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Alejandra Pizarnik amtlich Flora Pizarnik 29 April 1936 in Buenos Aires 25 September 1972 ebenda war eine argentinische Dichterin des 20 Jahrhunderts Alejandra Pizarnik vor 1969 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 1936 1953 Kindheit und Jugend 1 2 1954 1959 Studium und literarische Anfange 1 3 1960 1964 Paris 1 4 1965 1972 Letzte Lebensjahre in Buenos Aires und internationale Anerkennung 2 Lyrisches Schaffen 2 1 Textbeispiel 3 Bibliografie 3 1 Veroffentlichungen zu Lebzeiten 3 2 Ubersetzungen ins Deutsche 3 3 Biografie 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten1936 1953 Kindheit und Jugend Bearbeiten Alejandra Pizarnik wurde am 29 April 1936 als Flora Pizarnik nahe Buenos Aires geboren Ihre Eltern Elias Pizarnik und Rejzla Rosa Bromiker beide judisch waren zwei Jahre zuvor aus der stalinistischen Sowjetunion emigriert und hatten sich in der Hafen und Handelsstadt Avellaneda in der Provinz Buenos Aires niedergelassen wo bereits die Schwester der Mutter mit ihrer Familie lebte Durch die Arbeit des Vaters als Schmuckverkaufer okonomisch gesichert konnte Familie Pizarnik eine sorgenfreie Existenz fuhren und integrierte sich schnell in die ortlich ansassige Gemeinschaft mitteleuropaischer Einwanderer Alejandra und ihre zwei Jahre altere Schwester Myriam besuchten erganzend zur ublichen Schulausbildung die judische Salman Reisen Schule wo sie die jiddische Sprache erlernten und mit der judischen Religion und Kultur vertraut wurden Dort wurde Alejandra die damals noch ihren Namen Flora fuhrte Bluma oder Blumele genannt Mit dem spateren Beginn ihrer literarischen Karriere nahm sie den Namen Alejandra an Alejandra sprach spanisch mit osteuropaischem Akzent hinzu kam ein Stottern das sie bis zu ihrem Lebensende nicht ganzlich verliess und ihren so haufig beschworenen Kampf mit der Sprache pragte hier liegt eine Gemeinsamkeit mit Antonin Artaud dem sie sich zeit ihres Lebens verwandt fuhlte 1 Starke Akneprobleme Asthma und die Tendenz zum Dickwerden hoben sie gegenuber ihren Altersgenossinnen vor allem gegenuber ihrer alteren Schwester die ganzlich dem konventionellen Schonheitsideal entsprach ab und verursachten ein problematisches Verhaltnis zu ihrem Korper das zu einer ihrer zahlreichen Obsessionen wurde So nahm sie schon fruh die appetitzugelnde Droge Amphetamin die Jahre spater im Zusammenhang mit ihren starken Gefuhlsschwankungen immer wieder Euphorieschube verursachte Der Drogenkonsum legte in spateren Jahren ausserdem die physische Grundlage ihrer nachtlichen Arbeitsphasen die sie als Tochter der Schlaflosigkeit posthum zur Legende werden liessen 1954 1959 Studium und literarische Anfange Bearbeiten An der Fakultat fur Philosophie und Philologie der Universitat von Buenos Aires belegte Alejandra Kurse in Literaturwissenschaft und Journalismus bis 1957 Erganzend zum Studium das sie nicht abschloss wurde sie von Juan Battle Planes in Malerei unterrichtet Motiviert von ihrem Professor Juan Jacobo Bajarlia der schon fruh ihr literarisches Talent entdeckte und sie als junge Autorin umfassend forderte las Alejandra Joyce Breton Proust Gide Claudel und Kierkegaard und entwickelte eine ausgesprochene Vorliebe fur den Surrealismus Die Auseinandersetzung mit dem Unterbewussten wurde daher nicht nur fur ihre Therapie bei dem argentinischen Psychoanalytiker und Psychologieprofessor Leon Ostrov wegweisend sondern begleitete auch massgeblich den Entstehungsprozess ihrer Texte Die mit ihrer Affinitat zum Surrealismus einhergehende Faszination fur den Tod und die verlorene Kindheit ruckten diese Themen schon fruh in das Zentrum ihres Schaffens Durch Juan Jacobo Bajarlia knupfte Alejandra erste Kontakte zu argentinischen Schriftstellern zur Gruppe Equis um Roberto Juarroz und zum Literatenzirkel Poesia Buenos Aires um Raul Gustavo Aguirre und lernte ihren ersten Verleger kennen 1955 erschien der erste Gedichtband der erst 19 jahrigen Alejandra La tierra mas ajena 1955 dt Die fremdeste Erde Kurz darauf folgten La ultima inocencia 1956 dt Die letzte Unschuld und Las aventuras perdidas 1958 dt Die verlorenen Abenteuer Zu fast bruderlichen Freundschaften wie mit Antonio Requeni und Olga Orozco einer zeitlebens fur sie zentralen