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Alfred Gille 15 September 1901 in Insterburg Ostpreussen 18 Februar 1971 in Rheinbach war ein deutscher Politiker GB BHE und Jurist Alfred Gille Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Beruf 2 Nachkriegspolitik 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Beruf BearbeitenAlfred Gille der evangelisch war war der Sohn eines Berufssoldaten Er besuchte bis zum Abitur im Jahre 1920 das Realgymnasium in Insterburg und absolvierte anschliessend in Konigsberg und Munchen ein Studium der Rechtswissenschaften das er 1923 mit dem Referendariatsexamen abschloss Er trat 1920 der Burschenschaft Alemannia Konigsberg bei 1927 wurde er Assessor beim Amtsgericht Konigsberg und wurde im Jahr darauf mit der Arbeit Wesen und Folgen der Rechtshangigkeit im Strafprozess zum Doktor der Rechte promoviert Im selben Jahr wurde er als 26 Jahriger zum Burgermeister von Lotzen gewahlt und war damit der jungste Burgermeister in Ostpreussen 1933 trat Gille der SA bei letzter Dienstrang Truppfuhrer 1 Nach Lockerung der vierjahrigen Aufnahmesperre trat er zum 1 Mai 1937 der NSDAP bei Mitgliedsnummer 6 019 687 2 3 4 5 deren Gauleitung Ostpreussen er zeitweise angehorte Lange wurde behauptet Gille sei Beisitzer am Volksgerichtshof gewesen 6 Dieses ist aber zumindest nach Danker und Lehmann Himmel fraglich 7 Im Zweiten Weltkrieg war Gille zunachst Artillerieoffizier Im Oktober 1941 kam er als Kriegsverwaltungsrat zur Frontleitstelle Krakau Im Sommer 1942 wurde er zunachst Stadtkommissar der Militarverwaltung dann von November 1942 bis Oktober 1943 nach formaler Entlassung aus der Wehrmacht Gebietskommissar fur den Kreis Saporoschje Stadt im Reichskommissariat Ukraine In dieser Funktion wirkte er an der Deportation Tausender Zwangsarbeiter ins Deutsche Reich und an den verwaltungsmassigen Massnahmen mit die beim Ruckzug der Wehrmacht im Herbst 1943 getroffen wurden und die Zerstorung der Stadt und den Tod vieler Einwohner in Kauf nahmen 8 Nachdem Gille von November 1943 bis Marz 1944 als leitender Sachbearbeiter fur die Abwicklung des Verwaltungsapparates des Reichskommissariats Ukraine zustandig war amtierte er von Marz bis Juli 1944 als Gebietskommissar fur das Kreisgebiet Nowogrodek im Generalbezirk Weissruthenien ehe er von Juli 1944 bis Kriegsende noch einmal fur die Wehrmacht als Ordonnanzoffizier des Artillerieregiments 1711 eingesetzt wurde 9 Schwartz beurteilt Gilles Verhalten dergestalt dass er kein Vertreter exzessiver personlicher Gewaltausubung aber sehr wohl ein Reprasentant der burokratisch organisierten strukturellen Gewalt des NS Besatzungsregimes in Osteuropa gewesen sei 10 Von 1945 bis 1948 befand Gille sich in sowjetischer Kriegsgefangenschaft und kam dann als Heimatvertriebener nach Lubeck Insbesondere seine Rolle in der zivilen Besatzungsverwaltung konnte er unwiderlegt mit der Behauptung Von 1939 an wurde ich Soldat und habe auch an der Front gestanden Ich kam im Marz 1948 aus der Gefangenschaft zuruck verschleiern Dies war zwar nicht grundsatzlich falsch liess aber seine erhebliche NS Verstrickung aussen vor 11 Danker und Lehmann Himmel charakterisieren ihn in ihrer Studie uber das Verhalten und die Einstellungen der Schleswig Holsteinischen Landtagsabgeordneten und Regierungsmitglieder der Nachkriegszeit in der NS Zeit als exponiert nationalsozialistischen Besatzungsakteur 12 Ab 1950 war er Rechtsanwalt ab 1952 auch Notar in Lubeck Gille war Mitbegrunder der Neuen Lubecker Norddeutschen Baugenossenschaft eG Die Grundung der Genossenschaft erfolgte am 14 November 1949 mit der Zielsetzung insbesondere den Heimatvertriebenen und Fluchtlingen Wohnraum in Lubeck und spater in Norddeutschland bereitzustellen Er gehorte dem Aufsichtsrat dieser Genossenschaft von 1949 bis zu seinem Tode 1971 als Vorsitzender an In den 1960er Jahren wurde er im Rahmen der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen den stellvertretenden Gebietskommissar von Nowogrodek Wilhelm Reuter vernommen Da die Reuter vorgeworfenen Massenmorde an den dortigen Juden jedoch deutlich vor Gilles Tatigkeit in Nowogrodek stattfanden blieb die Angelegenheit fur ihn folgenlos 13 Der Offentlichkeit blieb seine Rolle als Mitglied der deutschen Besatzungsverwaltung bis nach seinem Tod 1971 unbekannt 14 Am 11 September 1968 wurde Gille das Verdienstkreuz 1 Klasse des Bundesverdienstkreuzes verliehen Er war verheiratet und hatte ein Kind Nachkriegspolitik Bearbeiten1950 gehorte Gille zu den Begrundern des GB BHE dessen Landesvorsitzender in Schleswig Holstein er bis 1962 war Nach der Vereinigung des GB BHE mit der DP 1961 