des Eidgenössischen Departements des Innern ein wissenschaftliches Inventar der Moore. Die Liste wurde erstmals am 1. Oktober 1994 in der Verordnung über den Schutz der Moore von nationaler Bedeutung veröffentlicht, zunächst mit 728 Objekten. 1997 kamen 364 Objekte hinzu und 1998 weitere 71 Objekte. Revisionen der Objekte fanden 2001, 2004, 2007, 2017 und 2021 statt.
Herkunft der Daten Bearbeiten
Die Aufstellung entspricht der Liste im Anhang 1 zur Flachmoorverordnung des Bundes vom 7. September 1994, die am 1. Oktober 1994 in Kraft trat und zuletzt am 12. Mai 2021 aktualisiert wurde. Von dort stammen die Nummer des Objekts, die Angabe zur Fläche inklusive umliegender Pufferzonen, die Angabe zur Standortgemeinde und zum Jahr der Ausweisung, der Link zu Swisstopo und die mittels der Schweizer Landeskoordinaten errechneten Geokoordinaten. Von der Common Database on Designated Areas der Europäischen Umweltagentur (EEA) stammt der CDDA-Sitecode mit dem Link zu deren Karte auf der Plattform der World Database on Protected Areas (WDPA). Die Listen sind kantonsweise gebündelt und folgen in alphabetischer Reihenfolge.
Liste der Flachmoore nach Kanton (in alfabetischer Reihenfolge) Bearbeiten
Inventar und Schutz der Schweizer Flachmoore Bearbeiten
Moore sind Überreste der ursprünglichen Natur- und Kulturlandschaft. Sie sind stark im Rückgang begriffen. Sie beherbergen hochangepasste Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren mit einer grossen Zahl gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.
Moore erbringen sehr wichtige Ökosystemleistungen, die gern übersehen werden: Sie bilden den Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten, welche die Feuchtigkeit lieben. Sie reinigen das durchfliessende Wasser. Sie können dank ihrer enormen Wasserspeicherkapazität Hochwasserspitzen brechen, und sie speichern organischen Kohlenstoff. Daher sind sie klimarelevant. In den vergangenen zweihundert Jahren wurden fast 90 Prozent der Moore in der Schweiz zerstört.
Heute stehen 1335 Flachmoore von nationaler Bedeutung unter Schutz. Für die meisten Flachmoore ist eine extensive landwirtschaftliche Nutzung erforderlich. Die Regelung zur Nutzung der Flachmoore erfolgt meistens mittels Vereinbarungen mit dem Bewirtschafter. Mindererträge und ökologische Leistungen werden finanziell abgegolten.
Moore stellen Rückzugsgebiete für viele seltene Tier- und Pflanzenarten dar, die man an anderen Standorten kaum findet. Libellen, Heuschrecken und Schmetterlinge, die Sibirische Schwertlilie und viele Orchideenarten sind auf diese Lebensräume angewiesen. In diesen Gebieten brüten auch seltene Vögel wie der Kiebitz und die Bekassine. Viele Wasser- und Watvögel finden in den hiesigen Flachmooren Erholung auf ihren halbjährlichen Zügen nach Süd und Nord. Die Wanderung zwecks Fortpflanzung ist für viele Amphibien tödlich, weil sie vom Strassenverkehr überfahren werden. Das ist einer der Gründe dafür, dass die Erdkröte und der Laubfrosch selten geworden sind.
Literatur Bearbeiten
- Gert Michael Steiner, Andreas Grünig: Handbuch Moorschutz in der Schweiz. Hrsg.: Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft. Bern 1997.
Weblinks Bearbeiten
- SPARQL-Abfrage nach den national bedeutenden Flachmooren in der Schweiz
Einzelnachweise Bearbeiten
- ↑ Verordnung über den Schutz der Flachmoore von nationaler Bedeutung. In: Fedlex: Die Publikationsplattform des Bundesrechts. Schweizerische Eidgenossenschaft, abgerufen am 22. Oktober 2022.
- Designation type: Bundesinventar der Flachmoore von nationaler Bedeutung. European Environment Agency, abgerufen am 16. November 2022.
- Moore. In: Bundesamt für Umwelt BAFU. 14. Juli 2022, abgerufen am 18. November 2022.
- Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz WBS. In: Eidgenössisches Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft. Abgerufen am 8. April 2023 (deutsch, französisch, italienisch, englisch).
- Ariel Bergamini, Christian Ginzler, Benedikt R. Schmidt, Angéline Bedolla, Steffen Boch, Klaus Ecker, Ulrich Graf, Helen Küchler, Meinrad Küchler, Oliver Dosch, Rolf Holderegger: Resultate der Wirkungskontrolle Biotopschutz – Kurzfassung Stand 2019. (PDF) Bundesamt für Umwelt (BAFU) des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK, 2019, abgerufen am 10. April 2023.
- Bundesinventar der Flachmoore von nationaler Bedeutung. In: opendatata.swiss. Bundesamt für Statistik, 1. Januar 2021, abgerufen am 12. November 2022.
- Moore. In: Biotope von nationaler Bedeutung. Bundesamt für Umwelt (BAFU), abgerufen am 24. Oktober 2022.
- Flach- und Hochmoore. Schutz und Pflege. Stiftung Wirtschaft und Ökologie, abgerufen am 23. Oktober 2022.