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Alfredo Stroessner Matiauda auch Strossner oder Strossner 3 November 1912 in Encarnacion 16 August 2006 in Brasilia Brasilien war Militaroffizier Politiker und Diktator in Paraguay Alfredo StroessnerZwischen dem 4 und 7 Mai 1954 fuhrte er einen Putsch gegen die Regierung von Prasident Federico Chaves Careaga an wobei der Putsch von der Armee und der Colorado Partei unterstutzt wurde der Alfredo Stroessner angehorte Nach den Parlamentswahlen vom 11 Juli 1954 bei der Stroessners Colorado Partei als einzige Partei zugelassen war wurde er vom Parlament zum Prasidenten gewahlt Am 2 und 3 Februar 1989 fuhrte Generalmajor Andres Rodriguez Pedotti bis dahin Stroessners rechte Hand mit Unterstutzung der Armee einen erfolgreichen Putsch durch Stroessner wurde wenige Tage spater ins Exil nach Brasilien geschickt wo er die letzten 17 Jahre seines Lebens verbrachte und schliesslich am 16 August 2006 an den Folgen einer Krankheit starb Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Putsch und Amtszeiten 1 2 Entmachtung und Exil 2 Auszeichnungen 3 Historische Einordnung 4 Familie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenStroessners Vater war Hugo Strossner der aus dem oberfrankischen Hof an der Saale stammte und als Buchhalter in einer Brauerei arbeitete 1898 wanderte Strossner nach Paraguay aus wo er die Paraguayerin Heriberta Matiauda heiratete mit der er drei Kinder hatte Heriberta Matiauda stammte aus einer wohlhabenden paraguayischen Familie spanischer Criollo Abstammung Alfredo Stroessner wurde im Marz 1929 im Alter von 16 Jahren als Kadett in der Militarakademie von Asuncion angenommen und zwei Jahre spater zum Leutnant ernannt Ab 1932 nahm er am Chacokrieg zwischen Bolivien und Paraguay teil und erreichte 1948 den Rang eines Brigadegenerals 1953 wurde er Oberbefehlshaber der Armee und General Putsch und Amtszeiten Bearbeiten Am 6 Mai 1954 entmachtete er den amtierenden Prasidenten Federico Chaves durch einen Militarputsch Tomas Romero Pereira wurde als Ubergangsprasident eingesetzt Am 11 Juli 1954 wurde Stroessner als einziger Kandidat vom Kongress Paraguays per Akklamation zum Staatsprasidenten gewahlt Am 15 August 1954 ubergab Romero sein Amt an Stroessner der es acht Amtszeiten lang innehatte Paraguay entwickelte sich dank Stroessner zu einem vielversprechenden Markt In gross angelegten Werbekampagnen in Deutschland wurde paraguayisches menschenleeres Land in westdeutschen Zeitungen angeboten Die Kapitalgeber wurden durch Investitionsschutz und Hermesburgschaften abgesichert 1 Das Auswartige Amt in Bonn betrachtete den Antikommunisten Stroessner als treuen Verbundeten im Kalten Krieg zumal er seine schutzende Hand uber die 40 000 Deutschen hielt die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Paraguay eingewandert waren darunter viele Nationalsozialisten Stroessner unterdruckte Widersacher wie die Liga Agraria Bauernliga die Kommunistische und die Liberale Partei 1 Mit 35 Jahren war seine Regierungszeit nach der von Fidel Castro die zweitlangste in Lateinamerika Er regierte autoritar und besetzte alle wichtigen Positionen mit seinen Parteigangern von der Colorado Partei Erst im April 2008 unterlag diese bei den Prasidentschaftswahlen einem Mitte links Bundnis Aussenpolitisch positionierte sich Stroessner vor allem als strikter Antikommunist was ihm die finanzielle Unterstutzung durch die USA einbrachte 1968 stattete Stroessner den USA einen Staatsbesuch ab 2 Stroessner soll den USA auch angeboten haben paraguayische Truppen nach Vietnam zu schicken um die USA im Vietnamkrieg zu unterstutzen und bot Hilfe bei der Invasion der Dominikanischen Republik an 3 Nach offiziellen Angaben verschwanden unter Stroessners Herrschaft etwa 400 Menschen Desaparecidos genannt wahrend unabhangige Schatzungen von uber 3000 Todesopfern ausgehen Sehr viele Oppositionelle wurden gefoltert oder inhaftiert