www.wikidata.de-de.nina.az
Der Berchtoldstag alemannisch Bachteli s tag Berchteli s tag Berteli s tag Barzeli s tag Bechtelstag Bechtle in Glarus auch Nachneujahr Naanuujaar genannt 1 ist ursprunglich ein Feiertag in Gegenden mit alemannischer Bevolkerung insbesondere in Teilen der Schweiz wo er mittels der Berner Herrschaft uber die Waadt auch in die franzosischsprachige Westschweiz gelangt ist sowie in Liechtenstein Er fallt in den verschiedenen Gegenden bald fruher bald spater in die Zeit des Jahresanfangs und wird im historischen Zurcher und Berner Einflussgebiet am 2 Januar im Kanton Graubunden am 5 Januar und im thurgauischen Frauenfeld am dritten Montag des Monats Januar begangen Inhaltsverzeichnis 1 Rechtslage 2 Herkunft 2 1 Berchtold eine Person 2 2 Zusatzfeiertag der reformierten Kantone 3 Brauchtum 3 1 Gastmahler und Neujahrsblatter 3 2 Maskenlaufen und Balle 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseRechtslage BearbeitenIn der Schweiz ist der 2 Januar ein offentlicher Ruhetag nach kantonalem Recht in den Kantonen Aargau teilweise Bern Jura Neuenburg Thurgau und Waadt nach kommunalem Recht auch in den Kantonen Zurich und Schaffhausen In anderen Kantonen hat dieser Tag oftmals einen etwas unklaren Status viele Arbeitnehmer arbeiten nicht mussen jedoch einen Ferientag oder Uberzeit einziehen viele Detailhandelsgeschafte nutzen ihn zur Inventur und haben darum geschlossen wahrend im selben Kanton die Grossverteiler die Geschafte unter Umstanden offnen Generell geschlossen haben am 2 Januar die Banken in der Schweiz auch bei der SBB gilt der Tag als Feiertag Hauptartikel Feiertage in der SchweizHerkunft BearbeitenBerchtold eine Person Bearbeiten Der Tag hat nichts mit einem heiligen Berchtold zu tun den es im Heiligenkalender gar nicht gibt Aber auch der vielbehauptete germanische Ursprung im Zusammenhang mit einer Gottin Berchta oder Perchta angeblich der Frau Wotans die in der Zeit der Rauhnachte ihr Unwesen treibe und mit wilden Brauchen gebannt werde kann nicht schlussig nachgewiesen werden Im Schweizerischen Idiotikon wird auf das mittelhochdeutsche berchttac berchteltac berchtnacht fur Epiphanias Dreikonigstag 6 Januar verwiesen 2 Mittelhochdeutsch bercht berchtel bedeutet glanzend leuchtend 3 vergleiche englisch bright hell altgriechisch ἐpifainein epiphainein bedeutet erscheinen hervorglanzen hervorleuchten Vielleicht hat bei der Ubersetzung auch mitgespielt dass die am 6 Januar vorgetragene Lesung aus Jesajas mit Surge illuminare Ierusalem quia venit lumen tuum et gloria Domini super te orta est beginnt Mach dich auf Jerusalem werde licht Denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn ist aufgestrahlt uber dir Die mittelhochdeutsche Wortbildung ist demnach eine Ubertragung des griechisch lateinischen epiphanias Erscheinung womit der schweizerische Berchtoldstag in der Nachfolge der Epiphanias steht 4 Das spater nicht mehr verstandene erste Wortglied wurde in den Mundarten vielfach variiert schriftsprachlich nach Berchtold umgedeutet beziehungsweise in der westlichen Deutschschweiz vielleicht auch auf die zahringischen Herzoge namens Berthold oder aber auf die burgundische Konigin Berta bezogen die in der Westschweiz vielfach als Kirchengrunderin gilt 2 Zusatzfeiertag der reformierten Kantone Bearbeiten Beim schweizerischen Berchtoldstag handelt es sich um einen arbeitsfreien Nachfeiertag zum