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Die altsudarabische Religion war wie die anderen Religionen semitischer Volker polytheistisch erst im 4 nachchristlichen Jahrhundert breiteten sich das Judentum und das Christentum in Sudarabien aus bevor sie zu Beginn des 7 Jahrhunderts vom Islam verdrangt wurden Inhaltsverzeichnis 1 Polytheistische Zeit 1 1 Pantheon 1 2 Kulte 1 3 Totenkult 2 Monotheismus 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksPolytheistische Zeit BearbeitenPantheon Bearbeiten nbsp Sabaische VotivinschriftWie alle anderen altorientalischen Religionen ausser dem Judentum auch war die altsudarabische Religion polytheistisch wobei der astrale Charakter der Gotter deutlich erkennbar ist Gewohnlich wird versucht die meisten Gottheiten auf eine Trias Sonne Mond Venus zuruckzufuhren am extremsten hat diese Theorie Ditlef Nielsen vertreten 1 Nielsens Rekonstruktion einer aus drei Gottheiten bestehenden Gotterfamilie wird schon lange weitgehend abgelehnt doch ist hinsichtlich der Vereinfachung der Gotterwelt auf eine Trias noch kein Konsens erreicht besonders Maria Hofner 2 versuchte seltenere Gottheiten als Erscheinungsformen einer der drei Triasgestalten zu deuten wahrend z B A F L Beeston dieses Vorgehen fur eine zu grosse Vereinfachung hielt An der Spitze des Pantheons stand in allen altsudarabischen Reichen der Gott Athtar der Reprasentant des Planeten Venus Er war uberdies sowohl fur die uberlebenswichtige Bewasserung zustandig als auch ein kriegerischer den Feinden Tod bringender Gott Die Sonne wurde in Qataban und Hadramaut unstrittig durch Schams reprasentiert neben den vor allem in den anderen Reichen noch mehrere Gottinnen standen die mit grosser Sicherheit ebenfalls als Sonnengottheiten gedeutet werden konnen Daneben hatte jedes Reich seinen eigenen Nationalgott in Saba war dies Almaqah der traditionell als Mondgott angesehen wird daneben wurde er aber aufgrund seiner Symbole mit der Sonne in Verbindung gebracht 3 Der minaische und wohl auch ausanische Nationalgott hiess Wadd Liebe er wird ausdrucklich als Mondgott bezeichnet Moglicherweise stammte er aus Nordarabien Sin Mond der hadramitische Nationalgott wird schon aufgrund seines Namens traditionell als Mondgott angesehen doch aufgrund seiner Symbolik konnte er auch ein Sonnengott gewesen sein Schliesslich war der Nationalgott Qatabans Amm vielleicht ebenfalls ein Mondgott Neben diesen wichtigen Gottheiten erwahnen die Inschriften viele weitere meist regional eng begrenzte Gotter darunter Sama der im Westen Sabas verehrt wurde und spater von Ta lab verdrangt wurde die aus Nordarabien entlehnte Gottin Uzzayan und Dhu Samawi der Stammesgott der zwischen Ma in und Nadschran ansassigen Amir Uber die Mythologie ist nichts bekannt lediglich die verschiedenen Gottern zugeordneten Symbole lassen Schlusse auf die mythologische Stellung einzelner Gotter zu jedoch lassen sich kaum Symbole und Symboltiere sicher einer Gottheit zuordnen 4 Kulte Bearbeiten Wohnsitz und Kultort einer Gottheit war ihr Tempel ein offenes Gebaude haram oder mahram dessen Zugang nur unter bestimmten rituellen Reinheitsgeboten erlaubt war So durfte man Tempel nicht mit schmutzigen oder zerrissenen Kleidern betreten Frauen war es verboten ihn wahrend der Menstruation zu besuchen 5 Neben den reichen offentlichen Tempeln gab es auch kleinere Heiligtumer die Burgkapellen in denen der Patron schayim der Burgherrenfamilie verehrt wurde sowie Hausheiligtumer mas3wad Feuerstelle und Gebetsplatze madhqanat Wahrend sich die genannten Kultorte alle innerhalb der Siedlungen befanden standen an markanten Punkten Stelen qayf isoliert in der Landschaft nbsp Altsudarabischer Raucheraltar mit SteinbockreliefWesentlich weniger ist uber die Kulthandlungen selbst bekannt Die wichtigste derartige Handlung war das auf verschiedenen Arten von Altaren 6 ausgeubte Opfer wobei sich Schlachtopfer Raucheropfer und moglicherweise auch Libationen unterscheiden lassen Zu offiziellen Anlassen konnten durchaus bis zu 40 Tiere geopfert werden als Opfertiere werden verschiedene Wildkatzenarten und Stiere erwahnt Eine dem Schlachtopfer ahnliche Handlung bildete die sakrale