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Andreas Rieser 1 Juli 1908 1 in Dorfgastein 3 Marz 1966 in Bramberg am Wildkogel war osterreichischer Priester des Erzbistums Salzburg Er wurde als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus verfolgt und sieben Jahre in Konzentrationslagern interniert Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft Ausbildung und Tatigkeit bis zur Internierung 1 2 Leben im KZ 1 3 Leben nach der Befreiung und Nachwirken 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Ausbildung und Tatigkeit bis zur Internierung Bearbeiten Geboren wurde Andreas Rieser am 1 Juli 1908 1 als zweites Kind von Josef und Theresia Rieser Seine Eltern bewirtschafteten einen als armlich beschriebenen Bergbauernhof in der Praau beim Ortsteil Luggau der Gemeinde Dorfgastein im heutigen Bezirk St Johann im Pongau Er hatte zwei Schwestern und vier Bruder von denen einer spater den elterlichen Hof weiter bewirtschaftete Die Familie war tief im katholischen Glauben verwurzelt und die Eltern legten bei der Erziehung ihrer Kinder besonderen Wert auf innere Festigkeit und Geradlinigkeit Schon als Kind er war auch Ministrant in seiner Heimatpfarrei verspurte Andreas Rieser die Berufung zum Priester Nach dem Besuch des Kollegium Borromaeum Salzburg studierte er am Priesterseminar in Salzburg 2 Am 10 Juli 1932 empfing er die Priesterweihe und feierte seine Primiz am 31 Juli im heimatlichen Dorfgastein 1933 bekam er eine Stelle als Pfarrvikar in Stumm im Zillertal Schon vor dem Anschluss Osterreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938 hatte er sowohl von der Kanzel als auch in personlichen Gesprachen immer wieder vor dem Nationalsozialismus gewarnt Das Gendarmeriepostenkommando Kaltenbach schrieb am 7 Juli 1938 an die Gendarmerie in Dorfgastein Rieser war stets ein ausgesprochener Gegner des Nationalsozialismus und hat dadurch ofter Argernis erregt Er soll vor ca 2 Jahren unter anderem auch den Ausspruch getan haben Zehn Kommunisten sind mir lieber wie ein Nazi Wahrend der Zeit in der die NSDAP in Osterreich verboten war habe Rieser diese ofters von der Kanzel geschmaht In seiner Pfarrgemeinde war Rieser als eifriger engagierter und offener Priester und Seelsorger beliebt der sich besonders um die Jugend kummerte An seine Geradlinigkeit durchaus verbunden mit einer gewissen Strenge erinnerten sich die Stummer Burger noch nach Jahrzehnten 2 Am 1 Juni fuhr Andreas Rieser nach Dorfgastein um dort an einer Beerdigung teilzunehmen und um dem dortigen Pfarrer beim vierzigstundigen Stundgebet an Pfingsten auszuhelfen Zwei Tage spater erhielt Arno Binna Pfarrer von Dorfgastein einen Tipp dass aufgrund verschiedener gegen die Nationalsozialisten gerichteter Aussagen und Schriften seine Verhaftung durch diese geplant sei Daraufhin fluchtete er nach Italien 2 Die Pfarrei wurde daraufhin Rieser als Pfarradministrator anvertraut 3 von dem bald aktenkundig wurde dass er in seinen Predigten versteckte Kritik an den neuen Verhaltnissen ube 2 Am 18 Juni wurde er nach eigenen Angaben beauftragt fur den neu renovierten Kirchturm der Pfarrkirche in Dorfgastein eine Gedenkschrift zu verfassen die versiegelt im Turmknauf hinterlegt werden sollte Er ubergab das versiegelte Schreiben an den Spengler damit dieser es an der vorgesehenen Stelle hinterlegte Dieser brach das Siegel auf und leitete die Schrift an die ortlichen NS Funktionare weiter Inhaltlich hatte Andreas Rieser nachdem er die Machtergreifung der NSDAP in Deutschland durch Rucksichtslosigkeit und Gewalt beschrieben hatte bedauert dass es Bundeskanzler Schuschnigg nicht gelungen sei unter den Nazis etwas aufzuraumen um den von ihm als Uberfall bezeichneten Anschluss Osterreichs zu verhindern Er prangerte in dem Schreiben die miserable wirtschaftliche Lage den Hitlergruss die religiose Lauheit einschliesslich der Auflosung der katholischen Vereine und des Verbots von Zeitungen an Des Weiteren beklagte er darin die schwierige Lage von Priestern Den Schluss seines Schreibens bildet ein Hinweis auf das beruchtigte KZ Dachau in dem viele Manner die unter Schuschnigg gewirkt hatten schrecklich misshandelt wurden Er sagte in dem Schreiben auch einen furchtbaren Weltkrieg voraus Seine