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Benjamin Kennicott 4 April 1718 in Totnes 18 September 1783 in Oxford war ein Geistlicher der Church of England Bibliothekar und Philologe Benjamin KennicottKennicott Bibel fol 7b 1476 Bodleian Library Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Arabische Reise 4 Kennicott Bibel 5 Veroffentlichungen Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBenjamin Kennicott war der Sohn des Barbiers und stadtischen Angestellten Benjamin Kennicott und der Elizabeth geb Sage Ein Stipendium ermoglichte ihm sieben Jahre den Besuch des Gymnasiums von Totnes Danach trat er seine erste Stelle als Rektor der stadtischen Armenschule an und machte durch einige Gedichte auf sich aufmerksam Wohlhabende Forderer finanzierten sein Studium an der Universitat Oxford am 6 Marz 1744 immatrikulierte er sich am Wadham College Ohne Prufung wurde ihm am 20 Juni 1747 der Grad des Bachelor zuerkannt der ihm ermoglichte als Fellow des Exeter College gewahlt zu werden Dieser Korperschaft gehorte er von 1747 bis 1771 an Seine folgenden Abschlusse waren Master am 4 Mai 1750 Bachelor der Theologie am 6 Dezember 1761 und Doktor der Theologie am 10 Dezember 1761 Da er von Angehorigen der Whig Partei protegiert wurde bestimmte dies seine politische Orientierung Kennicott hatte bei dem Oxforder Arabisten und Hebraisten Thomas Hunt Hebraisch gelernt und beherrschte ausserdem Syrisch Griechisch und Lateinisch Mit der Textkritik der Hebraischen Bibel die spater seine Lebensaufgabe wurde kam er erstmals 1751 in Beruhrung als er hebraische Manuskripte im Britischen Museum und in den Bibliotheken von Oxford und Cambridge verglich Der damalige Bischof von Oxford und spatere Erzbischof von Canterbury Thomas Secker beauftragte Kennicott 1758 mit einer gross angelegten Kollation fruher hebraischer Bibelmanuskripte Secker verfolgte als Erzbischof eine Zeitlang Plane einer Revision der King James Bibel 1 und Kennicotts Kollationen waren Vorarbeiten hierzu 1753 und 1759 veroffentlichte Kennicott zwei Abhandlungen uber die Qualitat der hebraischen Bibeldrucke und beschrieb die Notwendigkeit die Lesarten der fruhesten und besten Manuskripte zu vergleichen Nach seiner Ordination 1753 trat Kennicott die Pfarrstelle Culham Oxfordshire an die er bis 1783 innehatte 1766 wurde er Kaplan des Bischofs von Oxford Robert Lowth Dieser forderte Kennicotts Arbeit Von 1767 bis zu seinem Tod war er Bibliothekar der Radcliffe Library in Oxford 1770 wurde Benjamin Kennicott Kanoniker von Westminster Abbey aber noch im gleichen Jahr wurde er als Chorherr der Christ Church in Oxford eingefuhrt 1771 heiratete er Ann Chamberlayne und erhielt als Fellow des Exeter College eine zusatzliche Pfrunde in Menheniot Cornwall die er 1781 wieder aufgab da er in diesem Kirchspiel nicht prasent sein konnte Ann Kennicott lernte nach der Heirat Hebraisch und beherrschte die Sprache so gut dass sie eine wichtige Mitarbeiterin bei der Kollation der Bibel wurde 1 Kennicott war Mitglied verschiedener gelehrter Gesellschaften Seit 1764 war er Fellow der Royal Society in London spater auch der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen der Kurpfalzischen Akademie der Wissenschaften und der Academie des inscriptions et belles lettres In seinen letzten Lebensjahren war Kennicott durch die Gicht stark eingeschrankt Er starb 1783 und wurde in der Christ Church Cathedral beigesetzt Ann Kennicott die Witwe lebte bis 1831 Sie war in die Theologen und Gelehrtenkreise von Oxford gut integriert und unter anderem mit Bischof Beilby Porteus und seiner Frau befreundet Spater war sie als Abolitionistin bekannt und engagierte sich fur die Bibelverbreitung Sie grundete zwei Stiftungen in Oxford zur Erinnerung an ihren Mann und zur Forderung des Hebraischstudiums 1 Werk BearbeitenBenjamin Kennicott veroffentlichte 1776 und 1780 eine zweibandige Ausgabe der Hebraischen Bibel mit umfangreichem textkritischem Apparat fur die in ganz West und Mitteleuropa mittelalterliche Manuskripte des Tanach ausgewertet wurden