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Angelika Sievers 28 September 1912 in Stolp 16 Juni 2007 in Bonn war eine deutsche Geographin Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus arbeitete Sievers in Forschungseinrichtungen der Raumplanung und kommt als freie Mitarbeiterin des Reichskommissariats fur die Festigung deutschen Volkstums unter Konrad Meyer neben Herbert Morgen und Walter Christaller dafur infrage den Generalplan Ost erarbeitet zu haben Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie Dozentin ab 1964 Professorin fur Geographie und ihre Didaktik an der Padagogischen Hochschule Vechta Sie legte Forschungen in sozialer Geographie mit Schwerpunkten auf Sudasien und Sri Lanka vor und befasste sich mit Fragen des Tourismus und der Religionsgeographie Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Studium und Tatigkeit wahrend des Nationalsozialismus 1 2 Nach dem Zweiten Weltkrieg 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenStudium und Tatigkeit wahrend des Nationalsozialismus Bearbeiten Die Tochter des Juristen und Stolper Stadtratsmitglieds Georg Sievers 1870 1935 legte 1932 ihr Abitur auf dem Lessing Gymnasium in Stolp ab Anschliessend studierte sie bis 1938 Englisch Geographie neuere Geschichte und Padagogik an den Universitaten Heidelberg Bonn und Berlin sowie mit einem DAAD Stipendium 1935 6 an der Clark University in Worcester Massachusetts wo sie 1936 mit der Arbeit Agricultural regions of Pomerania einen Master of Arts erwarb Im Januar 1939 wurde Sievers bei Carl Troll uber Rinderviehwirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika promoviert 1937 war sie der NSDAP und dem Reichskolonialbund beigetreten Nach ihrer Promotion arbeitete Sievers zunachst in der Reichsarbeitsgemeinschaft fur Raumforschung Schriftleitung der Zeitschrift Raumforschung und Raumordnung und ab 1940 als Sachbearbeiterin am Institut fur Agrarwesen und Agrarpolitik der Universitat Berlin Als Mitarbeiterin von Herbert Morgen mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte wirkte Sievers an Sozialanalysen landlicher Regionen Niedersachsens mit und erstellte nach Morgens Methoden kartographische Modelle sogenannte soziale Grundrisse von Dorfern und Gemeinden 1 Die Betrachtung der sozialen Struktur besonders des sozialen Grundrisses lehrt uns dass es reine Einzelhofgemeinden nicht Einzelhofsiedlungen von wenigen Ausnahmen abgesehen in heutiger Zeit nicht mehr gibt Sie haben aufgehort in der reinen Form zu bestehen als das Verlangen nach stadtischen Konsumgutern und nach stadtischen kulturellen Einrichtungen das Land eroberte als mit wachsender Arbeitsteilung das stadtische Handwerk dem Bauern so manche Arbeit abnahm die er fruher selbst verrichtet hatte Backer Fleischer Tischler Friseur und als die Verkehrserschliessung das Land der Stadt naher ruckte 2 Derartige Analysen dienten dem Aufbau von Volksgemeinschaft im sogenannten neuen deutschen Osten Wie Herbert Morgen und Walter Christaller war Sievers als freie Mitarbeiterin des Instituts fur Agrarwesen und Agrarpolitik fur das Amt IV Planung und Boden des 1939 neu geschaffenen SS Hauptamtes Reichskommissariat fur die Festigung deutschen Volkstums unter Konrad Meyer in der Planungspraxis tatig an der auch weitere Sozial und Agrarwissenschaftler wie Friedrich Kann und Josef Umlauf mitwirkten 3 Durch diese Konstruktion mussten die genannten Wissenschaftler nicht das Reichskommissariat als ihre Dienststelle angeben 4 Neben Morgen und Christaller kommt Sievers als eine derjenigen