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Bernd Pansold 3 Marz 1942 in Zwickau ist ein deutscher Sportmediziner Er war von 1968 bis 1990 Sportarzt des SC Dynamo Berlin sowie ab 1971 inoffizieller Mitarbeiter IM des Ministeriums fur Staatssicherheit Stasi unter dem Decknamen Jurgen Wendt Nach der deutschen Wiedervereinigung arbeitete Pansold fur ein osterreichisches Leistungssportzentrum in Obertauern als medizinischer Betreuer von professionellen Wintersportlern 1998 wurde Pansold vor dem Landgericht Berlin wegen des staatlich verordneten Dopings von Minderjahrigen in neun Fallen zu einer Geldstrafe verurteilt woraufhin der osterreichische Skiverband OSV seine Entlassung erwirkte Seit 2003 ist Pansold fur das osterreichische Unternehmen Red Bull als Leiter des firmeneigenen Diagnostik und Trainingszentrums tatig in dem von Red Bull gesponserte Profisportler betreut werden Inhaltsverzeichnis 1 Tatigkeit in der DDR 2 Tatigkeit in Osterreich 2 1 Leistungszentrum Obertauern 2 2 Red Bull Leistungszentrum in Thalgau 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseTatigkeit in der DDR BearbeitenPansold heuerte 1968 bei dem von der Stasi getragenen Sportverein SC Dynamo Berlin an und stieg bereits vier Jahre spater zum stellvertretenden Bereichsleiter Leistungsmedizin auf 1977 erlangte er an der Universitat Greifswald mit der Arbeit Leistungsphysiologische Untersuchungen unter besonderer Berucksichtigung des Informationsgehaltes der Laktatkonzentration im Blut an Leistungssportlern der Sportart Schwimmen die Promotion A 1 1985 folgte aufgrund einer Dissertation mit dem Titel Untersuchungsergebnisse zur komplexen Leistungsbewertung unter Berucksichtigung der Spezifitat des Testverfahrens an ausgewahlten Gruppen und Probanden von Leistungssportlern die Verleihung der Promotion B 2 1982 war Pansold Leiter der Dynamo Sportmedizin geworden In seinen Funktionen verantwortete er verschiedene Dopingpraktiken So war er bereits ab 1975 fur die Ausgabe der Rezepte fur Dopingmittel an die entsprechenden ihm untergeordneten Arzte zustandig 3 Der ehemalige von den Praktiken betroffene DDR Schwimmprofi und heutige Sportjournalist Raik Hannemann beschrieb spater Er war der Chefmethodiker bei Dynamo nicht nur fur Schwimmen sondern auch fur andere Sportarten und zwar in puncto Doping Dynamo war ja der Polizei und dem Staatssicherheitsdienst unterstellt Seine Anweisungen an die untergeordneten Arzte mit einem niedrigeren Dienstgrad als er hatten militarischen Charakter Er ist fur mich der Hauptschuldige fur das Doping im Berliner Sport gerade bei Dynamo 4 Wie ehemals geheime Stasi Dokumente und Zeugenaussagen von und uber Pansold belegen war er zudem seit den fruhen 1970er Jahren am Aufbau des staatlichen Dopingprogramms im DDR Leistungssport durch DDR Mediziner und Sportfunktionare beteiligt So ist die Anwendung anaboler Steroide unter Pansolds Beteiligung ebenso belegt wie seine aktive Teilnahme an der Forschungsgruppe Zusatzliche Leistungsreserve am Forschungsinstitut fur Korperkultur und Sport FKS im Jahr 1975 bei der unter anderem an einer Optimierung des Anabolikadopings gearbeitet wurde Im selben Jahr berichtete Pansold selbst in einem seiner IM Berichte uber flachendeckende Anwendung anaboler Steroide an Teilnehmer der Zentralen Kinder und Jugendspartakiade Es existieren diverse weitere grosstenteils eigenhandig verfasste Berichte uber Trainings und Wettkampfdoping bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen unter anderem mit dem von der VEB Jenapharm im Staatsauftrag produzierten auch an junge Frauen verabreichten mannlichen Sexualhormon Testosteron sowie Amphetaminen wie Pervitin Pansold deutete an einigen Stellen