Neujahrstag wie es der Ostermontag zu Ostern der Pfingstmontag zu Pfingsten und der Stephanstag zu Weihnachten sind Da der Berchtoldstag ursprunglich allein in reformierten Kantonen ein arbeitsfreier Tag war liegt es nahe in ihm eine Kompensation zum gestrichenen Dreikonigstag zu sehen Brauchtum BearbeitenDer Berchtoldstag ist beziehungsweise war in der reformierten Schweiz mit vielseitigem Neujahrs Winter und Fasnachtsbrauchtum verbunden eine Zusammenstellung der historischen und rezenten Brauche geben das Schweizerische Idiotikon Band XII 962 967 und der Atlas der schweizerischen Volkskunde Band II 165 f bzw Kommentarband II 75 83 In der katholischen Schweiz hingegen steht der Dreikonigstag 6 Januar im Zentrum und nur vereinzelt treffen sich dort Zunfte und Gesellschaften am Barzelitag zu einem Bankett Gastmahler und Neujahrsblatter Bearbeiten Am Berchtoldstag wird in den Kantonen Zurich Schaffhausen und Thurgau vielerorts Geselligkeit gepflegt Im Zurcher Unterland beispielsweise in der Gegend um Bulach und Rafz versammelt sich am Bachtelisnachmittag und abend die Bevolkerung in verschiedenen Kneipen um zu bachteln Dabei ziehen lokale Musik Comedy und andere Unterhaltungsgruppen von Kneipe zu Kneipe um die jeweiligen Gaste zu unterhalten Die Wirte der Kneipen ihrerseits versorgen die Gruppen mit Speis und Trank Als Spezialitat gibt es die Bachtelswurst mit Bachtelsweggen die Bachtelswurst wird nach speziellem Rezept nur fur diesen Anlass einmal im Jahr hergestellt In der Stadt Zurich schickten fruher die Zunft beziehungsweise Gesellschaftsmitglieder ihre festtaglich gekleideten Kinder auf die Gesellschafts beziehungsweise Zunftstube damit diese einen bestimmten Geldbetrag zugunsten der Heizung der Stube abgeben sollten Stubenhitz Stubehitzete 5 Hieraus hat sich das heutige Brauchtum entwickelt dass eine Reihe von Vereinen auf diesen Tag hin Bucher oder Bildreproduktionen sogenannte Neujahrsblatter veroffentlichen und in geselligem Rahmen verkaufen 6 Das erste Neujahrsblatt schuf der Maler Conrad Meyer der fur 1645 fur die Burgerbibliothek Zurich einen Einblattdruck konzipierte und diesen mit einem Gedicht des Barockdichters Johann Wilhelm Simler versah 7 fortgefuhrt bis heute durch die Zentralbibliothek Zurich andere Gesellschaften die Neujahrsblatter herausgeben sind unter anderem die Antiquarische Gesellschaft in Zurich seit 1837 die Naturforschende Gesellschaft in Zurich seit 1871 die Allgemeine Musik Gesellschaft Zurich seit 1876 und Zurcher Kunstgesellschaft seit 1901 8 In Aarau brachte die ortliche Literarische und Lesegesellschaft erstmals 1910 die Aarauer Neujahrsblatter heraus deren weitere Nummern allerdings erst ab 1927 folgten Seit 2006 werden die Neujahrsblatter von der Ortsburgergemeinde Aarau herausgegeben In Frauenfeld ist der Bachtelitag der hier am 3 Montag im Januar begangen wird ein Fest fur die ganze Stadt und wird mit einem Burgermahl zu welchem eine Salzisse genannte Bruhwurst sowie Brot und Wein serviert werden im Rathaussaal gefeiert Das Burgermahl hat seine Anfange im 13 Jahrhundert und wird ab dem 16 Jahrhundert als gemeinsame gesellige Unterhaltung von Burgern und Handwerkern gefeiert 9 In Luzern halt die Zunft zu Safran Mitte Januar ihr Barteliessen ab 10 Maskenlaufen und Balle Bearbeiten Im aargauischen Hallwil und in einigen anderen Ortschaften der Schweiz ziehen am Barzelistag die Barzelibuebe