Eine solche organisierte Suche nach alten hebraischen Manuskripten hatte es bis dahin noch nicht gegeben Kennicott warb mit dem Argument dass das Ergebnis umso besser ware je mehr Handschriften kollationiert wurden Aus britischen und irischen Bibliotheken wurden ihm Manuskripte nach Oxford gesandt teils von Kennicott mit den eingeworbenen Geldern angekauft Einige auslandische Bibliotheken sandten ihre Bucher ebenfalls nach Oxford Die meisten wurden aber nahe ihrem Aufbewahrungsort kollationiert denn Kennicott organisierte ein europaisches Netz von Gelehrten die in Rom Mailand Florenz Turin Paris Hamburg Berlin usw die Handschriften auswerteten und mit den von Kennicott eingeworbenen Geldern bezahlt wurden Dabei wurde er von britischen Botschaftern Adligen und Geistlichen unterstutzt die fur sein Projekt warben teils auch als Kuriere mit Manuskripten unterwegs waren Auch im Ausland gab es ranghohe Forderer des Kollationsprojekts die Kardinale Domenico Silvio Passionei Alessandro Albani und Giuseppe Spinelli 2 der danische Konig der Konig von Sardinien Karl Emanuel III der Prinz von Oranien und der Graf von Nivernais 3 Letzterer war franzosischer Gesandter in London gewesen und machte Kennicott die Manuskripte in Paris zuganglich 1763 konnte Kennicott seinen Subskribenten mitteilen dass ihm nun 460 hebraische Bibeln bekannt seien davon rund drei Viertel im Ausland Ein wichtiger Mitarbeiter war Paul Jakob Bruns aus Lubeck der zum Beispiel in Karlsruhe in der Bibliothek des Markgrafen von Baden Durlach arbeitete Bruns reiste als eine Art Botschafter Kennicotts drei Jahre lang von Bibliothek zu Bibliothek durch Europa Dank der Unterstutzung des danischen Konigs konnte Kennicott einige agyptische Manuskripte nutzen und recherchierte auch im Vorderen Orient Er erfuhr von einem uberaus alten Bibelkodex in Aleppo der von der dortigen judischen Gemeinde sehr verehrt wurde konnte ihn aber zu seinem Bedauern nicht fur sein Projekt nutzen Bei dem von Kennicott Halebi genannten Manuskript handelt es sich um den Aleppo Codex In Europa war Wien der ostlichste Punkt seines Netzwerks warum Russland nicht in die Recherche mit einbezogen wurde ist unbekannt Die politischen Rahmenbedingungen waren in der Regierungszeit Katharinas der Grossen jedenfalls gunstig gewesen 4 Auch einige fruhe Bibeldrucke wurden kollationiert darunter das in Berlin aufbewahrte Handexemplar Martin Luthers 2 Es wurde ausschliesslich der hebraische Konsonantentext kollationiert Als Grundlage diente die 1705 von Everard van der Hooght in Amsterdam gedruckte Bibel jede Abweichung von ihrem Konsonantenbestand wurde erfasst Dies geschah auf eine akribische rein mechanische Weise die Objektivitat herstellen sollte Van der Hooghts Text war nach Kennicotts Massstaben von schlechter Qualitat da ihm spate Handschriften zugrunde lagen warum er dann aber alles auf diesen Text abstellte und nicht unter den ihm vorliegenden hebraischen Bibeln des Mittelalters eine auswahlte ist unbekannt 5 Das Misstrauen gegen die Masoreten das ihn schon veranlasst hatte im Gegensatz zu van der Hooghts Druck die Vokalisierung fortzulassen steht wahrscheinlich auch hinter Kennicotts Hochschatzung des Samaritanischen Pentateuch So vertrat er die Ansicht dass in Dtn 27 4 EU Garizim statt Ebal die richtige Lesung sei ohne eines der Argumente zur Verfugung zu haben die heute dafur genannt werden 6 Zehn jahrliche Berichte erschienen die 1770 gesammelt herausgegeben wurden Trotz des erheblichen Aufwands blieb der textkritische Ertrag hinter den Erwartungen zuruck vor allem gemessen an der Londoner Polyglotte 1655 1657 Im Bereich der Anglikanischen Kirche erregte Kennicotts Projekt bei einigen Theologen Fowler Comings Julius Bate Misstrauen weil sie darin eine Infragestellung des traditionellen Textes der King James Bibel und daher eine Forderung des Unglaubens sahen so sehr Kennicott das auch von sich wies Thomas Rutherford Theologieprofessor in Cambridge verteidigte dagegen das Kollationsprojekt kritisierte allerdings die Durchfuhrung In Paris erschien 