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Arnold Georg Strippel 2 Juni 1911 in Unshausen 1 Mai 1994 in Frankfurt am Main war ein deutscher Kriegsverbrecher Massenmorder und SS Obersturmfuhrer der in Konzentrationslagern tatig war Arnold Strippel Inhaltsverzeichnis 1 Lebenslauf 2 Tatigkeit als KZ Wachposten und Schutzhaftlagerfuhrer 3 Nachkriegszeit 4 Verbrechen und Prozesse 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLebenslauf BearbeitenNach dem Volksschulbesuch vom 6 bis zum 14 Lebensjahr in Unshausen absolvierte Strippel eine dreijahrige Ausbildung zum Zimmerer im Baugeschaft seines Onkels arbeitete anschliessend dort als Zimmerergeselle und spater in der Landwirtschaft seiner Eltern Im Mai 1940 heiratete Strippel aus der Ehe ging mindestens ein Sohn hervor Tatigkeit als KZ Wachposten und Schutzhaftlagerfuhrer BearbeitenIm Fruhjahr 1934 bewarb er sich aus Interesse fur das Berufssoldatentum erfolgreich um die Einstellung bei der SS und begann im darauffolgenden Oktober als Wachmann im KZ Sachsenburg seinen Dienst Zum 1 Mai 1937 trat er der NSDAP bei Mitgliedsnummer 4 330 442 1 Seit 1937 war Strippel im KZ Buchenwald eingesetzt wo er schnell zum Rapportfuhrer aufstieg Von Marz bis Oktober 1941 war Strippel als SS Stabsscharfuhrer im KZ Natzweiler in Frankreich und ab Oktober 1941 als stellvertretender Schutzhaftlagerfuhrer Beforderung zum SS Untersturmfuhrer im KZ Majdanek in Polen tatig Nach kurzer Tatigkeit im KZ Ravensbruck leitete er ab Juni 1943 das dem KZ Ravensbruck unterstellte KZ Arbeitslager Karlshagen II im Versuchsserienwerk der Heeresversuchsanstalt Peenemunde ab 1 Oktober sollte hier die Serienproduktion der V2 Rakete erfolgen und wurde schliesslich ab Oktober 1943 zum Schutzhaftlagerfuhrer des KZ Herzogenbusch in Holland berufen Danach wurde er an weiteren Stationen eingesetzt und leitete ab Mai 1944 Aussenlager des KZ Neuengamme u a in Salzgitter Drutte nun im Rang eines SS Obersturmfuhrers Von Dezember 1944 bis Anfang Mai 1945 war Strippel in Personalunion Stutzpunktleiter aller Hamburger Nebenlager des KZ Neuengamme sowie Leiter des KZ Aussenlagers Hammerbrook Nachkriegszeit BearbeitenNach Kriegsende tauchte Strippel unter versteckte sich zunachst bei einem ehemaligen SS Angehorigen in der Umgebung von Rendsburg und arbeitete dann spater inkognito als Landarbeiter in Hessen Im Herbst des Jahres 1948 stellte sich Strippel nun nicht mehr inkognito der US Army im Internierungslager Darmstadt und wurde anstandslos mit ordentlichen Papieren entlassen Mitte Dezember 1948 wurde Strippel von einem ehemaligen Buchenwald Haftling in der Frankfurter Innenstadt erkannt und daraufhin verhaftet Nach der Verurteilung zu mehrmaliger lebenslanger Zuchthausstrafe durch das Frankfurter Schwurgericht im Juni 1949 2 trat Strippel seine Haft in der Justizvollzugsanstalt Butzbach an In der JVA Butzbach hatte Strippel einen Vorzugsposten im Gefangnislazarett Nach einem Wiederaufnahmeverfahren wurde das Strafmass ruckwirkend erheblich reduziert Nach der Haftentlassung am 21 April 1969 erhielt er eine Haftentschadigung von 121 500 DM und arbeitete als Buchhalter in einem Frankfurter Unternehmen Am 1 Mai 1994 starb Strippel in Frankfurt am Main Verbrechen und Prozesse BearbeitenAm 31 Mai 1949 begann der Prozess vor dem Frankfurter Schwurgericht und am 1 Juni wurde er wegen gemeinschaftlichen Mordes in 21 Fallen begangen am 9 November 1939 im KZ Buchenwald zu 21 mal lebenslang verurteilt Zudem erhielt er fur eine unbestimmte Zahl von schweren Korperverletzungen ebenfalls im KZ Buchenwald begangen zusatzlich noch zehn Jahre Haft Die Erschiessung von 21 judischen Haftlingen am 9 November 1939 war eine Vergeltungsmassnahme fur das gescheiterte