viele gingen ins Exil Daneben unterhielt Stroessner auch gute Kontakte mit anderen sudamerikanischen Diktaturen unterstutzte Militarputsche in anderen sudamerikanischen Landern und kooperierte mit den Militarregimes in Brasilien Uruguay Argentinien und Chile beim Informationsaustausch und der Verfolgung linker Aktivisten im Rahmen der Operation Condor 1972 wurde Stroessner durch den deutschen Ethnologen Mark Munzel und andere vorgeworfen fur den Genozid an den Ache verantwortlich zu sein 4 Die Ache wurden gewaltsam in die Mbaracayu Region vertrieben dort systematisch verfolgt es wurden Razzien veranstaltet und sie wurden getotet Ihre Kinder wurden verkauft und an paraguayische Familien ubergeben 1 Aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung sollen bei der Vertreibung und Umsiedlung ca 38 der Ache an Krankheiten gestorben sein 5 Eines der grossten Projekte unter Stroessners Herrschaft war der Bau des Itaipu Staudammes des momentan zweitgrossten Wasserkraftwerks der Welt nach dem Drei Schluchten Damm in China Stroessner initiierte viele Infrastrukturprojekte vor allem im Strassenbau Er versprach jedem Soldaten der sich verpflichtete das Land zu bebauen zum Ablauf seines Dienstes ein Grundstuck von zwanzig Hektar fur einen geringen Kaufpreis uber 10 000 Soldaten nahmen dieses Angebot an Entmachtung und Exil Bearbeiten General Andres Rodriguez Oberbefehlshaber der Armee und Schwiegervater von Stroessners Sohn Hugo Alfredo entmachtete Stroessner durch einen Militarputsch am 3 Februar 1989 Stroessner floh nach Brasilien wo er bis zu seinem Tod blieb und entzog sich damit einer Anklage wegen Menschenrechtsverletzungen Sein Sohn war ebenfalls nach Brasilien geflohen er stand unter dem Verdacht sich bei Grundstucks und Devisengeschaften unter Ausnutzung seiner familiaren Stellung unrechtmassig bereichert zu haben Nach freien Wahlen wurde General Andres Rodriguez Stroessners Nachfolger als Prasident Die im Osten Paraguays gelegene Stadt Puerto Flor de Lis die Stroessner zu Ehren in Puerto Presidente Stroessner umbenannt worden war wurde 1989 in Ciudad del Este umbenannt Asuncions Flughafen der wahrend seiner Diktatur nach ihm benannt war wurde spater in Aeropuerto Internacional Silvio Pettirossi umbenannt Stroessner starb am 16 August 2006 im Alter von 93 Jahren Die unmittelbare Todesursache war ein Schlaganfall Er litt an einer Lungenentzundung nachdem er sich einer Leistenbruch Operation unterzogen hatte Er wurde im August 2006 auf einem Friedhof im Suden der brasilianischen Hauptstadt Brasilia beigesetzt 6 Die paraguayische Regierung wies alle Vorschlage zur Ehrung des verstorbenen Prasidenten innerhalb Paraguays vorsorglich zuruck Er hatte versucht vor seinem Tod nach Paraguay zuruckzukehren um in seiner Heimat zu sterben war jedoch von der Regierung zurechtgewiesen und mit Verhaftung bedroht worden Die heutige Verfassung Paraguays sieht unter anderem vor dem Erfahrungshintergrund von Stroessners Machtmissbrauch nur eine einzige funfjahrige Amtszeit des Prasidenten ohne Moglichkeit der Wiederwahl vor Das Verbot jeglicher Wiederwahl hat sich in der paraguayischen Politik so sehr verfestigt dass 2017 als die Legislative uber eine Anderung debattierte die es dem damaligen Prasidenten Horacio Cartes erlaubt hatte zur Wiederwahl anzutreten massive Proteste die Colorado Partei zwangen diese Plane aufzugeben Auszeichnungen BearbeitenStroessner wurde vom bayerischen Ministerprasidenten Alfons Goppel CSU 1973 der Bayerische Verdienstorden verliehen 7 Historische Einordnung BearbeitenStroessners Zeit als Prasident von Paraguay ist einerseits von einem wirtschaftlichen Aufschwung andererseits von einer an Totalitarismus grenzenden Diktatur gekennzeichnet Seine Amtszeit war unter anderem gepragt von extremem Personenkult massiver Begrenzung der Medienfreiheit der Unterdruckung jeglicher politischer Opposition systematischer Folter extralegalen Hinrichtungen