www.wikidata.de-de.nina.az
Aloys Goergen 14 Januar 1911 in Fraulautern 1 April 2005 in Munchen war ein deutscher Hochschullehrer fur Liturgiewissenschaft und Asthetik Von der Katholischen Jugendbewegung der Weimarer Republik bis in die 2000er Jahre beeinflusste er die Neugestaltung des Kirchenbaus und des Gottesdienstes Das Grab von Aloys Goergen auf dem Waldfriedhof Munchen Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelbelegeLeben und Werk BearbeitenDer Sohn eines Architekten legte 1931 das Abitur am Gymnasium am Stadtgarten Saarlouis ab In der Katholischen Jugendbewegung gehorte er zum Fuhrungskreis der Sturmschar im Katholischen Jungmannerverband und war von Romano Guardini beeindruckt der den Quickborn fuhrte und den er auf Burg Rothenfels kennenlernte Jahr fur Jahr stromten Hunderte von Studenten aller Fakultaten Manner und Frauen aus allen vornehmlich aber nicht ausschliesslich akademischen Berufen nach Rothenfels zu den Osterfeiern Nichts in Deutschland war den drei Festtagen auf Rothenfels vergleichbar die in der Osternacht ihren Hohepunkt hatten Das in der Kultfeier den Sinnen zugangliche Mysterium selbst in der rudimentaren vorkonziliaren Form offnete sich der glaubigen Gemeinde Hier gab es keine Zuschauer mehr keinen Monchschor und rundherum Gebildete mit dem Schott in der Hand Hier leuchtete aus der leiblich sinnlichen Einheit der Versammlung die Vision des neuen kommenden Gottesvolkes auf Wer nicht das grosse von Felix Messerschmid eingeubte im Rittersaal oder uber die ganze Burg hinleuchtende Osterhalleluja gesungen hat kann kaum ahnen welch unwiderstehliche Krafte von diesen Nachten aus sich uber ganz Deutschland ausgebreitet haben jenseits aller irrationalen Faszination in leuchtender Nuchternheit 1 1932 las Aloys Goergen Guardinis Schrift Von heiligen Zeichen die ihm den Weg zur Liturgiereform eroffnete Zunachst studierte er an den kirchlichen Hochschulen Trier und Fulda darauf an der LMU Munchen katholische Theologie und Philosophie obwohl er wegen Disziplinlosigkeit aus dem Trierer Priesterseminar herausgeflogen war 2 Dort gehorte er zum Kreis um Theodor Haecker 1935 wurde er in Munchen zum Dr phil uber Kardinal Cajetan promoviert und im folgenden Jahr in Salzburg zum Priester geweiht Der Weggang aus dem Deutschen Reich hing bereits mit Verfolgung zusammen wie Hermann Krings bezeugt 3 Sein Studium setzte er in Salzburg und an der Universitat Wien u a in Kunstgeschichte fort und schloss 1940 mit dem Dr theol ab In Wien wirkte er als Kaplan an der privaten Neulandschule wo sich eine Jugendgruppe um den Widerstandler Friedrich Hansen Love gebildet hatte Bis 1945 war er Mitglied der Missionare vom Kostbaren Blut In Berlin wurde er 1938 kurzzeitig Assistent bei Guardini 4 Nach der Promotion 1940 wurde er eingezogen in Litzmannstadt traf er am 2 Mai 1940 den spateren Widerstandler Willi Graf 5 1944 wurde er durch ein Kriegsgericht an der Ostfront wegen Wehrkraftzersetzung verurteilt entzog sich aber durch eine Flucht nach Osterreich wo er Kontakt zum Widerstand aufnahm 6 Nach dem Kriegsende 1945 war er kurz der kommissarische Verwalter Rektor der Universitat Wien dann ging er nach Munchen zuruck Goergen sammelte einen Kreis um sich der sich seit 1950 zu den Hauptfesten an ausgewahlte Orte zuruckzog Diese Feiern waren nur dort moglich wo man ungestort war und die fur die Liturgie Verantwortlichen auf Seiten