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Die aus Deutschland stammende Familie Landerer gehort zu den bedeutendsten Buchdrucker Familien des Konigreichs Ungarn des 18 und 19 Jahrhunderts Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Buchdrucker Familie Landerer 1 1 Herkunft und Anfange 1 2 Johann Michael Landerer 1 3 Ludwig Landerer 2 Literatur 3 EinzelnachweiseGeschichte der Buchdrucker Familie Landerer BearbeitenHerkunft und Anfange Bearbeiten Der Begrunder der Druckerdynastie Landerer war Johann Sebastian Landerer der zu Beginn des 18 Jahrhunderts aus Bayern in das damalige Konigreich Ungarn einwanderte und sich in Ofen niederliess Bereits 1724 unternahm er den Versuch eine deutschsprachige Zeitung unter den Namen Mercurius herauszugeben dieser Versuch blieb jedoch ohne Erfolg In der Folgezeit wurden in vier Stadten Ungarns Pressburg Kaschau Ofen und Pest Offizinas eroffnet Als 1726 Johann Sebastian Landerer starb wurde die Offizin in Ofen vorerst von dessen Witwe weitergefuhrt da die Sohne noch minderjahrig waren Im Jahre 1728 heiratete Johann Sebastians Witwe Johann Georg Nottenstein mit dem sie die Druckerei weiterfuhrte Nottenstein gelang es ein Privilegium zum Drucke der deutschsprachigen Schulbucher Katechismen und Evangeliare zu erlangen Catalogus librorum in typographia Budensi apud Joannem Georgium Nottenstein reperibilium vom 28 April 1728 Dieses Privileg war vorerst auf zehn Jahre begrenzt Im Jahre 1752 wurde die Druckerei in Ofen vom altesten Sohn des Grunders Leopold Franz Landerer weitergefuhrt Leopold Franz war bemuht fur die Offizin in Ofen weitere Privilegien zu erlangen Ein Erfolg stellte sich jedoch nicht ein es gelang ihm lediglich die bestehenden Privilegien um weitere zehn Jahre zu verlangern Ende des Jahres 1755 gelang es ihm die Rechte fur die Herausgabe eines Kalenders zu erwerben Nach dem Tod von Leopold Franz im Jahre 1764 wurde die Druckerei von seiner Witwe Katharina Landerer weitergefuhrt Unter ihrer Rigide erlangte die Offener Druckerei ihre Blutezeit Vor allen wurden deutsch und ungarischsprachige Texte gedruckt die Offizin verfugte in dieser Zeit 49 verschiedene Schriftlettern die es ermoglichten auch lateinische und griechische Texte zu drucken Michael Landerer war neben vier Schwestern der einzige Sohn und Erbe von Leopold Franz und Katharina Landerer Da jedoch Leopold Franz kein eindeutiges Testament zu Gunsten seiner Kinder hinterliess sondern die Offizin seiner uberaus tuchtigen Ehefrau Katharina uberliess kam es nach seinem Tod zu Meinungsverschiedenheiten und Streitereien zwischen den Geschwistern Der Sohn fuhrte ein unstetiges Leben und begann hinter den Rucken seiner Mutter zu politisieren Er verwickelte sich in die Jakobinerverschworung unter Ignaz Joseph Martinovics und wurde vor den Augen seiner nichts ahnenden Mutter verhaftet Er wurde von einem osterreichischen Gericht zum Tode verurteilt jedoch Dank des grossen Einflusses von Katharina Landerer die in Ungarn hohes Ansehen genoss wurde das Urteil in eine zehnjahrige Zuchthausstrafe umgewandelt die Michael Landerer zuerst in Kufstein und spater auf dem Spielberg von Brunn verbussen musste Michael Landerer kam als gebrochener Mann in seine Vaterstadt zuruck und starb nur kurze Zeit danach Nach dem Tod von Katharina Landerer im Jahre 1802 wurde die Offizin von ihrer Tochter Anna Landerer weitergefuhrt Aus dieser Zeit gibt es nur wenige Angaben Nach Annas Tod im Jahre 1833 wurde die Druckerei an Gyurian und Bago verkauft welche sie etwa bis 1847 in der Wasserstadt von Ofen weiterfuhrten Johann Michael Landerer Bearbeiten nbsp Das Areal des Konig Andreas Platzes um 1890 heute Safarikovo nam In der Mitte des Bildes ist das ehemalige Landerer Palais die