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Das Bab Zuweila auch Bab Zuwayla oder Bab Zawila arabisch باب زويلة DMG Bab Zuwaila ist eines der drei heute noch erhaltenen Stadttore der mittelalterlichen Stadt al Qahira die als im Jahre 969 nach Christus gegrundete Palaststadt der Fatimiden Dynastie namensgebend fur das heutige Kairo die Hauptstadt Agyptens geworden ist Durch die mehrere Jahrhunderte nach seiner Errichtung auf seine beiden Torturme gestellten Minarette die zur benachbarten Moschee des Mamluken Sultans al Mu aiyad Schaich gehoren erhalt das Tor eine beeindruckende Grosse und typische Gestalt die es zu einer bedeutenden Sehenswurdigkeit und zu einem Wahrzeichen von Kairo werden liessen Im Gegensatz zu den beiden anderen erhaltenen Toren dem Bab al Futuh und dem Bab an Nasr die nach Norden aus der Stadt fuhren bildet das Bab Zuweila einen Weg nach Suden Seinen Namen erhielt das Tor von einem Volksstamm aus dem Westsudan von dem die Soldaten stammten die ursprunglich mit seiner Bewachung beauftragt worden waren und deren Wohngebiet im Sudwesten von al Qahira lag Grausige Beruhmtheit erlangte das Tor auch durch die Tatsache dass im Mittelalter das Gefangnis von al Qahira in unmittelbarer Nachbarschaft des Tores lag Deshalb wurde der verkehrsreiche Platz unmittelbar vor dem Tor fur Hinrichtungen verwendet aber auch fur die Zurschaustellung der Leichen oder der Kopfe der Hingerichteten Das Bab Zuweila mit den beiden Minaretten auf den Torturmen Blick von Suden Innenseite des Bab Zuweila Blick von Norden mit der unublichen GiebelkonstruktionKarte des mittelalterlichen Kairo und Umgebung mit dem Bab Zuweyla in der Mitte des BildesDie heutigen Sehenswurdigkeiten des alten al Qahira mit dem Bab Zuweila im Suden der al Muizz Strasse Inhaltsverzeichnis 1 Stadtgrundung Erste Mauer und erste Tore 2 Neue Stadtmauer des Badr al Dschamali 3 Die Minarette des al Mu aiyad Schaich 4 Die Sehenswurdigkeit Das Bab Zuweila im modernen Kairo 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseStadtgrundung Erste Mauer und erste Tore BearbeitenNach der Eroberung Agyptens durch den Fatimiden Feldherrn Dschauhar as Siqilli im Jahre 969 beschloss sein Herr der bisher in Kairuan Tunesien residierende Fatimiden Kalif al Muizz li Din Allah seine Residenz nach Agypten zu verlegen Der siegreiche Feldherr wurde beauftragt fur seinen Herrn in der Nahe der bisherigen agyptischen Hauptstadt al Fustat eine neue Palaststadt zu errichten Nordostlich von al Fustat liess Dschauhar ab dem Jahre 970 die Stadt al Qahira mit Palasten Garten und Wohnquartieren fur die Wurdentrager und Soldaten der Besatzungsmacht bauen die er mit einer Mauer aus Lehmziegeln umschloss Durch diese Mauer fuhrten mehrere Tore in alle Richtungen Nach Suden wurde ein Doppeltor gebaut damals Abouab Zuweila genannt die Zuweila Tore im Plural 1 Als der siegreiche Kalif al Muizz im Jahre 973 seine neue Palaststadt feierlich in Besitz nahm zog er von Suden durch das rechte Zuweila Tor wahrend die Volksmenge durch das linke Tor in die Stadt stromte Spater geriet das linke Tor durch Aberglauben der Bevolkerung in Verruf und wurde schliesslich sogar zugemauert 2 Im Zentrum der neuen Palast und Garnisonsstadt al Qahira lag ein grosser Platz der zwischen zwei Palasten arabisch Baina al Qasrain angelegt worden war Durch den Platz fuhrte die Hauptstrasse von al Qahira die vom Bab al Futuh im Norden bis zum Bab Zuweila im Suden fuhrte Diese Strasse wurde von den Kalifen fur prunkvolle Paraden und Umzuge genutzt Und wenn der Kalif mit seinem Gefolge zu offiziellen Anlassen die Stadt in Richtung Suden verliess durchquerte er das Bab Zuweila Diese damalige Hauptverkehrsachse ist heute als al Muizz Strasse aufgrund