www.wikidata.de-de.nina.az
Johann Bernhard Aloys Gudden seit 1875 Ritter von Gudden 7 Juni 1824 in Kleve am Niederrhein 13 Juni 1886 im Wurmsee dem heutigen Starnberger See bei Schloss Berg in Berg war ein deutscher Psychiater und Hochschullehrer in Zurich und Munchen Bernhard Aloys Gudden um 1871Berufung zum Mitglied des Obermedizinalausschusses 1877 Quelle Amtsblatt des K Staatsministerium des Innern 1877 S 22 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Grabstatte 3 Familie 4 Auszeichnung 5 Veroffentlichungen Auswahl 6 Rezeption 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBernhard Gudden war der dritte Sohn 1 eines rheinischen Guts und Brauereibesitzers und studierte ab 1843 in Bonn zunachst fur ein Semester Theologie und dann Medizin Er wurde dort Mitglied der burschenschaftlichen Fridericia trat aber am 11 Dezember 1845 aus und grundete mit elf Gleichgesinnten die Bonner Burschenschaft Frankonia deren erster Sprecher er wurde Sein Doktorexamen legte er 1848 in Halle ab Dann vollendete er das Studium in Berlin In Siegburg wurde er 1848 bis 1851 als Assistent von Maximilian Jacobi zum Psychiater ausgebildet Von 1852 bis 1855 arbeitete er als Hilfsarzt und Assistent von Christian F W Roller in der badischen Irrenanstalt Illenau bei Achern Geisteskranke Patienten wurden bis zum Ende des 19 Jahrhunderts eher verwahrt und gefangengehalten als behandelt Rohe Gewalt Zwangsmassnahmen und entwurdigende Strafen waren das Mittel zur Ruhigstellung der Patienten Zudem war das Personal der damaligen Irrenanstalten nicht qualifiziert eine krankenpflegerische Ausbildung fur den Umgang mit geisteskranken Patienten fehlte Die in den Irrenanstalten eingesetzten Warter fielen uberwiegend durch Rohheit und Brutalitat auf Im Gegensatz dazu setzte sich Gudden von Anfang seiner beruflichen Tatigkeit an mit Nachdruck fur eine menschenwurdige Unterbringung und einen die Personlichkeit der Patienten respektierenden Umgang der Arzte und des Pflegepersonals unter Beachtung des aus der englischen Psychiatrie stammenden no restraint Prinzips zu dt etwa Verzicht auf Zwangsmassnahmen John Conollys ein Im April 1855 wurde er zum Leiter der koniglich Bayerischen Kreisirrenanstalt Werneck in Unterfranken berufen hier war die Einrichtung der neu eroffneten Anstalt im Schloss Werneck seine erste Aufgabe Abweichend von der bisherigen Art der Personalgewinnung fur Irrenanstalten stellte Gudden als Pflegepersonal vormals als Sanitatskrafte verwendete Soldaten ein Diese nicht den bisherigen Behandlungstraditionen verhafteten Pfleger beachteten die von Gudden eingeforderten neuen Unterbringungs und Pflegegrundsatze nach dem no restraint System von Anfang an 1869 wechselte Gudden als erster Direktor der 1870 eroffneten psychiatrischen Klinik Burgholzli nach Zurich wo er auch einen Lehrstuhl fur Psychiatrie erhielt Ebenfalls seit 1869 war Gudden in Nachfolge von Wilhelm Griesinger zusammen mit Carl Westphal Herausgeber des Archiv fur Psychiatrie und Nervenkrankheiten In dieser Zeit 1871 wurde er auch Mitglied der Zwanglosen Gesellschaft Munchen von 1885 bis zu seinem Tode war er Geschaftsfuhrer der Gesellschaft 2 1873 wurde Gudden ordentlicher Professor der Universitat Munchen und Direktor der Oberbayerischen Kreisirrenanstalt Munchen Gudden war ein prominenter Psychiater