www.wikidata.de-de.nina.az
Die Bariswiler Keramik wurde in Bariswil im Kanton Bern in der Schweiz hergestellt Neben Langnau im Emmental mit der Langnauer Keramik und der Region Heimberg BE bzw Steffisburg war Bariswil einer der bedeutenderen Standorte der Keramikproduktion im Kanton Bern im 18 und 19 Jahrhundert Im selben Zeitraum wurde Keramik auch in Albligen und Zweisimmen Ortsteil Blankenburg hergestellt Inhaltsverzeichnis 1 Bariswiler Hafner 2 Hafnergrundstucke 3 Stilistische Entwicklung 4 Bariswiler Fayence 5 Bariswiler Alltagsgeschirr 6 Die Bariswiler Rohrehutte Eine Hafnerwerkstatt der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts der Familie Witschi 7 Literatur 8 WeblinksBariswiler Hafner BearbeitenDie Keramikproduktion lag in den Handen verschiedener Hafnerfamilien Besonders hervorzuheben ist die Hafnerdynastie Krauchi Ihre drei Familienzweige stellten sowohl den ersten Hafner gesichert ab 1758 in Bariswil als auch den letzten Hafner in den 1870er Jahren Erst nach ca 1810 stiegen auch Mitglieder der Familie Witschi in die Keramikproduktion ein die sie in den 1860er Jahren zu Gunsten der Herstellung von Rohren aufgaben Erst ganz am Ende der Bariswiler Hafnereigeschichte waren zwei Mitglieder der Familie Klay ebenfalls in der Keramikproduktion tatig Hafnergrundstucke BearbeitenFur einzelne der Hafner liessen sich die Hafnergrundstucke nachweisen Hervorzuheben sind die Liegenschaften Hubelweg 24 Hubelweg 10 12 Rohrenhutte Hausmattweg 9 und 15 Giebelweg 4 und Dorfstrasse 11 Es muss jedoch mit weiteren ehemaligen Hafnergrundstucken Am Giebelrain gerechnet werden da nicht fur alle Hafner die jeweilige Lage der Werkstatt nachgewiesen werden konnte Umfangreicher untersucht ist bislang nur die Rohrehutte aus dem Besitz der Familie Witschi Als Baudenkmal von nationaler Bedeutung ist sie zugleich der einzige oberirdisch erhaltene Zeuge dieses Abschnittes der Bariswiler Ortsgeschichte Stilistische Entwicklung BearbeitenIn Museums und Privatsammlungen der Schweiz konnten im Jahr 2010 insgesamt 333 Keramiken gefunden werden die aufgrund typologischer und stilistischer Merkmale der Bariswiler Produktion zugeschrieben werden konnen Bariswiler Keramik unterscheidet sich eindeutig von der typischen Langnauer Keramik bzw der Heimberger Keramik Durch naturwissenschaftliche Analysen wurden sich diese Zuordnungen in Zukunft auch zweifelsfrei absichern lassen nbsp Bariswiler Keramik ca 1758 1780 nbsp Bariswiler Keramik ca 1780 1800 nbsp Bariswiler Keramik ca 1800 1821Die stilistische Analyse zeigt die starke Bindung des fruhen Bariswiler Geschirrs ca 1758 1780 an die barocken regionalen Keramiktraditionen der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts Hervorzuheben sind hier vor allem die blau weiss dekorierten Geschirre mit Unterglasur Pinseldekor aber auch Malhorn Springfeder und Borstenzugdekore Diese fruhe fast noch barocke Produktion bleiglasierter Irdenware mit Unterglasur Pinseldekor auf einer weissen Grundengobe fruhes Bariswil durfte ausschliesslich dem ersten Hafner Jakob Krauchi zuzuschreiben sein der nach den Quellen auch Kachelofen setzte Ab ca 1779 1781 lasst sich ein stilistischer Umbruch erkennen Diese Veranderungen die u a die Aufnahme von Rokoko Elementen in den Dekor beinhalten standen im Zusammenhang mit dem sukzessiven Wegzug des ersten Hafners und seiner beiden Sohne nach Biel Mett spatestens 1785 und ab 1780 1785 der Ubernahme der Werkstatt durch die Schulmeister Hafner Dynastie Krauchi Die Aufgabe der Werkstatt in Bariswil hat ihren Grund wahrscheinlich in missgluckten