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Buchsweiler ist eine Wustung nordwestlich von March Holzhausen im Breisgau im Sudwesten von Baden Wurttemberg Die Siedlung reichte vermutlich bis in die Romerzeit zuruck und ging spatestens gegen Ende des 15 Jahrhunderts unter Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 3 Lokalisierung 4 Archaologische Befunde 5 Literatur 6 Ungedruckte QuellenGeographie Bearbeiten nbsp Auszug aus dem Gemarkungsplan Holzhausens aus dem Jahr 1774 Im Kreis ist die Buchsweiler Kirche gekennzeichnet nbsp Die zentrale Dorfstrasse in Holzhausen ist seit 1974 nach der Wustung benanntDas Gebiet von Buchsweiler liegt auf Gemarkung Holzhausen im Gewann Oberer Kapellenacker und ist vom heutigen Holzhauser Ortskern rund einen halben Kilometer entfernt Die Siedlungsstatte liegt nordwestlich von Holzhausen etwas oberhalb der Strasse die nach Bottingen fuhrt Die ehemalige Siedlungsstatte liegt heute zwischen 0 8 und 1 2 m unter der Oberflache Die daruber liegenden Flachen werden heute landwirtschaftlich genutzt Aus dem Acker ragen keinerlei Gelandepunkte Bauwerkreste etc mehr aus dem Boden Daher ist von der Siedlung Buchsweiler heute absolut nichts mehr zu erkennen In Holzhausen heisst auch heute noch die Strasse die durch den alten Ortskern fuhrt Buchsweilerstrasse Einige historische Quellen gehen davon aus dass sie ursprunglich einmal eine Parallelstrasse zur Bottinger Strasse war und in ihrer nordlichen Verlangerung zum Buchsweiler Platz fuhrte Geografisch ist das durchaus wahrscheinlich aber keinesfalls gesicherte Erkenntnis In Bottingen weist ebenso die dortige Buchsweilerstrasse auf die ehemalige Siedlung hin Geschichte BearbeitenDie Erstnennung der Wustung Buchsweiler geht einher mit der Erwahnung einer Pfarrkirche in einem Eintrag des sogenannten liber decimationis einem Zehntverzeichnis der Diozese Konstanz Es wurde in den Jahren 1274 1275 angelegt Dort heisst es Plebanus in Buhswil iuravit de ecclesia Uber die eigentliche Siedlung geben die Quellen allerdings kaum Auskunft Fur das 14 und 15 Jahrhundert ist lediglich ein herrschaftlicher Fronhof direkt fassbar der 1327 in einer Auflistung des Adelhauser Klosters Erwahnung findet Der Hof an dem auch der Kirchensatz hing wurde im Januar 1402 an das Kloster St Trudpert veraussert Wenig spater folgte die Inkorporation der Buchsweiler Kirche Zu diesem Zeitpunkt war die Siedlung wohl bereits wust gefallen Denn laut der Inkorporationsurkunde hatte die Pfarrgemeinde einst viele Pfarrkinder doch sei die Gemeinde durch Seuchen und Kriege fast vollig ausgeloscht Im Jahre 1493 wird die ecclesia Buchswiler als mortua bezeichnet Burger amp Zell worauf zu schliessen ist dass keine Gemeinde mehr zu versorgen und damit zu diesem Zeitpunkt die Siedlung endgultig abgegangen war Die Buchsweiler Kirche existierte aufgrund der Initiative einzelner Adliger noch bis in die Neuzeit hinein Allerdings wurde dort nur noch einmal in der Woche eine Messe gelesen Im Jahre 1605 erwirkte der Ortsherr von Holzhausen Andreas von Harsch beim Bischof von Konstanz die Erlaubnis den mittlerweile verwahrlosten Kirchenbau zu renovieren Als Anbau bekam die Kirche nun ein Bruderhaus um dem weiteren Verfall der Kirche Kapelle vorzubeugen Als im Jahr 1790 der letzte Kapellenbruder Michael Gross starb so berichtete 1821 der ehemalige Holzhauser Pfarrer Kupferschmitt wurden das Bruderhaus und der Kirchenbau bald komplett niedergerissen Es ist davon auszugehen dass in den darauf folgenden Jahrzehnten der ehemalige Siedlungsplatz von Buchsweiler von Trummern vollstandig abgeraumt und die Flachen eingeebnet wurden Ab diesem Zeitpunkt durfte die Wustung ihr heutiges Aussehen bekommen haben Lokalisierung Bearbeiten nbsp Die Lage Buchsweilers mit heutigen KartenMit dem Abriss der letzten Bauten von Buchsweiler verschwand auch bald die Kenntnis uber die genaue Lage der Wustung In samtlichen danach folgenden Literaturen wurde der exakte Standort von Buchsweiler stets unprazise beschrieben oder gleich ganz darauf verzichtet 1960 gelang es dem Historiker Professor Dr Helmut Maurer den Standort genauer zu lokalisieren Einerseits identifizierte er verschiedene Flurstucke anhand der heutigen Flurnamen andererseits bestimmte er den einstigen Kirchenstandort anhand eines historischen Gemarkungsplans aus dem Jahre 1774 Auf diesem ist die Siedlung Buchsweiler an einem von der heutigen Bottinger Strasse abzweigenden Grasweg eingezeichnet Es zeigt ein als Kirche mit einem roten Kreuz markiert ausgezeichnetes Gebaude welches Maurer mit der Buchsweiler Kirche gleichsetzte Anhand der scharfen Biegung des Grasweges kann dieses Gebiet auch auf heutigen Landkarten identifiziert werden Es handelt sich um das Flurstuck 827 auf dem Gewann Oberer Kapellenacker welches sich auch bis in die Halfte des 20 Jahrhunderts durch eine abweichende Parzellierung hervorhob Dennoch fuhrten die