der liturgischen Bewegung standen Denn Osterfeiern zur Nachtzeit Verwendung der Muttersprache Brot und Wein fur alle Circumstantes riefen damals nicht nur den Einspruch von Behorden hervor 7 Er fand Kontakt zur Gruppe um Traudl Wallbrecher die ab 1953 in Urfeld ein progressives Zentrum fur eine Personalgemeinde aufbaute Er selbst kaufte das Haus Dort praktizierte er auch Tanz in der Liturgie 8 Fruh war er auf Kunstler des Bauhauses gestossen von denen besonders Oskar Schlemmer eine Einheit von Raumarchitektur und Tanz zur Spiritualisierung anstrebte 9 Durch eine Begegnung mit dem Philosophen Karlfried Durckheim fand er einen Weg zum meditativen Kunsterlebnis das er in der Oster und Pfingstliturgie umsetzen wollte 10 Bereits 1945 wurde er Kaplan in der Erzdiozese Munchen Freising an der Kirche Heilige Familie Munchen und von 1946 bis 1963 Religionslehrer am Adolf Weber Gymnasium wo er Franz Xaver Kroetz den Schauspielberuf empfahl Dann wurde er an der Akademie der Bildenden Kunste Munchen als Professor fur Philosophie der Asthetik Ikonologie und Theologie des Sakralbaus berufen Deren Prasident in einem dreikopfigen Kollegium mit Thomas Zacharias und Franz Nagel war er in den unruhigen Zeiten von 1969 bis 1975 Im Juli 1970 trat es aus Protest gegen das Auftrittsverbot eines Aktionskunstlers kurzzeitig zuruck 11 Dabei unterstutzte er kunstlerische Experimente zur Neugestaltung der Gottesdienste von Fritz Schranz Von der Integrierten Gemeinde um die Wallbrechers loste er sich um 1968 weil er sie auf dem Weg in eine Sekte sah 12 Anstelle dessen grundete er ein Theologisches Forum 1979 wurde er emeritiert An der Universitat Bamberg Fakultat Katholische Theologie lehrte er als Lehrbeauftragter fur Liturgiewissenschaft vom Sommersemester 1979 bis einschliesslich Wintersemester 1983 1984 und wurde mit einer Ehrenpromotion am 15 November 1982 geehrt Goergen ging es um die religiose Dimension in der Kunst und die asthetische Dimension alles Religiosen und Kultischen Nach dem II Vatikanischen Konzil gewann er Einfluss auf die katholische Liturgie 1977 kaufte Goergen einen Bauernhof mit bohmischem Gewolbe und Stadel in Rattenbach beim niederbayerischen Doding Landkreis Rottal Inn 13 Unter Mithilfe ortlicher Handwerker und des Munchner Architekten Franz Xaver Lutz schuf er ein Seminarhaus mit Feierraumen die Landakademie Rattenbach Es sollte eine Statte erstehen wo unter den Bedingungen der Kultur des 20 Jahrhunderts christliche Erfahrung eingeubt und reflektiert werden kann 14 Viele Kunstler und Professorenkollegen ehrten ihn in der Festschrift von 1985 Hans Baschang Gunter Fruhtrunk Rita Grosse Ruyken Manfred Hollmann Heinrich Kirchner Fritz Koenig Gerd Winner 1973 wurde Goergen Vorsitzender des Deutschen Werkbundes Bayern Sein Bruder ist der saarlandische Pfarrer und Kunstler Josef Goergen 15 Schriften BearbeitenKardinal Cajetans Lehre von der Analogie ihr Verhaltnis zu Thomas von Aquin Phil Dissertation Munchen Speyer 1938 Die Lehre von der Sunde nach Cardinal Cajetans ungedrucktem Sentenzenkommentar Theol Dissertation Wien 1940 Zum Konzept der Landakademie Rattenbach in Kunst und Kirche 1987 50 Heft 3 S 210 213 Glaubensasthetik Aufsatze zu Glaube Liturgie und Kunst hrsg v Albert Gerhards und Heinz Robert Schlette LIT Munster 2007 ISBN 978 3 8258 8385 0 Mitautor Kirchen Handbuch Kirchbau hrsg v Willy Weyres 1959 16 Literatur BearbeitenGregor