als schaurige Maskengestalten durchs Dorf Maskiertes Herumziehen am Berchtoldstag ist fur das 19 und das fruhe 20 Jahrhundert auch fur verschiedene Orte im Kanton Schaffhausen im westlichen Thurgau sowie im nordlichen und ostlichen Kanton Zurich bezeugt 11 der Brauch ist dort wie auch teilweise in der Westschweiz jedoch in Vergessenheit geraten 12 In fruheren Zeiten war mit den Umzugen auch das Heischen das Erbetteln von Esswaren verbunden 13 Besonders in den Kantonen Bern und Waadtland etwas weniger auch im Kanton Zurich wurde der Tag mit Ballen begangen 14 Im 19 Jahrhundert fanden in der Stadt Zurich Maskenballe fur Kinder statt 15 und fur das 15 Jahrhundert ist belegt dass Zurcher an sant Berchtlins tag zuo nacht zum tantz gingen und in bog g enwis und verwandloten kleidern zuruckkehrten 11 Das Maskenlaufen am Berchtoldstag ist in einem grosseren volkskundlichen Zusammenhang zu sehen Eng verwandt sind etwa das Appenzeller Silvesterklausen das Nikolausbrauchtum im Berner Oberaargau und im Zurcher Oberland sowie naturlich das Fasnachtsbrauchtum Siehe auch BearbeitenFeiertage in der SchweizLiteratur BearbeitenYvonne Boerlin Brodbeck Die Zurcher Neujahrsblatter Wandel und Funktion als Bildtrager In Librarium Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilen Gesellschaft 39 1996 S 109 128 Schweizerisches Idiotikon Band IV Spalte 1538 f Berchta berchtelen usw und Band XII Spalten 962 968 Berchtelens Tag mit umfassenden Informationen zu Herkunft und Brauchtum Atlas der schweizerischen Volkskunde Band II Karte 165 f dazu Kommentarband II 75 83 Weblinks BearbeitenChristoph Landolt Berchtoldstag in Wortgeschichten online publiziert von der Redaktion des Schweizerischen Idiotikons Bertoldstag 2 Januar in Zurich Evangelisch reformierte Landeskirche des Kantons Zurich Einzelnachweise Bearbeiten Zu den dialektalen Bezeichnungen siehe Sprachatlas der deutschen Schweiz V 161 a b Schweizerisches Idiotikon Bd IV 1538 Kurt Gartner Klaus Grubmuller Karl Stackmann Hrsg Mittelhochdeutsches Worterbuch Band I Hirzel Stuttgart 2006 ISBN 978 3 7776 1399 4 Sp 600 f Berchtoldstag in Wortgeschichten online publiziert von der Redaktion des Schweizerischen Idiotikons Schweizerisches Idiotikon Band II Sp 1833 Artikel Stubenhitz Bedeutung 2 Digitalisat Yvonne Boerlin Brodbeck Die Zurcher Neujahrsblatter Wandel und Funktion als Bildtrager In Librarium Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilen Gesellschaft Jg 39 1996 S 109 128 Sigmund Widmer Zurich Eine Kulturgeschichte 13 Bande Artemis Zurich 1976 1986 Band 6 Puritaner im Barock Zurich 1978 ISBN 3 7608 0412 8 wo S 93 uber die Kunstlerfamilie Meyer Hans Rohr Zurcher Neujahrsblatter 1645 1966 Beschreibendes Verzeichnis mit Personen Orts und Sachregister Buchhandlung Rohr Zurich 1971 Kulinarisches Erbe der Schweiz Frauenfelder Salzissen Zunft zu Saffran Agenda 2017 und 2018 a b Schweizerisches Idiotikon Bd XII 966 Atlas der schweizerischen Volkskunde Kommentarband II 80 Atlas der schweizerischen Volkskunde Kommentarband II 81 f Atlas der schweizerischen Volkskunde Karte II 166 dazu Kommentarband II 79 f Kinderfreuden Festgabe fur die Schulerinnen und ihre Freunde zur freundlichen Erinnerung an die Einweihung des neuen Tochterschul Gebaudes in Zurich am 7 April 1853 Von Orelli Fussli und Comp Zurich 1853 S 15 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berchtoldstag amp oldid 236860729