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Unter dem Bielefelder Rezess wird allgemein die Regelung von Grenz und Bekenntnisstreitigkeiten zwischen der Herrschaft Rheda und dem Furstbistum Osnabruck am 27 Marz 1565 verstanden Abweichend wird in der Literatur die Festschreibung der regionalen Ausbreitung der Reformation in der Grafschaft Ravensberg am 24 Oktober 1609 vereinzelt ebenfalls als Bielefelder Rezess bezeichnet 1 Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung und Gegenstand des Streits 2 Schlichtung 3 Folgezeit 4 Einzelnachweise 5 LiteraturEntwicklung und Gegenstand des Streits BearbeitenGraf Konrad von Tecklenburg schloss sich 1527 der Reformation an und fuhrte diese auch in seinem Herrschaftsgebiet der Herrschaft Rheda ein Ab 1529 wurden dort Deutsche Messen gehalten 1549 leitete Franz von Waldeck der Bischof von Osnabruck gegenreformatorische Massnahmen ein Einer der Streitpunkte zwischen den Parteien war die Vorherrschaft im Kirchspiel Gutersloh Unter anderem war das Recht strittig die Konfession zu bestimmen und den Pfarrer einzusetzen Konrad hatte grosses Interesse daran im Kirchspiel Gutersloh einen evangelischen Pfarrer zu haben auch weil die beiden Kloster Herzebrock und Clarholz mit ihren Pfarreien ein starkes Gegengewicht zu seiner Machtstellung bedeuteten Andererseits war die Kontrolle uber die Pfarrei Gutersloh fur den Osnabrucker Bischof wichtig um Bestrebungen der Tecklenburger zur Erweiterung ihres territorialen Einflussbereichs zu begrenzen Nachdem Konrad 1557 gestorben war wurde die Herrschaft in Rheda durch seine Tochter Anna von Tecklenburg Schwerin ausgeubt Bereits 1553 war Johann II von Hoya Furstbischof von Osnabruck geworden Die Anspruche wurden durch beide Parteien unverandert vertreten Grenzverlaufsstreitigkeiten fuhrten nicht selten zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen rhedischen und osnabruckischen Soldnern Schlichtung BearbeitenAm 27 Marz 1565 wurde unter Vermittlung Graf Wilhelms von Ravensberg der Streit durch einen in Bielefeld geschlossenen Rezess geschlichtet Der Vertrag wurde im Sommer des gleichen Jahres durch den Wiedenbrucker Vertrag erganzt der den genauen Grenzverlauf regelte Die Grenzen wurden durch Grenzsteine markiert Im Ergebnis brachte der Rezess als weltliche Folge eine politische Teilung des Kirchspiels Gutersloh mit sich Das Kirchdorf selbst und die Bauerschaften Blankenhagen Nordhorn Pavenstadt und Sundern kamen endgultig unter die Herrschaft der Tecklenburger Grafen die Bauerschaften Avenwedde Kattenstroth und Spexard verblieben unter der Territorialgewalt des Osnabrucker Furstbischofs Als geistliche Folge wurde im Rezess geregelt dass die kirchlichen Herrschaftsrechte vollstandig beim Furstbistum Osnabruck verblieben wodurch der Osnabrucker Bischof weiterhin die Konfession in der Pfarrei Gutersloh bestimmen und die Pfarrbesetzung regeln durfte Das Besetzungsrecht wurde in der Folge tatsachlich vom Kollegiatstift St Aegidius in Wiedenbruck ausgeubt Letzteres gehorte zum Amt Reckenberg und damit zu einer Exklave des Furstbistums Die Pfarrstelle wurde jeweils mit katholisch geweihten Kanonikern besetzt 2 In der Bewertung des Rezesses und seiner Folgen ist zu berucksichtigen dass die geistlichen Standpunkte der Parteien keineswegs eine so grosse Rolle gespielt haben konnen wie es den Anschein hat Bereits Franz von Waldeck hatte Reformationsansatze im Bistum Osnabruck verankert und Hermann Bonnus als sein Beauftragter hatte bereits 1543 Wiedenbruck reformiert Die Stadt galt zum Zeitpunkt des Rezesses als uberwiegend lutherisch Folgezeit BearbeitenDie Regelung fuhrte nicht dauerhaft zu einer Rekatholisierung des Kirchspiels Die Messe wurde in deutscher Sprache gelesen und das Abendmahl in beiderlei Gestalt an die Glaubigen ausgeteilt Ausserdem lebten die Pfarrer mit einer Frau zusammen und hatten Kinder Der offene Streit mit der Osnabrucker Seite durch die offizielle Einfuhrung einer lutherischen Gottesdienstordnung wurde jedoch gescheut die Pfarrer lavierten langjahrig politisch zwischen den Interessen des Bischofs von Osnabruck und des Grafen von Tecklenburg Einzelnachweise Bearbeiten Quellen zur Geschichte des kirchlichen Unterrichts in der evangelischen Kirche Deutschlands zwischen 1530 und 1600 I Teil Quellen zur Geschichte des Katechismus Unterrichts Johann Michael Reu Hrsg Gutersloh 1904 35 Neuauflage 1976 Georg Olms Verlag Hildesheim Zurich New York ISBN 978 3 487 06120 7 Die Herrschaft Rheda und ihre Residenzstadt von den Anfangen bis zum Ende des Alten Reiches Hermann Schaub Verlag f Regionalgeschichte 2006 260 SeitenLiteratur BearbeitenEckhard Moller Mit dem Hagener Rezess von 1655 beginnt das Simultaneum an der Gutersloher Kirche In Kreis Gutersloh Hrsg Heimatjahrbuch Kreis Gutersloh 2006 51 850996 8 296652 Koordinaten 51 51 3 6 N 8 17 47 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bielefelder Rezess amp oldid 207680112