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Der Aydarsee usbekisch Haydarkoʻl oder Aydar koʻli kyrillisch Ajdarkyl ist ein als unbeabsichtigtes Nebenprodukt sowjetischer Planungen durch Menschenhand entstandener See in Usbekistan in der sudostlichen Kysylkum und wird hauptsachlich durch Wasser aus dem Syrdarja gespeist Der grosste Teil des Sees liegt in der Provinz Jizzax der westliche Teil in der Provinz Navoiy Dieser See ist aus dem insgesamt 4 000 km grossen Aydar Arnasay Seensystem entstanden Aydarsee Haydarkoʻl Aydar koʻli AydarkulBlick nach Osten vom aussersten NordwestenGeographische Lage Wuste Kysylkum in UsbekistanZuflusse abgeleitete Wassermengen des Syrdarja Kyly Abwasserkollektoren aus der Mirzachoʻl SteppeAbfluss abflusslos Beckenlage Ufernaher Ort Taldy Baymurat Koshquduq DarbazaDatenKoordinaten 41 N 67 O 40 916666666667 66 8 247 Koordinaten 41 N 67 OAydarsee Usbekistan Hohe uber Meeresspiegel 247 mFlache 3 600 km Lange 180 kmBreite 32 kmMaximale Tiefe 40 mBesonderheiten unbeabsichtigt kunstlich entstandener SeeSatellitenbild mit dem Aydarsee in der MitteVorlage Infobox See Wartung NACHWEIS FLACHEVorlage Infobox See Wartung NACHWEIS SEEBREITEVorlage Infobox See Wartung NACHWEIS MAX TIEFE Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Entstehung 3 Okologie 4 Geografie und Bathymetrie 5 Kunftige Entwicklung 6 Fischerei 7 Naturschutz 8 Tourismus 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenBis in die Mitte des 20 Jahrhunderts war das Tiefland von Arnasay im Bereich des Zulaufs aus dem Syrdarja die meiste Zeit des Jahres eine trockene Salzpfanne mit einigen periodisch entstehenden Brackwasserseen Lediglich im Fruhling konnte sich im aussersten Sudosten des heutigen Sees der aus dem Fluss Kyly periodisch gespeiste und damals abflusslose kleine See Tuzkan bilden 1 welcher jedoch bei hoheren Temperaturen rasch wieder verdunstete Entstehung Bearbeiten nbsp Ursprungliche Gewassersysteme dunkelblau Hellblau der Seespiegel mit 239 4 m nach der Flut 1969 ahnlich vor der Flut 1994In den fruhen 1960er Jahren wurde der Syrdarja aufgestaut und kurz hinter der Grenze zu Kasachstan die Schardara Talsperre errichtet welche mit einem Notuberlauf ins Tiefland von Arnasay versehen war um Uberschwemmungen kontrollieren zu konnen 1969 musste dieser im Laufe einer Flutkatastrophe geoffnet werden da die Kapazitat des Dammes nicht geeignet war die Wassermassen zu kontrollieren So wurden vom Februar 1969 bis zum Februar 1970 beinahe 60 Prozent des durchschnittlichen Jahresabflusses des Syrdarja 22 km vom Schardara Reservoir ins Arnasay Tiefland abgeleitet 2 Danach lag der Seespiegel bei 239 4 m die Flache wuchs auf 2 300 km und das Volumen auf 20 km an Bis zum Ende der 70er Jahre sank der Seespiegel wieder um vier Meter Der Salzgehalt lag bei ca 8 10 g l In den 80er Jahren wurde der Seespiegel in einem kunstlichen Gleichgewicht gehalten In Jahren mit reichen Niederschlagen gingen auf diese Weise bis zu 7 5 km Wasser fur die Bewasserung verloren dadurch fullte sich die naturliche Senke im Laufe der Zeit was den grossten See der Region entstehen liess Diese Entwicklung ist vergleichbar mit der Bildung der Toshkaseen in Agypten Seit dem Ende der Sowjetunion regeln die Anrainerstaaten die Wasserverbrauche zunehmend egoistisch z B speichert Tadschikistan Wasser im Sommer und verbraucht es verstarkt im Winter zur Stromerzeugung sodass die mit der Schneeschmelze zusammen fallende kunstliche Flut oft zur Uberlastung der kasachischen Schardara Talsperre fuhren wurde und vermehrt Wasser in den Aydarsee abgelassen wird Zum Ende der Sowjetunion lag der Seespiegel relativ konstant bei 236 m Im Fruhjahr 1991 stieg er erstmals um ca einen Meter und bedeckte eine Flache von etwa 2320 km Die Schneeschmelze des Winters 1992 1993 liess den See innerhalb eines Monats um ca zwei Meter steigen die nachste Schneeschmelze im Fruhjahr 1994 um weitere drei Meter auf nun 242 m in diesem Jahr wurde die Landbrucke zwischen dem Tuzkansee und dem Aydarsee vollstandig uberschwemmt