war er Bundesvorstandsmitglied der GDP Von 1950 bis zum 27 Oktober 1954 war Gille Landtagsabgeordneter in Schleswig Holstein wo er bis 1954 auch die BHE Fraktion fuhrte von 1950 bis zum 6 August 1954 war er Vorsitzender des Innenausschusses des Landtages und Mitglied des Landespolizeibeirates 1953 wurde er auch in den Deutschen Bundestag gewahlt wo er das Amt eines stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden bekleidete Von 1953 bis zum 31 Dezember 1955 war er stellvertretender Vorsitzender des Bundestagsausschusses fur Angelegenheiten der inneren Verwaltung Offentliche Kontroversen loste seine Warnung vor einer Dramatisierung der Neonazigefahr aus 15 Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag wurde Gille 1958 noch einmal fur vier Jahre in den schleswig holsteinischen Landtag gewahlt und war dort Fraktionsvorsitzender und Vorsitzender des Ausschusses fur Heimatvertriebene In seinen Amtszeiten als Landtagsabgeordneter war er insbesondere auch im Bereich der Vergangenheitspolitik wie die Auseinandersetzung mit der NS Zeit genannt wurde aktiv So hielt er insgesamt 38 Reden zu diesem Komplex 16 Von 1952 bis 1966 war Gille Sprecher Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Ostpreussen und spielte auch eine fuhrende Rolle im Bund der Vertriebenen BdV In den 1950er Jahren war er Vorsitzender des Landesverbandes der Heimatvertriebenen in Schleswig Holstein Als Vorsitzender des Landesverbandes der Heimatvertriebenen Schleswig Holstein unterzeichnete er die Charta der deutschen Heimatvertriebenen Aus gesundheitlichen Grunden legte er 1966 alle Amter nieder Literatur BearbeitenHelge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 2 F H Winter Heidelberg 1999 ISBN 3 8253 0809 X S 130 131 Michael Schwartz Funktionare mit Vergangenheit Das Grundungsprasidium des Bundes der Vertriebenen und das Dritte Reich Oldenbourg Munchen 2013 ISBN 978 3 486 71626 9 Rezension PDF 101 kB im Archiv fur Sozialgeschichte 18 April 2013 books google de daraus Kurzbiographie ab S 559 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Alfred Gille im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Alfred Gille beim VVN BdA Alfred Gille im Landtagsinformationssystem Schleswig HolsteinEinzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 92 PA 252a Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 11000424 Hans Michael Kloth Marcel Rosenbach und Klaus Wiegrefe Verbande Nachsichtiges Urteil In Der Spiegel 22 Februar 2010 S 40 Gille Alfred Dr In Martin Schumacher Hrsg M d B Die Volksvertretung 1946 1972 Gaa bis Gymnich KGParl Online Publikationen Kommission fur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien e V Berlin 2006 ISBN 3 7700 5224 2 S 373 urn nbn de 101 1 2014070812574 kgparl de PDF 297 kB abgerufen am 19 Juni 2017 Michael Schwartz Funktionare mit Vergangenheit Das Grundungsprasidium des Bundes der Vertriebenen und das Dritte Reich Oldenbourg Munchen 2013 ISBN 978 3 486 71626 9 S 559 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Klaus Detlev Godau Schuttke Die Heyde Sawade Affare Wie Juristen und Mediziner den NS Euthanasieprofessor Heyde nach 1945 deckten und straflos blieben 2 Auflage Nomos Baden Baden 2001 ISBN 3 7890 7269 9 S 175 Landtagsdrucksache 18 4464 Seite 271 abgerufen am 19 Oktober 2020 Michael Schwartz Funktionare mit Vergangenheit Das Grundungsprasidium des Bundes der Vertriebenen und das Dritte Reich Oldenbourg Munchen 2013 S 404 S 528 f u 559 f Michael Schwartz Funktionare mit Vergangenheit Das Grundungsprasidium des Bundes der Vertriebenen und das Dritte Reich Oldenbourg Munchen 2013 S 559 f Michael Schwartz Funktionare mit Vergangenheit Das Grundungsprasidium des Bundes der Vertriebenen und das Dritte Reich Oldenbourg Munchen 2013 S 398 f Landtagsdrucksache 18 4464 Seite 55 abgerufen am 19 Oktober 2020 Landtagsdrucksache 18 4464 Seite 285 abgerufen am 9 Oktober 2020 Landtagsdrucksache 18 4464 Seite 139 abgerufen am 19 Oktober 2020 Landtagsdrucksache 18 4464 Seite 269 abgerufen am 19 Oktober 2020 Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 2 F H Winter Heidelberg 1999 ISBN 3 8253 0809 X S 130 131 hier S 131 Landtagsdrucksache 18 4464 Seite 271 abgerufen am 19 Oktober 2020 Normdaten Person GND 124317529 lobid OGND AKS LCCN no2021016485 VIAF 109652081 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gille AlfredKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker GB BHE MdL MdBGEBURTSDATUM 15 September 1901GEBURTSORT Insterburg OstpreussenSTERBEDATUM 18 Februar 1971STERBEORT Rheinbach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfred Gille amp oldid 238967016