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Die Asbestmine Balangero italienisch Amiantifera di Balangero und auch Miniera San Vittore fruher Cave di San Vittore war ein Bergwerk zur Produktion von Asbest italienisch amianto oder auch asbesto in der italienischen Provinz Turin Sie war das grosste Asbestbergwerk Europas und gehorte zeitweise zu den drei grossten weltweit Die Werksanlagen standen von 1918 bis 1990 in Betrieb Der ehemalige Tagebau des Bergwerks Balangero mit dem neuen See Lago dell Amiantifera Auf dem hochsten Punkt des Berges die San Vittore Kapelle Das Werkgelande mit einem grossen Tagebau Transporteinrichtungen Verarbeitungswerken und Abraumhalden beanspruchte weite Flachen in den Gemeinden Balangero und Corio die heute zur Metropolitanstadt Turin gehoren Der Unternehmer und Mineraloge Calisto Cornut 1 aus Vogogna im Eschental Mitglied der Societa Geologica Italiana der bereits das Asbestvorkommen der Alpe della Rossa 2 im geologisch hochst interessanten Deverotal im Naturpark Alpe Veglia und Alpe Devero ausbeutete 3 4 entdeckte im Jahr 1904 die grosse Lagerstatte am Monte San Vittore im Lanzotal am Alpensudrand 30 Kilometer nordwestlich von Turin und an der benachbarten Hohe Bric Forcola 5 6 Auf dem hochsten Punkt des Berges 891 m u M steht eine romanische Sankt Viktorskapelle aus dem 11 Jahrhundert 7 8 sie befindet sich mitten im Werksgelande der Grube die den Namen Miniera San Vittore vom Berg mit der Kapelle erhalten hat Seit dem Betriebsende im Jahr 1990 ist im Tagebau der neue See Lago dell Amiantifera entstanden Inhaltsverzeichnis 1 Geologie 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeologie BearbeitenDie beiden fruher in der mineralogischen Literatur unterschiedenen Fundorte im Balangero Corio Gebiet San Vittore und Bric Forcola wurden mit der Zeit vom grossen Tagebau erfasst Wahrend des massiven Abbaus hat man reichhaltige gesteinskundliche Befunde entdeckt Der zentrale Erzkorper der zur geologischen Schicht des ultrabasischen Lanzomassivs gehort besteht gemass dem Mineralienatlas hauptsachlich aus asbesthaltigen Serpentiniten und Gneis und hat eine Lange von etwa 600 m eine Breite von etwa 200 m und ist etwa 400 m machtig 9 Die Erdgeschichte der Region am Ausgang der Lanzotaler haben vor allem die italienischen Geologen Roberto Compagnoni 1939 10 von der Universitat Turin und Stefano Zucchetti 1928 1992 vom Polytechnikum Turin beschrieben Man hat beim Abbau am Monte Vittore uber die Jahre 100 verschiedene Mineralien nachgewiesen Zu diesen gehort das nach dem Fundort benannte Asbestsilikat Balangeroit 11 das um 1977 vom Arbeitsmediziner und Mineraliensammler Enrico Becutti der Krankheitsbilder bei Bergwerksarbeitern in Balangero untersuchte 12 entdeckt und anschliessend von den Mineralogen 1982 bestimmt und 1983 im American Mineralogist mit der Typenbeschreibung publiziert worden ist 13 14 Auch andere sehr seltene Mineralien wie das Wairauit kommen in der San Vittoregrube vor und daneben zahlreiche haufigere so wie etwa das im Piemont an vielen Stellen gefundene Antigorit und die Serpentinmischung Kerolith Geschichte BearbeitenCalisto Cornut erhielt eine Abbaukonzession fur den Monte San Vittore doch die Arbeiten an der Grube verzogerten sich Nach mehreren geologischen Untersuchungen entstand erst im Jahr 1918 mit Unterstutzung von Investoren aus Mailand Turin und Rom sowie durch das Istituto per la Ricostruzione Industriale I R I den Banco di Santo Spirito und den Credito Italiano das Unternehmen Societa Anonima Cave di San Vittore In den 1940er Jahren ubernahm der italienische Stahlkonzern Finsider Societa Finanziaria Siderurgica S p A heute Teil von ArcelorMittal Italia das Werk Der Abbau des