der IM Berichte an dass sich die Beteiligten im Klaren daruber seien dass es sich bei ihrer Tatigkeit um fahrlassige kriminelle Vergehen handele und warnte vor moglichen gesundheitlichen Spatfolgen die in Ansatzen bereits zu erkennen seien 5 Im Rahmen der Aufarbeitung des staatlichen Dopings in der DDR und diversen Klagen betroffener Sportler die damals uberwiegend ohne ihr Wissen entsprechenden Behandlungen unterzogen wurden gehorte Bernd Pansold zu sechs Angeklagten eines Prozesses vor der 34 Strafkammer des Landgerichts Berlin wegen Beihilfe zur Korperverletzung an Minderjahrigen Im Gegensatz zu anderen Angeklagten schwieg sich Pansold vor und wahrend des Prozesses uber die gegen ihn erhobenen Vorwurfe aus Die Kammer sah es schliesslich als erwiesen an dass er im Bereich Dynamo fur die Steuerung der Vergabe von virilisierend wirkenden stark gesundheitsschadigenden anabolen Steroiden an minderjahrige Schwimmerinnen verantwortlich war und betonte es seien keinerlei mildernde Umstande zu erkennen Pansold wurde zu einer Geldstrafe von 14400 D Mark verurteilt 6 Sein Revisionsantrag wurde vom Bundesgerichtshof im Februar 2000 abgelehnt 7 Tatigkeit in Osterreich BearbeitenLeistungszentrum Obertauern Bearbeiten Nach der Wende ubersiedelte Pansold wie auch einige andere seiner ehemaligen Kollegen nach Osterreich das bald als Zufluchtsland fur DDR Dopingarzte galt 8 Dort eroffnete er eine Praxis in Wien und wurde zudem von einem privat betriebenen jedoch von Bund und Land geforderten Leistungssportzentrum nach dem Vorbild deutscher Olympiastutzpunkte in Obertauern angestellt Dort betreute Pansold der sich alsbald den Ruf eines herausragenden Leistungsdiagnostikers erwarb diverse namhafte osterreichische Spitzenwintersportler Auch der osterreichische Alpin Ski Star Hermann Maier besuchte dieses Leistungszentrum regelmassig Dopingvorwurfe die gegen Maier im Jahr seines sportlichen Durchbruchs 1998 von Konkurrenten und Medien erhoben wurden wurden auch mit Hinweis auf eine mogliche Zusammenarbeit Maiers mit Pansold laut Maier bestritt jedoch direkten Kontakt mit ihm gehabt zu haben 9 Die anschliessende breite Thematisierung von Pansolds Doping Vergangenheit in osterreichischen Medien die durch den in Deutschland laufenden Strafprozess gegen ihn noch verstarkt wurde setzte Sportler und Offizielle des osterreichischen Wintersports denen man nachsagte zumindest inoffiziell eng mit Pansold zusammengearbeitet zu haben stark unter Druck Der OSV Prasident Peter Schrocksnadel etwa bestritt offentlich dass seitens des Verbands jemals mit Pansold zusammengearbeitet worden sei Der OSV machte 1998 eine bereits geplante Beteiligung an dem Leistungszentrum Obertauern von einer Demission Pansolds abhangig die dann auch sogleich erfolgte Medien warfen dem OSV jedoch vor erst aktiv geworden zu sein nachdem offentlicher Druck aufgebaut worden sei 10 Red Bull Leistungszentrum in Thalgau Bearbeiten Nachdem Pansold zunachst in seiner Praxis in Wien weitergearbeitet hatte und als hoch geachteter Fachmann zu Tagungen und Vortragen eingeladen wurde in denen er unter anderem behauptete das Potenzial von Leistungssportlern sei heute bestenfalls zu 50 Prozent ausgereizt 11 wurde er 2003 vom osterreichischen Brausefabrikanten Red Bull engagiert dessen Grunder und Besitzer Dietrich Mateschitz begonnen hatte im grossen Stil Spitzensportler und Vereine zu sponsern Pansold wurde zum Leiter eines firmeneigenen Diagnostik und Trainingszentrum das allen Red Bull Athleten offensteht Kritisch auf dessen Einstellung angesprochen lobte ihn das Unternehmen als einen der weltweit fuhrenden Leistungsdiagnostiker und Sportmediziner der in Medizinerkreisen und bei unseren Athleten