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Benigna Schultzen vielleicht auch Schultz im 17 Jahrhundert in Klatzow nach 1711 war eine Frau welche mit ihrem zweiten Ehemann Christian Wunn in der mecklenburgischen Kleinstadt Penzlin lebte und in einem Hexenprozess angeklagt wurde Ihr Inquisitions und Revisionsprozess erstreckte sich uber 12 Jahre von 1699 bis 1711 und war somit einer der langsten in der Geschichte der Hexenprozesse Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Anklage 3 Das Inquisitionsverfahren 4 Die Revision 5 Literatur 6 Quellen 7 WeblinksLeben BearbeitenBenigna Schultzen lebte im 17 18 Jahrhundert und wurde in Klatzow geboren Nach dem Tod ihres ersten Ehemannes heiratete sie den Ackerburger Christian Wunn und lebte mit ihm in Penzlin Er unterstutzte Schultzen wahrend des Revisionsverfahrens von 1699 bis 1711 Anklage BearbeitenBereits 1694 wurde Benigna Schultzen erstmals von einer als Hexe verurteilten Frau der Hexerei beschuldigt Ihr Ruf war somit beschadigt obwohl die Verurteilte ihre Anklage in einer Gegenuberstellung nicht bestatigte Das bedeutete fur Schultzen dass sie von da an schneller mit Hexerei in Verbindung gebracht wurde wenn in ihrer Nahe irgendetwas passierte Auch ihr aufbrausendes Wesen und dass sie ortsfremd war trugen dazu bei Trotzdem wurde Benigna Schultzen erst 1699 erneut beschuldigt Daraufhin floh sie zu ihrer Schwester nach Zirow und entzog sich somit einer Verhaftung Die Behorden nahmen die Flucht allerdings als Indiz ihrer Schuld Der Stadtrichter Franz Joachim Schultz nahm die Ermittlungen auf Im August 1699 wurden folgende Indizien durch Zeugenaussagen bestatigt Benigna Schultzen wurde von anderen als Hexen verurteilten Frauen als Hexe bezeichnet sie wollte sich dem Verfahren durch Flucht entziehen sie hatte Drohungen ausgesprochen und Schadenzauber gewirkt Sie hatte versucht ihren verstorbenen ersten Ehemann mit dem Teufel in Kontakt zu bringen und ausserdem hatte sie sich als schwanger ausgegeben und angeblich Kroten geboren Aus unbekannten Grunden kehrte Benigna Schultzen nach Penzlin zuruck und wurde sofort verhaftet Das Inquisitionsverfahren wegen Verdachts auf Hexerei wurde eroffnet Das Inquisitionsverfahren BearbeitenDer erste Verfahrensschritt eines Inquisitionsverfahrens sollte der inquisitio generalis sein bei dem ohne Druck und Gewalt die vorliegenden Indizien untersucht werden mussten Diesen Schritt uberging der Stadtrichter Franz Joachim Schultz allerdings und begann gleich mit der peinlichen Befragung nbsp Folterkeller in der Alten Burg Penzlin in dem Benigna gefoltert wurdeAm 3 November 1699 um 7 Uhr morgens wurde Benigna Schultzen erstmals der Folter unterzogen Ein Gestandnis erfolgte erst nachdem der Stadtrichter die Folter entgegen den Vorgaben der Greifswalder Juristenfakultat wiederholen und ausdehnen liess Am nachsten Tag unterschrieb Benigna Schultzen das erpresste Gestandnis Die Greifswalder Juristenfakultat erklarte dieses Gestandnis am 9 Dezember 1699 fur nichtig da die Unterschrift entgegen den Rechtsvorschriften zu fruh erfolgt war und kein Verteidiger hinzugezogen wurde Das Penzliner Gericht ignorierte wieder die Auflagen aus Greifswald und Benigna Schultzen wurde am 18 Dezember 1699 erneut dem Scharfrichter ubergeben Wahrend der anschliessenden Folter erlitt sie einen Schlaganfall und verlor dabei vorubergehend ihr Sprachvermogen Die Folter wurde ohne Gestandnis abgebrochen Erst allmahlich fand die Angeklagte ihre Sprachfahigkeit wieder Der Stadtrichter stellte bei der Greifswalder Juristenfakultat erneut einen Antrag auf Folter mit der Begrundung dass die Angeklagte ihre Sprachunfahigkeit nur vortausche Am 3 April 1700 entschied die Juristenfakultat jedoch auf Freilassung und Landesverweisung Daraufhin wurde Benigna Schultzen aus der Haft entlassen Die Landesverweisung wurde aus unbestimmten Grunden nicht durchgesetzt Die Revision BearbeitenNach mehreren ruhigen Jahren mit ihrem Ehemann in Penzlin verscharfte sich die Situation wieder Benigna Schultzens Schwager herzoglicher Hofschlachter in Strelitz erkundigte sich im Jahr 1707 nach dem Stand der Dinge Der Stadtrichter