1771 die Streitschrift eines anonymen Abbe der die Kollation einer scharfen Kritik unterzog Die gleichfalls anonyme Replik 1772 wurde wahrscheinlich von Ignatius Adophus Dumay verfasst Dieser war judischer Abstammung zum Christentum konvertiert und einer der wichtigsten Kollatoren des Projekts Johann David Michaelis Bibliotheca orientalis Band 11 kritisierte dass Kennicott die Vokalisierung der Masoreten pauschal entwertet hatte und dass bei der Kollation immer wieder gegen den textkritischen Grundsatz der Lectio difficilior verstossen werde 1 Arabische Reise BearbeitenAuf Anregung des Gottinger Professors Johann David Michaelis entsandte Konig Friedrich V von Danemark eine Gruppe von Gelehrten darunter Carsten Niebuhr zu einer Forschungsreise nach Arabien 1761 1767 Der Philologe Frederik Christian von Haven ein Mitglied dieser Gruppe hatte den Auftrag orientalische Manuskripte fur die Konigliche Bibliothek in Kopenhagen anzukaufen 7 Sechs alte hebraische Bibelhandschriften kamen auf diese Weise nach Kopenhagen und wurden vom danischen Konig fur Kennicotts Kollation zur Verfugung gestellt Kennicott Bibel BearbeitenBenjamin Kennicotts Name ist bis heute mit einem illuminierten hebraischen Bibelkodex verbunden den die Radcliffe Library in Oxford auf seine Empfehlung im Juni 1770 erwarb und der sich seit 1872 in der Bodleian Library befindet Dem Kolophon zufolge wurde die Bibel von dem Schreiber Moses Ibn Zabarah in La Coruna im Jahr 5236 judischer Zeitrechnung 1476 n Chr fertiggestellt der Auftraggeber war Don Solomon di Braga Die Miniaturen fertigte Joseph Ibn Hayyim an Bei der Vertreibung der judischen Bevolkerung aus Spanien 1492 gelangte die Bibel wahrscheinlich zunachst nach Portugal und von dort nach Nordafrika Der schottische Kaufmann Patrick Chalmers erwarb sie auf Gibraltar und bot sie durch Vermittlung von William Maule 1 Earl Panmure Benjamin Kennicott zum Kauf an 8 Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenThe state of the printed Hebrew text of the Old Testament considered A dissertation in two parts Oxford 1753 archive org Vetus Testamentum Hebraicum cum variis lectionibus Band 1 Oxford 1776 archive org Band 2 Oxford 1780 archive org Literatur BearbeitenChristoph Bultmann Kennicott Benjamin In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 4 Mohr Siebeck Tubingen 2001 Sp 926 William McKane Benjamin Kennicott An Eighteenth Century Researcher In The Journal of Theological Studies New Series 28 2 1977 S 445 464 Weblinks BearbeitenNigel Aston Kennicott Benjamin In Henry Colin Gray Matthew Brian Harrison Hrsg Oxford Dictionary of National Biography from the earliest times to the year 2000 ODNB Oxford University Press Oxford 2004 ISBN 0 19 861411 X oxforddnb com Lizenz erforderlich Stand 2008Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Nigel Aston Kennicott Benjamin In Henry Colin Gray Matthew Brian Harrison Hrsg Oxford Dictionary of National Biography from the earliest times to the year 2000 ODNB Oxford University Press Oxford 2004 ISBN 0 19 861411 X oxforddnb com Lizenz erforderlich Stand 2008 a b Benjamin Kennicott The State of the Collation of the Hebrew Manuscripts of the Old Testament At the End of the Sixth Year 1765 ohne Seitenzahlung William McKane Benjamin Kennicott An Eighteenth Century Researcher 1977 S 447 William McKane Benjamin Kennicott An Eighteenth Century Researcher 1977 S 447 450 William McKane Benjamin Kennicott An Eighteenth Century Researcher 1977 S 451 f William McKane Benjamin Kennicott An Eighteenth Century Researcher 1977 S 459 Stig T Rasmussen The Arabian Journey 1761 1767 Det Kgl Bibliotek The Kennicott Bible Polonsky Foundation Digitalization ProjectNormdaten Person GND 139982809 lobid OGND AKS LCCN n85089501 VIAF 12343831 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kennicott BenjaminKURZBESCHREIBUNG englischer anglikanischer Geistlicher und BibelwissenschaftlerGEBURTSDATUM 4 April 1718GEBURTSORT TotnesSTERBEDATUM 18 September 1783STERBEORT Oxford 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