Konzentrationslagern der sexuellen Ausbeutung von Angehorigen indigener Ethnien und vielen anderen Verbrechen Zudem bot er neben anderen fragwurdigen Personen in den Jahren 1959 1960 dem Lagerarzt von Auschwitz Josef Mengele und in den Jahren 1979 1980 dem nicaraguanischen Diktator Anastasio Somoza Debayle Unterschlupf in Paraguay Als sich die wirtschaftliche Lage verschlechterte fuhrte das zu zunehmendem Unmut gegen den Regierungsstil Stroessners 8 19 Jahre nach dem Ende der Diktatur legte die Kommission fur Wahrheit und Gerechtigkeit in Paraguay ihren Abschlussbericht uber die Verbrechen des Stroessner Regimes vor Darin wird festgestellt die Ache seien Opfer eines Volkermordes gewesen Basierend auf dem Beweismaterial reichte 2013 eine internationale Juristengruppe bei der argentinischen Justiz eine Klage wegen Volkermordes ein da paraguayische Stellen untatig geblieben waren Im Rahmen der universellen Gerichtsbarkeit nach der Verbrechen gegen die Menschheit nicht nur am Ort des Geschehens verfolgt werden durfen nahm der Richter das Verfahren an 1 9 Familie BearbeitenStroessner war mit Eligia Mora 26 Dezember 1910 3 Februar 2006 verheiratet Das Paar hatte die Kinder Gustavo Alfredo und Graciela Alfredo Dominguez Stroessner Sohn der Tochter Graciela ist Senator Stroessner werden ausserdem bis zu 30 uneheliche Kinder nachgesagt welche er mit teilweise erst dreizehnjahrigen Madchen zeugte 10 Zudem wurden nach seiner Amtszeit diverse Sexualverbrechen Stroessners offentlich In einem Anwesen welches einem hochrangigen General gehorte wurden Madchen uberwiegend landlicher Herkunft eingesperrt und von Stroessner und anderen stronistischen Funktionaren als Sexsklavinnen gehalten 11 Literatur BearbeitenAnibal Miranda Stroessner Miranda amp Asociados Asuncion Paraguay 2004 ISBN 99925 3 307 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alfredo Stroessner Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stroessner Paraguay s Enduring Dictator Dies New York Times 16 August 2006 Gaby Weber Die angebliche Indianerverfolgung in Paraguay Aus dem Archiv des Auswartigen Amtes Horfunk Feature im Deutschlandfunk 26 April 2016 Link aktiv bis 1 November 2016 Pdf Transkript Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Gaby Weber Die angebliche Indianerverfolgung in Paraguay Aus dem Archiv des Auswartigen Amtes Deutschlandfunk 26 April 2016 Alfredo Stroessner Paraguayan Dictator In The Washington Post 17 August 2006 Artikel in der Washington Post Tollwutige Ratten Spiegel 25 Dezember 1972 Melia B a L Miraglia M Munzel and C Munzel 1973 La Agonia de 10s Ache Guayaki Hisoria y Cantos Centro de Estudios Antropologicos Universidad Catolica Asuncion Wissenschaftliche Abhandlung uber die Ache spanisch Englischer Artikel uber die Beisetzung Stroessners Memento vom 21 Februar 2014 im Internet Archive Artikel auf der Website des WDR AP Ex Paraguayan dictator Stroessner dies at 93 Anti communist general ruled nation for 35 years after 1954 coup NBC News 16 August 2006 o A Obituary Alfredo Stroessner BBC News 16 August 2006 Peter B Schumann Schleppende Aufarbeitung der Vergangenheit in Paraguay Deutschlandfunk 3 November 2007 Archivierte Kopie Memento vom 12 August 2016 im Internet Archive Stroessner La coleccion de amantes y su otra familia oculta Aunque los vecinos lo callan en este lugar estuvo el haren de Stroessner VorgangerAmtNachfolgerTomas Romero PereiraPrasident Paraguays 1954 1989Andres RodriguezNormdaten Person GND 118799177 lobid OGND AKS LCCN n79148893 VIAF 107542263 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stroessner AlfredoALTERNATIVNAMEN Stroessner Matiauda Alfredo vollstandiger Name Strossner Alfredo Strossner AlfredoKURZBESCHREIBUNG paraguayischer Militar und PolitikerGEBURTSDATUM 3 November 1912GEBURTSORT EncarnacionSTERBEDATUM 16 August 2006STERBEORT Brasilia Brasilien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfredo Stroessner amp oldid 238152015