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Das Amtssprachengesetz englisch Official Languages Act franzosisch Loi sur les langues officielles ist ein 1969 vom Parlament von Kanada verabschiedetes und 1988 revidiertes Gesetz 1 Es gewahrt der englischen und der franzosischen Sprache einen gleichberechtigten Status innerhalb der kanadischen Bundesverwaltung Sie werden dadurch zu Amtssprachen erhoben und sind von Gesetzes wegen anderen Sprachen ubergeordnet Zwar ist das Amtssprachengesetz nicht das einzige Sprachengesetz des Bundes es bildet jedoch das Fundament der offiziellen Zweisprachigkeit Parliament Hill Sitz des kanadischen Parlaments Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung der wichtigsten Punkte 2 Politischer Kontext 3 Reaktionen 3 1 Provinzen 3 2 Meinung der Offentlichkeit 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseZusammenfassung der wichtigsten Punkte BearbeitenDas Gesetz regelt unter anderem dass Kanadier das Recht haben Dienstleistungen von Bundesbehorden und Staatsbetrieben in beiden Amtssprachen zu erhalten dass Kanadier die Moglichkeit besitzen vor Bundesgerichten in der Amtssprache ihrer Wahl angehort zu werden dass das Parlament in beiden Amtssprachen Gesetze erlasst und Verordnungen veroffentlicht und dass beide Versionen gleichberechtigt sind dass in bestimmten geographisch definierten zweisprachigen Gebieten Englisch und Franzosisch innerhalb der Bundesverwaltung den gleichen Status als Arbeitssprache besitzen dies betrifft hauptsachlich die Region Ottawa Montreal und New Brunswick aber auch in gewissen Dienststellen im Ausland und in Teilen des Landes wo eine genugend grosse Nachfrage nach Dienstleistungen in beiden Sprachen besteht In den ubrigen Landesteilen ist die Arbeitssprache entweder Franzosisch in Quebec oder Englisch ubrige Provinzen Die Bundesregierung hat Verordnungen erlassen die sprachliche Anforderungen fur gewisse Arbeitsstellen innerhalb des Staatsdienstes festlegen anglophon frankophon zweisprachig Ministerien und Behorden der Bundesregierung sind verpflichtet diese Posten mit Personen zu besetzen die diese Anforderungen erfullen Einsprachige Staatsangestellte erhalten Anreize die andere Amtssprache zu erlernen Die Regierung bietet Sprachkurse an und gewahrt einen Bonus bei Zweisprachigkeit Teil IV des Amtssprachengesetzes ermachtigt das Bundeskabinett Verordnungen zu erlassen die geographische Regionen definieren in denen Dienstleistungen des Bundesstaates in der Minderheitssprache angeboten werden mussen Im Allgemeinen gilt die Regel dass in einem bestimmten Gebiet mindestens 5000 Sprecher der Minderheitssprache leben oder deren Anteil an der Gesamtbevolkerung mindestens 5 betragt 2 Teil V des Gesetzes schreibt vor dass englischsprachige und franzosischsprachige Kanadier bei Arbeitsangeboten und bei Beforderungen nicht aufgrund ihrer ethnischen Herkunft oder ihrer Muttersprache diskriminiert werden durfen 3 Mit dem Gesetz wurde auch eine als Amtssprachenkommissariat bezeichnete Behorde geschaffen Sie erhielt den Auftrag Beschwerden von Burgern entgegenzunehmen Untersuchungen zu fuhren und Empfehlungen betreffend den Status der beiden Amtssprachen auszusprechen Politischer Kontext BearbeitenDas Amtssprachengesetz war eines der wichtigsten Errungenschaften der Regierung von Pierre Trudeau Das Gesetz war ein Versuch einige der Empfehlungen der Koniglichen Kommission fur Zweisprachigkeit und Bikulturalismus umzusetzen die 1963 vom Bund eingesetzt worden war und seither regelmassig Berichte uber die Ungleichbehandlung von Englisch und Franzosischsprechenden in der Bundesverwaltung veroffentlichte Damals waren nur 9 der Arbeitsstellen innerhalb der Bundesverwaltung von Frankophonen besetzt obschon ihr Anteil an der Bevolkerung einen Viertel betragt 4 Der Anteil von Arbeitsstellen fur Zweisprachige erhohte sich bis 1978 auf 14 und bis 2004 auf 25 5 Eines der wichtigsten Ziele des Gesetzes von 1969 war es dafur zu sorgen dass Dienstleistungen der Bundesregierung in beiden Amtssprachen angeboten werden wo immer die Bevolkerungszahl dies als notwendig erscheinen liess Dieses Prinzip wurde spater in die kanadische Verfassung aufgenommen in Sektion 16 der Kanadischen Charta der Rechte und Freiheiten 1988 wurde das Amtssprachengesetz revidiert um zwei Forderungen zu erfullen Erstens war es notwendig geworden das Gesetz von 1969 dahingehend zu aktualisieren dass die Sprachbestimmungen in den Sektionen 16 bis 23 der 1982 in Kraft getretenen Charta berucksichtigt werden Zweitens erhielt das revidierte Gesetz Bestimmungen zur Forderung der englischsprachigen Minderheit in Quebec und der franzosischsprachigen Minderheit in den ubrigen Provinzen Unter anderem werden aus Mitteln des Bundes Schulen fur die sprachlichen Minderheiten mitfinanziert da das Erziehungswesen ansonsten ausschliesslich in die Kompetenz der Provinzen und Territorien fallt Reaktionen