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Dieses aus dem 13 Jahrhundert stammende Bildwerk Anna selbdritt steht in der Kirche St Nikolai zu Stralsund Sie zeigt die heilige Anna zusammen mit ihrer Tochter Maria und dem Christuskind Die Plastik ist die zweitalteste Skulptur der Kirche nach einer kleinen thronenden Madonna aus Holz die allerdings im Kulturhistorischen Museum der Stadt aufbewahrt wird Sie steht seit 1938 in der zweiten Kapelle des nordlichen Chorumgangs der Kirche St Nikolai Anna selbdritt Frontalansicht 2007 Anna selbdritt Seitenansicht 2007 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 2 1 Entstehung 2 2 Standort 2 3 Forschungsgeschichte 3 Trivia 4 Literatur 5 WeblinksBeschreibung BearbeitenDas Bildwerk der Anna selbdritt in der Stralsunder Nikolaikirche ist aus Stuck und Eichenholz und hat die Masse von 2 24 Metern Hohe 1 07 Meter Breite und 0 67 Meter Tiefe Es steht auf einer 0 30 Meter starken Bohle welche wiederum auf einem polygonalen Betonsockel liegt Das Figurenwerk bildet zusammen mit dem Thronsitz einen Stuckkorper mit einer angesetzten aus Holz gefertigter Thronruckwand Die Ruckwand besteht aus einer Mittelbohle mit den Massen 0 72 0 07 Meter und zwei deutlich schmaleren seitlichen Bohlen die die Thronpfosten bilden Auf der Mittelbohle befindet sich ein aufgesetzter Zapfen der heute ohne Funktion einst den Baldachin trug Die Figurengruppe aus Stuck ist nicht voll ausgefuhrt sondern an der Ruckseite bis zur Schulterhohe der Anna ausgehohlt Sie besteht aus hochgebranntem Estrichgips Die heilige Anna sitzt auf einem Thron auf ihrem linken Arm tragt sie ihre Tochter Maria Der Jesusknabe sitzt aufrecht mit gekreuzten Beinen auf ihrem Oberschenkel mit der rechten Hand stutzt sie seinen Rucken Sowohl Anna als auch Maria tragen ein langarmliges Unterhemd und daruber einen Surcot und einen weiten Mantel Uber ihren Kopfen liegt jeweils ein leichtes Schleiertuch Die Gesichtszuge der beiden Frauen sind sparsam aber fein gezeichnet Marias Kopf ist kleiner als der ihrer Mutter Anna Beider Frauen Kopfe weisen Reste des Inkarnats auf Der rechte Arm der Anna die linke Hand der Maria sowie der Kopf beide Unterarme und zwei Zehen am linken Fuss des Jesuskindes fehlen Aussparungen in den Oberkorpern der Anna und der Maria enthielten Reliquien Diese wurden in goldenen Kastchen mit kristallenen Deckeln gezeigt Die Seitenlehnen des Throns sind mit Blendarchitektur in From von drei zweibahnigen spitzbogigen Fenstern verziert Erhaltene Farbreste deuten darauf hin dass der Thron in Gold mit dunkelblauen Hintergrunden gefasst war Der Thronsockel ist mit einem Fries geschmuckt Engelsbusten im von einem Kreis gerahmten Vierpass sind durch je zwei Rosenbluten getrennt Die Lehnen des Throns werden durch kniende Engel mit gespreizten Armen gestutzt beim Engel an der linken Thronwange fehlen der Kopf und ein Teil des Oberkorpers Die Sockel der Thronwangen sind Engelsbusten ahnlich derer auf dem Fries am Sockel versehen Geschichte BearbeitenEntstehung Bearbeiten Die Plastik wurde aus Stuck und Holz gefertigt Die Verzierungen am Holz wurden aus dem Holz herausgearbeitet Der Stuckkorper wurde in Gusstechnik ausgefuhrt worauf die Aushohlung an der Ruckseite hindeutet Dabei wurde ein Rohkorper gegossen und dann bearbeitet Der verwendete Estrichgips weist keine Verunreinigungen auf Die Ausmasse der Figur lassen