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Alfred Fernholz 7 November 1904 in Grunenthal bei Herscheid Westfalen 17 Marz 1993 in Karlsruhe war ein deutscher Psychiater In der Zeit des Nationalsozialismus war Fernholz einer der Organisatoren der Krankenmorde im Nationalsozialismus in Sachsen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Medizinische Karriere 1 2 Karriere in der NSDAP 1 3 Nach Kriegsende 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMedizinische Karriere Bearbeiten Fernholz wuchs nach dem Umzug seiner Eltern ab 1907 in Leipzig auf wo er 1924 das Abitur ablegte Anschliessend nahm er an der Universitat Leipzig ein Studium der Medizin auf das er 1929 mit der arztlichen Staatsprufung und der Promotion uber ein chirurgisches Thema 1 beendete Er wurde zu Beginn seines Studiums im Sommersemester 1924 Mitglied der Burschenschaft Suevia Leipzig im ADB der er dann zeitlebens angehorte 2 Nach der arztlichen Approbation 1930 absolvierte Fernholz bis 1933 die Facharztausbildung an der psychiatrischen Landesanstalt Zschadrass Ab Juni 1933 arbeitete er als Regierungsmedizinalrat in Zschadrass Im Oktober 1934 wechselte Fernholz als Amtsarzt nach Grossenhain ab April 1935 leitete er das dortige Gesundheitsamt Fernholz war als beamteter Arzt am Erbgesundheitsobergericht fur Sachsen an Entscheidungen uber Zwangssterilisationen beteiligt 3 1933 heiratete Fernholz aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor Karriere in der NSDAP Bearbeiten Fernholz trat zum 1 August 1931 in die NSDAP Mitgliedsnummer 599 260 4 und am 1 November 1931 in die SS SS Nummer 121 298 ein In der SS war Fernholz als Arzt tatig nach seiner Beforderung zum SS Untersturmfuhrer im September 1935 leitete er die Sanitatsstaffel II 84 in Meissen Zuletzt wurde er im November 1943 zum SS Obersturmbannfuhrer befordert Ab 1939 war er zudem HJ Gebietsarzt 5 Ab Februar 1938 leitete Fernholz die Abteilung Volkspflege im sachsischen Innenministerium unter Minister Karl Fritsch In dieser Funktion drangte er Anfang 1939 darauf dass die von Paul Nitsche in der Landesanstalt Sonnenstein angewandte Minimalernahrung arbeitsunfahiger Psychiatriepatienten in weiteren Anstalten eingefuhrt wurde Nach Zeugenaussagen ubergab Fernholz den Direktoren der sachsischen Landesanstalten kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges Richtlinien zur medikamentosen Sterbehilfe Als Grund gab er an dass hoffnungslose Falle nicht auf Kosten ihrer Umgebung der Mitkranken und des Personals durchgeschleppt werden sollten 6 Im Winter 1939 1940 war Fernholz fur eine drastische Absenkung der Kostensatze fur die sachsischen Landesanstalten mitverantwortlich in deren Folge etwa 1500 Patienten verhungerten 7 Wahrend der Aktion T4 der Ermordung von Patienten in Gaskammern zwischen Januar 1940 und August 1941 war Fernholz vermutlich von Minister Fritsch zu eigenstandigen Entscheidungen ermachtigt Nach Zeugenaussagen informierte Fernholz Mitte 1940 die Anstaltsdirektoren dass das Ziel anstehender Verlegungen von Kranken deren Totung war Die von Fernholz geleitete Abteilung Volkspflege war die Schnittstelle zwischen den Anstalten und der Gekrat die die Transporte von Patienten in die Totungsanstalten durchfuhrte Dabei fallten Fernholz und seine engsten Mitarbeiter die endgultige Entscheidung falls Patienten kurzfristig von den Transportlisten gestrichen werden sollten Im Sommer 1942 nahm Fernholz an Besprechungen zur Auflosung der NS Totungsanstalt Sonnenstein teil wahrscheinlich war er bereits Anfang 1940 in die Auswahl Sonnensteins als Totungsanstalt eingebunden Zudem war Fernholz an Personalentscheidungen beteiligt beispielsweise an der Abordnung des Waldheimer Direktors Gerhard Wischer in die Zentraldienststelle T4 8 Erhaltener Schriftverkehr dokumentiert die Einbindung von Fernholz in zentrale Entscheidungsprozesse der Kinder Euthanasie in Sachsen So veranlasste Fernholz mehrfach die Verlegung von Kindern in die beiden sachsischen