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Der sogenannte Aristeasbrief ist eine in griechischer Sprache verfasste pseudepigraphe Schrift eines Juden aus der Epoche des Hellenismus Er schildert und rechtfertigt die Ubersetzung des Pentateuchs aus dem Hebraischen ins Griechische Septuaginta Inhaltsverzeichnis 1 Verfasser und Datierung 2 Inhalt 3 Uberlieferungs und Forschungsgeschichte 4 Ausgaben 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenVerfasser und Datierung BearbeitenDer unbekannte Verfasser des Textes hat sich das Pseudonym Aristeas zugelegt und gibt sich als Anhanger der griechischen Religion aus Er gibt sich den Anschein ein hohes Amt am Hof des agyptischen Konigs Ptolemaios gemeint ist Ptolemaios II Philadelphos 285 246 v Chr zu bekleiden In dem Brief berichtet er seinem angeblichen Freund Philokrates uber die Umstande der Entstehung des Septuaginta Textes In Wirklichkeit handelte es sich jedoch bei dem Verfasser um einen agyptischen Juden aus Alexandria der sich an ein hellenisiertes judisches Publikum wandte Der Inhalt bietet keine brauchbaren Kriterien fur eine sichere Datierung Aus formalen Grunden die den Stil der in den Brief eingefugten angeblichen offiziellen Schriftstucke betreffen kann man aber davon ausgehen dass der Aristeasbrief in Wahrheit in der zweiten Halfte des 2 Jahrhunderts v Chr entstanden ist 1 Inhalt BearbeitenIn dem Brief berichtet Pseudo Aristeas er sei auf Anregung des koniglichen Bibliothekars Demetrios von Phaleron von Konig Ptolemaios II nach Jerusalem zu dem judischen Hohenpriester Eleazar entsandt worden mit dem er Gesprache uber die allegorische Bedeutung judischer religioser Gebote gefuhrt habe Dann sei er mit Tora Schriftrollen und mit 72 Ubersetzern nach Alexandria zuruckgekehrt jeweils 6 Manner aus den Zwolf Stammen Israels Diese hatten dann in 72 Tagen den Pentateuch ins Griechische ubersetzt Die spatere weitere Ausschmuckung der Legende laut der die 72 Ubersetzer unabhangig voneinander arbeiteten und trotzdem durch gottliche Eingebung alle den wortgleichen griechischen Text produzierten findet sich im Aristeasbrief noch nicht Ausfuhrlich wird dagegen uber die Tischgesprache der 72 Gelehrten mit dem makedonischen Konig Agyptens berichtet in denen Ptolemaios den Juden im Verlauf von sieben Tagen philosophische Fragen stellte jeder der 72 beantwortete eine Frage Die Ubersetzung sei von den Juden in Alexandria gutgeheissen worden Sie sei damit autorisiert und wer daran etwas andere der solle verflucht sein Dann sei das Werk dem Konig vorgelegt worden der es in seiner Bibliothek der beruhmten Bibliothek von Alexandria zu besitzen wunschte Ausserdem wird in dem Brief berichtet der Konig habe auf Bitten des Aristeas allen judischen Kriegsgefangenen die sich als Sklaven in seinem Reich befanden die Freiheit geschenkt Pseudo Aristeas erweist sich als aufgeklart und der griechisch hellenistischen Denkweise gegenuber sehr aufgeschlossen Er meint etwa Zeus sei schlicht ein anderer Name fur den judisch monotheistischen Gott Den griechischen Polytheismus lehnt er als glaubiger Jude zwar ab vermeidet aber Polemik zumal er selbst sich ja als Grieche ausgibt Er lasst den Hohenpriester Eleazar eine euhemeristische Deutung vortragen Die griechischen Gotter seien ursprunglich hervorragende Menschen gewesen die durch ihre bedeutenden Leistungen vor langer Zeit zu gottlichen Ehren gelangt seien Mit Blick auf seine judische Leserschaft bemuht sich der Verfasser das Vorhaben