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Grayanotoxine sind eine Gruppe von neurotoxischen Tetracyclophytanen die von verschiedenen Pflanzen produziert werden Sie werden teils als Genussmittel genutzt sorgen jedoch auch fur unbeabsichtigte Vergiftungen Grayanotoxine kommen sowohl im Labrador Tea als auch in Pontischem Honig vor Leucothoe grayana eine Traubenheide aus der Grayanotoxin erstmals extrahiert wurde 1 Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen und Geschichte 2 Gewinnung 3 Biosynthese und chemische Synthese 4 Vergiftungserscheinungen 5 Verwendung 6 Grayanotoxin als Waffe 7 EinzelnachweiseVorkommen und Geschichte Bearbeiten nbsp Grayanotoxin R1 R2 R3Grayanotoxin I OH CH3 AcGrayanotoxin II CH2 HGrayanotoxin III OH CH3 HGrayanotoxin IV CH2 AcAc acetyl nbsp Der Pontische Rhododendron Rhododendron ponticum Namensgeber des Grayanotoxin enthaltenden Pontischen Honigs nbsp Kalmia angustifolia eine Lorbeerrose enthalt ebenfalls Grayanotoxin Der erste bekannte Vertreter der Grayanotoxine ist Grayanotoxin I 2 Es ist ebenfalls bekannt als Andromedotoxin oder Rhodotoxin und wurde im Jahr 1934 als aktive Komponente in einem Extrakt aus Leucothoe grayana einer Pflanze aus der Gattung der Traubenheiden beschrieben 1 Grayanotoxine kommen in zahlreichen Vertretern der Familie der Heidekrautgewachse vor ausserdem in der Schmalblattrigen Lorbeerrose Kalmia angustifolia oder der Rosmarinheide Sie aktivieren Natriumionenkanale und wirken daher neurotoxisch 3 Es sind aktuell Stand 2016 mehr als 60 chemische Verbindungen bekannt die auf Grund ihrer chemischen Struktur zu den Grayanotoxinen gezahlt werden 4 Gewinnung BearbeitenGrayanotoxine konnen mit fur pflanzliche Diterpene ublichen Methoden aus Pflanzenmaterial extrahiert und aufgereinigt werden Grayanotoxine sind gut in heissem Wasser Essigsaure Ethanol und Methanol loslich 2 Ublich sind die Extraktion mit heissem Methanol und ein Aufreinigen durch Chromatographie 5 Alternativ kann der methanolische Extrakt eingedampft und der Ruckstand mit Chloroform ausgewaschen werden Nach Abdampfen des Chloroforms verbleibt ein oliger Ruckstand aus dem Grayanotoxin mit Ethylacetat auskristallisiert werden kann 4 Biosynthese und chemische Synthese BearbeitenDie Biosynthese der Grayanotoxine ist nicht vollstandig geklart jedoch bewiesen Experimente mit radioaktiven Markern einen Syntheseweg uber Mevalonsaure 5 Die Totalsynthese ist durch die ungewohnliche tetracyclische Struktur und das dichte Arrangement von Hydroxygruppen herausfordernd und erfordert zahlreiche Schritte Jedoch ist die Totalsynthese aufgrund der potentiellen pharmakologischen Relevanz dieser Verbindungsklasse interessant 6 Vergiftungserscheinungen BearbeitenVergiftungen mit Grayanotoxin sind selten todlich 7 Die ublichen Symptome sind starker Speichelfluss Schwitzen Ubelkeit Schwindel Schwache und niedriger Blutdruck 8 Nur selten ist eine Behandlung der Symptome mit Atropin notig Auch bei Tieren sind Vergiftungserscheinungen bekannt die durch den Konsum von grayanotoxinhaltigen Pflanzen verursacht wurden 9 Verwendung BearbeitenVor allem Pontischer Honig der aus dem Nektar der Grayanotoxin enthaltenden Pflanze Rhododendron ponticum stammt ist Ursache zahlreicher Vergiftungen Grayanotoxinen wird die Wirkung eines Aphrodisiakums nachgesagt und so kommt es zu Vergiftungen wenn Pontischer Honig bewusst als Genussmittel konsumiert wird 10 11 Ausserdem nutzen die Gurung ein Volk in Nepal Grayanotoxin enthaltenden Honig auf Grund seiner halluzinogenen Eigenschaften 12 Wegen seiner berauschenden Wirkungen wurde Pontischer Honig daruber hinaus im Europa des 18 Jahrhunderts verschiedenen Getranken beigegeben 13 Labrador Tea ein Krautertee der von Athabasken und Eskimos genossen wird wird unter anderem aus den Blattern des Sumpfporsts und des Gronlandischen Porsts bereitet Er enthalt Grayanotoxin und kann in grosseren Mengen die typischen Vergiftungserscheinungen auslosen 14 Grayanotoxin als Waffe BearbeitenDer griechische Autor und General Xenophon nahm an einem Feldzug hauptsachlich