der Vor Freud Zeit In den von ihm geleiteten Hausern gab es vergleichsweise viele Todesfalle in Munchen wegen einer Typhus Epidemie in Werneck wegen eines Sickergrubenunglucks 3 Er fuhrte Tierversuche durch veroffentlichte aber nichts was von ihm publiziert ist hat posthum sein Schwiegersohn veroffentlicht der ihm auf den Posten nachfolgte weil er das Gefalligkeitsgutachten d h das Gutachten uber Konig Ludwig II mitunterzeichnet hatte 3 Er wurde 1875 mit dem Verdienstorden der Bayerischen Krone ausgezeichnet und aufgrund der Ordensstatuten in den personlichen Adelsstand erhoben Gudden war ausserdem Koniglicher Obermedizinalrat Von Gudden spielte eine wesentliche Rolle bei der Absetzung Konig Ludwigs II von Bayern Er verfasste mit drei weiteren Psychiatern ein bis heute umstrittenes Gutachten welches die amtliche Begrundung fur die Entmundigung des Konigs bildete Dies erfolgte lediglich auf Grundlage der Auswertung der Behandlungsakten Eine personliche Begutachtung des Patienten durch den Arzt erfolgte nicht da sich Ludwig II weigerte dafur zur Verfugung zu stehen Von Gudden hatte den Konig zuvor nur ein einziges Mal gesehen bei seiner Nobilitierung elf Jahre zuvor 3 Heinz Hafner meinte 2004 nach dem Quellenstudium sei zweifelsfrei zu belegen dass bei Ludwig II keine Zeichen von Geistesschwache und einer paranoiden Psychose vorlagen 4 Neuere Einschatzungen halten von Guddens Diagnose fur korrekt und betonen dass das Gutachten unter dem Kontext der damaligen Psychiatrie als zutreffend gesehen werde 5 Neben von Gudden unterzeichneten 1886 auch Hubert Grashey Friedrich Wilhelm Hagen junior und Max Hubrich 1837 1886 die Regierungsunfahigkeit des bayerischen Konigs bestatigende Gutachten 6 Ein auf ihn 1883 verubtes Attentat uberstand von Gudden unverletzt Der ehemalige Munchner Anstaltspatient der in Gegenwart seines Hausarztes der dabei einen Streifschuss erlitt aus kurzer Entfernung auf Bernhard von Gudden geschossen hatte wurde von dem Arzt und Schriftsteller Oskar Panizza in die Klinik aufgenommen 7 Von Gudden starb im Starnberger See etwa zur gleichen Zeit und am gleichen Ort wie Konig Ludwig II Die naheren Umstande werden bis heute kontrovers diskutiert Anhand von Verletzungen und Spuren an der Kleidung und im Seeboden wurde seinerzeit geschlossen zwischen beiden Mannern musse ein Kampf stattgefunden haben Wolfgang Gudden schildert ubereinstimmend mit Angaben Panizzas in Der Konig und sein Narrenmeister die Umstande folgendermassen Konig Ludwig der sehr wahrscheinlich das Schloss bereits in suizidaler Absicht verlassen hatte uberrascht Gudden vollig als er zum 15 Meter entfernten Seeufer eilt Es kommt zur entscheidenden korperlichen Auseinandersetzung mit Gudden in deren Verlauf der Konig Gudden erheblich an Stirn und im Gesicht verletzt ihm einen kraftigen Faustschlag gegen Kopf und auf den Zylinderhut versetzt um Guddens Versuche ihn vom Suizid abzuhalten zu unterbinden Hierbei wurde Gudden vermutlich gewurgt und untergetaucht wobei er bewusstlos wurde und ertrank Den Toten noch eine kleine Strecke mitschleifend strebte der Konig dem offenen Wasser zu und vollzog Suizid durch Ertrinken 8 9 Bernhard Gudden starb im Alter von 62 Jahren Grabstatte Bearbeiten nbsp Grab von Bernhard von Gudden auf dem Munchner Ostfriedhof Standort 48 119786111111 11 