der Ubersetzung des Pentateuchs ins Griechische als gerechtfertigt und gegluckt darzustellen und Zweifeln seiner judischen Zeitgenossen an der Korrektheit des Ubersetzungstextes entgegenzutreten Im Brief findet sich auch die alteste literarische Nachricht uber den judischen Brauch von Tefillin und Mesusa 2 Uberlieferungs und Forschungsgeschichte BearbeitenEs sind mehr als 20 Handschriften dieses Briefes uberliefert der auch in vielen anderen Texten erwahnt und zitiert wird Er ist in einwandfreiem Griechisch abgefasst Eine Abschrift in deutscher Sprache ist beispielsweise mit Cod Pal germ 10 Anfang 16 Jh gegeben Der Brief wurde bereits fruh aufgrund philologischer Textkritik als Falschung erkannt Schon Humphrey Hody verfasste 1684 seine Contra historiam Aristeae de LXX interpretibus dissertatio worin er ausfuhrt der Brief sei eine spate Falschung durch einen hellenisierten Juden Ihm widersprach allerdings Isaac Vossius 1618 1689 der Bibliothekar der Konigin Christine von Schweden im Anhang seiner Ausgabe des Pomponius Mela Ausgaben BearbeitenEmil Kautzsch Hrsg Die Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments Bd 2 Die Apokryphen des Alten Testaments Darmstadt 1962 2 unveranderter Nachdruck der Erstausgabe von 1900 Andre Pelletier Hrsg Lettre d Aristee a Philocrate Paris 1962 kritische Edition mit franzosischer Ubersetzung Norbert Meisner Aristeasbrief in Kummel Werner Georg Lichtenberger Hermann Hrsg Judische Schriften aus hellenistisch romischer Zeit Bd 2 Unterweisung in erzahlender Form Gutersloh 1973 S 35 88 Shutt R J H Letter of Aristeas in Charlesworth James Hamilton Hrsg The Old Testament Pseudepigrapha Vol 2 Expansions of the Old Testament and Legends Wisdom and Philosophical Literature Prayers Psalms and Odes Fragments of Lost Judaeo Hellenistic Works Garden City New York 1985 7 34 Kai Brodersen Hrsg Aristeas Der Konig und die Bibel Griech Dt Reclams Universal Bibliothek 18576 Stuttgart Reclam 2008 ISBN 3 15 018576 9Literatur BearbeitenAdolf Julicher Aristeas 13 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band II 1 Stuttgart 1895 Sp 878 f Reinhard Feldmeier Weise hinter eisernen Mauern Tora und judisches Selbstverstandnis zwischen Akkulturation und Absonderung im Aristeasbrief in Martin Hengel Anna Maria Schwemer Hrsg Die Septuaginta zwischen Judentum und Christentum Tubingen Mohr Siebeck 1994 S 20 37 Justus Cobet Der sogeannte Aristeas Brief Judische Geschichte und Alte Geschichte in Saeculum 72 2022 S 59 104 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Der Aristeasbrief Deutsche Ubersetzung von Paul Riessler David M Miller and Ian W Scott Letter of Aristeas Griechischer Text bei Online Critical Pseudepigrapha R H Charles Engl Ubersetzung von Christian Classics Ethereal Library Kaufmann Kohler Paul Wendland Artikel in der Jewish Encyclopedia 1901 06 Kirby Peter Ressourcen Links und kurze Auszuge aus Sekundarliteratur Early Jewish Writings Michael Tilly Aristeasbrief In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 2006 ff Anmerkungen Bearbeiten Karlheinz Muller Aristeasbrief in Theologische Realenzyklopadie Band 3 Berlin 1978 S 724 Othmar Keel Zeichen der Verbundenheit Zur Vorgeschichte und Bedeutung der Forderungen von Deuteronomium 6 8f und Par in Casetti Pierre et al Hrsg Melanges Dominique Barthelemy Etudes bibliques offertes a l occasion de son 60e anniversaire Fribourg Gottingen 1981 166 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aristeasbrief amp oldid 238304486