kundigte eine erneute Verhaftung an und daraufhin floh Benigna Schultzen von Strelitz wo sie Verwandte besucht hatte nach Klatzow Nach einiger Zeit kehrte sie nach Penzlin zuruck und wurde verhaftet Die Folter wurde von der Juristenfakultat am 24 Januar 1708 abgelehnt Stattdessen sollte das Freilassungs und Landesverweisungsurteil vom 3 April 1700 vollstreckt werden Am 15 Mai 1708 wurde Benigna Schultzen des Landes verwiesen Damit begannen die Revisionsbemuhungen des mittlerweile verarmten Ehepaares Am 8 September 1708 richtete Christian Wunn ein Appellationsschreiben an den Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg Schwerin in dem er um die Rehabilitierung seiner Frau und um die Ruckerstattung der Vermogenswerte bat Daraufhin zog der Herzog den Fall an sich Am 20 September 1708 verlangte er die Einsendung der Prozessakten und liess den Stadtrichter fur den 17 Oktober vorladen Dieser blieb dem Termin unentschuldigt fern Eine Akteneinsendung fand nicht statt Wiederholte Nachfragen Schultzens und ein verscharftes Schreiben des Herzogs an den Stadtrichter fuhrten im Laufe des Jahres 1709 zur Einsendung der Akten Diese wurden Benigna Schultzen und ihrem Anwalt ausgehandigt um eine Stellungnahme zu verfassen In ihrem Verteidigungsschreiben ging Schultzen auf die verschiedenen Anklagepunkte ein und versuchte diese mit Logik und mit den aktuell gultigen Gesetzen und Vorschriften zu entkraften Bei diesen Gesetzen handelte es sich hauptsachlich um die Constitutio Criminalis Carolina CCC Mithilfe dieser Gesetze zeigte sie viele Verfahrensfehler auf die alleine schon fur einen Freispruch hatten sorgen mussen Ausserdem zitierte sie diverse Inquisitoren ihrer Zeit um auf die Fehlerhaftigkeit der gegen sie erhobenen Indizien hinzuweisen Der Herzog liess sich von dem Verteidigungsschreiben uberzeugen In seinem Urteil vom 4 Februar 1710 verfugte er die Aufhebung aller bisher ergangenen Urteile und die Ruckerstattung der Vermogenswerte die dem Stadtrichter und dem Baron Heinrich Leopold von Maltzan 620 1680 1712 personlich zugefallen waren Benigna Schultzen wurde vollstandig rehabilitiert Damit war der Fall allerdings noch nicht abgeschlossen Benigna wurde erneut vom Stadtrichter Franz Joachim Schultz verhaftet und zwei Wochen lang gefangen gehalten Der Stadtrichter verweigerte auch die angeordnete Ruckerstattung von 48 Reichstalern entsprach ungefahr 12 Schweinen oder 8 Kuhen Der Baron von Maltzan verbannte Benigna Schultzen daraufhin aus der Stadt Penzlin Nach einem erneuten Schreiben Schultzens an den Herzog erhielt sie am 28 April 1711 einen Schutz und Geleitbrief der ihr auch landesweiten Zugang zu Beichte und Abendmahl sicherte Der Baron liess sich aber nicht dazu bewegen ihr den Aufenthalt in Penzlin zu gestatten und die Ruckzahlung des Vermogens durch den Stadtrichter fand nicht statt Literatur BearbeitenInes Borkowski Als man noch an Hexen glaubte Benigna Schultzen erlebte vor mehr als 300 Jahren den vermutlich langsten Prozess in Mecklenburg In Mecklenburgische Seenplatte erleben 1996 S 26 29 Katrin Moeller Dass Willkur uber Recht ginge Hexenverfolgung in Mecklenburg im 16 und 17 Jahrhundert Hexenforschung Bd 10 Verl fur Regionalgeschichte Bielefeld 2007 Gerda Riedl Der Hexerei verdachtig Das Inquisitions und Revisionsverfahren der Penzliner Burgerin Benigna Schultzen Wallstein Verl Gottingen 1998 Marion Robkes Hexen Gotter Kulte Artha Verl 2001 S 72 74 Detlef Stapf Kein Feuer ohne Gestandnis Fall Benigna Schultzen aus Penzlin beschaftigt Internationales Hexensymposion In Nordkurier 25 November 1995 Quellen BearbeitenLandeshauptarchiv Schwerin Akte LHAS 2 12 4 3 Stadtewesen specialia Penzlin Nr 42 Weblinks BearbeitenLiteratur uber Benigna Schultzen in der Landesbibliographie MVNormdaten Person GND 1074315715 lobid OGND AKS VIAF 316773893 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schultzen BenignaALTERNATIVNAMEN Schultz Benigna Wunn Benigna spaterer Name KURZBESCHREIBUNG deutsche als Hexe AngeklagteGEBURTSDATUM vor 1694GEBURTSORT KlatzowSTERBEDATUM nach 1711 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Benigna Schultzen amp oldid 226477883