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Bolnissi georgisch ბოლნისი ist eine Stadt in Georgien Sie liegt in der Region Niederkartlien Kwemo Kartli und hat 8967 Einwohner 2014 Die Stadt geht auf eine Grundung durch kaukasiendeutsche Siedler unter dem Namen Katharinenfeld im Jahr 1818 zuruck Der heutige Name ist von der knapp 10 km sudlich beim gleichnamigen Dorf gelegenen Bolnissier Sioni Kirche aus dem 5 Jahrhundert abgeleitet Bolnissi ბოლნისიWappenStaat Georgien GeorgienRegion NiederkartlienMunizipalitat BolnissiKoordinaten 41 27 N 44 32 O 41 45 44 533333333333 Koordinaten 41 27 N 44 32 O Einwohner 8 967 2014 Gemeindeart StadtBolnissi Georgien Bolnissi Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Stadtbild 3 Bolnissi Regionalmuseum 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAb dem 10 Mai 1817 begann eine grosse Auswanderungswelle radikaler Pietisten aus Wurttemberg die vor der Gangelung durch die Obrigkeit fliehen wollten Es ging per Schiff von Ulm aus auf der Donau uber Bukarest Ismail Odessa Cherson Mariupol Rostow und von dort uber das Kaukasische Gebirge nach Tiflis Sie wurden damals Separatisten genannt da sie sich von der Landeskirche abspalteten Mehr noch trieb sie die von religioser Endzeitstimmung inspirierte Hoffnung auf die unmittelbar bevorstehende Wiederkehr Christi Das Ziel um vor der Bedrangnis durch die unglaubige Umgebung zu fliehen lokalisierten die Pietisten im Kaukasus weil der russische Zar Alexander Unterstutzung in Aussicht gestellt hatte Der ersten Gruppe von 65 Familien gelang es sich 25 Kilometer sudwestlich von Tiflis in einem Flusstal anzusiedeln Zwei weitere Gruppen insgesamt 135 Familien liessen sich anfanglich 180 Kilometer sudostlich von Tiflis an dem kahlen klimatisch ungesunden Ort Schamkor Alt Katharinenfeld nieder Die russische Regierung streckte Nahrungsmittel vor und sorgte dafur dass die umliegenden Tataren ihre Sommerzelte den Einwanderern uberliessen bis diese sich eigene Behausungen gebaut hatten Viele starben im folgenden Sommer an Epidemien die verbleibenden Siedler zogen nach einem Ersuchen der Regierung im Winter 1819 zum heutigen Ort Bolnissi den sie Neu Katharinenfeld nannten einige Kilometer von der Sioni Kirche entfernt Hier befand sich auf einem Georgsberg ein armenischer und griechischer Wallfahrtsort 1 Der Name Katharinenfeld sollte die wurttembergische Konigin Katharina die Schwester von Zar Alexander I ehren Wahrend eines muslimischen Aufstandes im Sudkaukasus anno 1826 wurde die Stadt von muslimischen Freischarlern uberfallen Zahlreiche Einwohner wurden getotet oder als Sklaven in die Turkei entfuhrt Im Gedenken an dieses Vorkommnis und an den anschliessenden Wiederaufbau wurde jahrlich ein Aufbaufest gefeiert Im Ort gab es funf Fussballmannschaften eine deutsche Zeitung eine Grundschule eine lutherische Kirche mit Chor einen Jagerverein eine Theatergruppe und einen Stadtpark 2 Insgesamt erlebten die Siedler bald einen wirtschaftlichen Aufschwung und pflegten ein reges Gemeindeleben 1854 weihten sie mitten im Krimkrieg eine Kirche ein 3 Nach der Besetzung Georgiens durch die Rote Armee 1921 wurde der Name zum Gedenken an Rosa Luxemburg in Luxemburg geandert Am 28 August 1941 als Folge des Uberfalls der Wehrmacht auf die Sowjetunion Unternehmen Barbarossa wurden alle Kaukasiendeutschen die nicht mit Georgiern verheiratet waren nach Sibirien und Kasachstan deportiert Fast 6 000 Menschen mussten die Stadt verlassen 1944 erhielt die Stadt den Namen Bolnissi Der Turm der evangelischen Kirche wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von deutschen Kriegsgefangenen abgerissen die Kirche wurde in eine Sporthalle verwandelt Derzeit bestehen Plane zum Bau einer neuen Sporthalle und zum Wiederaufbau des Kirchturms Stadtbild BearbeitenHeute sind 85 Prozent der Einwohner Georgier Die Stadt lebt vom Weinbau sowie vom Obst und Gemuseanbau Es gibt eine Weinkellerei und eine Brauerei Ein uberwiegend von ethnischen Aserbaidschanern bewohnter Stadtteil liegt etwas ausserhalb der Hauptsiedlung und heisst Kvemo Bolnissi deutsch Unter Bolnissi Im nahe gelegenen Dorf Ratewani wird Gold abgebaut Der Fussballverein heisst Sioni Bolnissi Das kulturelle Erbe der einstigen