Bezugsperson gesellten sich Beziehungen die gleichermassen literarische Auseinandersetzung tiefe personliche Verbundenheit wie erotische Sinnlichkeit miteinander verknupften so im Fall der Schriftstellerin Elizabeth Azcona Affaren und Liebschaften verbanden Alejandra mit Intellektuellen und Schriftstellern beider Geschlechter so auch in ihren spateren Pariser Jahren mit Julio Cortazar und so wird es ihr nachgesagt mit Octavio Paz Im Aufbegehren gegen uberkommene Geschlechterrollen die vor allem im patriarchal gepragten Argentinien dominierten bekannte sich Alejandra offen zum erotischen Libertinismus wie es auch einzelne Tagebucheintragungen festhalten 1960 1964 Paris Bearbeiten In der Kulturmetropole Paris lebte Alejandra im Quartier Latin und wurde bald zu einer angesehenen Schriftstellerin inmitten der dort ansassigen Szene lateinamerikanischer und europaischer Intellektueller Sie publizierte Literaturkritiken und Essays unter anderem als standige Mitarbeiterin der Literaturzeitschrift Lettres Nouvelles stand in regem Austausch mit Octavio Paz Julio Cortazar Italo Calvino Andre Pieyre de Mandiargues und Roger Caillois und lernte Simone de Beauvoir und Marguerite Duras kennen Nach den Worten ihrer Biographin der argentinischen Lyrikerin Cristina Pina schmiedete sie vor allem in diesen Jahren ihre an Rimbaud orientierte Legende des poeta maldito der begabten avantgardistischen Dichterin deren Lebenswandel durch Drogenkonsum Alkoholexzesse und die bewusste Uberschreitung sexueller Geschlechterrollen wie sozialer Normen gepragt war und von der burgerlichen Gesellschaft verfemt wurde Diese Form der Selbstinszenierung die nach Pina bereits zu Lebzeiten das Fundament kunftiger Legendenbildung gelegt habe ziele auf eine Einheit von Leben und Werk ab Wahnsinn Selbstmord und Tod wurden zu den grossen Themen ihrer Literatur und legen eine biographische Interpretation nahe Wahrend ihres Aufenthaltes in Paris erschien in Buenos Aires ihr nachster Gedichtband Arbol de Diana 1962 dt Baum der Diana 1965 1972 Letzte Lebensjahre in Buenos Aires und internationale Anerkennung Bearbeiten Nach ihrer Ruckkehr lebte Alejandra bis 1968 im Haus ihrer Eltern zu denen sie ein unverandert problematisches Verhaltnis sie selbst beschreibt es als Hassliebe pflegte Ihr Vater der 1967 plotzlich durch einen Herzinfarkt verstarb sicherte seit jeher finanziell ihre Existenz dazu kam nun die Haushaltsfuhrung der Mutter die Alejandras literarischer Karriere mit wenig Verstandnis begegnete Fur ihren nachsten Gedichtband Los trabajos y las noches 1965 dt Die Arbeiten und die Nachte erhielt Alejandra 1966 den Primer Premio Municipal de Poesia einen Literaturpreis der den nationalen Durchbruch bedeutete und dem zwei Jahre spater mit dem renommierten Guggenheim Stipendium auch die internationale Anerkennung folgte 1968 zog Alejandra in ein eigenes Apartment das zu einem Zentrum des literarischen Austauschs wurde da sie sich immer mehr vom offentlichen Leben dorthin zuruckzog um in hochster Konzentration zu arbeiten Im gleichen Jahr veroffentlichte sie ihren nachsten Gedichtband Extraccion de la piedra de locura 1968 dt Bergung des Wahnsteins 1969 reiste sie fur wenige Tage nach New York und danach weiter nach Paris Dort war ihre Enttauschung gegenuber den fruheren Freunden und deren burgerlichen Verpflichtungen gross aber auch ihre grundlegende Fremdheit gegenuber der politisch aufgeheizten und teilweise antisemitischen Stimmung bewogen sie schon nach wenigen Tagen zur Abreise konzentrierte sich doch ihr Werk so sehr auf das eigene Leiden dass die politischen Reflexionen und Revolten dieser Zeit fur sie nicht von Belang waren In den Folgejahren schrieb sie ihre von schwarzem Humor durchzogenen Dramentexte Los poseidos entre las lilas 1969 dt Die Besessenen im Flieder und La bucanera de Pernambuco o Hilda la poligrafa 1970 71 dt Die Seerauberin von Pernambuco oder Hilda die Universalgelehrte und publizierte neben ihrem letzten Gedichtband El infierno musical 1971 dt Die musikalische Holle ihre Erzahlung La condesa sangrienta 1971 dt Die blutrunstige Grafin die im Stil der Phantastischen Literatur die Geschichte der Massenmorderin und zur Horrorlegende gewordenen Grafin Erzsebet Bathory aus dem 16 Jahrhundert aufgriff