Mitarbeiter Meyers infrage die den Generalplan Ost erarbeiteten 5 Ab 1942 war sie als Referats und Schriftleiterin der Berichte zur deutschen Landeskunde in der Abteilung fur Landeskunde unter der Leitung von Emil Meynen im Reichsamt fur Landesaufnahme tatig Im Herbst 1942 fuhrte ein Wissenschaftlerausstausch im Rahmen des deutsch italienischen Kulturabkommens Sievers als Austauschassistentin nach Italien an das Internationale Landwirtschaftsinstitut in Rom sowie nach Bologna Florenz Pavia und Pisa Sie sammelte dort Material fur eine geplante Habilitation zu den Kultivierungsgebieten in Latium das spater im Krieg verloren ging Sievers kehrte nach Deutschland an das Reichsamt fur Landesaufnahme zuruck das im Dezember 1943 nach Worbis in Thuringen verlegt worden war Nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Das Institut wurde im April 1945 von der US Armee ubernommen und im Juli 1945 vor der Ubergabe Thuringens an die Sowjets nach Scheinfeld in Franken evakuiert wo es als Amt fur Landeskunde unter Emil Meynen und unter amerikanischer Aufsicht wiederbegrundet wurde Sievers die als Dolmetscherin fungiert hatte wurde somit von den Amerikanern bezahlt Gemeinsam mit Erich Otremba verfasste sie eine Beschreibung des Kreises Scheinfeld Zum 1 Januar 1949 wurde Sievers von Meynen gekundigt Ab April 1949 nahm sie obgleich nicht habilitiert ohne Lehrerexamen und ohne Schulerfahrung einen zunachst befristeten Lehrauftrag an der Padagogischen Hochschule Vechta an der Ende 1950 in eine dauerhafte Dozentur fur Heimatkunde und Didaktik der Geographie bzw spater in Geographie und ihre Didaktik umgewandelt wurde Am 23 Juni 1964 wurde sie zur Professorin ernannt 1955 begann Sievers mit Forschungen zu Sudasien und reiste nach Indien und Ceylon mit dem Ziel eine habilitationsadaquate Leistung vorzulegen Neben kleineren Publikationen und Vortragen veroffentlichte sie 1964 eine Landerkunde Ceylons Weitere Reisen zu vergleichenden Studien nach Thailand und Malaysia schlossen sich an Im Auftrag der UNESCO ubernahm sie 1964 fur zwei Jahre an der Secondary Teachers School in Zaria Nigeria den Aufbau des Schulfaches Geographie Am 31 Marz 1976 wurde Sievers in Vechta emeritiert Sie forschte weiter zum Thema Tourismus in Sudasien und zu religionsgeographischen Fragen und begrundete die Schriftenreihe Geographia Religionum mit Schriften Auswahl BearbeitenAgricultural divisions of Pomerania 1936 Die Rindviehwirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika Mittler Berlin Berlin 1939 Die Bodennutzung Grossbritanniens im Lichte der Statistik mit 4 Karten 1940 Merkmale der Binnenwanderung in den Vereinigten Staaten Ergebnisse der amerikanischen Forschung In Raumforschung und Raumordnung RuR 4 1940 1940 S 506 514 Herbert Morgen und Angelika Sievers Die naturlichen Grundlagen der landlichen Besitzverfassung Ein methodischer Beitrag In Raumforschung und Raumordnung RuR 5 1941 1941 S 368 377 A Sievers Arbeitsbericht aus dem Institut fur Agrarwesen und Agrarpolitik an der Universitat Berlin In Berichte zur deutschen Landeskunde Herausgegeben von der Abteilung fur Landeskunde im Reichsamt fur Landesaufnahme 1941 42 1 Bd S 87 89 Agrarprobleme in den Vereinigten Staaten In Raumforschung und Raumordnung RuR 6 Nr 6 7 1942 S 227 229 Die wirtschaftliche Bedeutung der Ukraine In Raumforschung und Raumordnung RuR 6 1942 1942 S 226 229 Schrifttum zur Landwirtschaftsgeographie Ein Uberblick uber letzte Jahrzehnt In Der Forschungsdienst Organ d dt Landwirtschaftswissenschaft 13 1942 1942 S 205 248 