asbesthaltigen Gesteins begann im Jahr 1918 und dessen Verarbeitung und die Extraktion des Asbests 1921 Die dafur benotigten technischen Anlagen wurden aus Kanada eingefuhrt In der Zwischenkriegszeit und erneut nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Werksanlagen bedeutend erweitert so dass die Mine eine jahrliche Verarbeitungsleistung von 36 000 Tonnen Rohgestein erreichte Der Abbau erfolgte anfanglich in mehreren begrenzten tiefen Tagebauten aus welchen das Rohgestein mit Werkzugen durch Tunnels zu den Verarbeitungshallen gefuhrt wurde Das Unternehmen lieferte verschiedene Produkte Asbestfasern Asbestpulver und Faserzement Es besass einen eigenen grossen Umschlagplatz beim Bahnhof von Balangero 1951 verkaufte das I R I seinen Anteil am Bergwerk an die Manifatture Colombo sowie an die Eternit Werke und darauf wurde das Bergwerk in Amiantifera di Balangero S p A umfirmiert wahrend die Societa Anonima Cave di San Vittore noch fur den Vertrieb des gewonnenen Asbests zustandig war bis sie 1954 aufgelost wurde Die Kapazitat des Werks wurde stetig ausgebaut und der Tagebau erreichte mit der Zeit riesige Dimensionen Um 1960 gab das Bergwerk die Abbautechnik mit mehreren Gruben auf weil der unterirdische Abtransport nicht mehr effizient genug war und legte einen einzigen grossen Tagebau an dessen Terrassen kontinuierlich erweitert wurden 1954 berichtet der Journalist Italo Calvino in einer ausfuhrlichen Reportage mit dem Titel La fabbrica nella montagna fur die Tageszeitung L Unita uber die schlechten Arbeitsbedingungen im Bergwerk 15 nbsp Stillgelegte Verarbeitungsanlagen neben dem TagebauIn den 1960er Jahren richtete das Unternehmen automatische Verpackungsanlagen ein damit war die fur die Arbeiter gesundheitsgefahrdende Tatigkeit mit dem Fasermaterial stark reduziert Mit neuen Lagersilos konnte die vorher grosse Verschmutzung der Umgebung mit Asbeststaub begrenzt werden 1965 ubernahm die Amiantifera di Balangero S p A die Aktienmehrheit am Asbestbergwerk Auriol in der Provinz Cuneo 16 In den 1980er Jahren verkauften Colombo und Eternit das Bergwerk an die Gebruder Puccini in Rom Erkenntnisse uber die vom Asbest ausgehende Gefahr fur die Gesundheit Bemuhungen in Italien zum Schutz der Angestellten in den Asbestwerken vor der Asbestose Bestrebungen fur einen besseren Umweltschutz und der zunehmende Verzicht auf Asbest im Bauwesen hatten schliesslich zur Folge dass das Bergwerk Balangero 1990 den Konkurs anmelden musste Im Jahr 1992 trat in Italien das Verbot jeder Anwendung von Asbest in Kraft Seit der Stilllegung des Abbaus ist im Tagebau ein grosser neuer See entstanden der durch Niederschlage in der Umgebung langsam an Volumen zunimmt Der inzwischen rund 15 Hektar grosse Lago dell Amiantifera ist ein neues geographisches Element auf der Landkarte des Piemont Auch die riesige Abraumhalde die eine Flache von etwa einem halben Quadratkilometer bedeckt pragt die Berglandschaft nordlich von Balangero deutlich Die vom Staat getragene Firma R S A Societa per il risanamento e lo sviluppo ambientale dell ex miniera di amianto di Balangero e Corio hat die Aufgabe das ehemalige Werksgelande zu sanieren teilweise zu rekultivieren und als Naturlandschaft und Technikdenkmal zu entwickeln Der weit verstreute Asbeststaub macht den Aufenthalt in der Umgebung weiterhin riskant Literatur BearbeitenR Prete L amiantifera di San Vittore Balangero Torino In Rivista Mineralogica Italiana Nr 4 1995 S 313 333 D Caffaratto L amiantifera di Balagnero In Miscellanea di Studi Storici sulle valli di Lanzo In memoria di Giovanni D Oldenico Lanzo Torinese 1996 S 337 358 Ferruccio Forlati Hrsg Amianto naturale in Piemonte Cronistoria delle concessioni e dei permessi di ricerca