und ist seitdem auch direkt mit dem Arnasay Seensystem verbunden 3 Im Juni 1998 war das Volumen des Sees bei einem Pegel von 244 m auf 32 km und die Flache auf 3 067 km angewachsen zum Vergleich der Schardara Stausee hat nur eine Flache von 783 km Weite Landstriche die zuvor hauptsachlich als Weiden genutzt worden waren gingen durch den Anstieg des Seepegels verloren Das Ansteigen des Sees verursachte Probleme mit der Ableitung von Abwassern aus den Bewasserungsgebieten die Zerstorung von Dammen Strassen und Eisenbahnen 4 auf der einen jedoch deutliche Verbesserungen fur die Fischerei auf der anderen Seite Mittlerweile hat der Aydarsee eine Lange von etwa 180 Kilometern und eine Breite von bis zu 32 Kilometern erreicht Die Dorfer Baymurat Koshquduq Darbaza und andere sind von Uberschwemmung bedroht 5 Teilweise mussten bereits Damme errichtet werden um dies zu verhindern 41 7 7 N 66 23 32 O 41 118745 66 392266 250 Durch die Uberflutungen im Februar 2005 sah sich die usbekische Regierung veranlasst Kasachstan zu ersuchen die Wasserabgabe in die Senke zu reduzieren und einen Damm zur eigenen Kontrolle des Zulaufs zu bauen 40 58 37 N 67 58 15 O 40 976945 67 970699 250 Damit besteht fur Kasachstan die Gefahr eines Bruchs der Schardara Talsperre und damit der Uberflutung zahlreicher Stadte und Siedlungen am Syrdarja Okologie BearbeitenZur Regulierung der Mineralisierung wurden im vergangenen Jahrzehnt wurden mehrere Wasserbaumassnahmen durchgefuhrt So wurde das Arnasay Seensystem baulich komplett vom Aydarsee getrennt liegt deutlich hoher als der Aydarsee und ist nach Nordosten zum Schardara Speichersee durch den neu gebauten Damm nach Sudosten zu den bewasserten Feldern der Mirzachoʻl Steppe deutsch fruher auch Hungersteppe genannt und nach Westen zum Aydarsee mit einem Dammsystem abgesperrt die stark mineralisierten Bewasserungsabwasser der Mirzachoʻl Steppe werden uber eine Verbindung von Seen und kunstlichen Kanalen in den Tuzkansee geleitet 40 46 32 N 67 38 31 O 40 775584 67 642045 241 wahrend aus dem weniger mineralisierten Arnasay Seengebiet Wasser aus der Entwasserung aus der bzw zur Bewasserung in die Mirzachoʻl Steppe geleitet werden beide Kanalsysteme kreuzen sich 40 49 33 N 67 52 57 O 40 82584 67 882456 247 in einem Duker Durch die standige Zufuhrung stark mineralisierter Abwasser versalzt der Aydarsee mit dem angeschlossenen Tuzkansee immer weiter wahrend das Arnasay Seensystem nur dann einen niedrigeren Salzgehalt bewahren kann wenn es regelmassig mit frischem Wasser aus der Schardara Talsperre versorgt wird was nur bei hoher Wasserfuhrung des Syrdarjas geschieht Ohne die Schaffung eines kunstlichen Abflusses wird der Aydarsee damit in absehbarer Zeit eine ahnliche okologische Katastrophe erleiden 6 wie der Rest des Aralsees Geografie und Bathymetrie BearbeitenDer neu entstandene See ist im Osten von der Mirzachoʻl Steppe und im Sudwesten von Auslaufern des Nurota Gebirge begrenzt wahrend er nach Norden in die Dunen der ansonsten ebenen Wuste Kysylkum vordringt nbsp Uberschwemmungslandschaft am nordlichen UferDas nordliche Ufer ist daher sehr zergliedert bis zur Halfte des Sees erstrecken sich Inseln und Halbinseln Das Gebiet der ehemaligen Arnasayseen und der nordliche Teil ist mit einigen Metern Tiefe eher flach wahrend in der sudlichen Halfte und im Bereich des ehemaligen Tuzkansees bis zu 40 Metern erreicht werden Kunftige Entwicklung BearbeitenSeit 2005 schwankt die Hohe des Seespiegels nur noch gering steigt der Pegel jedoch noch einige Meter weiter etwa bis auf Hohe des Schardara Reservoirs 252 m wird die einstige Senke vollstandig gefullt sein Damit wird es wahrscheinlicher dass Wasser nach Norden in Bereiche der Wuste Kysylkum abfliesst 7 die bereits seit Jahrtausenden keine Oberflachenwasser mehr gesehen haben Dies wird derzeit nur durch den nordlich des Sees verlaufenden Dunengurtel verhindert den der See wie das Vordringen in Siedlungsbereiche und der Dammbau dort zeigt bereits zu durchbrechen beginnt Moglich ware so zukunftig die Bildung