spatere Pionier Kaserne zu sehen Im Zweiten Weltkrieg schwer durch Bomben beschadigt musste es in den 1940er Jahren abgerissen werden Johann Sebastians jungerer Sohn Johann Michael Landerer 1725 in Ofen 1795 in Pressburg kaufte mit dem geerbten Geld seines Vaters im Jahre 1750 von dem aus Salzburg stammenden Johann Paul Royer die bereits 1715 gegrundete Buchdruckerei in Pressburg Durch Ankauf weiterer Druckereien 1774 kaufte er die Akademische Jesuiten Druckerei in Kaschau 1 1784 die Royer Druckerei in Pest wurde er zu einem der bedeutendsten Buchdrucker Ungarns Von den gegrundeten Buchdruckereien in Ungarn entwickelte sich die Buchdruckerei in Pressburg neben der in Ofen zu einer der Bedeutendsten Ab 1764 verlegte er das erste deutschsprachige Tagblatt im Konigreich Ungarn die Pressburger Zeitung Er beteiligte sich am Pressburger kulturellen Leben und gab wertvolle musikalische Erstdrucke heraus Um das Jahr 1770 war er konkurrenzlos auf dem Buchmarkt Pressburg war in jener Zeit der Sitz der Ungarischen Hofkammer sowie des Statthalters die Ungarischen Reichstage wurden auch hier abgehalten An Buchern und Druckschriften bestand daher in Pressburg ein grosser Bedarf was fur Landerers Geschaft sehr positive Auswirkungen hatte 1765 erhielt der Pressburger Offizin ein funfjahriges Privilegium die vom Landtag erlassenen Gesetzestexte drucken zu durfen Mit dieser Arbeit von Johann Michael Landerer schien auch Kaiser Joseph II sehr zufrieden gewesen zu sein da er ihm 1784 in den Adelsstand erhob Nach Johann Michaels Tod wurde die Pressburger Druckerei von dessen Sohn Michael Johann Landerer 1760 16 April 1810 ubernommen Es war die Blutezeit der Pressburger Druckerei Das Wachstum der Druckerei konnte man auch am rapide steigenden Papierbedarf ermessen Den Bedarf vermochte die firmeneigene Papiermuhle von Altturn nicht mehr zu decken Es musste Papier von Fremdherstellern zugekauft werden In der Druckerei arbeiteten damals bereits acht Druckpressen Michel Johann Landerer war in Altungarn sehr beliebt sein Tod wurde landesweit betrauert Da bei seinem Tode der Sohn und Nachfolger Ludwig Landerer erst zehn Jahre alt war wurde die Offizin bis zu dessen Volljahrigkeit von einem Firmenkonsortium geleitet Ludwig Landerer Bearbeiten nbsp Ludwig Landerer 1800 1854 Der Nachfolger von Michel Johann war dessen Sohn Ludwig Landerer 1 Mai 1800 in Pressburg 1 Februar 1854 in Pest Er war der bedeutendste jedoch auch der letzte Vertreter dieser Buchdrucker Dynastie Ursprunglich wollte er als Offizier in den Militardienst studierte Philosophie Im Jahre 1824 ubernahm er jedoch beide Druckereien die von Pressburg und die von Pest Das veranderte seine ursprunglichen beruflichen Absichten grundlegend und er widmete sich dem Buchdruck Landerer ging nach Wien um das Buchdrucker Handwerk zu erlernen Als Buchdrucker fuhrte er bedeutende Innovationen in dem Betrieb ein orderte neue Druckereimaschinen und fuhrte den farbigen Buchdruck ein Ludwig Landerer erkannte fruhzeitig den Puls der Zeit zu Beginn des 19 Jahrhunderts wurden die Landesverwaltung und die leitenden Zentralbehorden allmahlich von Pressburg in das wirtschaftlich aufstrebende Pest verlegt das immer mehr an politischer Bedeutung gewann Von den acht Druckerpressen die zur Zeit seines Vaters in der Pressburger Druckerei standen blieben nur zwei ubrig die uberwiegend Gesetzesvorlagen des Ungarischen Reichstages druckten Als auch der Reichstag im Jahre 1848 von Pressburg nach Pest umzog verkaufte er die Pressburger Druckerei an seinen Prokuristen Stephan Schreiber Zum Schwerpunkt seiner unternehmerischen Tatigkeit wurde nun die Druckerei in Pest In der Peter Offizin wurde 1833 eine gesonderte Abteilung fur Farbdruck eingerichtet welche die