damaligen Untersuchungen die Buchsweiler Kirche zu finden nicht zum gewunschten Erfolg Erst im Fruhjahr 1999 fuhrte die Begehung eines einheimischen Pendelgangers zur punktgenauen Lokalisierung auf dem mutmasslichen Gebiet Aufgrund von Pendelausschlagen legte er drei Sondagen an In einem der Schurflocher wurde in 1 2 Metern Tiefe tatsachlich eine Mauer entdeckt Anhand dieses Befunds wurde das zustandige Denkmalamt informiert Wer das Gebiet heute aufsuchen mochte begibt sich in die Bottinger Strasse ortsauswarts Etwa 50 Meter nach der Abzweigung zum alten Wasserwerk am Heuweg zweigt links ein Grasweg hangwarts ab Die Stellen an denen die Fundamentreste der Buchsweiler Kirche lokalisiert wurden sind etwa im Bereich der scharfen Biegung des beschriebenen Graswegs auf halbem Weg zum Hang hin auf der rechten Seite etwa 10 Meter westlich vom Weg entfernt Archaologische Befunde BearbeitenBei dem Befund von 1999 handelte es sich um schlecht erhaltene ca 80 cm breite Mauerreste Im weiteren Verlauf dieser Mauer wurden mehrere menschliche Knochen geborgen Anhand der Untersuchungen des Landesdenkmalamtes konnten die Knochen drei menschlichen Individuen zugeordnet werden Da die Mauer und Fundamentreste sowie etwaige weitere Befunde nicht gefahrdet waren wurde eine genauere Untersuchung durch die Behorden abgelehnt Es bot sich allerdings die Moglichkeit im Rahmen der Gegenwartsbezogenen Landschaftsgenese eine geomagnetische Untersuchung durchzufuhren Archaologen der Albert Ludwigs Universitat Freiburg prospektierten einen Bereich des Flurstucks von etwa 110 50 Metern mit einer Casium Dampfsonde Ziel der Untersuchung war festzustellen ob im Untergrund Strukturen vorhanden sind die auf ein Kirchengebaude schliessen lassen Das dabei entstandene Magnetogramm zeigt verschiedene Kontraste wobei die hellen bis weisslichen Flachen negative erhabene und die dunklen bis schwarzen positive eingetiefte Anomalien darstellen Die in der Bildmitte befindliche und in West Ost Richtung orientierte Gesamtstruktur weisse Linien stellt den auffalligsten Befund dar Aufgrund der Form und der beachtlichen Grosse von ca 22 12 Meter ist das Gebaude tatsachlich als die einstige Kirche von Buchsweiler anzusprechen Uber einen Grossteil der Untersuchungsflache ist eine Vielzahl von kleineren positiven Anomalien Gruben zu beobachten Kreissignatur Da diese regelrechte Reihungen ausbilden und zum Teil rechtwinklig zueinander stehen sind sie als sogenannte Pfostengruben zu interpretieren D Guldin welche die Reste von Holzstanderbauten darstellen Gerade diese Bauweise spricht fur eine Besiedlung des Platzes lange vor Einsetzen der historischen Quellen in fruhmittelalterlicher Zeit Fur eine Zeitstellung vor der Errichtung des Kirchenbaus spricht der Umstand dass ein Grossteil der Pfostengruben in enger raumlicher Nahe zu dem Gebaude liegen Einst durfte um die Kirche ein Friedhof gelegen haben worauf die Knochenfunde schliessen lassen Die historischen Gemarkungskarten weissen die angrenzenden Bereiche um das Anwesen als landwirtschaftliche Flachen aus die auch heute noch bewirtschaftet werden Es ist daher unwahrscheinlich dass es sich bei den Pfostengruben um spatere bauliche Massnahmen handelt Sie durften vielmehr zu einer alteren Besiedlungsphase gehoren Neben mittelalterlicher bis fruhneuzeitlicher kann auch mit einer romerzeitlichen Zeitstellung gerechnet werden was Funde von romischen Leistenziegelbruchstucken und eines auf 184 n Chr datierten romischen Denars hinweisen Die zeitliche Bestimmung des Kirchenbaus konnte nicht geklart werden Denn in der uber 500 jahrigen fassbaren Geschichte der Buchsweiler Kirche ist mit verschiedenen Aus und Umbauphasen oder sogar mit kompletten Neubauten zu rechnen Hieruber hinausgehende Aufschlusse zur Datierung der Befunde und damit zur Siedlungsentwicklung der einstigen Siedlung Buchsweiler konnten zukunftige archaologische Forschungen liefern Literatur BearbeitenM Burger amp Zell Registra subsidii charitativi im Bisthum Konstanz am Ende des 15 und Anfang des 16 Jahrhunderts Erster Theil Das subsidium charitativium im Archidiakonat Breisgau vom Jahre 1493 in Freiburger Diozesan Archiv 24 1895 S 183 237 Helmut Maurer Zur Lokalisierung der abgegangenen Siedlung Buchsweiler in Schau ins Land 78 1960 S 110 116 Thomas Steffens Gemeinde March Zur Geschichte von Buchsweiler in Holzhausen Ein Dorf der March 1995 S 183 208 Martin Strotz Die Wustung Buchsweiler bei March Holzhausen neue Erkenntnisse zur Standortbestimmung der ehemaligen Kirche in Ber Naturf Ges Freiburg 93 2003 S 119 127Ungedruckte Quellen BearbeitenD Guldin Holzhausen Mittelalterliche Wustung Bericht uber die geophysikalische Prospektion in Ortsakten Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg 2001 48 074184 7 79057 Koordinaten 48 4 27 1 N 7 47 26 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Buchsweiler Wustung amp oldid 227308713