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Als Autochromverfahren bezeichnet man ein fruhes Verfahren zur Fertigung farbiger Fotografien in Form eines Diapositivs Es wurde 1903 von den Gebrudern Auguste und Louis Lumiere in Lyon entwickelt Mit dem auf Farbrasterung basierenden Verfahren war es erstmals moglich ein Farbbild mit einer einzigen Aufnahme zu erzeugen Voraussetzung fur die sehr realistische Farbwiedergabe durch die Autochromes war die vorausgegangene Entwicklung panchromatischer Emulsionen also lichtempfindlicher Substanzen die alle Farben des Farbspektrums gleichmassig wiedergeben Allerdings war die Belichtungszeit fur eine Aufnahme sehr lang Stockholms stadshus im Bau Autochrom von Gustaf W Cronquist aus dem Jahr 1921 Inhaltsverzeichnis 1 Technisches Verfahren 2 Plattenformate 3 Verbreitung und minderwertigere Konkurrenzverfahren 4 Verbreitung und Nachfolgeverfahren 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksTechnisches Verfahren BearbeitenAutochromplatten wurden erstmals 1907 verkauft und arbeiteten nach dem Kornrasterverfahren nbsp Verkaufsverpackung der Plaques Autochromes Lumiere von Lumiere et Jougla nach dem 1 April 1911 1 nbsp Schema der als Kornraster dienenden Schicht aus farbigen Starkekornchen einer AutochromplatteZur Herstellung der Autochromplatten nach dem Verfahren der Bruder Lumiere brachte man mit einem Dachshaarpinsel auf eine mit Kleber uberzogene Glasplatte eine extrem dunne Schicht aus orangerot grun und violett eingefarbten Kartoffelstarkekornchen mit einem Durchmesser von zirka 15 µm bis 20 µm auf Die Kornchen waren so gemischt dass keine der drei Farben hervortrat und wurden so aufgetragen dass die Schicht nur ein Korn dick war Um den Durchtritt weissen Lichtes zu verhindern fullte man die aufgrund der ovalen Kornform auftretenden Zwischenraume mit pulverisierter Holzkohle Die Starkekornchen Schicht wurde mit einem Firnis mit kleinerem Brechungsindex abgedeckt und anschliessend als lichtempfindliche Schicht eine panchromatische Silberbromid Gelatine Emulsion aufgebracht Die Belichtung der Platte in der Kamera erfolgte von der unbeschichteten Seite der Glasplatte aus also durch die farbigen Starkekornchen hindurch Damit erhielten die hinter einem violetten Starkekornchen liegenden Silberbromid Kristalle nur violettes Licht Bei der anschliessenden Entwicklung schwarzten sie sich folglich nur entsprechend dem Violettanteil des Lichtes an der betreffenden Stelle Analoges gilt fur die hinter orangerot bzw grunen Starkekornchen liegende Kristalle Die belichtete Platte wurde in einem konventionellen Schwarzweiss Prozess entwickelt Betrachtete man sie anschliessend in weissem Licht sah man ein Farbnegativ Wo das Original einen hohen Violettanteil besass hatten sich die hinter den violetten Starkekornchen liegenden Silberbromidkristalle stark geschwarzt Durch das nach wie vor vorhandene violette Starkekornchen konnte damit kaum noch Licht durchtreten Fur die anderen beiden Farben gilt entsprechendes Um ein farbrichtiges Bild zu erhalten musste die Autochromplatte folglich auf eine weitere Autochromplatte umkopiert werden Das heisst mithilfe des Farbnegativs wurde eine weitere Autochromplatte belichtet und wiederum entwickelt Durch die zweimalige Umkehrung entstand so ein farbrichtiges Positiv Der Farbeindruck im Auge resultierte in allen Fallen bei ausreichendem Betrachtungsabstand wie bei Farbbildschirmen oder pointillistischen Gemalden aus der additiven Farbmischung der nebeneinanderliegenden unterschiedlich farbigen Bildpunkte 2 Anstelle des Umkopierens war auch eine Umkehrentwicklung moglich die