Zur Geographie der landwirtschaftlichen Betriebsgrossen Eine vergleichende Betrachtung nordostdeutscher Diluviallandschaft In Raumforschung und Raumordnung RuR 6 1942 1942 S 114 126 Der Einfluss der Siedlungsformen auf das Wirtschafts und Sozialgefuge des Dorfes In Berichte uber Landwirtschaft Zeitschrift fur Agrarpolitik und Landwirtschaft 29 1943 44 1943 S 1 52 Schrifttum zur Landwirtschaftsgeographie Ein Uberblick uber das letzte Jahrzehnt Koehler Leipzig 1944 Eine Forschungsreise nach Ceylon Pick Verlag Hagen 1956 Das singhalesische Dorf In Geographische Rundschau GR 10 Nr 8 1958 S 294 303 Forschungsreise nach Ceylon und Sudindien Verlag Ferdinand Schoningh Paderborn 1959 Mission und Schule Christliche Dorfer an der Malabarkuste Paderborn 1959 Die Christengruppen in Kerala Munster 1962 Die volkischen Spannungen in Ceylon und ihre Grundlagen In Geographische Rundschau GR 14 Nr 9 1962 S 357 365 Entwicklungsprobleme Ceylons In Entwicklungshilfe und Entwicklungsland Begriff Probleme und Moglichkeiten 1962 S 65 79 Ceylon Gesellschaft und Lebensraum in den orientalischen Tropen eine sozialgeographische Landeskunde Steiner Wiesbaden 1964 ISBN 3 515 00176 X Hrsg Christi Wort in aller Welt Eine geographische Darstellung der wichtigsten Missionslander Patmos Verl Dusseldorf 1965 Sudasien Zurich 1970 und Willi Walter Puls Nigeria Stammesprobleme eines neuen Staates im tropischen Afrika 1 Auflage Diesterweg Frankfurt am Main 1970 Helmut Ottenjann und Angelika Sievers Nordwestniedersachsische Regionalforschungen Schuster Leer 1974 Die Relevanz der Entwicklungslander im Geographiestudium Gedanken zur Konzeptualisierung S n s l 1982 Sudasien und andere ausgewahlte Beitrage aus Forschung und Praxis Reimer Berlin West 1982 Der Tourismus in Sri Lanka Ceylon Ein sozialgeographischer Beitrag zum Tourismusphanomen in tropischen Entwicklungslandern insbesondere in Sudasien Steiner Wiesbaden 1983 ISBN 978 3 515 03889 8 Surinder Mohan Bhardwaj und Gisbert Rinschede Pilgrimage in world religions Presented to Prof Dr Angelika Sievers on the occasion of her 75th Birthday D Reimer Berlin 1988 ISBN 978 3 496 00959 7 Literatur BearbeitenHorst Alfons Meissner Ein Leben fur die Geographie in Lehre und Forschung Angelika Sievers zum 100 Geburtstag In Jahrbuch fur das Oldenburger Munsterland 2013 S 350 362 Einzelnachweise Bearbeiten Hansjorg Gutberger Sozialstruktur und Sozialraumforschung im Nationalsozialismus Eine Skizze der Forschungslinien In Jahrbuch fur Soziologiegeschichte 1992 1994 S 68 Angelika Sievers Der Einfluss der Siedlungsformen auf das Wirtschafts und Sozialgefuge des Dorfes In Berichte uber Landwirtschaft Band 29 Nr 1 Berlin 1943 S 1 52 hier 15 Hansjorg Gutberger Sozialstruktur und Sozialraumforschung im Nationalsozialismus Eine Skizze der Forschungslinien In Jahrbuch fur Soziologiegeschichte 1992 1994 S 73 Mechtild Rossler Wissenschaft und Lebensraum Geographische Ostforschung im Nationalsozialismus Ein Beitrag zur Disziplingeschichte der Geographie Reimer Berlin 1990 S 165 Mechtild Rossler Wissenschaft und Lebensraum Geographische Ostforschung im Nationalsozialismus Ein Beitrag zur Disziplingeschichte der Geographie Reimer Berlin 1990 S 220 Normdaten Person GND 118614118 lobid OGND AKS LCCN n83006929 VIAF 267427085 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sievers AngelikaKURZBESCHREIBUNG deutsche GeographinGEBURTSDATUM 28 September 1912GEBURTSORT StolpSTERBEDATUM 16 Juni 2007STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Angelika Sievers amp oldid 229034397