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Das Blechwalzwerk Olbernhau war ein eisenmetallurgisches Unternehmen in der sachsischen Kleinstadt Olbernhau im Erzgebirge Es hatte die Rechtsform eines Volkseigenen Betriebs VEB Er wurde 1947 als Sachsische Blechwalzwerke Olbernhau mit den vorhandenen Werksanlagen der F A Lange Metallwerke AG Aue gegrundet und fuhrte die mit Grundung der Saigerhutte Grunthal seit 1537 bestehende Geschichte der Metallurgie am Standort fort VEB Blechwalzwerk OlbernhauRechtsform Volkseigener BetriebGrundung 1947 als Sachsische Blechwalzwerke Olbernhau Umbenennung zum 1 Juli 1948 in VEB Blechwalzwerk Olbernhau Sitz Olbernhau DeutschlandLeitung zuletzt 1987 1990 Werner NotzelMitarbeiterzahl 603 1990 Branche Metallurgie Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung und schwieriger Wiederbeginn der Produktion 1 2 Bestehen und Betrieb nach 1950 1 3 Bestehen und Betrieb innerhalb des Bandstahlkombinates Eisenhuttenstadt 1 4 Bestehen und Betrieb nach 1980 1 5 Wendezeit und Abwicklung nach der deutschen Wiedervereinigung 1 6 Nachnutzung des Werksgelandes und teilweiser Abriss 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung und schwieriger Wiederbeginn der Produktion Bearbeiten Gemass den Bestimmungen des Alliierten Kontrollrates uber die Demilitarisierung Deutschlands wurden die Werke der F A Lange Metallwerke AG Aue unter Sequester gestellt 1 Entgegen den Bestrebungen der Sachsischen Landesregierung das Unternehmen in Volkseigentum zu uberfuhren entschied sich die sowjetische Besatzungsmacht fur die Demontage von bestehenden Anlagen und Ausrustungen Bis Mai 1946 waren 60 bis 70 Prozent der Kapazitaten am Standort in Olbernhau demontiert und abtransportiert worden ebenso samtliche Metallvorrate und Fertigerzeugnisse Am 29 April 1947 wurde die Werksanlagen in Landeseigentum uberfuhrt das neue Unternehmen fuhrte die Bezeichnung Sachsische Blechwalzwerke Olbernhau Einen Monat darauf erfolgte auch die formelle Abkehr von der weiterhin vorgesehenen Demontage Zunachst erfolgte aus den wenigen Materialbestanden die Fertigung von kleineren Gebrauchsgegenstanden die von der Bevolkerung dringend benotigt wurden Der Werksstandort konnte sich auf eine uber 400 jahrige Erfahrung in der Buntmetallurgie stutzen dagegen entschied die Sowjetische Militaradministration dass fortan Erzeugnisse aus Stahl zu fertigen sind 2 Insgesamt gesehen war die bei Wiederbeginn der Produktion verfugbare Technik der der vormaligen demontierten im Ruckstand Zudem fuhrte die prekare Energiesituation zu Produktionsausfallen Einer geplanten Ausstossmenge von 442 Tonnen im ersten Jahr stand eine tatsachliche Menge von 272 Tonnen gegenuber Bis 1949 gelang es dann durch Investitionen in Maschinen und Anlagen die Produktion stark zu steigern in jenem Jahr konnte eine neue Walzstrasse in Betrieb genommen werden 3 Ab Juli 1948 gehorte das Werk zur neugegrundeten VESTA Vereinigung Volkseigener Betriebe zur Produktion und Verarbeitung von Roheisen Stahl und Walzwerkerzeugnissen fortan firmierte das Werk als VEB Blechwalzwerk Olbernhau 4 Bestehen und Betrieb nach 1950 Bearbeiten Durch die staatliche Teilung Deutschlands entstand ein grosser Bedarf an gewalzten Blechen in der DDR was dem Werk zu weiterem Aufschwung verhalf 1949 belief sich die Jahresproduktion auf 8 397 Tonnen Durch weitreichende Investitionen konnte diese Menge im folgenden Jahr auf 16 543 Tonnen gesteigert werden Schwerpunkt war hierbei die Dynamo und Trafoblechproduktion 5 In Anbetracht des ersten Funfjahrplans nach welchem durch das Werk mit seinen Produkten ein entscheidender Beitrag zum Wiederaufbau der Industrie in der DDR zu leisten war musste dementsprechend die vorhandene Bausubstanz grundlegend angepasst und erweitert werden Im Zeitraum von 1951 bis 1956 wurden die vorhandenen