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Die Belagerung von Lubeck im Sommer 1147 war Teil eines Feldzuges der Abodriten unter ihrem Fursten Niklot in Wagrien in dessen Verlauf Stadt und Hafen vollstandig zerstort wurden wahrend die etwas abseits der Stadt gelegene Burg die Belagerung uberstand Belagerung von LubeckTeil von WendenkreuzzugDarstellung in der Rehbein ChronikDatum 26 Juni 1147 bis 28 Juni 1147Ort LubeckAusgang holsteinischer SiegKonfliktparteienSchauenburg Holstein AbodritenBefehlshaberunbekannt NiklotTruppenstarkeunbekannt unbekanntVerlustemindestens 300 unbekannt Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Verlauf des Angriffs 3 Schlacht bei der Neilad 4 Weblinks 5 Quellen 6 AnmerkungenHintergrund BearbeitenDie umfangreichen Vorbereitungen zum Wendenkreuzzug wahrend des Fruhjahrs 1147 waren Niklot nicht verborgen geblieben Um dem Einfall des sachsisch deutschen Kreuzfahrerheers in sein Territorium zuvorzukommen entschloss er sich zu einem Erstschlag Seine Absicht hierbei war durch offensives Handeln die feindlichen Truppen aus dem eigenen Land fernzuhalten und das Gebiet seiner Gegner zum Kriegsschauplatz zu machen Ziel war zunachst den strategisch wichtigen Vorposten Lubeck der sich im Besitz Graf Adolfs von Holstein befand einzunehmen und dann durch ganz Wagrien weiter vorzustossen Niklot liess zu diesem Zweck unter Geheimhaltung eine Kriegsflotte und ein Heer versammeln die im Juni 1147 einsatzbereit waren Verlauf des Angriffs BearbeitenDie abodritische Flotte landete zunachst an der Mundung der Trave in die Ostsee von wo Niklot einen Boten nach Segeberg an Graf Adolf sandte Obwohl der Graf aus Loyalitat zu den sachsischen Fursten auf Seite seiner Gegner stand fuhlte Niklot sich ihm weiterhin personlich verbunden und hatte ihm versprochen ihn vor Angriffen auf seine Siedlungen eine Warnung zukommen zu lassen allerdings war Adolf abwesend und erhielt die Botschaft nicht Nachdem Niklot sein Versprechen erfullt hatte fuhr die slawische Kriegsflotte am fruhen Morgen des 26 Juni 1147 weiter traveaufwarts Die Besatzung der Lubecker Burg an der Nordspitze der heutigen Altstadtinsel bemerkte das Herannahen der feindlichen Schiffe und versuchte die Bewohner der beiden damals noch raumlich getrennten unbefestigten Zivilsiedlungen am Traveufer sowie im Bereich des heutigen Markts zu alarmieren Es gelang aber nicht den Lubeckern den Ernst der Lage zu vermitteln und sie in Verteidigungsbereitschaft zu versetzen sie feierten der sagenhaften Uberlieferung zufolge stattdessen sorglos das Fest der Martyrer Johannes und Paulus mit einem ausgelassenen Trinkgelage und wurden von Niklot und seinen Mannern im Schlaf uberrumpelt 1 Weil die Bewohner nicht reagierten konnte Niklot seine Truppen anlanden ohne auf Widerstand zu treffen Die Abodriten umzingelten die beiden Siedlungen und setzten beim folgenden Angriff die mit Handelswaren beladenen Schiffe die am Traveufer lagen mit Brandgeschossen in Flammen Helmold berichtet von uber dreihundert Toten unter der Bevolkerung Als einziges Opfer des Angriffs namentlich bekannt ist der Priester und Monch Rudolf auch Ludolf der Onkel Vizelins der bei dem Versuch sich in die Burg zu fluchten von Niklots Kriegern getotet wurde Nach dem erfolgreichen Angriff auf die Zivilsiedlungen begannen die Abodriten die Belagerung der Lubecker Burg wahrend zugleich zwei Streifscharen von Reiterei die weitere Umgebung bis nach Hogersdorf verheerten und dabei auch die Siedlung unterhalb der Burg von Segeberg zerstorten Die Belagerung dauerte zwei Tage doch trotz grosser Anstrengungen und heftiger Kampfe gelang die Einnahme der Burg nicht so dass Niklot sich schliesslich zuruckziehen musste Das militarische Ziel der Einnahme des wichtigen Vorpostens an der Trave war nicht gegluckt und zudem diente der slawische Praventivschlag nunmehr als Rechtfertigung fur den Wendenkreuzzug Schlacht bei der Neilad BearbeitenDie Belagerung Lubecks fand ihren Niederschlag in der lokalen Sage aufgezeichnet im 16 Jahrhundert von Heinrich Rehbein und 1852 von Ernst Deecke in seinem Werk Lubische Geschichten und Sagen unter dem Titel Die rasenden Weiber Der Sage zufolge ergriffen die Frauen der Stadt aufgebracht durch die Erfolglosigkeit und Verzagtheit ihrer Manner im Kampf gegen die Krieger Niklots alle erreichbaren Waffen und unternahmen selbst einen Ausfall durch das Burgtor gegen die auf dem Burgfeld liegenden Feinde Die Abodriten glaubten frischen neuen Truppen gegenuberzustehen verloren den Mut und fluchteten sich auf ihre Schiffe wodurch die Belagerung gebrochen wurde Der Erzahlung nach erhielt der Ort an dem der Ausfall der Frauen den Kampf entschied den Namen Neilad also Nahkastchen Zwar erfasst die Sage den historischen Anlass fur den Angriff richtig aber die Details sind phantasievoll ausgeschmuckt und umgedeutet worden Der Ausfall der Frauen selbst ist historisch nicht bezeugt und angeblich soll sich unter der reichen Kriegsbeute die den Lubeckern mit den zuruckgelassenen Besitztumern der Angreifer in die Hande fielen auch der ganz von lauterem Gold gegossene Abgott Temiel befunden haben Auch ist als Grund fur die Trunkenheit der Lubecker der Johannistrunk des Vortags angegeben das allerdings basiert auf einer Verwechslung denn laut Helmold von Bosau handelte es sich nicht um den mit Festen begangenen Johannistag sondern um den Gedenktag der Martyrer Johannes und Paulus an dem keine Feierlichkeiten mit reichlichem Alkoholgenuss ublich sind Im Unterschied zu diesen Abweichungen von den historischen Geschehnissen hinterliess die Sage ihre Spuren in der Realitat da noch Mitte des 19 Jahrhunderts ein Teil des Burgfelds auf dem sich das Geschehen angeblich abgespielt hat als Neilad bekannt war Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Die rasenden Weiber Sage Quellen und VolltexteQuellen BearbeitenHelmold von Bosau Slawenchronik Neu ubertragen und erlautert von Heinz Stoob Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1980 Kapitel 63 Ernst Deecke Lubische Geschichten und Sagen Boldemann Lubeck 1852Anmerkungen Bearbeiten Helmold I 63 dazu Karl Jordan Heinrich der Lowe Eine Biographie 4 Auflage Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1996 ISBN 3 423 04601 5 S 37 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Belagerung von Lubeck amp oldid 179949008