griechischer Soldner des persischen Prinzen Kyros gegen dessen Bruder Artaxerxes II teil wie er in der Anabasis berichtet Nachdem Kyros in der Schlacht bei Kunaxa 401 v Chr fiel zogen sich die griechischen Soldner und Xenophon zuruck und nahmen auf dem Ruckweg in der Gegend um Trapezus Honig zu sich der zu den typischen Symptomen fuhrte 15 16 Da solcher Honig nur im Sommer zu finden ist konnte die Blutezeit der Azaleen zur genaueren Datierung des Ereignisses genutzt werden 17 Eine absichtliche Vergiftung mit Grayanotoxin und eine anschliessende militarische Niederlage hat etwa 1500 romische Soldaten unter Gnaeus Pompeius Magnus um das Jahr 67 v Chr wahrend der Mithridatischen Kriege das Leben gekostet Grayanotoxin wird daher auch als antike Biowaffe bezeichnet 7 13 Berichte aus der Zeit stammen von Strabon der schreibt 16 Die Heptacometae erschlugen drei Manipel von Pompeius Armee als sie durch das bergige Land marschierten denn sie bereiteten Schalen des verruckten Honigs vor der von den Asten der Baume stammt stellten die Schalen an die Strasse und als die Soldaten ihn zu sich nahmen und ihre Sinne verloren griffen sie an und vernichteten sie Strabon Geographika 12 3 18 Daruber hinaus berichten auch Plinius der Altere und sein Zeitgenosse Lucius Iunius Moderatus Columella uber die Wirkung solchen Honigs 16 Einzelnachweise Bearbeiten a b S Miyajima S Takei The active constituents of Leucothoe grayana Max In Journal of the Agricultural Chemical Society of Japan Band 10 1934 S 1093 1103 a b David G Spoerke Jr Susan C Smolinske Toxicity of Houseplants CRC Press Boca Raton Ann Arbor Boston 1990 ISBN 978 0 8493 6655 0 S 25 28 online S Ito Y Nakazato A Ohga Further evidence for the involvement of Na channels in the release of adrenal catecholamine the effect of scorpion venom and grayanotoxin I In British journal of pharmacology Band 72 Nummer 1 Januar 1981 S 61 67 PMID 6261866 PMC 2071538 freier Volltext a b T Terai K Osakabe M Katai K Sakaguchi I Narama T Matsuura J Katakawa T Tetsumi Preparation of 9 hydroxy grayanotoxin derivatives and their acute toxicity in mice In Chemical amp pharmaceutical bulletin Band 51 Nummer 3 Marz 2003 S 351 353 PMID 12612430 a b Tetsuya Masutani Masayuki Hamada Eiko Kawano Junkichi Iwasa Zenzaburo Kumazawa Hiroo Ueda Biosynthesis of Grayanotoxins in Leucothoe grayana Max Incorporation of Mevalonic Acid and Kaurene into Grayanotoxin III In Agricultural and Biological Chemistry Band 45 Nummer 5 1981 S 1281 1282 doi 10 1080 00021369 1981 10864694 PDF 142 KB T Kan S Hosokawa S Nara M Oikawa S Ito F Matsuda H Shirahama Total Synthesis of Grayanotoxin III In The Journal of Organic Chemistry Band 59 Nummer 19 1994 S 5532 5534 doi 10 1021 jo00098a009 a b A Demircan A Keles F Bildik G Aygencel N O Dogan H F Gomez Mad honey sex therapeutic misadventures from an ancient biological weapon In Annals of emergency medicine Band 54 Nummer 6 Dezember 2009 S 824 829 doi 10 1016 j annemergmed 2009 06 010 PMID 19683834 P M Scott B B Coldwell G S Wiberg Grayanotoxins Occurrence and analysis in honey and a comparison of toxicities in mice In Food and cosmetics toxicology Band 9 Nummer 2 April 1971 S 179 184 PMID 5559997 B Puschner D M Holstege N Lamberski Grayanotoxin poisoning in three goats In Journal of the American Veterinary Medical Association Band 218 Nummer 4 Februar 2001 S 573 575 527 PMID 11229512 M Yarlioglues M Akpek I Ardic D Elcik O Sahin M G Kaya Mad honey sexual activity and acute inferior myocardial infarctions in a married couple In Texas Heart Institute journal Band 38 Nummer 5 2011 S 577 580 PMID 22163140 PMC 3231547 freier Volltext S A Jansen I Kleerekooper Z L Hofman I F Kappen A Stary Weinzinger M A van der Heyden Grayanotoxin poisoning mad honey disease and beyond In Cardiovascular toxicology Band 12 Nummer 3 September 2012 S 208 215 doi 10 1007 s12012 012 9162 2 PMID 22528814 PMC 3404272 freier Volltext Review Hallucinogen honey hunters 2011 a b Cheryll Williams Medicinal Plants in Australia Band 1 Bush 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