der vielen hier gelegenen islamischen Baudenkmaler eine bedeutende Touristen Attraktion in Kairo 3 Neue Stadtmauer des Badr al Dschamali BearbeitenIm 11 Jahrhundert geriet das Fatimidenreich in ernste Schwierigkeiten Ein Staatsbankrott und verschiedene Aufstande brachten das Reich an den Rand der Auflosung Die Seldschuken hatten militarische Erfolge und konnten sogar fur zwei Jahre al Qahira besetzen In dieser Situation erhielt der Statthalter von Damaskus Badr al Dschamali vom Kalifen al Mustansir weitreichende Sondervollmachten und damit eine De facto Regentschaft Er war dabei sehr erfolgreich und konnte die Seldschuken aus Agypten vertreiben Zusatzlich reorganisierte er die Staatsverwaltung sowie das Finanzwesen und beforderte die Binnenwirtschaft und den Aussenhandel Dabei war er ein grosser Bauherr und schuf beeindruckende Architektur Eine seiner Leistungen war 1087 eine vollig neue Steinmauer um al Qahira die die alte Lehmziegelmauer ersetzte und weitere Angriffe der Seldschuken abwehren sollte Die neue Mauer verlief im Wesentlichen knapp ausserhalb der bisherigen Mauer mit wenigen Erweiterungen So umfasste sie nun im Norden die al Hakim Moschee die bisher ausserhalb der Mauer gestanden hatte Im Suden verlief die neue Mauer ein bedeutendes Stuck weiter sudlich wodurch die Stadt um einen breiten Streifen erweitert wurde Hier entstand auch um 1091 1092 im byzantinischen Stil das neue Bab Zuweila das das alte Doppeltor ersetzte und noch heute zu sehen ist Das Tor ist flankiert von zwei halbkreisformigen Torturmen Zwischen den Turmen oberhalb des Durchgangs befindet sich auf der Sudseite eine Loggia fur zeremonielle Orchester die feierliche Umzuge des Herrschers durch Musik ankundigten Auf der Stadtseite des Tores befindet sich eine fur die islamische Architektur vollkommen unubliche Giebelkonstruktion Nach Ansicht von Architekturhistorikern zeigen diese Merkmale den byzantinischen Stil Der Kairener Historiker al Maqrizi berichtet dass Badr al Dschamali mit dem Bau der drei neuen Tore Bab Zuweila Bab al Futuh Bab an Nasr drei christliche Monche aus Edessa in Ostanatolien beauftragt hatte die vor den Seldschuken nach al Qahira geflohen waren 4 5 Im 12 Jahrhundert erbaute der Ayyubiden Sultan Saladin zur Abwehr der Kreuzritter eine weitere grosse Mauer die al Qahira sowie die fruheren Palaststadte al Fustat al Qatai und al Askar als Ganzes umschliessen sollte Dieser Mauerring wurde jedoch niemals vollendet und hatte auch keine baulichen Auswirkungen auf das Bab Zuweila Er gilt aber aufgrund seiner zusammenfassenden Wirkung als Grundung des heutigen Kairo 6 Unter den spateren Mamluken Sultanen werden zum ersten Mal das Gefangnis am Bab Zuweila und die Hinrichtungen ausserhalb des Tores erwahnt Die historisch folgenreichsten Exekutionen an dieser Stelle waren vermutlich die Enthauptungen der sechs Gesandten die vom mongolischen Feldherrn Hulegu geschickt worden waren um den Mamluken Sultan Qutuz aufzufordern Agypten kampflos zu ubergeben Die Folge war am 3 September 1260 die Schlacht bei ʿAin Dschalut in Palastina bei der die Mamluken zum ersten Mal in der Geschichte der mongolischen Eroberungszuge ein mongolisches Heer schlagen konnten Das mamlukische Agypten war damals das einzige Land im Nahen Osten das eine mongolische Invasion verhindern konnte Auch spatere Eroberungsversuche mongolischer Dynastien siehe Ilchane scheiterten Die Minarette des al Mu aiyad Schaich BearbeitenIm 15 Jahrhundert erbaute der Mamluken Sultan al Mu aiyad Schaich seine Grabmoschee zusammen mit weiteren gemeinnutzigen offentlichen Einrichtungen an der Stelle des Gefangnisses am Bab Zuweila siehe Grabkomplex des al Mu aiyad Schaich Der Historiker und Zeitgenosse al Maqrizi