in einem Arbeitsgang gleich ein Diapositiv lieferte 3 4 Bei dem spater 1916 an den Markt gebrachten Autochrommaterial der Firma Agfa AGFA Farbenplatte dienten als Farbraster keine Kartoffelstarkekornchen sondern feinste Farbtropfchen Das AGFA Verfahren hatte da die Tropfchen unmittelbar aneinanderstiessen den Vorteil dass keine Lucken zwischen den Farbpartikeln mit Kohlestaub maskiert werden mussten Die AGFA Farbenplatte wirkte daher etwas heller und transparenter als die Autochromplatte der Bruder Lumiere Bei der 1923 erschienenen sogenannten Neuen AGFA Farbenplatte konnte die Empfindlichkeit gesteigert werden aufgrund einer dunneren Farbtropfchenschicht wirkten die mit ihr aufgenommenen Bilder brillanter bei zugleich verbesserter Farbwiedergabe 5 6 Plattenformate Bearbeiten4 5 5 7 6 13 8 9 9 12 10 15 13 18 18 24 45 107 3 1 4 4 1 4 und 2 3 7 Verbreitung und minderwertigere Konkurrenzverfahren Bearbeiten nbsp Henry Essenhigh Corke Mother and Child Autochrom 1912 Die Gebruder Lumiere stellten das Autochromverfahren am 10 Juni 1907 im Photo Club de Paris der Offentlichkeit vor Zu dieser Zeit hielten sich Alfred Stieglitz und Edward Steichen in Paris auf letzterer war bei der Prasentation zugegen 8 Steichen Stieglitz Frank Eugene und Heinrich Kuhn erprobten das neue Verfahren noch im Sommer 1907 intensiv wahrend eines Aufenthalts in Tutzing Bayern Erste Ergebnisse wurden von Stieglitz nach Ruckkehr in die USA in seiner Galerie bereits im September 1907 der Offentlichkeit vorgestellt Aber auch weitere anerkannte Fotografen wie Nicola Perscheid oder Emma Barton nutzten die neuen Moglichkeiten alsbald intensiv Schon 1908 wurden erste Autochromes durch Farbdrucke reproduziert obwohl die Drucktechnik nicht an den optischen Eindruck des projizierten Autochromdias heranreichen kann 9 Einzelne positive Papierkopien konnten mit Utopapier Askandruck oder nach Anfertigung von einfarbigen Teilnegativen auch dreifarbigem Bromoldruck hergestellt werden 10 11 In den 1930er Jahren waren autochrome Diapositive stark verbreitet und auch schon vor dem Ersten Weltkrieg erfreuten sich mit speziellen tragbaren Holzgestellen anzusehende stereoskopische Autochromes mit plastischer sprich dreidimensionaler Wiedergabe in naturlichen Farben grosser Beliebtheit Bereits vor Beginn der 1920er Jahre war auch ein obgleich extrem selten verwendetes Verfahren entdeckt bewegte Bilder auf einem flexiblen Autochromfilm festzuhalten wobei allerdings das farbige Bewegtbild vor 1932 sofern mit Naturfarben arbeitend und nicht von Hand nachkoloriert hauptsachlich auf die qualitativ unterlegenen da lediglich zwei Farben verwendenden aber gunstigeren und technisch einfacheren Verfahren Kinemacolor ab 1908 und dem gleichnamigen Vorganger ab 1917 des spateren Kodachrome beschrankt blieb Verbreitung und Nachfolgeverfahren BearbeitenObschon die Bruder Lumiere bereits 1913 taglich uber 6 000 Autochromplatten herstellten 6 konnte das Verfahren sich letztlich nicht auf Dauer und nicht in der breiten Masse durchsetzen Die Herstellungskosten und damit auch der Anschaffungspreis waren hoch zudem verlangten die Autochromplatten nach einer sechzig bis achtzigfach langeren Belichtungszeit als das seinerzeit gebrauchliche Schwarz Weiss Trockenplattenmaterial dieses hatte zunachst maximal 3 ASA nach neuerer Norm ab 1960 spater maximal 6 ASA Agfa Spezialplatte ab 1914 6 12 13 5 Es wurde daher recht schnell vom dreifarbigen Agfacolor ab 1932 im Foto und Amateurfilmbereich vom 1936 eingefuhrten dreifarbigen Kodachrome dessen anfangliche Lichtempfindlichkeit bei 20 ASA 14 lag im Kino vom Zweifarbfilm Cinecolor ab 1932 