mineraria Torino 2008 S 54 76 Roberto Compagnoni R Sandrone Stefano Zucchetti Some remarks on the asbestos occurrences in the Western Alps with special reference to the chrysotile asbestos deposit of Balangero Lanzo Valley Piedmont Italy In Fourth International Conference on Asbestos Torino 26 30 May 1980 Preprints 1 1980 S 49 71 Roberto Compagnoni The chrysotile asbestos deposit of Balangero Western Alps In Ofioliti 1985 Roberto Compagnoni Il giacimento amiantifero di Balangero Alpi Occidentali In 72 Congresso della Societa Geologica Italiana Le Alpi Occidentali Torino 12 14 Settembre 1984 1 1984 S 31 32 E Grill Sui giacimenti d amianto delle Alpi Piemontesi In Atti della Societa Italiana di Science naturali Pavia 1921 S 287 314 Enzo Biagioni Ci fermavamo sempre al Bottegone Bradipolibri editore Torino 2005 R Giardino Calcia Balangero 1950 2000 Da paese agricolo a paese post industriale 2009 L Stragiotti Su alcune ricerche intese ad ottenere un maggiore recupero di fibra della serpentina amiantifera di Balangero In La Ricerca Scientfica 24 1954 S 355 365 L Peretti Stefano Zucchetti Mineralizzazioni a solfuri nel giacimento asbestifero di Balangero Torino In Proceedings of the International Symposium on the Mineral Deposits of the Alps Trento 11 18 September 1966 3 1968 S 929 937 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Amiantifera di Balangero Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien L Amiantifera di Balangero auf der Website Minerali del Piemonte La Societa Anonima Cava di San Vittore La Montagne dell amianto auf der Website piemonteparchi it Simona Corgiat Loia The environmental requalification of the ex asbestos mine at Balangero San Vittore Miniera Mineralienatlas Einzelnachweise Bearbeiten Calisto oder Callisto Cornut Vogogna war gemass dem Gewerbeverzeichnis der Provinz Novara Guida tecnica ed industriale 1905 u a Hersteller von Asbestpulver Asbestfarben Asbestschnuren und Fasermatten Ferruccio Forlati Hrsg Amianto naturale in Piemonte Cronistoria delle concessioni e dei permessi di ricerca mineraria Torino 2008 S 138ff Paolo Pirocchi Rocce e natura senza frontiere Meraviglie geologiche tra Valle Antigorio Valle Devero e Binntal Gravellona Toce 2012 S 64 Vgl dazu auch Claudio Albertini L Alpe Devero e i suoi minerali Dormelletto 1991 Bric bedeutet im Piemontesischen Fels Alp oder auch Hugel ahnlich wie auch brich im Frankoprovenzalischen Forcola bedeutet Passubergang der Flurname bezieht sich wohl auf den ehemaligen Sattel zwischen dem Monte San Vittore und der Hohe Bric Forcola der mit dem Erzabbau noch markanter geworden ist Zur Etymologie von bric Uwe Friedrich Schmidt Praeromanica der Italoromania auf der Grundlage des LEI A und B Frankfurt am Main 2009 S 355 358 Balangero TO Castello e Cappella di San Vittore auf archeocarta org abgerufen am 14 Dezember 2020 Cappella di San Vittore lt Balangero gt auf chiesacattolica it abgerufen am 14 Dezember 2020 San Vittore Miniera Mineralienatlas Roberto Compagnoni Curriculum Vitae auf unito it abgerufen am 17 Dezember 2020 Balangeroit Mineralienatlas Daniele Castellino Gaspare Maletto Due nuovi minerali fibrosi in Piemonte In Piemonte Parchi Mensile di informazione e divulgazione naturalistica 2001 S 25 26 Roberto Compagnoni Giovanni Ferraris Laura Fiora 1983 Balangeroite A new fibrous silicate related to gageite from Balangero Italy In American Mineralogist 68 1983 S 214 219 Balangeroite Mineral Data auf webmineral com L Unita 28 Februar 1954 Ferruccio Forlati Hrsg Amianto naturale in Piemonte Cronistoria delle concessioni e dei permessi di ricerca mineraria Torino 2008 S 77 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Asbestmine Balangero amp oldid 237104356