Walzhallen wahrend der laufenden Produktion mit neuen 12 Meter hohen Hallen uberbaut und nach Abschluss die nunmehr entbehrlichen 5 Meter hohen Hallen abgebrochen Die okonomische Wirkung dieser Investitionen war bahnbrechend Der Zeitaufwand diverser Arbeiten konnte durch die integrierten Krananlagen deutlich verkurzt werden Mit dem Jahr 1956 stand erstmals ein positives Betriebsergebnis zu Buche Zudem wurde in diesem Zeitraum ein neues Kesselhaus sowie ein Trafogebaude errichtet Nunmehr sollten 35 000 Tonnen Blech im Jahr produziert werden 6 In der zweiten Halfte der 1950er Jahre zielten weitere Investitionen auf eine zunehmende Mechanisierung der Produktionsablaufe und damit Qualitatssteigerungen ab Allerdings wurden bis 1964 lediglich kleinere Massnahmen der Mechanisierung und Rationalisierung durchgefuhrt 7 Einschneidend fur die weitere Entwicklung der Produktion wurden der Mauerbau beginnend am 13 August 1961 sowie daran anschliessende Massnahmen der DDR und die darauf folgenden Reaktionen seitens der BRD Letztere hatte als Gegenreaktion den innerdeutschen Handel aufgekundigt was die Anforderungen an den VEB Blechwalzwerk steigen liess um den Ausfall von Warenlieferungen zu kompensieren Ab 1963 lieferte das Werk auch fur den Export in RGW Lander Allerdings waren die Moglichkeiten zur Produktionssteigerung mit der vorhandenen Technik ausgereizt Erst mit Inbetriebnahme einer neuen Grobblechstrasse 1964 65 und anderen Teilmechanisierungen wurde dieser Zustand zumindest teilweise verbessert 8 Bestehen und Betrieb innerhalb des Bandstahlkombinates Eisenhuttenstadt Bearbeiten Zum 1 Januar 1969 entstand das Bandstahlkombinat Eisenhuttenstadt BKE Ihm gehorten sieben Betriebe an die bis dahin der VVB Stahl und Walzwerke Berlin sowie der VVB Eisenerz Roheisen Saalfeld unterstanden Neben dem Eisenhuttenkombinat Ost EKO waren dies das Eisenhuttenwerk Thale die Walzwerke Finow und Burg sowie das Blechwalzwerk Olbernhau Ferner wurden die Kaltwalzwerke Oranienburg und Bad Salzungen dem BKE angegliedert 9 Mit Eingliederung in das BKE entstanden einheitliche Leitungsstrukturen fur alle zugehorigen Betriebe Das Kombinat regelte Planung und Leitung und setzte die Zusammenarbeit uber Richtlinien durch Die Betriebe behielten jedoch ihre Eigenverantwortung in Belangen der okonomischen und technischen Entwicklung 10 Am 21 Dezember 1971 wurde ein Rekord eingefahren der Jahresausstoss uberschritt erstmals die Menge von 100 000 Tonnen gewalzter Bleche Die kontinuierliche Steigerung der Produktion wurde durch technische Rekonstruktionen Rationalisierungen Umsetzung von Neuerungsvorschlagen sowie die Einsatzbereitschaft der Belegschaft erreicht 11 Der Mechanisierungsgrad stieg im Zeitraum 1973 1978 von 72 auf 80 Prozent 12 Am 1 Mai 1973 war die Umstellung auf den Energietrager Erdgas abgeschlossen 13 Bestehen und Betrieb nach 1980 Bearbeiten Bedeutsam fur die weitere Entwicklung des Werkes war die Einstellung der Produktion von Blechen fur die Elektroindustrie im Jahre 1983 Mit den bestehenden technischen Anlagen konnten die seitens der Abnehmer geforderten Qualitatsstandards nicht erfullt werden weshalb man sich in der DDR fur den Import dieser Produkte entschied Fortan wurden Fein Grob und Riffelbleche fur den Schiff Waggon und Fahrzeugbau sowie den Schwermaschinenbau produziert 11 Mit Beschluss des Ministerrates der DDR zur Konsumguterproduktion wurde 1973 im Betrieb eine eigene entsprechende Abteilung ins Leben gerufen und sich in einer separaten Halle eingerichtet Produziert wurden u a Rohranschlusse und Regentonnen Vom damaligen VEB Polytechnik in Frankenberg wurde die Fertigung der Kleintransportwagen Rollfix ubernommen und fortgefuhrt Zudem war man Zulieferer von stahlernen Hockergestellen fur die Sitzmobelindustrie in Neuhausen und Oederan 14 In den 1980er