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Der Archaologische Park Cambodunum in Kempten Allgau ist ein Ausgrabungsgelande und Museum uber die Besiedlung des romerzeitlichen Ortes Cambodunum zur Zeit des Kaisers Augustus Er liegt im sogenannten Bleicherosch im Viertel Auf dem Lindenberg rechts der Iller auf einer hochwassersicheren Terrasse und ist seit dem Jahre 1983 offentlich zuganglich Die Ausgrabungsarbeiten begannen am 19 September 1885 durch den Kemptener Kaufmann August Ulrich unter dem speziell hierfur gegrundeten Allgauer Alterthumsverein Seither wurden uber vierzig weitere Grabungen durchgefuhrt August Thiersch war sich sicher dass man mit dem entdeckten Forum auf die schon lange hier vermutete romische Stadt Cambodunum gestossen war Neben der Besichtigung der Ausgrabungen werden auch verschiedene Veranstaltungen und Besucherprojekte angeboten Der Park gliedert sich in drei Bereiche den gallo romischen Tempelbezirk mit funf rekonstruierten Bauten und einer Doppelhalle die den Tempelbezirk auf drei Seiten umgab den kleinen Thermen mit einem museal ausgestatteten Schutzbau und das Forum mit der Basilika Pratorium Mannschaftsunterkunften und Wirtschaftsgebauden von Cambodunum Die Anlage ist der grosste vollstandige archaologische Grabplatz nordlich der Alpen Im Jahre 1982 entschloss sich die Stadt Kempten mit dem Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege und dem Institut fur Provinzialromische Archaologie an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen eine eigene Stadtarchaologie ins Leben zu rufen aus Geldeinsparungsgrunden wurde diese mittlerweile in das Kulturamt eingegliedert Archaologischer Park Cambodunum Gallo romischer Tempelbezirk mit rekonstruierten TempelnDatenOrt Kempten Allgau Art Besiedlung des romerzeitlichen Ortes CambodunumEroffnung 1983Besucheranzahl jahrlich 50 000Leitung Stadt Kempten Allgau Website https apc kempten deISIL DE MUS 026626 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Gebaude 1 1 Der gallo romische Tempelbezirk 1 1 1 Forschungsgeschichte 1 1 2 Befunde 1 1 3 Heutiger Zustand 1 2 Der Heilige Bezirk 1 3 Geokoordinaten 2 Einzelnachweise 3 Literatur 4 WeblinksGeschichte und Gebaude Bearbeiten nbsp Lageplan der AnlageCambodunum war im 1 Jahrhundert n Chr der Verwaltungssitz des Statthalters der Provinz Ratien Erst spater wurde Augusta Vindelicum Hauptstadt Der Statthalter residierte im Praetorium das spater als die politische Bedeutung des Ortes zuruckgegangen war zu einem Gastehaus umgebaut wurde Auch die Thermen die sich an das Gebaude anschliessen waren zunachst fur den Gebrauch des Statthalters bestimmt und wurden nachtraglich etwa durch den Einbau offentlicher Latrinen umgerustet Die Uberreste der Badeanlage sind gut erhalten und didaktisch aufbereitet Das umfangreiche Gelande des Forums mit den Uberresten einer Basilika die wahrscheinlich um 70 n Chr nach einem Brand neu errichtet wurde spricht fur die Bedeutung des Ortes zu dieser Zeit Die gegenseitigen Einflusse der ursprunglichen keltisch germanischen Bevolkerung und der eingewanderten Romer spiegelt der Tempelbezirk wider Zwar sind von der fruheren anzunehmenden Keltensiedlung die schon von Strabon erwahnt wird keine Spuren mehr zu erkennen doch dreizehn Tempel oder Kultbauten aus dem 1 und 2 Jahrhundert n Chr zeugen von dem Nebeneinander der Religionen der Kelten Germanen und Romer Diese Gebaude wurden in Originalgrosse rekonstruiert Altare und Weiheinschriften sprechen insbesondere fur eine Verehrung der Gottheiten Merkur Herkules und Epona Nach dem romischen Verstandnis war der Tempel ausschliesslich das Wohnhaus des darin verehrten Gottes im Gegensatz zu den spater entstandenen christlichen Kirchen die der Gemeinde als Versammlungsort dienten Einzig der romische Priester konnte den Tempel betreten Der Altar des Tempels stand auch nicht im Tempel sondern davor Hier konnte der Glaubige beten und opfern Die Opfergabe konnte mit einer Votivtafel begleitet werden die der Priester dann innerhalb des Tempels anbrachte Weitere archaologische Funde aus den Grabungen wurden bis zur Schliessung im Jahr 2015 auch im Romischen Museum Kempten im Zumsteinhaus ausgestellt Der gallo romische Tempelbezirk Bearbeiten Forschungsgeschichte