von Georg Elser durchgefuhrte Bombenattentat auf Hitler im Munchner Burgerbraukeller am 8 November 1939 Die Haftlinge wurden auf Anordnung von Lagerkommandant Karl Otto Koch durch Strippel ausgesucht und von SS Mannern erschossen 3 Strippel konnten zudem zahlreiche Misshandlungen an KZ Haftlingen nachgewiesen werden so ordnete er unter anderem Prugelstrafen und das beruchtigte Baumbinden an Aufgrund eines Wiederaufnahmeverfahrens im Jahre 1967 bezuglich der Misshandlungen von Haftlingen wurde die zehnjahrige Haftstrafe fur die schweren Korperverletzungen ruckwirkend auf funf Jahre revidiert Nach Aufhebung des Haftbefehls wurde Strippel aus der JVA Butzbach am 21 April 1969 entlassen In einem weiteren Wiederaufnahmeprozess bezuglich des Straftatbestandes des gemeinschaftlichen Mordes in 21 Fallen wurde das Urteil zu mehrmaliger lebenslanger Haft 1970 ebenfalls ruckwirkend aufgehoben Strippel wurde nun zu 6 Jahren Zuchthaus verurteilt die bereits durch die Haftzeit in der JVA Butzbach als verbusst galten Zudem erhielt er eine Haftentschadigung von 121 500 DM Die Frankfurter Richter sahen die Tatbeteiligung zwar als erwiesen an Strippel selbst aber nur als Gehilfen Vor dem Landgericht Dusseldorf begann im November 1975 der dritte Majdanek Prozess gegen 16 SS Leute Strippel soll in dem Konzentrations und Vernichtungslager Majdanek am 14 Juli 1942 die Totung von 41 sowjetischen Kriegsgefangenen veranlasst haben Wegen Beihilfe zum Mord in 41 Fallen wurde er 1981 zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt die er jedoch nicht antreten musste Die Staatsanwaltschaft Frankfurt stellte Anfang der 1980er Jahre das Verfahren des so genannten Bunkerdramas ein ohne dass es zu Verurteilungen kam Am 15 Januar 1944 pressten SS Manner unter ihnen Arnold Strippel im niederlandischen KZ Vught 74 weibliche Haftlinge in eine 9 5 m grosse Zelle In der benachbarten Zelle wurden nochmals 17 Frauen eingesperrt Bis zum Morgen des 16 Januars 1944 als die Zellentur geoffnet wurde starben zehn Frauen den qualvollen Erstickungstod Offentliches Aufsehen erregte bereits kurz nach Kriegsende die Ermordung von 20 judischen Kindern im Keller der Schule Bullenhuser Damm in Hamburg Rothenburgsort in der Nacht vom 20 zum 21 April 1945 Die Kinder im Alter von funf bis zwolf Jahren je zur Halfte Jungen und Madchen waren im November 1944 aus dem KZ Auschwitz ins KZ Neuengamme gebracht worden angefordert von dem KZ Arzt Kurt Heissmeyer Die Kinder wurden nachdem Heissmeyer bereits Menschenversuche an sowjetischen Kriegsgefangenen vorgenommen hatte mit Tuberkulose infiziert Es wurden ihnen dann Gewebeproben entnommen zur Entwicklung eines Impfstoffes Um die Zeugen dieses Verbrechens zu beseitigen wurde von SS Obergruppenfuhrer Oswald Pohl aus Berlin befohlen die Abteilung Heissmeyer aufzulosen Im Keller der Schule wurde den Kindern Morphium gespritzt und danach wurden sie unter Mittaterschaft Arnold Strippels an Heizungsrohren erhangt Mit den Kindern wurden auch ihre vier Betreuer und uber 20 sowjetische Kriegsgefangene umgebracht Bereits am 3 Mai 1946 wurden im Neuengamme Hauptprozess einige Mittater Strippels die gefasst werden konnten zum Tode verurteilt und hingerichtet Strippel der in dem auch Curiohaus Prozess genannten Verfahren ebenfalls belastet wurde leugnete noch wahrend seiner Haftzeit im Mai 1965 bei Vernehmungen die Tatbeteiligung an diesem Verbrechen Aus Mangel an Beweisen wurde das Verfahren gegen Arnold Strippel durch die Staatsanwaltschaft Hamburg im Juni 1967 eingestellt Der zustandige Staatsanwalt Helmut Munzberg sah das Verbrechen als Mord der heimtuckisch und aus niedrigen Beweggrunden geschehen sei nicht aber als grausam an denn Die Ermittlungen haben nicht mit der