zunachst vermuten dass diese vor Ort in Stralsund gefertigt wurde wobei der ausfuhrende unbekannte Kunstler zu der an der Nikolaikirche bestehenden Bauhutte gehort haben konnte Jedoch lasst sich ein Zusammenhang nicht weiter herstellen die Ausfuhrung des erst spater entstandenen Stuckwerks an den Chorpfeilern der Kirche in einem vollig anderen Stil lasst eine Zugehorigkeit des Kunstlers der Annenfigur zur Stralsunder Bauhutte unwahrscheinlich werden Lange Zeit wurde angenommen dass das Bildwerk um 1300 gefertigt wurde Diese Auffassung vertrat auch Otto Schmitt 1931 Die Nachforschungen und Vergleiche Juliane von Fircks Ende der 1990er Jahre lassen eine fruhere Entstehungszeit vermuten Sie verortet die Entstehungszeit auf zwischen etwa 1260 und 1270 und begrundet dies mit den erkennbaren Beziehungen der Figur zur franzosischen insbesondere Reimser Kathedralskulpturkunst als auch mit der sachsischen Plastik die durch den verwendeten ausserst reinen wahrscheinlich aus Sachsen stammenden Gips resultiert Der recht starre Stil der Stralsunder Anna selbdritt lasst sich zudem an typischen deutschen Bildwerken aus der Zeit nach 1250 erkennen Eine dendrochronologische Untersuchung des Eichenholzes erhartet die Vermutung dass das Bildwerk nach 1260 gefertigt wurde Standort Bearbeiten Die Plastik stand zunachst uber Jahrhunderte hinweg in der Annenkapelle der Nikolaikirche Im Altesten Stralsundischen Stadtbuch 1270 1310 ist fur das Jahr 1307 ein Wachter namentlich aufgefuhrt der vor einem Annenbild sitzt und seitens der Provisoren der Kirche zu bekostigen sei Dieses Stadtbuch eine Sammlung von zeitgenossischen Rechtsbeschlussen fuhrt im Jahr 1309 eine Annenkapelle capella sancte Anne auf Fortan fuhrt das Stadtbuch weiter namentlich Wachter des Annenbildes auf denen jeweils ein lebenslanger Unterhalt seitens der Kirchenvorsteher zu gewahren sei Aufgabe der Wachter war es die Reliquien zu bewachen und Opfergaben Geld und Naturalien einzusammeln Die genannte Annenkapelle der Kirche befand sich wahrscheinlich an der Nordwestseite der Kirche in einem Vorgangerbau der jetzigen zweijochigen Vorhalle in der sich das Portal zum Alten Markt offnet Die Kirchganger die vom Alten Markt aus die Kirche betraten kamen somit auf ihrem Weg an der Annenkapelle und der dort befindlichen Annenfigur vorbei Im Jahr 1938 wurde sie an ihren heutigen Standort im nordlichen Chorumgang versetzt Forschungsgeschichte Bearbeiten Die Plastik wurde im Jahr 1840 vom Historiker Franz Kugler in seiner Pommerschen Kunstgeschichte beschrieben findet sich eine kolossale aus Stucco gearbeitete Gruppe Sie stellt die heilieg Anna die Mutter der Maria vor welche die Maria auf dem Schoosse halt sowie diese in gleicher Stellung das Christuskind auf ihrem Schoosse tragt Die Haltung der Figuren ist noch steif die Verhaltnisse nicht ganz naturgemass aber in der Anordnung der Gewandung zeigt sich auch hier ein edler Sinn und in den etwas breiten Gesichtern der Ausdruck einer eigenthumlichen Milde Auch dies Werk das leider etwas beschadigt ist scheint noch dem vierzehnten Jahrhundert anzugehoren Franz Kugler Pommersche Kunstgeschichte Nach den erhaltenen Monumenten dargestellt Stettin 1840 Schon wenige Jahre spater gab es Bestrebungen die Plastik wiederherzustellen und den fehlenden Kopf des Christuskindes sowie die fehlenden Glieder zu erganzen Der Provisorat der Nikolaikirche