in seiner Integritat und Korrektheit unbestritten sei Dieser selbst fand Doping sei alter Kase aus der Zeit des Kalten Krieges und auch Mateschitz beurteilte die DDR Vergangenheit Pansolds als Schnee von gestern 12 Seit dem Bekanntwerden der Zusammenarbeit mit Pansold wird jedoch immer wieder Kritik an Red Bull geubt Der Tagesspiegel etwa warf dem Unternehmen 2011 vor in Bezug auf Pansolds Vergangenheit sowie sein aktuelles Wirken das Gefuhl zu erwecken man wolle keine Blicke hinter die Fassade zulassen 13 Die Suddeutsche Zeitung urteilte nach einem journalistischen Treffen mit Pansold in Thalgau der auf Fragen zu seiner Vergangenheit ablehnend reagiert hatte dass es fruhere DDR Sportler gibt die heute krank sind oder behinderte Kinder haben und das auf die Pillen von damals zuruckfuhren Denen kann man kaum verdenken dass sie es zynisch finden wenn ein Pansold so zufrieden weiterdoktert 14 Als auffallig wird bezeichnet dass zahlreiche bekannte Sportler die sich in dem Diagnostik und Trainingszentrum untersuchen beraten und behandeln lassen darunter Maria Riesch und Sebastian Vettel eine Zusammenarbeit mit Pansold als Leiter der Einrichtung explizit abstreiten 15 In amerikanischen Medien wird vor allem uber dessen mogliche Kooperation mit der von Red Bull gesponserten Alpin Ski Fahrerin Lindsey Vonn spekuliert Literatur BearbeitenGiselher Spitzer Doping in der DDR Ein historischer Uberblick zu einer konspirativen Praxis Genese Verantwortung Gefahren Sport und Buch Strauss 2003 ISBN 3 89001 315 5 Klaus Blume Die Dopingrepublik Eine deutsch deutsche Sportgeschichte Rotbuch Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 86789 161 5 Weblinks BearbeitenAus den Stasi Akten des Sportmediziners Bernd Pansold Von Hirnhormonen und kriminellen Vergehen Berliner Zeitung 16 April 1998Einzelnachweise Bearbeiten DNB 931700892 DNB 942124944 Giselher Spitzer Doping in der DDR Ein historischer Uberblick zu einer konspirativen Praxis Genese Verantwortung Gefahren Sport und Buch Strauss Koln 2003 S 200 Hajo Seppelt Holger Schuck Anklage Kinderdoping Tenea Verlag Berlin 1999 S 149 Aus den Stasi Akten des Sportmediziners Bernd Pansold Von Hirnhormonen und kriminellen Vergehen Memento vom 17 Juli 2015 im Internet Archive Artikel von Jens Weinreich in der Berliner Zeitung vom 16 April 1998 Sebastian Krause Kilian Medele Vor 25 Jahren Aufarbeitung des DDR Dopingsystems Vor 25 Jahren begannen die Berliner Prozesse Von der Parteispitze angeordnet bekamen Sportler Dopingmittel verabreicht selbst wenn sie noch minderjahrig waren So wie die einstige Schwimmerin Christiane Sommer In br de 27 Marz 2023 abgerufen am 8 April 2023 Beschluss des Bundesgerichtshof vom 9 Februar 2000 PDF 241 kB Osterreich als Doping Drehscheibe Memento vom 15 Marz 2014 im Internet Archive profil online vom 18 Oktober 2008 Zitat von Giselher Spitzer Maier dismisses doping rumors Associated Press vom 24 Oktober 1998 DDR Doping war OSV Distanz ist Der Standard vom 7 Mai 2009 Die Reserven sind noch lange nicht ausgeschopft Wiener Zeitung vom 16 Mai 2002 Ex Doping Arzt Pansold betreut Red Bull Asse Memento vom 5 Marz 2014 im Internet Archive Wirtschaftsblatt vom 24 Februar 2006 Der Vater und seine Champions Tagesspiegel vom 15 Oktober 2011 Der steirische Zeus Suddeutsche Zeitung vom 19 Mai 2010 Ratschlage vom offiziellen Mitarbeiter Frankfurter Rundschau vom 13 Februar 2009Normdaten Person GND 1100935584 lobid OGND AKS VIAF 267146462560727771572 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pansold BerndKURZBESCHREIBUNG deutscher SportmedizinerGEBURTSDATUM 3 Marz 1942GEBURTSORT Zwickau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bernd Pansold amp oldid 235245229