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Antonius Divitis de Rycke de Rijke de Ryke le Riche zwischen 1470 und 1475 in Lowen um 1526 war ein franko flamischer Komponist Sanger und Kleriker der Renaissance 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenDer Tag der Geburt von Antonius Divitis konnte von den Musikhistorikern bisher nicht ermittelt werden Aus den Kapitularakten seiner ersten bekannten Stellung kann man entnehmen dass sein eigentlicher Name Antonius de Rycke war hiervon ist die franzosische Form le Riche abgeleitet oder lateinisiert Divitis des Reichen Letztere Form erscheint ausschliesslich auf seinen Musikhandschriften Es wird vermutet dass er seine Ausbildung in Brugge erhielt Am 13 Juni 1501 wurde er als Sanger und Kleriker an St Donatian in derselben Stadt aufgenommen und dort am 30 Juni zum Magister der Chorknaben Zangmeester ernannt Wenig spater am 12 Juli ubernahm er hier auch die Position des Succentors Chorleiters als Nachfolger von Alain de Groote Am 15 Dezember desselben Jahres empfing er die Priesterweihe und zelebrierte am 3 April des folgenden Jahres seine erste Messe Diese Stelle gab Divitis im Marz 1504 aus unbekannten Grunden auf und ubersiedelte nach Zeeland kurz darauf ging er nach Mecheln wo er an der Kirche St Rumbold am 4 April zum Chorleiter und Magister der Chorknaben ernannt wurde Finanzielle Probleme die ihn schon in Brugge und Zeeland verfolgt haben veranlassten ihn wohl auch diese Stelle nur ein Jahr spater wieder zu verlassen und an die Hofkapelle des Herzogtums Burgund zu gehen Diese Institution am Hof Philipps des Schonen war sicher eine der angesehensten musikalischen Einrichtungen dieser Zeit Divitis war hier ab Oktober 1505 Kollege von Pierre de la Rue Alexander Agricola und Marbrianus de Orto Im Jahr 1506 verlegte Philipp der Schone die gesamte Kapelle nach Spanien starb aber dort schon am 25 September des Jahres Wie etliche seiner Kollegen blieb Divitis noch bis 1508 in den Diensten der Regentin Johanna fur die folgenden zwei Jahre fehlen dann die Informationen In den Supplikenregistern der papstlichen Kurie wird Divitis im Mai 1510 als Sanger an der Kapelle der franzosischen Konigin Anne de Bretagne genannt wo zu dieser Zeit auch Jean Mouton Claude de Sermisy und Jean Richafort angestellt waren Nach dem Tod von Konigin Anne im Jahr 1514 ging die Kapelle auf Konig Ludwig XII uber welcher 1515 starb Divitis blieb auch unter seinem Nachfolger Franz I in dieser Stellung In der Motette Mater floreat florescat von Pierre Moulu komponiert moglicherweise anlasslich des Einzugs von Konigin Claudia im Jahr 1517 wird Divitis im Text Divitis felix genannt Nachdem Konig Franz nach seiner Niederlage in der Schlacht von Pavia 1525 gegen Kaiser Karl V gefangen genommen wurde reduzierte sich seine Hofhaltung drastisch und der Komponist verschwindet aus den Gehaltslisten Ab diesem Jahr verliert sich Divitis Spur ganzlich Die grosse Verbreitung seiner Werke in Italien lassen keinesfalls Ruckschlusse auf einen Italienaufenthalt zu weil Kompositionen aus dem Umfeld der franzosischen Hofkapelle Mouton Richafort de Sermisy Moulu sudlich der Alpen grundsatzlich sehr beliebt waren Es gibt aber im sogenannten Occo Kodex eine Requiem Komposition die in der burgundischen Schreibwerkstatt von Petrus Alamire kopiert wurde mit der Uberschrift Antonius divitis pie memorie Dies ist zwar eine Fehlzuschreibung weil das gleiche Stuck in zwei fruheren Handschriften von Alamire mit Antonius de fevin pie memorie betitelt ist aber der Schreiber dem dieser Fehler passierte hat offenbar gewusst dass auch Divitis zu dieser Zeit bereits verstorben war Bedeutung BearbeitenAhnlich wie bei vielen anderen franko flamischen Komponisten seiner Zeit und seiner Vorganger liegt der kunstlerische Rang und der Reiz der Musik von Antonius Divitis vor allem in der kreativen Verarbeitung von schon vorhandenem melodischen Material z B von Johannes Ockeghem oder Josquin Die Motette Ista est speciosa ist um einen Cantus firmus Tripelkanon herum aufgebaut seine Magnificat Vertonungen sowie die Motette Gloria laus et honor sind Cantus firmus Paraphrasen auf hochstem kontrapunktischen Niveau Der historisch und kunstlerisch bedeutendste Teil seines Gesamtwerks sind jedoch die drei vorhandenen Messenvertonungen fruhe Vertreter der Parodiemesse nach den Vorlauferwerken von Ockeghem Obrecht und Josquin Diese nahm in den ersten Jahrzehnten des 16 Jahrhunderts ihren Anfang bei den Komponisten am