BearbeitenProvinzen Bearbeiten 1969 wurde das Gesetz mit der Unterstutzung aller Parteien im Unterhaus angenommen Jedoch fielen in den folgenden Jahrzehnten die Reaktionen der Provinzen hochst unterschiedlich aus New Brunswick wo die prozentual grosste franzosischsprachige Minderheit lebt rund ein Drittel der Bevolkerung ubernahm kurz danach die Regelungen der Bundesregierung und erliess ein eigenes Amtssprachengesetz Ontario wo die zahlenmassig grosste franzosischsprachige Minderheit lebt ca eine halbe Million bzw 4 3 erliess den French Language Services Act der franzosischsprachige Dienstleistungen der Provinzregierung nur in bestimmten Gebieten anbietet entweder mehr als 5000 Muttersprachler oder Anteil an der Gesamtbevolkerung hoher als 10 und dem Franzosischen nicht den vollen gleichberechtigten Status neben dem Englischen gewahrt In Manitoba der Provinz mit der drittgrossten franzosischsprachigen Minderheit weigerten sich Parlament und Gerichte das 1890 erlassene Verbot von Franzosisch als Amtssprache aufzuheben Die Provinz wurde 1985 nach einem Entscheid des Obersten Gerichtshofes dazu gezwungen da dies der Verfassung widerspricht Quebec mit seiner englischsprachigen Minderheit war traditionell die einzige Provinz die einen grosszugigen Umgang mit Sprachminderheiten pflegte und war deshalb von der Koniglichen Kommission als Vorbild fur Zweisprachigkeit und Bikulturalismus bezeichnet worden Doch das Provinzparlament erliess in den 1970er Jahren zwei Gesetze das Amtssprachengesetz und die Charta der franzosischen Sprache Diese verringerten den Zugang der Quebecer zu englischsprachigen Dienstleistungen hinderten Einwanderer und Frankophone an der Einschulung ihrer Kinder in englischsprachigen Klassen erklarten Franzosisch zur allgemeinen Arbeitssprache und schrankten sogar den Gebrauch des Englischen auf kommerziellen Beschriftungen ein Meinung der Offentlichkeit Bearbeiten Die Zustimmung der Offentlichkeit zu zweisprachigen Dienstleistungen nahm zwischen Mitte der 1960er und Ende der 1970er Jahre stark zu Es liegen zwar keine Meinungsumfragen zum Amtssprachengesetz selbst vor doch Umfragen zu ahnlichen Themen zeigen eine markante Anderung in der Haltung der Anglokanadier 1965 ergab eine Meinungsumfrage dass nur 17 der ausserhalb von Quebec lebenden Kanadier die Verwendung staatlicher Mittel zur Finanzierung franzosischsprachiger Schulen unterstutzten Dieser Anteil stieg bis 1977 auf 77 wenn auch die Fragestellung weniger konkret war und lediglich gefragt wurde ob eine Zustimmung der Provinzregierung zur Bereitstellung franzosischsprachiger Dienstleistungen moglich sei 6 In Quebec trafen die Anderungen bezuglich der Behandlung von Frankophonen innerhalb der Bundesverwaltung auf Zustimmung Allerdings gab es Skepsis ob dies tatsachlich von Vorteil fur die einsprachig franzosischsprachige Minderheit der Quebecer sei die weiterhin von allen als zweisprachig ausgeschriebenen Arbeitsstellen des Bundes ausgeschlossen blieb da diese Definition zwingend den Gebrauch des Englischen voraussetzt Jedenfalls trug die Einfuhrung der offiziellen Zweisprachigkeit nicht dazu bei den Aufstieg der separatistischen Bewegung einzudammen Die separatistische Parti Quebecois schaffte kaum ein Jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes den Durchbruch erzielte bei den Provinzwahlen 23 der Stimmen und loste die Union nationale als fuhrende Kraft des Quebecer Nationalismus ab Sechs Jahre spater stellte die Parti Quebecois erstmals die Provinzregierung Die Zustimmung zum Gesetz im englischsprachigen Teil Kanadas ist markant niedriger als in Quebec Gemass einer im Jahr 2002 durchgefuhrten Meinungsumfrage betrachten 98 der Quebecer die offizielle Zweisprachigkeit als sehr wichtig oder wichtig Dieser Anteil sinkt in den Atlantischen Provinzen auf 76 in Ontario auf 72 in den Prarieprovinzen auf 67 und in British Columbia auf 63 6 Eine weitere Umfrage aus dem Jahr 2000 zeigt dass mehr als die Halfte der Kanadier ausserhalb Quebecs glaubt dass zu viel Aufwand betrieben wurde die Zweisprachigkeit zu fordern Nur 26 der Quebecer teilten diese Meinung 6 Weblinks BearbeitenGesetzestext engl frz Einzelnachweise Bearbeiten Es wurde 2017 zuletzt aktualisiert Der Weblink liefert stets die aktuelle Version fruhere sind einsehbar Communications with and Services to the Public Teil IV des Amtssprachengesetzes Language of Work Teil V des Amtssprachengesetzes Rapport de la Commission royale d enquete sur le bilinguisme et le biculturalisme Livre III le monde du travail Ottawa Imprimeur de la Reine 1969 S 374 Commissioner of Official Languages Annual Report Special Edition 1969 2004 Volume I Ottawa 2006 ISBN 0 662 74073 4 a b c Andrew Parkin Andre Turcotte Le bilinguisme Appartient il au passe ou a l avenir Centre de recherche et d information sur le Canada 2004 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Amtssprachengesetz Kanada amp oldid 237517716