Kinderfachabteilungen in Dosen und an der Leipziger Universitatskinderklinik unter Werner Catel wo die Kinder in der Regel ermordet wurden 9 1941 wurde Fernholz als Leiter des Sachsischen Gauamtes fur Volksgesundheit der NSDAP Gaugesundheitsfuhrer und damit ein Berater des Gauleiters Martin Mutschmann im gleichen Jahr ubernahm er die Leitung des NS Arztebundes in Sachsen Zudem wurde er 1941 zum Regierungsdirektor befordert In einer weiteren Phase der nationalsozialistischen Krankenmorde haufig als Aktion Brandt bezeichnet forderte Fernholz Arzte in sachsischen Landesanstalten zur Totung von Patienten mit Hilfe von Medikamenten auf Nach Zeugenaussagen billigte Fernholz die Totungen bereits vor einer entsprechenden Ermachtigung durch die Berliner Zentraldienststelle T4 im August 1943 10 Dabei ging in Sachsen die Initiative zu weiteren Krankenmorden vermutlich von der NSDAP Gauleitung aus Der Historiker Winfried Suss sieht Fernholz hierbei in einer Schlusselfunktion und ordnet ihn als Exponenten der politischen Verwaltung ein die sich durch die Kombination von Staats und Parteiamtern herausbildete 11 Nach Kriegsende Bearbeiten Bei Kriegsende tauchte Fernholz in Leipzig unter Im Juni 1945 soll er von einer amerikanischen Militarstreife festgenommen worden sein ohne dass dabei seine Funktionen in der Zeit des NS Regimes bekannt wurden Im Vorfeld des Dresdner Euthanasie Prozesses in dessen Verlauf Paul Nitsche zum Tode verurteilt wurde wurde 1946 gegen Fernholz ein Haftbefehl erlassen Der Haftbefehl konnte nicht vollstreckt werden da Fernholz in die westlichen Besatzungszonen gewechselt war Anfang der 1950er Jahre betrieb er eine allgemeinarztliche Praxis im westfalischen Plettenberg zugleich engagierte er sich im ortlichen Schutzenverein 12 Fernholz starb 1993 ohne strafrechtlich belangt worden zu sein Literatur BearbeitenBoris Bohm Alfred Fernholz Ein Schreibtischtater im Dienste der Volksgesundheit In Christine Pieper Mike Schmeitzner Gerhard Naser Hrsg Braune Karrieren Dresdner Tater und Akteure im Nationalsozialismus Sandstein Dresden 2012 ISBN 978 3 942422 85 7 S 154 161 Einzelnachweise Bearbeiten Beitrag zur chirurgischen Therapie der neurogenen Gelenkaffektion spez der tabischen Arthropathie siehe Bohm Fernholz S 154 und DNB Eintrag Friedrich Vohl Hrsg Burschenschafter Stammrolle 1991 S 172 Thomas Schilter Unmenschliches Ermessen Die nationalsozialistische Euthanasie Totungsanstalt Pirna Sonnenstein 1940 41 Gustav Kiepenheuer Leipzig 1998 ISBN 3 378 01033 9 S 23 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 8580138 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 148 Zeugenaussage des Direktors der Anstalt Grossschweidnitz Alfred Schulz von 1947 zitiert bei Bohm Fernholz S 155 Bohm Fernholz S 156 Bohm Fernholz S 156 f Bohm Fernholz S 158 Bohm Fernholz S 157 f Winfried Suss Dezentralisierter Krankenmord Zum Verhaltnis von Zentralgewalt und Regionalgewalten in der Euthanasie seit 1942 In Horst Moller Jurgen John Thomas Schaarschmidt Hrsg NS Gaue regionale Mittelinstanzen im zentralistischen Fuhrerstaat Oldenbourg Munchen 2007 ISBN 978 3 486 58086 0 S 123 135 hier S 134 Bohm Fernholz S 160 Eintrag Fernholz Dr med Alfred bei www plettenberg lexikon de Drei frohe Festtage in Plettenberg Konig Willi Cordes und Konigin Adele Fastenrath regieren das Plettenberger Schutzenvolk Das traditionelle Volksfest unserer Stadt auf vollen Touren Grusse der ehemaligen Plettenberger in New York und Umgebung Memento vom 13 Januar 2010 im Internet Archive Abgerufen am 9 November 2013 Normdaten Person GND 126044309 lobid OGND AKS VIAF 25583933 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fernholz AlfredKURZBESCHREIBUNG deutscher Psychiater und Organisator der nationalsozialistischen Krankenmorde in SachsenGEBURTSDATUM 7 November 1904GEBURTSORT Grunenthal bei Herscheid WestfalenSTERBEDATUM 17 Marz 1993STERBEORT Karlsruhe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfred Fernholz amp oldid 231845584