erforderlichen Sicherheit ergeben dass sich die Kinder uber Gebuhr lange qualen mussten bevor sie starben Im Gegenteil spricht manches dafur dass samtliche Kinder gleich nach Empfang der ersten Spritze das Bewusstsein verloren und aus diesem Grunde alles weitere was mit ihnen geschah nicht wahrgenommen haben Ihnen ist also uber die Vernichtung ihres Lebens hinaus kein weiteres Ubel zugefugt worden sie hatten insbesondere nicht besonders lange seelisch oder korperlich zu leiden 4 Und bei den ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen habe es sich nach Staatsanwalt Munzberg um rechtmassig zum Tode Verurteilte gehandelt von der SS sei daher nicht rechtswidrig gehandelt worden 5 Gegen eine Veroffentlichung im Stern 1979 in der Strippel der Mittaterschaft an dem Verbrechen beschuldigt wurde erstritt er ein Ordnungsgeld Dennoch wurden die diesbezuglichen Ermittlungen gegen Strippel mehrfach wieder aufgenommen und eingestellt Erst 1983 wies die Hamburger Justizsenatorin die Staatsanwaltschaft an wieder Anklage zu erheben Wegen Verhandlungsunfahigkeit wurde das Verfahren gegen Strippel 1987 jedoch endgultig eingestellt Literatur BearbeitenHelmut Ortner Falsche Wahrheiten richtige Lugen Tater Opfer Zuschauer Nomen Verlag Frankfurt 2005 ISBN 3 9809981 0 X Helmut Ortner Gnadenlos Deutsch Funf Dossiers Nomen Verlag Frankfurt 2016 ISBN 978 3 939816 35 5 S 49 64 LG Frankfurt 1 Juni 1949 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd IV bearbeitet von Adelheid L Ruter Ehlermann C F Ruter University Press Amsterdam 1970 Nr 145 S 677 698 Prozess gegen Arnold Strippel wegen Mordes LG Frankfurt Main 27 Februar 1970 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd XXII bearbeitet von Irene Sagel Grande Adelheid L Ruter Ehlermann H H Fuchs C F Ruter Amsterdam University Press 1981 Nr 616 S 777 800 Verfahrensgegenstand Erschiessung von 21 judischen Haftlingen nach dem Munchener Attentat auf Adolf Hitler am 9 November 1939 Wiederaufnahmeverfahren vgl Lfd Nr 145 Weblinks BearbeitenThomas Schattner Strippels Blutspur durch Europas KZs Sie begann vor 70 Jahren hier in Unshausen PDF 107 kB mit Foto von Strippel in Gedenkstatte Breitenau Rundbrief 24 57 Ablauf des Bunkerdramas im KZ Vught Gunther Schwarberg Zwanzig Kinder erhangen dauert lange in Die Zeit vom 6 April 2005 Nr 15 Hans Canje Aber grausam war der Mord nicht in Ossietzky Zweiwochenschrift fur Politik Kultur Wirtschaft Nr 23 17 November 2007 Winfried Schunk Erinnerungen an den Vollzugsdienst in der JVA Butzbach in den funfziger JahrenEinzelnachweise Bearbeiten Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd IV bearbeitet von C F Ruter Amsterdam University Press 1970 Nr 145 S 679 Peter Koblank Rachemorde nach Elser Attentat Online Edition Mythos Elser 2011 Thomas Schattner Strippels Blutspur durch Europas KZs Sie begann vor 70 Jahren hier in Unshausen Memento vom 23 Juli 2007 im Internet Archive PDF 107 kB in Gedenkstatte Breitenau Rundbrief 24 57 S 57f Zitiert bei Hans Canje Aber grausam war der Mord nicht Memento vom 30 Marz 2013 im Internet Archive in Ossietzky Zweiwochenschrift fur Politik Kultur Wirtschaft Nr 23 17 November 2007 Hans Canje Aber grausam war der Mord nicht Ossietzky 23 2007 Gunther Schwarberg Meine zwanzig Kinder Gottingen Steidl Verlag 1996 Normdaten Person GND 123046076 lobid OGND AKS LCCN no2008049637 VIAF 69825826 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Strippel ArnoldALTERNATIVNAMEN Strippel Arnold Georg vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher SS Obersturmfuhrer und KZ VerbrecherGEBURTSDATUM 2 Juni 1911GEBURTSORT UnshausenSTERBEDATUM 1 Mai 1994STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arnold Strippel amp oldid 237344446