Jahren wurde euch fur den Export in westliche Lander produziert um Devisen zu erwirtschaften Bereits 1974 waren Bleche in die USA die BRD und Belgien geliefert worden Zu Beginn der 1980er Jahre begann auch die Fertigung von Rationalisierungsmitteln wie Hebebuhnen Kettenbandern und Ersatzteilen fur den Eigenbedarf 14 Wendezeit und Abwicklung nach der deutschen Wiedervereinigung Bearbeiten Im ersten Halbjahr 1989 wurde von der Betriebsleitung eine bis in das Jahr 1995 reichende Konzeption vorgelegt Bedeutsame Steigerungen in der Produktion waren nicht vorgesehen auch weil das Werk in seiner raumlichen Ausdehnung am Standort an die Grenzen des Moglichen gestossen war Eine grundlegende Weiterentwicklung der technischen Anlagen war nicht vorgesehen 15 Am 1 Marz 1990 beschlossen der Generaldirektor des BKE sowie die Direktionen der zugehorigen Betriebe die Umwandlung der Kombinatsbetriebe in GmbHs als Tochtergesellschaften der seinerzeit in Grundung befindlichen EKO Stahl AG Der formelle Schritt zur Umwandlung in eine GmbH wurde am 16 Mai 1990 vollzogen 16 Mit Inkrafttreten der Wahrungs Wirtschafts und Sozialunion am 1 Juli 1990 und damit der Einfuhrung der D Mark als offizielles Zahlungsmittel brach der Absatzmarkt innerhalb kurzester Zeit zusammen der Versuch der Erschliessung neuer Absatzmoglichkeiten scheiterte Am 5 Oktober 1990 wurde die Produktion ganzlich eingestellt bereits am 30 Oktober fasste der Aufsichtsrat aufgrund der prekaren wirtschaftlichen Situation den Beschluss zur Liquidierung 17 Nach 453 Jahren endete damit endgultig die Geschichte der Metallurgie am Standort Am 31 Marz 1992 war der Betrieb schlussendlich abgewickelt 17 Nachnutzung des Werksgelandes und teilweiser Abriss Bearbeiten Im Areal zwischen Floha und Grunthaler Strasse siedelten sich nach 1992 diverse mittelstandische Unternehmen an Die Objekte des auf der gegenuberliegenden Seite der Floha liegenden Areals wurden von 2007 bis Ende 2010 ganzlich abgebrochen und das Gelande anschliessend renaturiert 18 Literatur BearbeitenHanns Heinz Kasper Hans Hendrik Kasper Das Blechwalzwerk Olbernhau 1945 1990 In Saigerhuttenverein Olbernhau Grunthal e V Hrsg Geschichte der Metallurgie in der Stadt Olbernhau Band 3 2010 ISBN 978 3 937386 22 5 Hans Hendrik Kasper Das Blechwalzwerk Olbernhau in Sachsische Heimatblatter 56 2010 4 S 342 349 Bernd Wiefel Die Geschichte des Walzwerkes Olbernhau vom demontierten Buntmetallwerk der Firma F A Lange AG zum zentralgeleiteten volkseigenen Stahlblechwalzwerk der VVB Eisen und Stahl 1945 bis 1955 Olbernhau 1988 1998 Manuskript im Stadtarchiv Olbernhau Weblinks BearbeitenBestand 40134 VEB Blechwalzwerk Olbernhau im Bergarchiv FreibergEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Hanns Heinz Kasper Vom Koniglich Sachsischen Kupferhammer zur F A Lange Metallwerke AG 1873 1945 In Saigerhuttenverein Olbernhau Grunthal e V Hrsg Geschichte der Metallurgie in der Stadt Olbernhau Band 2 Olbernhau 1997 ISBN 3 929048 26 4 S 52 Vgl Kasper 2010 S 12 13 Vgl Kasper 2010 S 14 15 Vgl Kasper 2010 S 16 Vgl Kasper 2010 S 20 Vgl Kasper 2010 S 22 Vgl Kasper 2010 S 32 Vgl Kasper 2010 S 34 35 Das EKO wird Stammsitz des VEB Bandstahlkombinat Firmengeschichte ArcelorMittal Eisenhuttenstadt 1 Januar 1969 abgerufen am 9 November 2013 Vgl Kasper 2010 S 53 a b Vgl Kasper 2010 S 54 Vgl Kasper 2010 S 67 Vgl Kasper 2010 S 79 a b Vgl Kasper 2010 S 68 69 Vgl Kasper 2010 S 93 94 Vgl Kasper 2010 S 95 a b Vgl Kasper 2010 S 96 97 EFRE Forderung in Olbernhau PDF 591 kB Revitalisierung des ehemaligen Blechwalzwerkes in Olbernhau 2 Bauabschnitt Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 9 November 2013 abgerufen am 9 November 2013 50 651515 13 362075 Koordinaten 50 39 5 5 N 13 21 43 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blechwalzwerk Olbernhau amp oldid 231665412