eines neuen Flusslaufs zwischen dem Syrdarja und den Resten des Aralsees einige Wissenschaftler vermuten hier gar ein Urstromtal des Syrdaria 8 Fischerei BearbeitenDie Mineralisation des Seewassers betragt durchschnittlich vergleichsweise geringe 2 000 ppm Im Aydarsee wurden zahlreiche Fischarten ausgesetzt wie zum Beispiel Zander Brachsen Wels Karpfen Rapfen Sichlinge und der Channa argus Zwischen 1994 und 2001 betrug der Fang der am See entstandenen Fischereiindustrie jahrlich zwischen 760 und 2000 Tonnen Fisch Naturschutz BearbeitenNeben der fur die Kysylkum typischen Fauna finden sich am Aydarsee verschiedene Wasservogel welche vom Aralsee hierher migrieren Der See wird in der Ramsar Liste als wichtiges Vogelgebiet gefuhrt 9 er befindet sich an der Kreuzung der afro eurasischen und zentralasiatischen Flugbahnen und ist ein Zentrum fur die Wanderung und Uberwinterung von Wasservogeln mit mehr als 100 Arten bietet Lebensraum fur bedrohte Arten wie die Weisskopfruderente Oxyura leucocephala den Steppenkiebitz Chettusia gregaria den Krauskopfpelikan Pelecanus crispus die Rothalsgans Rufibrenta ruficollis die Zwerggans Anser erytropus und den Bindenseeadler Haliaetus leucoryphus und bietet eine wichtige Nahrungsquelle und einen Laichboden fur verschiedene Fischarten Die wichtigsten Vegetationsformen sind die von Einheimischen genutzten Schilfgurtel Salzkrauter und Tamarisken Ein Aktionsplan zur Aufrechterhaltung der Stabilitat der okologischen Bedingungen 2008 2015 ist vorhanden Tourismus BearbeitenDer See liegt weitgehend abseits bewohnter Ortschaften momentan leben nur etwa 345 Familien bzw 1 760 Personen in der Nahe des Aydarsees Diese ruhige Lage und die Moglichkeiten zum Fischen Kamelreiten und Jurtenubernachtungen in der Region sind die touristischen Reize des Sees Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Aydarsee Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen auf pagetour narod ru englisch Einzelnachweise Bearbeiten M Groll Philipps Universitat Marburg Germany R Kulmatov National University of Uzbekistan Tashkent Uzbekistan N Mullabaev National University of Uzbekistan Tashkent Uzbekistan A Belikov National University of Uzbekistan Tashkent Uzbekistan Ch Opp Philipps Universitat Marburg Germany D Kulmatova National University of Uzbekistan Tashkent Uzbekistan Rise and Decline of the fishery industry in the Aydarkul Arnasay lake system Uzbekistan effects of reservoir management irrigation farming and climate change on an unstable ecosystem In CDZ Symposium on Lake catchment interactions and their responses to hydrological extremes Nanjing Phillips Universitat Marburg 10 Oktober 2015 abgerufen am 28 Februar 2017 englisch A Ryabtsev M Yeliseev Report 3 Preliminary Environmental Impact Assessment Pre EIA Book 1 In Syrdarya Control and Northern Aral Sea Phase 2 SYNAS 2 Feasibility Study Republic of Kazakhstan Ministry of Environment and Water Resources Committee for Water Resources 2014 S 26 27 abgerufen am 23 Marz 2017 englisch Wahyuni S Oishi S Sunada K Toderich K N N E Gorelkin Analysis of water level fluctuations in Aydarkul Arnasay Tuzkan Lake System and its impacts on the surrounding groundwater level In Annual Journal of Hydraulic Engineering Vol 53 Japan Society of Civil Engineers Februar 2009 abgerufen am 6 September 2017 englisch Uber die Situation um die Arnasay Seen Die Position Usbekistans Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 4 Marz 2016 abgerufen am 7 September 2017 russisch Central Asia Report February 16 2004 Abgerufen am 1 Marz 2017 Phillip Schroeder Warum der Aralsee nicht das einzige Umweltproblem Usbekistans ist In Novastan Deutsch 11 Marz 2020 abgerufen am 24 Januar 2023 deutsch Senke des Aydarsees In Flood Map Water Level Elevation Map Sameer Burle abgerufen am 28 Februar 2017 Ibrohim Moʻminov Aydar shoʻ rxoki In Usbekische Sowjetenzyklopadie Oʻ zbek sovet ensiklopediyasi Taschkent 1971 S 189 f The Ramsar List of Wetlands of International Importance 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