584444444444Die Grabstatte von Bernhard Gudden befindet sich auf dem Munchner Ostfriedhof Grab Mauer links Nr 5 Standort 48 119786111111 11 584444444444 In diesem Grab liegen ebenso Guddens Frau Clarissa und einige seiner Kinder Max Emma Clemens Rudolf Hans Familie BearbeitenBernhard von Gudden war seit 1855 mit Clarissa Voigt 4 Oktober 1832 10 Marz 1894 verheiratet Clarissa Voigt war die Tochter des Carl Wilhelm Theodor Voigt 1804 1838 Pfarrer in Siegburg und Thorn und dessen Frau Theodora Anna Rebekka Jacobi 1807 1890 Theodora Anna Rebekka Jacobi wiederum war die Enkelin des Psychiaters Maximilian Jacobi bei dem Bernhard Gudden Assistenzarzt in Siegburg gewesen war Bernhard Guddens Schwiegermutter war Anna Frederike Petrina Claudius eine Tochter des Dichters Mathias Claudius Bernhard Gudden hatte neun Kinder Bekannter wurden folgende Anna Gudden 1857 1915 verheiratet mit dem Nurnberger Psychiater und Universitatsprofessor Hubert von Grashey 1839 1914 der nach dem Tode Bernhard von Gudden dessen Munchner Lehrstuhl fur Psychiatrie und die Leitung der oberbayerischen Kreis Irrenanstalt ubernahm Der gemeinsame Sohn des Ehepaars war der Radiologe Rudolf Grashey 1876 1950 Max Gudden 1859 1893 Kunstmaler Clemens Gudden 1861 1931 Nervenarzt und Anstaltsleiter Rudolf Gudden 1863 1935 Maler Emma Gudden 1865 1931 verheiratet mit dem Maler Paul Ritter Hans Gudden 1866 1940 PsychiaterAuszeichnung Bearbeiten1875 nbsp Verdienstorden der Bayerischen Krone Ritter 1883 von Graefe Preis der Deutschen Ophthalmologischen GesellschaftVeroffentlichungen Auswahl BearbeitenBeitrage zur Lehre von den durch Parasiten bedingten Hautkrankheiten Ebner amp Seubert Stuttgart 1855 Digitalisat in der Google Buchsuche Beitrag zur Lehre von der Scabies In Wurzburger medicinische Zeitschrift Bd 2 1861 S 301 319 zweite vermehrte Auflage Stahel Wurzburg 1863 Digitalisat Experimental Untersuchungen uber das Schadelwachstum Oldenbourg Munchen 1874 Digitalisat Uber ein neues Microtom In Archiv fur Psychiatrie und Nervenkrankheiten Bd 5 1875 S 229 234 Digitalisat Rezeption BearbeitenAngela Steidele stellt in ihrem Briefroman Rosenstengel Gudden als Schlusselfigur einer Intrige um Ludwig II dar Literatur BearbeitenSigbert Ganser B v Gudden In Theodor Kirchhoff Hrsg Deutsche Irrenarzte Einzelbilder ihres Lebens und Wirkens Band 2 Springer Berlin 1924 S 47 Ernst Grunthal Bernhard von Gudden In Kurt Kolle Hrsg Grosse Nervenarzte Band 1 21 Lebensbilder 2 erweiterte Auflage Thieme Stuttgart 1970 ISBN 3 13 363002 4 S 128 134 Heinz Hafner Ein Konig wird beseitigt Ludwig II von Bayern C H Beck Munchen 2008 ISBN 978 3 406 56888 6 Die psychiatrische Entmachtung Ludwig II Hanns Hippius Reinhard Steinberg Hrsg Bernhard von Gudden Springer Heidelberg 2007 ISBN 978 3 540 39720 5 Mit 1 DVD Theodor Kirchhoff Gudden Bernhard von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 49 Duncker amp Humblot Leipzig 1904 S 616 618 Annemarie Leibbrand Wettley Gudden Bernhard von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 7 Duncker amp Humblot Berlin 1966 ISBN 3 428 00188 5 S 249 Digitalisat Alfons Schweiggert Der Mann der mit Ludwig II starb Dr Bernhard von Gudden der Gutachter des bayerischen Konigs Husum Verlag Husum 2014 ISBN 978 3 89876 723 1 Klaus Vieli Der Mann der mit Ludwig II starb PDF 4 5 MB In Neue