deutschen Siedler wird in Bolnisi heute vor allem von der Gemeinde der evangelischen Kirche getragen Im evangelischen Gemeindehaus findet sich eine kleine deutschsprachige Bibliothek und ein Museumsraum in dem uber die deutsche Geschichte der Stadt berichtet wird Die Gottesdienste finden teilweise in deutscher Sprache statt Die meisten evangelischen Christen Georgiens stammen aus Mischehen zwischen Kaukasusdeutschen und anderen Volkern nbsp Die ehemalige evangelische Kirche von Katharinenfeld heute eine Sporthalle nbsp Eine alte Stadtansicht von Katharinenfeld nbsp Ein deutsches Strassenschild in Bolnissi nbsp Strassenzug in BolnissiBolnissi beherbergt eine der altesten christlichen Kirchen Georgiens Die Sioni Kirche stammt aus dem 5 Jahrhundert In ihrem Mauerwerk sind heidnische Elemente erkennbar Das ursprungliche Dach wurde durch eine Bedeckung aus dem 20 Jahrhundert ersetzt An das Schicksal der deutschen Einwohner erinnert im Zentrum der Stadt eine zweisprachige Gedenktafel nbsp Stadteingang mit dem Kreuz von Bolnissi nbsp Denkmal fur die deutschen Bewohner Katharinenfelds nbsp Das Rathaus von Bolnissi nbsp Die Bolnissier Sioni KircheBolnissi Regionalmuseum Bearbeiten nbsp Aussenansicht des MuseumsDas Bolnissi Regionalmuseum wurde im Mai 2020 eroffnet und war fur den European Museum of the Year Award 2022 nominiert 4 In einer modernen Architektur von Architekt Gaga Kiknadze wird die Geschichte der menschlichen Entwicklung der Region Niederkartlien dargestellt Die Ausstellung besteht aus vier Etappen Sie beginnt mit den altesten ausserafrikanischen Funden von homininen Fossilien bei Dmanissi fuhrt dann durch die menschlichen Errungenschaften der Stein Bronze und Eisenzeit wobei besonders auf den Goldbergbau in Sakdrissi eingegangen wird und widmet sich im dritten Abschnitt der zweitausendjahrigen Geschichte der Christianisierung und dem Zusammenleben der Religionen und Kulturen der Region Im Mittelpunkt des letzten Saales steht die deutsche Besiedlung aus dem fruhen 19 Jahrhundert 5 Literatur BearbeitenErnst Allmendinger Katharinenfeld ein deutsches Dorf im Kaukasus Selbstverlag Neustadt 1989 online bei der Parlamentarischen Bibliothek Georgiens Andreas Gross Missionare und Kolonisten Die Basler und die Hermannsburger Mission in Georgien am Beispiel der Kolonie Katharinenfeld 1818 1870 Lit Hamburg 1998 ISBN 3 8258 3728 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bolnissi Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bolnisi Evangelisch Lutherische Kirche GeorgienEinzelnachweise Bearbeiten Peter Haigis Georgier deutscher Herkunft Die Evangelisch Lutherische Kirche in Georgien und ihre Wurzeln In Bernd Schroder Hrsg Georgien Gesellschaft und Religion an der Schwelle Europas Rohrig Universitatsverlag St Ingbert 2005 S 90f 95 Ernst Allmendinger Katharinenfeld ein deutsches Dorf im Kaukasus Selbstverlag Neustadt 1989 Haigis S 98 Bolnisi Museum among European Museum of the Year nominees Abgerufen am 15 Juli 2023 Bolnisi Museum the longest human journey Abgerufen am 15 Juli 2023 Liste von deutschen Ansiedelungs und Siedlungsgrundungen im Kaukasus mit Grundungsjahr Aserbaidschan AZ Georgien GE Russische Foderation RU Katharinenfeld Bolnissi 1818 GE Marienfeld auch Freudental Sartitschala 1818 GE Elisabethtal auch Steinfeld Assureti 1818 GE Alexandersdorf Didube 1818 GE Petersdorf Mughanlo 1818 GE Freudenthal Sartichala 1842 GE Alexanderhilf Trialeti 1857 GE Kutschenbach 1863 RU Neutiflis Tifliser Kolonie Tschughureti und Kukia GE Gnadenburg Winogradnoje 1880 RU Neudorf Dsyguta 1884 GE Lindau Abschanda 1884 GE Gnadenberg Sochumer Stadtteil Anuarkyt 1884 GE Blumental 1892 RU Traubenberg 1908 RU Georgstal Dzweli Kanda 1910 GE Waldheim Ormascheni 1911 GE Gruntal Ruisbolo vor 1914 GE Hoffnungstal Ruisbolo vor 1914 GE Neu Botanika 1956 RU Traubenberg Tamarisi GE Steinfeld Kotischi GE Helenendorf Gyogol AZ Georgsfeld Cinarli AZ Annenfeld Semkir AZ Eigenfeld Irmasli AZ Alexanderfeld Gasansu AZ Traubenfeld Tovuz AZ Grunfeld Semed Vurgun AZ Mekseewka Agstafa AZ Jelisawetinka Xetai AZ Kirovka AZ Normdaten Geografikum GND 4386715 7 lobid OGND AKS VIAF 241845598 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bolnissi amp oldid 237945443