Grundstucksspekulationen in der Familie des Jakob Krauchi und daraus resultierenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten Ab 1779 1781 bis um 1800 folgte in Bariswil eine zweite in der Dekoration einem landlichen Rokoko verpflichtete Produktionsperiode mittleres Bariswil mit rasch aufeinander folgenden Entwicklungsschritten die vor allem aufgrund der zahlreichen Geschirrbeschriftungen und Datierungen gut gegliedert werden kann Die feinlinigen mit der Gansefeder geschriebenen Frakturbuchstaben in manganvioletter bis fast schwarzer Farbe sind eines der wichtigen Merkmale der Bariswiler Keramik Ihre kalligraphische Qualitat steht mit dem ausgeubten Erst oder Zweitberuf Schulmeister eines Teils der Familienmitglieder Krauchi in unmittelbarem Zusammenhang Besonders hervorzuheben ist dass Bariswiler Geschirre die aus Unterteil und Deckel bestehen Strich Zahlen und Buchstabenmarken tragen die die Zusammengehorigkeit der beiden Teile dokumentieren Solche Blindmarken finden sich bei keiner der anderen bernischen Produktionsregionen Langnau Heimberg Blankenburg Zwischen ca 1800 und 1821 folgte eine letzte Phase der Produktion spates Bariswil die durch eine zunehmende Erstarrung der Dekore der Keramik mit Unterglasur Pinseldekor gepragt ist Nur wenige Zentralmotive vor allem Tiere wurden neu in den Motivschatz aufgenommen die Rocaillen und Blumenmuster nicht mehr weiterentwickelt Mit dem Jahr 1821 enden die Geschirrbeschriftungen auf der klassischen Bariswiler Keramik mit weisser Grundengobe Grund hierfur mag u a der zweite Konkurs des Hafners Schulmeisters Ludwig Krauchi in den Jahren 1819 1821 gewesen sein Bariswiler Fayence Bearbeiten nbsp Bariswiler Fayence TeekannenZwischen etwa 1785 und ca 1800 1803 beinhaltete die Bariswiler Produktion immer auch einen kleinen Prozentsatz echter Fayence mit einer Blei Zinnglasur und Inglasurmalerei Dabei handelt es sich offenbar nur um Zuckerdosen Teekannen kleine Terrinen und eine Spardose die so glasiert aber dann mit den typischen Bariswiler Motiven bemalt wurden Dieses kleine Gefassformenspektrum dokumentiert augenfallig wie stark unsere Kenntnis von den Erhaltungschancen fur Geschirr im Alltag und der musealen Sammlungstatigkeit im spaten 19 Jahrhundert und ihren Praferenzen bemalte Tintengeschirre Teller und Schusseln abhangt Wahrscheinlich wurden neben den Teekannen zum Zeitpunkt ihrer Produktion auch Kaffeekannen Koppchen Tassen und Untertassen hergestellt Bariswiler Alltagsgeschirr Bearbeiten nbsp Anhaftende Glasurreste auf der Ruckseite von Bariswiler Keramik Beleg fur die Produktion abweichend dekorierten AlltagsgeschirrsAufgrund anhaftender Glasurreste an den Bariswil zugeschriebenen Keramiken kann zudem nachgewiesen werden dass die klassische Bariswiler Keramik nur ein Produktionssegment dargestellt hat Daneben wurden vor allem malhornverzierte Geschirre mit roter Grundengobe aber auch Keramik mit gruner Glasur schwarzer Manganglasur mit gelber Glasur und braunem Spritzdekor und mit Farbkorpern in der Grundengobe gefertigt Hierbei handelt es sich um zeittypisches Geschirr wie es auch die zahlreichen anderen Hafnerbetriebe der weiteren Region fertigten Sofern keine eindeutigen Dekoreigenheiten oder Bodenmarken vorliegen kann daher dieses Bariswiler Alltagsgeschirr im archaologisch untersuchten Verbrauchermilieu und in den Museumssammlungen nicht von dem der ubrigen Produktionszentren oder Hafnerbetriebe des Kantons Bern getrennt werden Dies ist auch einer der Grunde warum ohne Bodenfunde an Schruh oder Fehlbranden unklar ist welche Produkte