Biografin Birgit Kaiser zweifelt bei Teilen dieser Schreiben an der Authentizitat da von dem Originalschreiben nur eine Abschrift durch die ortlichen Gendarmen erhalten ist die sowohl sprachlich als auch aufgrund unzahliger Rechtschreib Interpunktions und auch sachlicher Fehler kaum originalgetreu das Schreiben eines studierten Theologen wiedergeben kann 2 Leben im KZ Bearbeiten Am 23 Juni 1938 wurde Andreas Rieser durch den Revierinspektor Emil Hubner der schon die oben genannte Abschrift mitverfasst hatte um 23 15 Uhr verhaftet Uber das sogenannte Polizeigefangenenhaus Salzburg kam er am 30 Juni ins Polizeigefangnis Munchen und von dort am 3 August 1938 ins KZ Dachau wo er die Haftlingsnummer 21859 erhielt Wegen des Verhaftungsgrundes erhielt er dort den Spitznamen Kaplan vom Zwiebelturm 2 Er kam als Schutzhaftling ins KZ der in eine Strafkompanie eingewiesen wurde Schon bei seiner Aufnahme musste er miterleben wie ein judischer Haftling wahrscheinlich totgeprugelt wurde Nachdem er sich unwillkurlich bekreuzigt hatte wurde er von einem anderen Haftling gewarnt dies zukunftig zu unterlassen da er ansonsten mit schlimmsten Strafen rechnen musse In dem Kommando wurde er dann gezwungen nassen Beton mit Schubkarren im Laufschritt durch die Gegend zu fahren Seine blutigen Hande wurden danach von SS Wachmannern mit Iod behandelt die dabei um ihn weiter zu demutigen von einer Salbung sprachen 2 In Dachau wurde er einmal von den Wachen an einem Strick zu einem Arbeitskommando aus Juden gezerrt die gerade rostigen Stacheldraht abbauten und zusammenwickelten Nach verbalen Demutigungen aller Beteiligten wobei man die judischen Gefangenen zwang zu sagen sie hatten Christus ermordet musste Rieser sich selbst eine Dornenkrone aus Stacheldraht wickeln die ihm die Wachmanner auf den Kopf setzten Sie zwangen die judischen Haftlinge ihn anzuspucken und liessen ihn danach Balken als Ersatz fur das Kreuz schleppen wobei sie ihn mehrfach zu Fall brachten 2 Insbesondere an christlichen Hochfesten zwang man ihn und andere Priester zu besonders erniedrigenden Tatigkeiten wahrend man ihnen gleichzeitig die sofortige Freilassung versprach falls sie den Priesterberuf aufgaben 2 Am 27 September 1939 wurde er ins KZ Buchenwald verlegt wo er die Haftlingsnummer 1977 erhielt Rieser bezeichnete Dachau spater als Mutter und Haupt der Konzentrationslager Hochburg des Schmerzes Hochofen der Prufung und Lauterung wahrend er Buchenwald fur einen Priester als Uberholle bezeichnete Am 8 Dezember 1940 wurde er vermutlich aufgrund eines Erlasses dort alle Priester im Pfarrerblock gemeinsam zu internieren nach Dachau zuruckverlegt 2 Im April 1942 wurde er Kommandoschreiber Diese relativ einflussreiche Position erlaubte es ihm anderen zu helfen Es sind Zeugenaussagen ehemaliger Mitgefangener uberliefert in denen er als Engel von Dachau bezeichnet wird So habe er sein Zigarettenkontingent gegen Brot getauscht und dieses dann in die Strafkompanie geschmuggelt Nachdem am 12 April 1945 der seitherige Lagerdekan Georg Schelling aus dem KZ entlassen worden war ubertrug Kardinal Michael von Faulhaber diese Funktion an Andreas Rieser Er wurde gezwungen an einem der Evakuierungsmarsche aus dem KZ Dachau teilzunehmen bei dem er das Allerheiligste aus der Lagerkapelle bei sich trug Der Todesmarsch loste sich bei Waakirchen auf weil die SS Wachmannschaften vor der heranruckenden US Armee fluchteten In Waakirchen ubergab er das Allerheiligste an den ortlichen Pfarrer bei dem er mit anderen Priestern und auch Laien auch die folgende Nacht verbrachte 2 Leben nach der Befreiung und Nachwirken Bearbeiten Am 31 Mai 1945 am Fronleichnamsfest fast genau sieben Jahre nach seiner Verhaftung konnte er erstmals wieder einen Gottesdienst in seiner Heimatpfarrei Dorfgastein zelebrieren Andreas Rieser vergab den Schuldigen an seinem Leid und versuchte sich mit ihnen zu versohnen obwohl sich keiner von diesen bei ihm je entschuldigte 2 Im Laufe des Jahres 1945 wurde er als Pfarrvikar von Reith im Alpbachtal eingesetzt 1948 wurde er Pfarrer von Bramberg am Wildkogel Gesundheitlich litt er wahrend seines gesamten weiteren Lebens an den Folgen der Misshandlungen in den Konzentrationslagern Auch die Folgeschaden aus den Verletzungen