Jagd 7 die ausschliesslich vom Herrscher ausgeubt wurde Die Jagdbeute stimmt offenbar mit den Opfertieren des Schlachtopfers uberein In bestimmten Teilen des Hadramaut wird dieser Ritus noch heute praktiziert 8 Ob es auch Menschenopfer gab ist nicht sicher bisher ist nur die rituelle Totung von Feinden im Zusammenhang mit Kampfhandlungen uberliefert Die in der Fruhzeit belegten Personendedikationen sind nur als Verpflichtung einer Person zu Arbeitsdienst im Tempel einer Gottheit zu verstehen Eine weitere wichtige kultische Handlung war das Orakel masʾal das offenbar an bestimmten Orten praktiziert wurde so war noch in islamischer Zeit der Tempel des Ta lab in Riyam auf dem Dschebel Itwa als Orakelstatte bekannt Inschriften aus einer Orakelstatte bei Naschq im Dschauf machen sogar die Rekonstruktion des Rituals moglich 9 Die Befragung fand an festgelegten Tagen statt der Fragende brachte auf bestimmten Altaren Opfer dar oder stiftete eine Statuette und trug dann seine Frage vor Der Orakelspruch wurde ihm von einem Priester ubermittelt bei einem negativen Spruch brachte der Fragende erneut ein Opfer dar und wiederholte die Befragung Daneben sind auch das Losorakel maqsam und die Orakelubermittlung als Vision im Schlaf im Tempel belegt Sonstige Kulte sind nur fragmentarisch uberliefert so der Umlauf um ein Heiligtum tawaf ṭwf die Zufuhrung einer Frau zu einem Gott als Gattin Bittprozessionen zum Tempel kultische Reinigung der Waffen und das offentliche Schuldbekenntnis besonders das eines Verstosses gegen Reinheitsvorschriften In der Mukarrib Periode fand der Bundesschluss statt uber dessen Ablauf nichts bekannt ist Die Tempel wurden von verschiedenen Priestern und anderen Titeltragern 10 organisiert deren genaue Funktion aber dunkel bleibt Von grosser Bedeutung waren einige Priester die in bestimmten Zyklen wechselten die Kabire und deshalb als Eponyme fur die Jahresdatierung benutzt wurden 11 Ob auch die Mukarribe Priester waren ist unklar immerhin trugen die qatabanischen Mukarribe priesterliche Titel Totenkult Bearbeiten nbsp Grabstele mit Stierkopf nbsp Grabsteine mit Darstellungen von TotenDie Graber hatten im vorislamischen Sudarabien mannigfaltige Formen In Felswanden wurden kunstliche Grabhohlen Grundflache ca 3 x 3 m Hohe 3 m mit Nischen in den Innenwanden die wohl fur Grabbeigaben oder kleine Statuetten bestimmt waren eingehauen Eine weitere einfachere Bestattungsform bestand in den Boden gegrabenen Lochern in die der Leichnam gelegt wurde und die mit einem Steinhaufen uberdeckt und eventuell mit einem Steinkreis o a markiert wurden Vornehmeren Personen waren oberirdische Grabbauten vorbehalten Eine haufige Art dieser Grabbauten waren mausoleenartige wurfelformige Anlagen mit Kammern im Innern in deren Wanden sich Nischen fur die Aufnahme der Toten befanden Ein besonders grosser Bau der sich neben dem Awwam in Marib befindet enthielt ca 60 Grabnischen und zusatzlich weitere Grabkammern unter dem Fussboden Eine andere Art der oberirdischen Grabbauten bildeten die sogenannten Pillboxes die offenbar ausschliesslich auf Bergkammen errichtet wurden Ihre Aussenwande waren meist rund durch einen Eingang gelangte man in den viereckigen Innenraum welcher durch ein mit Geroll bedecktes Gewolbe abgedeckt wurde Weiter sind auch runde im Aufriss bienenkorbartig aussehende Grabhauser sowie Grabturme belegt Alle diese Grabtypen konnen sowohl einzeln als auch in verschieden grossen Gruppen auftreten In der Nahe vieler Graber standen Grabstelen die oft den Namen des Bestatteten nennen und ihn teilweise sowohl in einer diesseitigen Umgebung als auch im Jenseits zusammen mit einer Gottheit darstellen Uber altsudarabische Jenseitsvorstellungen ist sehr wenig bekannt da keine eigentlichen religiosen Texte erhalten sind Einen Hinweis auf derartige Vorstellungen liefern vor allem die leider oft geplunderten Grabbeigaben zu denen Schmuck Siegel Amulette Plastiken Waffen und Keramik sowie auch bisher nur einmal belegt geschlachtete Tiere gehorten Wie auch in anderen Kulturen dienten sie wohl der Versorgung des Toten im Jenseits Auch das ausdruckliche Verbot andere Personen in bereits belegten Grabern zu