Bearbeiten Der gallo romische Tempelbezirk wurde in den Jahren 1937 bis 1938 unter der Leitung von Ludwig Ohlenroth erstmals in grossen Teilen ergraben und wissenschaftlich aufgenommen 1 Ohlenroths vorbildliche und in den meisten Fallen erhalten gebliebenen Arbeiten erleichterten in den Jahren 1983 bis 1985 eine steingerechte Teilrekonstruktion in den Zustand von 1938 Dies war notwendig geworden da vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg die freiliegenden Fundamente dem Steinraub zum Opfer gefallenen waren Zeitgleich mit der Wiederherstellung fand eine erneute Ausgrabung des inzwischen verwilderten Areals statt Wie sich zeigte waren alle in den 1930er Jahren noch vorgefundenen Mauerteile uber dem Laufniveau zwischenzeitlich abgeraumt worden In den meisten Fallen wurden fur die Rekonstruktionsarbeiten die letzten Reste des originalen Befundes im Vorfeld vollstandig entfernt und uber einem Betonfundament wiederaufgebaut Diese Massnahmen zerstorten zwar fast die gesamte antike Bausubstanz doch nur so liess sich eine witterungsbestandige archaologische Parkanlage verwirklichen in der auch vollstandige Rekonstruktionsversuche antiker Bauten entstehen sollten 2 Befunde Bearbeiten Das Areal bot in den fruhen Jahren der romischen Besiedlung noch ein anderes Bild als heute da sich der Gelandesporn des Illerhochufers auf dem spater der Tempelbezirk errichtet wurde ursprunglich durch eine breite und tiefe Gelandeabsenkung vom restlichen Hochufer absetzte Es konnte festgestellt werden dass in der Fruhphase innerhalb dieser Senke ein 60 80 Zentimeter breiter und 50 70 Zentimeter tiefer Graben vielleicht ein Doppelgraben existiert hat der jedoch schnell wieder verschuttet wurde Die Verfullung barg geringe Reste an Tierknochen 3 In welchem Mass die Tempel der ersten Holzbauphase zeitlich zu der Grabenanlage gehort haben konnte nicht mit Sicherheit geklart werden Es ist jedoch davon auszugehen dass die Mehrzahl der Holzbauten in eine Zeit gehoren als die naturliche Gelandeabsenkung bereits mit Siedlungs Zerstorungs und Bauschuttschichten langsam nivelliert wurde Die erhaltenen Spuren dieser fruhen Periode zeigen dass der Tempelbezirk bereits damals annahernd die Grosse des spateren Steinausbaus erreichte Rechteckige Strukturen weisen auf holzerne Umgangstempel und Kapellen hin im Westen lasst sich eine nur teilweise erhaltene uber 25 Meter lange und rund 5 Meter breite Baustruktur ausmachen die aus dem Schema der ubrigen sicher rekonstruierbaren Grundrisse herausfallt Innerhalb dieser Holzbauphase konnten mehrere Zeitstellungen festgestellt werden Einige Bauten wurden vielleicht auch profan genutzt So fand sich eine holzverschalte Zisterne und ein vielleicht zur Metallverarbeitung hergerichteter Brennofen Beide Strukturen konnten der Spatzeit der Holzbauphase angehoren Soweit es sich nachvollziehen lasst waren die meisten Bauten in nord nordwestliche Richtung gedreht Diese Ausrichtung wird von der spater entstandenen den Tempelbezirk umschliessenden steinernen Umgangshalle an ihrer Ostseite wieder aufgenommen Die Mehrzahl der zur Steinbauphase gehorenden nach Osten orientierten Bauten durften im 2 Jahrhundert einige wenige auch im 3 Jahrhundert n Chr entstanden sein 4 Heutiger Zustand Bearbeiten nbsp Rekonstruierter Tempel des Hercules Umgangstempel nbsp Altar im Hercules TempelEs befinden sich sechzehn Fundplatze von Kultstatten verschiedener Grosse in diesem Bereich Funf der Tempel wurden behutsam rekonstruiert Das Gelande ist nach Osten abgeschlossen mit einer rekonstruierten Doppelhalle die den Tempelbezirk auf drei Seiten umgab Die weiteren Fundplatze im Einzelnen sind Sockel eines Denkmals vielleicht eine Jupitersaule Kleiner Tempel Tempel der Epona Gallo romischer Umgangstempel des Hercules Doppelhalle Kleiner Tempel Brandopferaltar Kleiner Tempel Kleiner Tempel Podest fur Weihegaben Einfacher rechteckiger Kultbau Kleiner Tempel oder Nebengebaude Plattenfundament fur einen Tempel Bildstockartige Kapelle Kleiner Tempel Plattenfundament fur einen TempelDie Rekonstruktion des Umgangstempels richtete sich nach den Vorbildern aus Funden in Autun Perigieux und Villetoureix Von den 350 erforschten Tempeln die hauptsachlich in von Kelten bewohnten