bei einem Autounfall vom 4 September 1950 beeintrachtigten ihn 2 1953 wurde er von Andreas Rohracher zum Geistlichen Rat ernannt 2 Als Pfarrer wird er so beschrieben dass er durchaus im Religionsunterricht auch einmal grob zu den Kindern war was allerdings in der damaligen Zeit uberall gangige Praxis war Zu seinen Ministranten war er allerdings immer sehr freundlich und machte mit ihnen auch Ausfluge Gegenuber Kindern habe er seine Zeit im KZ nie erwahnt Bei der Kirchenrenovierung der ortlichen Pfarrkirche zwischen 1962 und 1964 habe Andreas Rieser auch selbst im Arbeitsanzug mitgeholfen 4 Er starb am 3 Marz 1966 als er zu Fuss auf dem Heimweg von einem Krankenbesuch mit Spendung der Sterbesakramente war an einem Herzinfarkt 2 Er war Ehrenburger von Dorfgastein und wurde auf dem dortigen Friedhof bestattet 5 In einem in der Kirchzeitung der Erzdiozese Salzburg veroffentlichten Nachruf wurde er als Bekennerpriester bezeichnet dessen Name von allen die ihn aus seiner Leidenszeit in Dachau kannten stets mit Verehrung genannt worden ist 2 Christian Wallner drehte 1983 das dokumentarische Fernsehspiel Der Zwiebelturm uber sein Leben das auch im ORF ausgestrahlt wurde Dieses war nach tatsachlichen Vorfallen gestaltet nahm sich allerdings in vielen Details einiges an kunstlerischer Freiheit die es als Quelle fur Riesers Leben eher zweifelhaft erscheinen lassen Im Schlusswort zu dem Film heisst es dass er in seiner Heimat vergessen sei und man keineswegs stolz auf ihn war 2 Ignaz Steinwender der sein kurzes Lebensbild in Grosse Gestalten der Kirche in Tirol Lebensbilder verfasst hatte nannte ihn dort 2002 einen Propheten der in seiner Heimat nichts galt 2 Nachdem der Historiker Rudolf Leo ihn 2013 in seinem Band Pinzgau unter dem Hakenkreuz gewurdigt hatte begann man sich seiner wieder zu erinnern In der Folge wurde am 3 November der Platz vor der Kirche in Dorfgastein nach ihm benannt und es wurde in der Kirche eine Erinnerungstafel angebracht Die Ausstellung Blutzeugen des Glaubens mit sechs Schautafeln erganzt um drei Schautafeln zu Andreas Rieser war im November 2013 in der dortigen Gemeindeverwaltung zu sehen 6 Auf der Website der Gemeinde Dorfgastein ist heute 2016 zu lesen dass der Dorfgasteiner Bauernsohn ein Vorbild des Glaubens der Zivilcourage und der Mitmenschlichkeit fur viele ein Heiliger ist 3 Literatur BearbeitenJan Mikrut Hrsg Blutzeugen des Glaubens Martyrologium des 20 Jahrhunderts Band 3 Diozesen Feldkirch Innsbruck Gurk Salzburg Wiener Dom Verlag Wien 2000 ISBN 3 85351 163 5Weblinks BearbeitenAndreas Rieser Website der Gemeinde Dorfgastein mit einem Bild von Rieser als junger Priester Bild von Andreas Rieser als Haftling im KZ Dachau auf www salzburg com abgerufen am 7 Juni 2016 Sadistische Passionsspiele KNA Artikel in der Suddeutschen Zeitung 1 April 2015 Rudolf Leo Andreas Rieser Der Kaplan vom Zwiebelturm Kurzes Lebensbild mit Bild von Andreas Rieser kurz vor seinem Tod Einzelnachweise Bearbeiten a b Taufbuch TFBIV Dorfgastein Salzburg rk Diozese Osterreich Matricula Online Abgerufen am 31 Oktober 2018 a b c d e f g h i j k l m n o p q r Birgit Kaiser Christus im KZ Sankt Ullrich Verlag Augsburg 2011 ISBN 978 3 86744 164 3 S 179 194 Dort genannte Quellen Archiv des Erzbistums Salzburg Hanns Humer Werner Kunzenmann Grosse Gestalten der Kirche in Tirol Lebensbilder Verlag Kirche Innsbruck 2002 a b Andreas Website der Gemeinde Dorfgastein abgerufen am 21 Januar 2019 Anton Kaindl Pfarrer uberlebte sieben Jahre im KZ Salzburger Nachrichten 2 November 2013 abgerufen am 9 Juni 2016 Rudolf Leo Andreas Rieser Der Kaplan vom Zwiebelturm Abgerufen am 9 Juni 2016 Monika Bamberger Ein Platz fur den Engel von Dachau Archivbericht Erzdiozese Salzburg Rupertus Blatt 45 2013 kirchen net abgerufen am 9 Juni 2016 Normdaten Person GND 1020106875 lobid OGND AKS VIAF 231827175 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rieser AndreasKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Priester der Romisch katholischen Kirche und Verfolgter im NationalsozialismusGEBURTSDATUM 1 Juli 1908GEBURTSORT DorfgasteinSTERBEDATUM 3 Marz 1966STERBEORT Bramberg am Wildkogel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Andreas Rieser amp oldid 228932811