1948 fur drei Farben weiterentwickelt fur billigere Produktionen und dem sich schliesslich im professionellen Kino durchsetzenden dreifarbigen Technicolor hauptsachlich in den USA ebenfalls ab 1932 oder Agfacolor Deutschland ab ca 1940 verdrangt Zwischen 1907 und der Mitte der 1930er Jahre sind rund 20 Millionen Autochromaufnahmen angefertigt worden wovon uber 70 000 Farbbildaufnahmen auf das Betreiben des franzosischen Bankiers Albert Kahn zuruckgehen Siehe auch BearbeitenKornrasterverfahren Farbfilm Sensibilisierung Fotografie AutotypieLiteratur BearbeitenArthur von Hubl Die Theorie und Praxis der Farbenphotographie mit Autochromeplatten Encyklopadie der Photographie Heft 60 2 umgearbeitete Auflage Knapp Halle Saale 1909 Nathalie Boulouch Les autochromes Lumiere la couleur inventee Photographies couleur collection privee de la famille Lumiere Lyon 1903 ScHeiBli Editions Lyon 1999 ISBN 2 911467 00 0 franzosisch englisch Alan Buckingham Fotografie Von der Camera Obscura zur Digitalkamera Gerstenberg Hildesheim 2005 ISBN 3 8067 5515 9 Caroline Fuchs Das Autochrom in Grossbritannien Revolution der Farbfotografie Berlin de Gruyter 2017 Studies in Theory and History of Photography 9 ISBN 978 3 11 048588 2 deutsch Nathalie Boulouch Das Wunder Lumiere Die Anfange des Autochromverfahrens In Fotogeschichte Jg 42 2022 Nr 163 S 19 30 Einzelnachweise Bearbeiten Fusion Lumiere et Jougla Memento des Originals vom 29 Januar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www autochromes culture fr Verschmelzungsvertrag der Firmen A Lumiere et ses fils und Plaques pellicules et papiers photographiques J Jougla vom 10 Marz 1911 abgerufen von der Website autochromes culture am 6 November 2011 PDF Walter Koschatzky Die Kunst der Photographie Technik Geschichte Meisterwerke dtv Munchen 1987 ISBN 3 7010 0386 6 S 187 Wilfried Baatz Geschichte der Fotografie Dumont Koln 1997 ISBN 3 7701 3616 0 S 69 Wolfgang Baier Quellendarstellungen zur Geschichte der Fotografie 2 Auflage Schirmer Mosel Munchen 1980 ISBN 3 921375 60 6 S 382 f mit der Wiedergabe einer Schrift der Bruder Lumiere a b Wolfgang Baier Quellendarstellungen zur Geschichte der Fotografie 2 Auflage Schirmer Mosel Munchen 1980 ISBN 3 921375 60 6 S 384 a b c Walter Koschatzky Die Kunst der Photographie Technik Geschichte Meisterwerke dtv Munchen 1987 ISBN 3 7010 0386 6 S 188 Formatangaben gemass den Angaben von Autochrome Lumiere Website The American Photography Museum abgerufen am 31 Dezember 2011 Michel Frizot in Michel Frizot Hrsg A New History Of Photography Konemann Koln 1994 1998 ISBN 3 8290 1328 0 S 423 Wolfgang Baier Quellendarstellungen zur Geschichte der Fotografie 2 Auflage Schirmer Mosel Munchen 1980 ISBN 3 921375 60 6 S 383 Aaron Scharf Uit de geschiedenis van de fotografie Focus Amsterdam Brussel 1980 ISBN 90 10 03586 7 S 154 ff Peter Tausk Die Geschichte der Fotografie im 20 Jahrhundert 2 Auflage Dumont Koln 1980 ISBN 3 7701 0813 2 S 106 Peter Tausk Die Geschichte der Fotografie im 20 Jahrhundert 2 Auflage Dumont Koln 1980 ISBN 3 7701 0813 2 S 14 Walter Koschatzky Die Kunst der Photographie Technik Geschichte Meisterwerke dtv Munchen 1987 ISBN 3 7010 0386 6 S 189 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Autochromes Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website zu den Autochromes Lumieres auf Franzosisch Website zu den Autochromes Lumieres Memento vom 28 Januar 2011 im Internet Archive auf Franzosisch Englisch und Spanisch Deutsche Gesellschaft fur Photographie 100 Jahre Autochrome Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Autochromverfahren amp oldid 235402129