damals ausserordentlich beliebten Congreve guilloches herstellte Einen besonderen Aufschwung erlebte die Druckerei nachdem Ludwig Landerer gemeinsam mit dem Verleger Gustav Heckenast am 21 Januar 1841 die Firma Landerer amp Heckenast grundete Diese Zusammenarbeit mit Heckenast war sehr fruchtbringend da sich mit Heckenast der kein Buchdrucker sondern Verleger war fur Landerer die Moglichkeit erbot bedeutende Werke der ungarischen Literatur zu drucken In den 1840er Jahren konnten u a Werke folgender Autoren gedruckt werden Miklos Josika Sandor Kiisfaludy Ferenc Kolcsey Jozsef Eotvos Durch die Tatigkeit von Landerer amp Heckenast konnte auch das gegenseitige Verstandnis zwischen Deutschen und Ungarn gefordert werden indem die Firma deutsche Ubersetzungen bedeutender ungarischer Autoren wie Sandor Petofi Janos Arany Sandor Kisfaludy ausserdem historische und geistesgeschichtliche Werke uber Ungarn druckte und auf den Markt brachte Auch die ersten Werke von Adalbert Stifter wurden bei Landerer amp Heckenast gedruckt 2 nbsp Am 15 Marz 1848 verkunden Studenten das 12 Punkte Programm und rezitieren Petofis Nationallied vor dem Verlagshaus Druckerei Landerer amp Heckenast in Pest Der Beginn der Ungarischen Revolution von 1848 hatte ihren Beginn in der Druckerei von Landerer amp Heckenast da hier am 15 Marz 1848 die Zwolf Punkte 3 Forderungen der revolutionaren ungarischen Jugend und das von Sandor Petofi verfasste Nationallied ung Nemzeti dal gedruckt wurden Dieses Ereignis bildete den Beginn der Ungarischen Revolution und des Freiheitskampfes der Jahre 1848 49 Spater wurden hier auf Betreiben Lajos Kossuth s die Banknoten des Revolutionsgeldes gedruckt Nach Niederschlagung der Revolution am 11 August 1849 wurde die Druckerei vorerst geschlossen Viele Angestellte der Druckerei hatten sich vor Gericht zu verantworten Ludwig Landerer war gezwungen sich als Drucker der Banknoten vor den Behorden zu verbergen Er starb auf seinem Landgut im Jahre 1854 Er war der letzte namhafte Vertreter der Druckerdynastie welche 150 Jahre lang das Druckereiwesen im Konigreich Ungarn wesentlich beeinflusste Die Firma wurde nach der Niederschlagung der Ungarischen Revolution von Gustav Heckenast in Absprache mit Landerers Erben weitergefuhrt Im Jahre 1873 verkaufte er seinen Verlag an die ungarische Franklin Tarsulat Franklin Verein in Budapest und ubersiedelte nach Pressburg wo er 1878 starb Literatur BearbeitenMaria Buky Horvath A Landerer Csalad es nyodaszati vallalkozasai Die Familie Landerer und ihre Buchdruckerunternehmungen ungarisch In Ungarische Nationalbibliothek Szechenyi online www epa oszk hu am 6 Oktober 2017 abgerufen P Rainer Rudolf Eduard Ulreich Karpatendeutsches Biographisches Lexikon Arbeitsgemeinschaft der Karpatendeutschen aus der Slowakei Stuttgart 1988 ISBN 3 927096 00 8 S 185 Budapest Lexikon Budapest 1993 ISBN 963 05 6411 4 Bd 2 S 21 ungarisch Einzelnachweise Bearbeiten Als Kaiserin Maria Theresia 1773 den Jesuiten Orden aufloste kaufte Johann Michael Landerer im Jahre 1774 die Druckerei in Kaschau fur 7600 Gulden Sie wurde die vierte Druckerei der Familie Landerer in Altungarn Bereits 1840 wurde Heckenast auf die ersten in Zeitschriften gedruckten Veroffentlichungen von Stifter aufmerksam Der Verleger suchte Stifter im Fruhsommer 1841 in Wien auf und bot ihm eine Zusammenarbeit an Aus dieser Begegnung entwickelte sich eine jahrelange Zusammenarbeit zwischen Autor und Verleger zit nach A Hudak L Guszak Gustav Heckenast in Karpatendeutsche Lebensbilder Erlangen 1971 S 85 Im Zwolf Punkte Programm wurde u a Pressefreiheit Aufhebung der Zensur und des Frondienstes gefordert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Landerer Buchdruckerfamilie amp oldid 223824299