schlug dem Rat der Stadt mit einem Schreiben vom 22 Marz 1855 den Maler Eduard Holbein fur die angestrebte Restaurierung vor Ignaz von Olfers Generaldirektor der Koniglichen Museen zu Berlin wandte sich 1856 mit einem Schreiben an den Leiter des Preussischen Ministeriums der geistlichen Unterrichts und Medizinalangelegenheiten Karl Otto von Raumer in dem er vorschlug die fehlenden Teile mit den damals neuartigen Mitteln zu bilden Was die colossale Figur der heil Anna aus Stein oder Stuck in der Nikolaikirche zu Stralsund betrifft mochte ich ebenfalls fur die Herstellung derselben stimmen diese wird durch die Mittel welche wir jetzt haben steinharte Massen von jeder Farbung zu bilden sehr erleichtert Ignaz von Olfers an Karl Otto von Raumer 11 Juni 1865 Dieses Vorhaben wurde nicht durchgefuhrt was aus heutiger kunsthistorischer Sicht einen Vorteil darstellt Der Stralsunder Stadtbaumeister Ernst von Haselberg beschrieb die Plastik 1902 kurz in seinem Inventarband Die Baudenkmaler des Regierungs Bezirks Stralsund in dem er auch erstmals einige Quellen zur Plastik in den Stadtbuchern der Stadt Stralsund auffuhrte Den ersten Aufsatz allein uber die Stuckplastik verfasste Otto Schmitt Professor fur Kunstgeschichte an der Universitat Greifswald im Jahr 1931 Er ordnete die Plastik der Magdeburger Kunst zu und gab um 1300 als Entstehungszeit an Den genauen Standort der Plastik die seit 1938 im Chorumgang stand konnten jedoch weder Ernst von Haselberg noch Otto Schmitt verorten Spater in den 1930er bis 1960er Jahren befassten sich auch die Kunsthistoriker Hans Wentzel und Nikolaus Zaske mit der Plastik der Anna selbdritt Nikolaus Zaske nahm an dass eine der Chorumgangskapellen der Anna geweiht gewesen sei Die Kunsthistorikerinnen Antje Grewolls und Juliane von Fircks beschaftigten sich Ende der 1990er Jahre erneut mit dem Kunstwerk Juliane von Fircks verfasste Ende der 1990er Jahre umfassende Ausarbeitungen zu der bedeutenden Stuckplastik der Hochgotik Antje Grewolls gelang es in ihrem Werk Die Kapellen der norddeutschen Kirchen im Mittelalter 1999 den Standort der Plastik vor ihrer Umsetzung 1938 zu lokalisieren Trivia BearbeitenUber Gerhart Hauptmann berichtet Arnold Gustavs dass er sich gern die Plastik angesehen habe In Stralsund wird eine alte Sandsteinskulptur aus dem 13 Jahrhundert aufbewahrt das Standbild der Heiligen Anna Selbdritt vor ihr stand der Dichter oft bewundernd und sagte sie gleiche einer antiken Magna Mater einer jener Urmutter von der Strome des Lebens ausgehen Arnold Gustavs Gerhart Hauptmann und Hiddensee Kleine Erinnerungen Verlag Petermanken Schwerin 1962Literatur BearbeitenOtto Schmitt Die Stralsunder Anna Selbdritt in Baltische Studien NF Band 33 Heft 1 Seite 65 88 1931 Juliane von Fircks Volkmar Herre Anna Selbdritt Eine kolossale Stuckplastik der Hochgotik in St Nikolai zu Stralsund Edition herre Stralsund 1999 ISBN 3 932014 08 1 Paul Ferdi Lange Hrsg Wenn Raume singen St Nikolai zu Stralsund Edition herre Stralsund 2001 ISBN 3 932014 11 1Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Anna selbdritt in St Nikolai Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Anna selbdritt in der Landesbibliographie MV Beschreibung auf www nikolai stralsund de der Seite der Kirchengemeinde St Nikolai Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anna selbdritt Stralsund amp oldid 209257729