van Uden Marcel Meier Hrsg Personlichkeiten Europas Deutschland I Iatas Verlag Luzern 1976 Karl Hofmann Eine katholische Generation zwischen Kirche und Welt Studien zur Sturmschar des Katholischen Jungmannerverbandes Deutschlands Wissner Verlag Augsburg 1992 Zeit und Stunde Festschrift hg von Hermann Kern Friedrich Piel und Hans Wichmann Munchen 1985 ISBN 978 3 88219 340 4 bes S 357 371 Gabriele Koch Spiritualitat in Bewegung Tanz als Gestalt religiosen Lebens Viersen 2002 bes S 138 142 ISBN 978 3 933512 13 0 Frederic Debuyst Romano Guardini Einfuhrung in sein liturgisches Denken Friedrich Pustet Regensburg 2009 ISBN 978 3 7917 2197 2 Walter Zahner Asthetik des Glaubens als Proprium in Werk und Wirken von Aloys Goergen Eine biografisch liturgietheologische Annaherung in Liturgisches Jahrbuch 2020 S 119 139 Wiltrud Rosch Metzler Die Ruhe im Quadrat In Publik Forum 2001 Nr 5 S 55 57 Weblinks BearbeitenMunzinger ArchivEinzelbelege Bearbeiten Glaubensasthetik Aufsatze zu Glaube Liturgie und Kunst Hrsg von A Gerhards H R Schlette Munster 2005 S 18 Thomas Forstner Priester in Zeiten des Umbruchs Identitat und Lebenswelt des katholischen Pfarrklerus in Oberbayern 1918 bis 1945 Vandenhoeck amp Ruprecht 2013 ISBN 978 3 647 55040 4 google de abgerufen am 29 November 2020 Interview mit Hermann Krings Philosophie zwischen Anpassung und Selbstbehauptung In Widerspruch 13 1987 abgerufen am 29 November 2020 Peter B Steiner Kirche und Kunst nach dem Konzil In Vereins fur Christliche Kunst in den Bistumern der Kirchenprovinz Paderborn e V Hrsg alte und neue Kunst Band 48 Paderborn 2014 S 6 22 verein christliche kunst de PDF Peter Goergen Willi Graf ein Weg in den Widerstand Rohrig Universitatsverlag 2009 ISBN 978 3 86110 458 2 google de abgerufen am 30 November 2020 Sebastian Holzbrecher Julia Knop Benedikt Kranemann Jorg Seiler Revolte in der Kirche Das Jahr 1968 und seine Folgen Verlag Herder GmbH 2018 ISBN 978 3 451 83065 5 google de abgerufen am 29 November 2020 Zeit und Stunde Festschrift Aloys Goergen Hermann Kern Friedrich Piel und Hans Wichmann Hrsg Munchen 1985 S 327 347 Tatjana K Schnutgen Tanz zwischen Asthetik und Spiritualitat Theoretische und empirische Annaherungen Vandenhoeck amp Ruprecht 2018 ISBN 978 3 647 57081 5 S 202 google de abgerufen am 29 November 2020 Die US amerikanische Tanzerin Anna Halprin traf wahrend ihres Studiums in Harvard ab 1937 emigrierte Kunstler des Bauhauses und ging einen ahnlichen Weg Francois Xavier Amherdt Thomas Philipp Jorg Schwaratzki Theologie und Sprache bei Anselm Grun Verlag Herder GmbH 2016 ISBN 978 3 451 81918 6 google de abgerufen am 29 November 2020 1970 Kunstakademie Abgerufen am 29 November 2020 Die FURCHE Das Paradies auf Erden ist teuer erkauft Abgerufen am 29 November 2020 englisch KAIROS Forum e V Landakademie Rattenbach Abgerufen am 29 November 2020 Die Ruhe im Quadrat Abgerufen am 29 November 2020 deutsch Kunstdorf Hasenberg Ensdorf Saar In Kunstlexikon Saar Saarbrucken 2014 institut aktuelle kunst de PDF DNB InfoNormdaten Person GND 116721146 lobid OGND AKS LCCN n86083085 VIAF 72152644 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Goergen AloysKURZBESCHREIBUNG deutscher Kunsthistoriker und LiturgiewissenschaftlerGEBURTSDATUM 14 Januar 1911GEBURTSORT FraulauternSTERBEDATUM 1 April 2005STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aloys Goergen amp oldid 236058294