franzosischen Hof hier wurde nicht ein einstimmiger Cantus firmus sondern ein kompletter vierstimmiger Satz als Vorlage verarbeitet Die technische Meisterschaft von Antonius Divitis seine nicht ostentative aber immer klare Textvertonung und die reiche Fantasie im Umgang mit schon vorhandenem musikalischen Material stellen ihn den anderen franko flamischen Komponisten seiner Generation Mouton Richafort de Sermisy ebenburtig zur Seite Werke BearbeitenSamtlich Vokalmusik Gesamtausgabe Antonius Divitis Collected Works 1 Band herausgegeben von B A Nugent Madison 1993 Recent Researches in the Music of the Renaissance Nr 94 mit vollstandigen Quellenangaben Messen und Messenfragmente Missa Gaude Barbara zu vier Stimmen nach einer Motette von Jean Mouton Missa Quem dicunt homines zu vier Stimmen nach einer Motette von Jean Richafort Missa super Si dedero zu vier Stimmen nach der Liedmotette von Alexander Agricola oder Johannes Ghiselin Credo zu sechs Stimmen Pleni sunt coeli zu drei Stimmen Magnificat alle zu vier Stimmen Magnificat secundi toni Magnificat octavi toni Motetten soweit vollstandig erhalten Gloria laus et honor zu funf Stimmen Ista est speciosa zu funf Stimmen O desolatorum consolator zu vier Stimmen Per lignum salvi facti sumus zu funf Stimmen Salve regina Adieu mes amours zu funf Stimmen Semper eris pauper Kontrafaktur des Pleni aus der Missa Si dedero Fragmente von Motetten Ave Maria gemma zu drei Stimmen unvollstandig nur Tenor und Bass nachgewiesen Da pacem Domine Stimmenzahl unbekannt nur Alt erhalten Si ambulavero zu drei Stimmen unvollstandig nur Tenor und Bass nachgewiesen Chanson Fors seulement zu funf Stimmen Alt Sopran von Ockeghems gleichnamiger Chanson Zweifelhafte Werke und Fehlzuschreibungen Missa Dictes moy teilweise anonym teilweise Divitis oder Antoine de Fevin zugeschrieben von Antoine de Fevin Missa pro fidelibus defunctis Requiem Divitis bzw Fevin zugeschrieben von Antoine de Fevin Missa Vos qui in turribus im Inhaltsverzeichnis Divitis zu Gascone korrigiert von Mathieu Gascongne Magnificat quinti toni Divitis und Jean Richafort zugeschrieben Autorschaft nicht entschieden Literatur Auswahl BearbeitenH Prunieres La musique de la chambre et l ecurie sous le regne de Francois Ier In L Annee musicale Nr 1 1912 Seite 215 251 G van Dorslaer Antonius Divitis In Tijdschrift van de Vereniging voor nederlandse muziekgeschiedenis Nr 13 1929 Seite 1 16 Derselbe La Chapelle musicale de Philippe le Beau In Revue belge d archeologie et d histoire d art Nr 4 1934 Seite 21 57 und 139 165 K E Roediger Die geistlichen Musik Handschriften der Universitatsbibliothek Jena 2 Bande Jena 1935 L Lockwood A View of the Early Sixteenth century Parody Mass In Festschrift fur das Queens College Twenty fifth Anniversary New York 1964 Seite 53 77 B A Nugent The Life and Works of Antonius Divitis Dissertation an der North Texas State University Denton 1970 B Huys An Unknown Alamire Choirbook Occo Codex Recently Acquired by the Royal Library of Belgium In Tijdschrift van de Vereniging voor nederlandse muziekgeschiedenis Nr 24 1974 Seite 1 19 M K Duggan Queen Joanna and her Musicians In Musica disciplina Nr 30 1976 Seite 73 95 R Sherr The Membership of the Chapels of Louis XII and Anne de Bretagne in the Years Preceding their Deaths In Journal of Musicology Nr 6 1988 Seite 60 82 B A Nugent Vorwort zur Gesamtausgabe 1993 siehe Werke Ph Canguilhem Aux origines de la messe parodie Le cas d Antoine Divitis In Revue de musicologie Nr 82 1996 Seite 307 314Weblinks BearbeitenNoten und Audiodateien von Antonius Divitis im International Music Score Library Project Gemeinfreie Noten von Antonius Divitis in der Choral Public Domain Library ChoralWiki englisch Werke von und uber Antonius Divitis im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Die Musik in Geschichte und Gegenwart MGG Personenteil Band 5 Barenreiter Verlag Kassel und Basel 2001 ISBN 3 7618 1115 2 Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 2 C Elmendorff Herder Freiburg im Breisgau u a 1979 ISBN 3 451 18052 9 Normdaten Person GND 102498989 lobid OGND AKS LCCN no93011501 VIAF 290588954 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Divitis AntoniusALTERNATIVNAMEN De Rijcke Antonius De Rycke Antonius le Riche Antoine De Ryke AnthoniusKURZBESCHREIBUNG franco flamischer Komponist und Sanger der RenaissanceGEBURTSDATUM zwischen 1470 und 1475GEBURTSORT Lowen Herzogtum BrabantSTERBEDATUM um 1526 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