Gebieten der romischen Provinzen lagen wurde nach D R Wilson 1980 5 bei 345 gesichert nachgewiesen dass der Umgang ein offener Saulenumgang war Der Kemptener Tempel zeigt jedoch anhand der Aussenmauern des Umgangs nur je zwei Stutzstellungen aus Holz auf jeder Seite Sie wurden als Stutzen fur das Dach baustatischen Anforderungen nicht genugen deswegen wurde der Tempel mit einem geschlossenen Umgang rekonstruiert Auch Uberlegungen uber die jahrlichen Schneemengen im Allgau des exponiert in der Westwinddrift gelegenen Tempels waren dafur ausschlaggebend den Umlauf in einer geschlossenen Form zu rekonstruieren Der Heilige Bezirk Bearbeiten Der Heilige Bezirk misst 800 romische Fuss 238 10 m in der Lange und 600 romische Fuss 178 95 m in der Breite Er hatte die Funktion eines religiosen Kultplatzes der romischen Religion war aber auch weltlicher Versammlungsplatz Von einer Mauer umgeben erhob sich in der Mitte ein grosser Altar Dieser Altar konnte der Stadtgottin Roma und dem vergottlichten romischen Kaiserhaus geweiht gewesen sein Geokoordinaten Bearbeiten Tempelbezirk 47 43 39 5 N 10 19 22 9 O 47 727633436111 10 323028563889 Kleine Therme 47 43 40 4 N 10 19 36 9 O 47 727878808333 10 326912402778 Basilika 47 43 35 7 N 10 19 34 O 47 726594205556 10 326118469444 nbsp Die umschliessende Doppelhalle des Tempelbezirkes nbsp Das Schutzgebaude uber den kleinen Thermen nbsp Die Grundmauern der Basilika nach Osten fotografiertEinzelnachweise Bearbeiten Gunter Ulbert Gerhard Weber Hrsg Gerhard Weber Cambodunum Kempten Neue archaologische Forschungen und der geplante Archaologische Park In Konservierte Geschichte Antike Bauten und ihre Erhaltung Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1985 ISBN 3 8062 0450 0 S 57 Gunter Ulbert Gerhard Weber Hrsg Gerhard Weber Cambodunum Kempten Neue archaologische Forschungen und der geplante Archaologische Park In Konservierte Geschichte Antike Bauten und ihre Erhaltung Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1985 ISBN 3 8062 0450 0 S 61 64 Gunter Ulbert Gerhard Weber Hrsg Gerhard Weber Cambodunum Kempten Neue archaologische Forschungen und der geplante Archaologische Park In Konservierte Geschichte Antike Bauten und ihre Erhaltung Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1985 ISBN 3 8062 0450 0 S 58 Gunter Ulbert Gerhard Weber Hrsg Gerhard Weber Cambodunum Kempten Neue archaologische Forschungen und der geplante Archaologische Park In Konservierte Geschichte Antike Bauten und ihre Erhaltung Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1985 ISBN 3 8062 0450 0 S 59 Gerhard Weber Archaologischer Park Cambodunum APC Abschnitt 1 Der galloromische Tempelbezirk 4 unveranderte Auflage Archaologische Abteilung des Kulturamtes der Stadt Kempten Kempten Allgau 1998 S 37 Literatur BearbeitenGerhard Weber Archaologischer Park Cambodunum APC Abschnitt 1 Der galloromische Tempelbezirk 4 unveranderte Auflage Archaologische Abteilung des Kulturamtes der Stadt Kempten Kempten Allgau 1998 Gerhard Weber Kempten Allgau Schw Romerstadt Cambodunum In Wolfgang Czysz u a Die Romer in Bayern Lizenzausgabe der Auflage von 1995 Nikol Hamburg 2005 ISBN 3 937872 11 6 S 463 468 Wolfgang Czysz und Volker Babucke Kempten und das Allgau Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Deutschland 30 Theiss Stuttgart 1995 ISBN 3 8062 1150 7Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Cambodunum Sammlung von Bildern nbsp Commons Rekonstruktion des Herkulestempels im Archaologischen Park Cambodunum Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Archaologischer Park Cambodunum offizielle Webprasenz APC auf der offiziellen Webseite der Stadt Kempten CamboCanal Antike in Kempten offizieller YouTube Kanal des APC und der Stadtarchaologie Kempten47 727633436111 10 323028563889 Koordinaten 47 43 39 5 N 10 19 22 9 O Museen in Kempten Allgau Aktuelle Allgauer Burgenmuseum Archaologischer Park Furstabtliche Residenz Kempten Museum Kunsthalle nbsp Ehemalige Allgau Museum Alpenlandische Galerie Alpinmuseum Naturkundemuseum und Romisches Museum im Zumsteinhaus Normdaten Korperschaft GND 5179581 4 lobid OGND AKS VIAF 139223185 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Archaologischer Park Cambodunum amp oldid 221344180