die verschiedenen Hafner Krauchi und Klay zwischen 1821 und ca 1870 herstellten Die Bariswiler Rohrehutte Eine Hafnerwerkstatt der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts der Familie Witschi Bearbeiten nbsp Bariswil Rohrehutte Langsschnitt und GrundrissDas Gebaude der Rohrenhutte oder umgangssprachlich Rohrehutte stand nach den archivalischen Informationen durchgangig in den Handen der Hafner der Familie Witschi Es wurde aus alteren Bauholzern nach 1818 und vor 1854 errichtet Vom altesten Gebaude hat sich nur die strassenseitige Fassade erhalten rosa da am 1 April 1890 ein Brand die Werkstatt weitgehend zerstorte Der Wiederaufbau erfolgte auf demselben Grundriss 1893 1894 gelb 1903 1904 wurde der ruckwartige Trockenschuppen angebaut grun Archaologische Ausgrabungen violett konnten in diesem Bereich zwei Ofenreste aufdecken von denen nur Ofen A zur Keramikherstellung genutzt worden sein durfte doch reprasentiert er mit seinen beiden Zugen und der ungewohnlich schmalen Feuerungsgrube eine Ofenvariante die bislang nicht hinreichend in die technologische Entwicklungslinie der Topferofen eingeordnet werden kann Zur Hafnerei in der Rohrehutte gehorte auch die Grube D die wohl als Lagerraum fur den verbrauchsfertig aufbereiteten Topferton anzusprechen ist Ofen A wurde zu Beginn der Rohrenfabrikation um 1860 1865 durch Ofen B ersetzt dem schliesslich der jungste Ofen C folgte Die Ausgrabungen haben ein aussagekraftiges Spektrum an Schruh und Fehlbranden der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts erbracht Es dokumentiert die Werkstattgebundenheit bestimmter typologischer Elemente denn das vorliegende Formenspektrum deckt sich nicht mit den Keramiktypen des klassischen Bariswil Es versuchten sich auch die Hafner der Familie Witschi an einer Fayenceproduktion die sich farblich an der der uberlegenen Manufakturen Matzendorf SO und Kilchberg Schooren orientierte Daneben produzierten die Witschis aber vor allem manganglasiertes Alltagsgeschirr und Keramik mit weisser und roter Grundengobe Die Intensivierungs und Kultivierungsmassnahmen im landwirtschaftlichen Bereich ab der Mitte des 19 Jahrhunderts machten die Herstellung von Drainage und Wasserrohren zu einem wirtschaftlich vielversprechenden Geschaft Die Umstellung auf diesen Produktionszweig vollzogen die Hafner der Familie Witschi in den 1860er Jahren da die Geschirrhafnerei ansonsten das Uberleben kaum noch zu sichern vermochte Deshalb wanderten 1854 1855 und 1857 drei Bariswiler Hafner und ihre Familien nach Amerika aus Literatur BearbeitenAndreas Heege Andreas Kistler Poteries decorees de Suisse alemanique 17e 19e siecles Collections du Musee Ariana Geneve Keramik der Deutschschweiz 17 19 Jahrhundert Die Sammlung des Musee Ariana Genf Mailand 2017 Robert L Wyss Berner Bauernkeramik Berner Heimatbucher 100 103 Bern 1966 44 46 Adriano Boschetti Maradi Gefasskeramik und Hafnerei in der Fruhen Neuzeit im Kanton Bern Schriften des Bernischen Historischen Museums 8 Bern 2006 212 214 Andreas Heege Andreas Kistler Walter Thut Keramik aus Bariswil Zur Geschichte einer bedeutenden Landhafnerei im Kanton Bern und ihrer handwerklichen Geschirrproduktion Schriften des Bernischen Historischen Museums Band 10 Bern 2011 Weblinks BearbeitenBariswiler Keramik in CERAMICA CH Nationales Keramikinventar der Schweiz 1500 1950 Museumsbericht PDF 429 kB Informationen des Archaologischen Dienstes des Kantons Bern Neu entdeckte Kachelofen im Bariswiler Stil Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bariswiler Keramik amp oldid 224624125