Alejandra setzte ausserdem ihre Psychotherapie bei dem argentinischen Psychoanalytiker Pichon Riviere dem Vater ihres Schriftstellerfreundes Marcelo Pichon Riviere fort Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch 1970 verbrachte sie viele Monate in einer Klinik konnte aber danach ihren Alltag in der eigenen Wohnung wiederaufnehmen Ihre Tagebucheintrage aus dem Sommer und Herbst 1971 verzeichnen weitere gescheiterte Selbstmordversuche denen ein funfmonatiger Klinikaufenthalt bis November 1971 folgte Am 25 September 1972 verstarb Alejandra Pizarnik durch die Einnahme einer Uberdosis von Schlaftabletten Nach der Einschatzung ihrer Biographin Cristina Pina ist die Todesabsicht umstritten da Alejandra Pizarnik haufig Schlafmittel in exzessiven Mengen einnahm um uberhaupt schlafen zu konnen und ausserdem alle ausseren Zeichen auf einen stabilen Alltag bereits getroffene Verabredungen fur die nachsten Tage etc hinwiesen Alejandra Pizarnik wurde am 27 September 1972 auf dem judischen Friedhof von La Tablada beigesetzt Lyrisches Schaffen BearbeitenAlejandra Pizarnik war eine Meisterin des sehr kurzen Gedichtes in freien Versen In den spateren Jahren schrieb sie auch Prosagedichte die mitunter betrachtliche Lange erreichten In beiden Fallen schenkte sie dem Klangcharakter der Worter die gleiche Beachtung wie ihrem Bedeutungsgehalt So entstehen geradezu atemberaubende Spannungen zwischen wenigen Wortern die einen stets wohlklingenden Text bilden oder in diesem immer wieder wiederholt werden Die Themen kreisen um das lyrische Ich biografisch pseudobiografisch reflektierend Nichtzugehorigkeit Verlust Todesnahe Die Eleganz ihres Stils die Verwendung zeitlos anmutender Bild Welten und nicht zuletzt zahlreiche Zitate und Widmungen belegen ihre grosse literarische Bildung und lebhafte Teilnahme am kulturellen Leben ihrer Zeit sozusagen die erwachsene Seite neben einer radikal kindlichen Grundhaltung Textbeispiel Bearbeiten RelojDama pequenisima moradora en el corazon de un pajaro sale al alba a pronunciar una silabaNO UhrWinzige Dame Bewohnerin eines Vogelherzens tritt in die Morgendammerung und sagt eine SilbeNEIN aus Los trabajos y las noches Bibliografie BearbeitenVeroffentlichungen zu Lebzeiten Bearbeiten La tierra mas ajena Buenos Aires 1955 spater von ihr verworfen La ultima inocencia Buenos Aires 1956 Las aventuras perdidas Buenos Aires 1958 Arbol de Diana Buenos Aires 1962 mit einem Vorwort von Octavio Paz Los trabajos y las noches Buenos Aires 1965 Extraccion de la piedra de locura Buenos Aires 1968 Nombres y figuras Barcelona 1969 El infierno musical Buenos Aires 1971 La condesa sangrienta Buenos Aires 1971 uber Erzsebet Bathory Los pequenos cantos Caracas 1971Ubersetzungen ins Deutsche Bearbeiten extrana que fui fremd die ich war 52 Gedichte Ubertragungen von Elisabeth Siefer Zurich 2000 ISBN 3 908126 11 8 Cenizas Asche Asche Gedichte in spanisch und deutsch herausgegeben und ubertragen von Juana und Tobias Burghardt Ammann Verlag Zurich 2002 ISBN 3 250 10470 1 In einem Anfang war die Liebe Gewalt Tagebucher Herausgegeben von Ana Becciu ubersetzt von Klaus Laabs Ammann Verlag Zurich 2007 ISBN 3 250 10484 1Biografie Bearbeiten Cristina Pina Alejandra Pizarnik Buenos Aires 1991Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alejandra Pizarnik Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Alejandra Pizarnik im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur von und uber Alejandra Pizarnik im Katalog des Ibero Amerikanischen Instituts Preussischer Kulturbesitz Berlin Centro Virtual Cervantes Seite Alejandra Pizarnik sololiteratura com Hauptseite Alejandra Pizarnik Memento vom 2 Juli 2012 im Internet Archive Pizarnik Publica y PrivadaEinzelnachweise Bearbeiten Leopold Federmair Das Handwerk des Sterbens In Neue Zurcher Zeitung 26 Mai 2007 Seite 72 Normdaten Person GND 119374951 lobid OGND AKS LCCN n82006764 VIAF 17233961 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pizarnik AlejandraALTERNATIVNAMEN Pizarnik FloraKURZBESCHREIBUNG argentinische Dichterin und SchriftstellerinGEBURTSDATUM 29 April 1936GEBURTSORT Buenos AiresSTERBEDATUM 25 September 1972STERBEORT Buenos Aires Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alejandra Pizarnik amp oldid 226454143