Zurcher Zeitung vom 14 Juni 1986 S 82 84 Matthias M Weber Gudden Bernhard von In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 514 f Linda Orth und Wolfgang Klenk Bernhard Aloys von Gudden in Internetportal Rheinische Geschichte abgerufen am 9 Oktober 2020Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bernhard von Gudden Sammlung von Bildern Literatur von und uber Bernhard von Gudden im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Biographien der vier Gutachter Ludwigs II Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Bernhard von Gudden an der Universitat Zurich Wintersemester 1869 bis Wintersemester 1872 Der Staatsstreich Ludwig II von Bayern Analyse des Peter Gauweiler PDF 596 kB Memento vom 3 Januar 2013 im Webarchiv archive today Wolfgang Buhling Annette Baum Biographie von Johann Bernhard Aloys von Gudden In Biographisches Archiv der Psychiatrie BIAPSY 2017 Arztliches Gutachten Bernhard von Guddens uber den Geisteszustand Konig Ludwigs II Digitalisat im Kulturportal bavarikonEinzelnachweise Bearbeiten Matthias M Weber Gudden Bernhard von 2005 S 514 Zwanglose Gesellschaft Hundertfunfzig Jahre Zwanglose Gesellschaft Munchen 1837 1987 Universitatsdruckerei und Verlag Dr C Wolf und Sohn KG Munchen 1987 159 Seiten a b c Angela Steidele im Interview mit Sabine Reithmaier Ein Psychiater zwei gespaltene Ichs Ludwig II im Wahn und eine Frau in Hosen trugen Angela Steidele den Bayerischen Buchpreis ein In Suddeutsche Zeitung Nr 279 3 Dezember 2015 S R22 Arzte Zeitung Bayerns Konig Ludwig II war nicht geisteskrank Nicht mehr online verfugbar In aerztezeitung de 28 Juni 2004 archiviert vom Original am 2 August 2010 abgerufen am 26 Dezember 2015 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www aerztezeitung de R Steinberg Guddens Diagnose uber Ludwig II aus zeitgenossischer und heutiger psychiatrischer Sicht In Der Nervenarzt Nr 1 2019 S 62 68 Andreas Mettenleiter Das Juliusspital in Wurzburg Band III Medizingeschichte Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Wurzburg anlasslich der 425jahrigen Wiederkehr der Grundsteinlegung Stiftung Juliusspital Wurzburg Wurzburg 2001 ISBN 3 933964 04 0 S 347 Jurgen Muller Oskar Panizza Versuch einer immanenten Interpretation Medizinische Dissertation Wurzburg 1990 1991 S 78 f Wolfgang Gudden Bernhard von Gudden Leben und Werk Medizinische Dissertation Munchen 1987 S 207 f Jurgen Muller Oskar Panizza Versuch einer immanenten Interpretation Medizinische Dissertation Wurzburg 1990 1991 S 78 f und 82 f zitiert Direktoren der psychiatrischen Klinik Burgholzli Zurich Bernhard von Gudden 1870 1872 Gustav Huguenin 1873 1874 Eduard Hitzig 1875 1879 Auguste Forel 1879 1898 Eugen Bleuler 1898 1927 Hans W Maier 1927 1941 Manfred Bleuler 1942 1969 Klaus Ernst 1970 1989 Daniel Hell 1991 2009 Erich Seifritz seit 2009 Normdaten Person GND 118825224 lobid OGND AKS LCCN n2007022648 VIAF 8184440 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gudden Bernhard vonALTERNATIVNAMEN Gudden Johann Bernhard Aloys von vollstandiger Name Gudden BernhardKURZBESCHREIBUNG deutscher MedizinerGEBURTSDATUM 7 Juni 1824GEBURTSORT KleveSTERBEDATUM 13 Juni 1886STERBEORT Berg Starnberger See Starnberger See bei Schloss Berg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bernhard von Gudden amp oldid 237518828