berichtet dass al Mu aiyad wahrend seiner Karriere in der Mamluken Hierarchie im Rahmen der ublichen inneren Auseinandersetzungen zeitweise in diesem Gefangnis eingekerkert gewesen sei Er habe damals ein Gelubde abgelegt er werde an dieser Stelle eine Moschee errichten falls er lebend dem Gefangnis entkommen wurde Er wurde tatsachlich freigelassen und seine weitere Karriere verlief sehr erfolgreich 7 Die architektonische Besonderheit dieser neuen Moschee bestand aus der Idee zwei der drei Minarette auf die beiden Torturme des Bab Zuweila zu setzen So erhielt das Tor sein heutiges Aussehen Beide Minarette haben uber ihrem Eingang der vom Dach des Tores in das Minarett fuhrt je eine Inschrift die auf den Erbauer hinweist Die Inschrift auf dem ostlichen Minarett besagt dass der Baumeister Muhammad Ibn al Qazzaz den Bau dieses Minaretts im August 1419 fertiggestellt habe Die Inschrift auf dem westlichen Minarett gibt an dass beide Minarette im August 1420 vollendet worden seien Es wird angenommen dass pro Minarett eine Bauzeit von etwa einem Jahr zu veranschlagen ist Dies ist fur mamlukische Verhaltnisse eher langsam kann aber damit erklart werden dass der Bau der Minarette auf dem vorhandenen fatimidischen Tor eine besondere architektonische Herausforderung darstellte 8 nbsp Inschrift auf dem ostlichen Minarett nbsp Inschrift auf dem westlichen MinarettDie Mamluken konnten Agypten bis 1517 beherrschen dann eroberten die turkischen Osmanen das Land und erhangten den letzten Mamlukensultan Tuman Bay am Bab Zuweila Die Sehenswurdigkeit Das Bab Zuweila im modernen Kairo BearbeitenDas Bab Zuweila ist heute touristisch erschlossen und kann gegen Eintritt besichtigt werden Dazu kann der Besucher die Plattform des alten Stadttores und die beiden Minarette besteigen Literatur BearbeitenOleg V Volkoff 1000 Jahre Kairo Geschichte einer verzaubernden Stadt Mainz 1984 ISBN 3 8053 0535 4 Doris Behrens Abouseif Islamic Architecture in Cairo An Introduction 1 Auflage Kairo 1989 5 Auflage Kairo 2005 ISBN 977 424 203 3 S 69 72 Doris Behrens Abouseif Cairo of the Mamluks A History of the Architecture and Its Culture Kairo 2007 ISBN 978 977 416 077 6 S 241 Heinz Halm Die Kalifen von Kairo Die Fatimiden in Agypten 973 1074 Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 48654 1 Heinz Halm Kalifen und Assassinen Agypten und der Vordere Orient zur Zeit der ersten Kreuzzuge 1074 1171 3 Auflage Munchen 2021 ISBN 978 3 406 66163 1 S 76 81Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bab Zuweila Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Irene Beeson Cairo a Millennial en Saudi Aramco World Oktober 1969 S 24 26 30 abgerufen am 27 August 2016 Archnet Bab ZuwaylaEinzelnachweise Bearbeiten Heinz Halm Die Kalifen von Kairo Die Fatimiden in Agypten 973 1074 Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 48654 1 S 19 Oleg V Volkoff 1000 Jahre Kairo Geschichte einer verzaubernden Stadt Mainz 1984 ISBN 3 8053 0535 4 S 68f alrahalah com AL MU IZZ STREET CAIRO S GRAND STREET Oleg V Volkoff 1000 Jahre Kairo Geschichte einer verzaubernden Stadt Mainz 1984 ISBN 3 8053 0535 4 S 95 Doris Behrens Abouseif Islamic Architecture in Cairo An Introduction 1 Auflage Kairo 1989 5 Auflage Kairo 2005 ISBN 977 424 203 3 S 69 72 Oleg V Volkoff 1000 Jahre Kairo Geschichte einer verzaubernden Stadt Mainz 1984 ISBN 3 8053 0535 4 S 114f Oleg V Volkoff 1000 Jahre Kairo Geschichte einer verzaubernden Stadt Mainz 1984 ISBN 3 8053 0535 4 S 160 Doris Behrens Abouseif Cairo of the Mamluks A History of the Architecture and Its Culture Kairo 2007 ISBN 978 977 416 077 6 S 241 30 042825 31 257797 Koordinaten 30 2 34 2 N 31 15 28 1 O Abgerufen 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