bestatten weist in diese Richtung In einigen Fallen wurden die Toten auch mumifiziert Monotheismus BearbeitenHauptartikel Rahmanismus Hauptartikel Geschichte des Judentums im JemenSeit der 2 Halfte des 4 Jahrhunderts n Chr werden in den Inschriften des sabao himjarischen Reiches nicht mehr die alten Gotter sondern der Herr des Himmels und der Barmherzige angerufen Nach dem altsudarabischen Wort Rahmanan der Barmherzige wird diese Religion auch als Rahmanismus bezeichnet Die Existenz von Synagogen und einige Inschriften zeigen dass das Judentum seit dem 4 Jahrhundert eine wichtige Rolle in Himjar spielte doch ist nicht gesichert dass es die einzige monotheistische Religion in Sudarabien war Spatestens seit Anfang des 6 Jahrhunderts sind auch christliche Gemeinden bekannt die ihren Gott ebenfalls als Rahmanan bezeichneten Yusuf Asʾar Yathʾar 525 war der einzige Konig in Sudarabien dessen Monotheismus nachweislich judisch war vielleicht als Gegengewicht zum christlichen Konkurrenten Aksum das 525 mit der Eroberung des Jemen das Christentum einfuhrte welches bis zur Einfuhrung des Islam 632 herrschend war Einzelnachweise Bearbeiten in D Nielsen Hrsg Handbuch der altarabischen Altertumskunde Band 1 Kopenhagen 1927 S 227 Gese Hofner Rudolph Die Religionen Altsyriens Altarabiens und der Mandaer siehe Literaturverzeichnis G Garbini Il deo sabeo Almaqah in RSO 48 1974 S 15 22 ebenso Jacques Ryckmans siehe Literaturverzeichnis Adolf Grohmann Gottersymbole und Symboltiere auf sudarabischen Denkmalern Denkschriften der Akademie der Wissenschaften Wien philosophisch historische Klasse Band 58 Abhandlung 1 Wien 1914 sowie S 295 317 in Gese Hofner Rudolph Die Religionen Altsyriens Altarabiens und der Mandaer siehe Literaturverzeichnis Siehe dazu G Ryckmans La confession publique des peches en Arabie Meridionale preisplamique in Le Museon Nr 58 1945 S 1 14 M Maraqten Typen altsudarabischer Altare in Norbert Nebes Hrsg Arabia Felix Beitrage zur Sprache und Kultur des vorislamischen Arabien Festschrift Walter W Muller zum 60 Geburtstag Harrassowitz Wiesbaden 1994 ISBN 3 447 03603 6 S 160 177 Hierzu A F L Beeston The Ritual Hunt in Le Museon Nr 61 1948 S 183 ff Walter W Muller in O Kaiser Hrsg Texte aus der Umwelt des Alten Testaments Band 2 Lieferung 3 S 442 ff Ryckmans Religion of South Arabia siehe Literaturverzeichnis S 174 Es sind die Inschriften CIH 460 466 zu ihrem Inhalt siehe A F L Beeston The Oracle Sanctuary of Jar al Labba in Le Museon Nr 62 1949 S 209 ff Ausfuhrlich bei Gese Hofner Rudolf siehe Literaturverzeichnis S 348 350 Zum sabaischen Eponymsystem A G Lundin Die Eponymenliste von Saba aus dem Stamme Halil Wien 1965 Ch J Robin A propos d une nouvelle inscription du regne de Shalrum Awtar un reexamen de l eponymat sabeen a l epoque des rois de Saba et de dhu Raydan In Norbert Nebes Hrsg Arabia Felix Beitrage zur Sprache und Kultur des vorislamischen Arabien Festschrift Walter W Muller zum 60 Geburtstag Harrassowitz Wiesbaden 1994 ISBN 3 447 03603 6 S 230 249Literatur BearbeitenHartmut Gese Maria Hofner Kurt Rudolph Die Religionen Altsyriens Altarabiens und der Mandaer Die Religionen der Menschheit Band 10 2 Kohlhammer Stuttgart Berlin Koln Mainz 1970 Sudarabien S 234 353 Sehr umfangreiche und detaillierte aber stellenweise veraltete Gesamtdarstellung Christian Robin Himyar et Israel In Academie des inscriptions et belles lettres Hrsg Comptes rendus des seances de l annee 2004 148 2 2004 Seite 831 901 zum Judentum in Sudarabien Jacques Ryckmans Die Altsudarabische Religion In Werner Daum Hrsg Jemen Pinguin Verlag Innsbruck Umschau Verlag Frankfurt a M 1987 S 111 115 ISBN 3 7016 2251 5 Jacques Ryckmans Religion of South Arabia In D N Freedman Hrsg The Anchor Bible Dictionary Volume VI New York 1992 S 171 176 ISBN 0 385 26190 X umfangreiche Bibliographie im Anhang Walter W Muller Art Himyar In Reallexikon fur Antike und Christentum Band 15 1991 303 331 ISBN 3 7772 5006 6 umfangreiche Darstellung des sudarabischen Christentums Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Vorislamisches Arabien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Altsudarabische Religion amp oldid 223920009