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Die Arbeiterkolonie Luhlerheim ist heute eine Sozialeinrichtung der freien gemeinnutzigen Evangelischen Stiftung Luhlerheim fur Senioren sowie fur Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten 1886 wurde sie als Arbeiterkolonie des Rheinischen Vereins wider die Vagabundennoth in der Luhlerheide eroffnet einer Heidelandschaft in Weselerwald heute ein Ortsteil von Schermbeck Als kirchliche Stiftung privaten Rechts unterliegt sie der Aufsicht des Landeskirchenamts der Evangelischen Kirche im Rheinland in Dusseldorf Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAm Ende der 1870er und zu Beginn der 1880er Jahre hatten im Deutschen Kaiserreich als Folge der Bevolkerungsentwicklung und der Grunderkrise die Vagabundennoth und die mit ihr verbundene Wanderbettelei und Obdachlosigkeit ein auffalliges Ausmass des Prekariats und einen als besonders kritisch empfundenen Aspekt der Sozialen Frage geschaffen Dies rief Krafte der Inneren Mission um Friedrich von Bodelschwingh auf den Plan als Fursorge eine Einrichtung im Sinne einer Wanderarbeitsstatte einer Herberge zur Heimath eines Arbeitshauses einer Resozialisierungsanstalt und eines Arbeitsnachweises zu schaffen In Form der Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf errichteten sie 1882 in Sende bei Verl in der Provinz Westfalen eine diesbezuglich als musterhaft angesehene Anlage nbsp Haus der Arbeiterkolonie Luhlerheim nbsp InneneinrichtungIn der Rheinprovinz ging die Initiative zu einer ahnlichen Einrichtung von dem evangelischen Dusseldorfer Gefangnispfarrer Hermann Stursberg aus einem Aktivisten der 1826 von Theodor Fliedner gegrundeten Rheinisch Westfalischen Gefangnis Gesellschaft Bereits am 7 Juli 1881 hatte er vor der 53 Generalversammlung dieser Gesellschaft einen wegweisenden Vortrag uber die Vagabundenfrage gehalten Darin hatte er insbesondere ausfuhrlich dargestellt dass das Justiz und Gefangnissystem mit dem Problem uberfordert sei und ein Arrest von Vagabunden keine Losung biete sondern eine organisierte Naturalverpflegung gegen Arbeitsleistung angeboten werden musse 1 1883 konstituierte sich in Dusseldorf ein Rheinischer Verein wider die Vagabundennoth der es sich zur Aufgabe machte mittels Mitgliederbeitragen zwei Arbeiterkolonien eine katholische und eine evangelische zu grunden Anfang 1884 richtete der Verein einen konfessionsubergreifenden Spendenaufruf an die Bewohner der Rheinprovinz der zusatzliche Mittel erbrachte Ausserdem warb er beim Provinziallandtag der Rheinprovinz ein zinsfreies Darlehen uber 100 000 Mark ein Fur die zu grundende evangelische Arbeiterkolonie fand Stursberg nach einigem Suchen in der Luhlerheide einen gut 110 Hektar grossen Standort fur rund 100 Kolonisten der im April 1884 offiziell besichtigt und als geeignet befunden wurde Am 15 Februar bzw 21 Mai 1886 konnte die Arbeiterkolonie eroffnet werden 1888 war sie auf 120 Kolonisten eingerichtet Nach Jahresberichten hatte im Zeitraum von Februar 1886 bis Marz 1887 eine Gesamtzahl von 520 Kolonisten die Einrichtung aufgesucht Aus den in dieser Zeit angefallenen Betriebskosten von 34 778 Mark errechneten Statistiker einen Tagesbedarf von 76 Pfennig je Kolonist Mit der Grundung einer Stiftung Rheinische Evangelische Arbeiterkolonie Luhlerheim wurden im Jahr 1890 Korporationsrechte erlangt Damit fand die Grundungsphase ihren Abschluss Besondere Verdienste um die Bereitstellung zusatzlicher Mittel fur die Einrichtung erwarb sich in den 1900er Jahren der Dusseldorfer Regierungsrat a D und Landtagsabgeordnete Hermann von Watjen seinerzeit Vorsitzender des Kuratoriums des Luhlerheims der in dieser Zeit Spendensammlungen organisierte 2 und aus eigenen Mitteln eine Stiftung zugunsten der Arbeiterkolonie schuf 1911 beschloss das Kuratorium der Arbeiterkolonie deren Kolonisten zu Gottesdiensten die weiter entfernte evangelische Kirche von Drevenack oder zu Andachten ihren vielbenutzten Speisesaal aufsuchen mussten die Errichtung einer eigenen Kapelle nach Planen des Regierungsbaumeisters Karl Neuhaus aus Wesel Nach dem Typus einer niederrheinischen Saalkirche wurde sie von den Kolonisten bis 1912 erbaut 1984 erfuhr das Gebaude unter der Leitung von Dombaumeister Wolfgang Deurer eine umfassende Renovierung Heute steht die Kapelle zusammen mit der historischen Arbeiterkolonie als Baudenkmal unter Schutz 3 Literatur BearbeitenBeate Althammer Wider die Vagabundennoth Protestanten Katholiken und der Aufbau der deutschen Wandererfursorge im spaten 19 Jahrhundert In Michaela Mauer Bernhard Schneider Hrsg Konfessionen in den west und mitteleuropaischen Sozialsystemen im langen 19 Jahrhundert Ein edler Wettkampf der Barmherzigkeit Religion Kultur Gesellschaft Studien zur Kultur und Sozialgeschichte des Christentums in Neuzeit und Moderne Band 1 LIT Verlag Berlin 2013 ISBN 978 3 643 12003 8 S 163 ff Heinrich Bruckmann 100 Jahre Rheinische Evangelische Arbeiterkolonie Luhlerheim 1886 1986 Rheinische Evangelische Arbeiterkolonie Luhlerheim Schermbeck 1986 Evangel Kolonie Luhlerheim In G Berthold Statistik der deutschen Arbeiter Kolonien fur 1887 89 Mit Ruckblicken auf die Bedeutung derselben seit 1882 M Priber Berlin 1891 S 40 f Google Books Weblinks BearbeitenWebseite des LuhlerheimsEinzelnachweise Bearbeiten Hermann Stursberg Die Vagabundenfrage L Voss amp Co Dusseldorf 1882 Digitalisat S 64 Digitalisat Amtsblatt fur den Regierungsbezirk Dusseldorf Jahrgang 1907 S 231 Digitalisat Haus Hof amp Kapelle Webseite im Portal luehlerheim de abgerufen am 12 Oktober 202251 70146 6 7498 Koordinaten 51 42 5 3 N 6 44 59 3 O Normdaten Korperschaft GND 2087386 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arbeiterkolonie Luhlerheim amp oldid 227720317