www.wikidata.de-de.nina.az
Albert Theile 3 Juli 1904 in Horde 14 Marz 1986 in Bern war ein deutscher Kunsthistoriker Schriftsteller Publizist Ubersetzer und Journalist u a war er von 1943 bis 1946 Mitherausgeber der Exilzeitschrift Deutsche Blatter 1958 Mitbegrunder der Kulturzeitschrift Humboldt und von 1963 bis 1982 Chefredakteur der Zeitschrift Fikrun wa Fann Gedanken und Kunst die er gemeinsam mit der Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel verantwortete Albert Theile und Toshihiko Katayama in Japan 1940 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft Ausbildung und erste Berufserfahrung 1 2 Die Zeitschrift Die Bottcherstrasse 1 3 Emigration und Weltreise 1 4 Publizistische Arbeit im Exil Die Deutschen Blatter 1 5 Ruckkehr nach Europa Arbeit als Kunsthistoriker Ubersetzer und Journalist 1 6 Die Zeitschriften Humboldt und Fikrun wa Fann 1 7 Ehrung mit dem Friedrich Ruckert Preis Letzte Lebensjahre in Bern 2 Familie 3 Auszeichnungen 4 Schriften Auswahl 5 Sekundarliteratur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Ausbildung und erste Berufserfahrung Bearbeiten Albert Theile wurde in Horde heute ein Stadtteil von Dortmund geboren war Sohn des Gelbgiessers und Ingenieurs Albert Theile und dessen Ehefrau Wilhelmine geborene Stein Er unternahm schon in seiner Jugend Auslandsreisen unter anderem nach Agypten um dem streng patriarchalischen Elternhaus zu entfliehen und weil ihn der Orient anzog Nach der Schulzeit arbeitete Theile als Bergarbeiter und Imker holte dann aber das Abitur nach und studierte zunachst in Munster dann in Munchen und Berlin Zeitungswissenschaften Von 1926 bis 1927 sammelte er als freier Redakteur in Paris erste journalistische Erfahrungen 1 Die Zeitschrift Die Bottcherstrasse Bearbeiten 1928 ubernahm Albert Theile als Mitbegrunder die Redaktionsleitung der internationalen Zeitschrift Die Bottcherstrasse deren Themen vor allem Kultur Literatur Kunst Musik und internationale Politik waren Den Titel erhielt die Zeitschrift nach der gleichnamigen Strasse in der Bremer Altstadt die in den 1920er Jahren vom Verfall bedroht durch den Kunstmazen und Grunder von Kaffee HAG Ludwig Roselius instand gesetzt und neu gestaltet wurde Mit den Arbeiten hatte Roselius Bernhard Hoetger beauftragt einen ebenfalls aus Dortmund Horde stammenden Bildhauer und Architekten Durch Hoetger hatte Albert Theile Roselius kennengelernt und gemeinsam verwirklichten sie die Idee der Zeitschrift Die Bottcherstrasse erschien zwischen Mai 1928 und Juli 1930 in 14 Ausgaben und einer Auflage von jeweils 10 000 Stuck 2 3 Emigration und Weltreise Bearbeiten Als Gegner des Nationalsozialismus verliess Albert Theile Deutschland 1933 und reiste nach Paris Noch im selben Jahr brach er von Frankreich aus zu einer zweijahrigen Weltreise auf die ihn mit dem Schiff zunachst nach Indien und anschliessend weiter nach in die Republik China Japan und in die USA fuhrte Ein Empfehlungsschreiben des franzosischen Schriftstellers Romain Rolland erleichterte ihm unterwegs die Kontaktaufnahme zu Schriftstellern und Kunstlerkreisen Albert Theile eignete sich auf der Reise tiefgreifendes Wissen u a uber die asiatische Kultur an wie sein 3 bandiges 1955 erschienenes Werk Die Kunst der aussereuropaischen Volker belegt Den zweiten Band dieser Publikation widmete er den japanischen Ubersetzern und Schriftstellern Toshihiko Katayama 1898 1961 und Takeyama Michio 1903 1984 die er auf seiner Reise kennengelernt hatte Im Jahr 1936 nach der Ruckkehr von seiner Weltreise emigrierte Albert Theile nach Norwegen Dort lebte er bis April 1940 in Oslo Durch den Einmarsch deutscher Truppen erneut zur Flucht gezwungen entkam Theile nach Schweden Anschliessend floh er uber Russland China und Japan bis nach Santiago de Chile in Chile wo er in den Weihnachtstagen des Jahres 1940 mit dem Schiff eintraf und spater eine Professur erhielt Publizistische Arbeit im Exil Die Deutschen Blatter Bearbeiten Im neutralen Chile grundete Albert Theile 1942 zusammen mit Udo Rukser einem deutschen Anwalt und Kunstsammler der ein Jahr vor ihm aus Deutschland gefluchtet war die Exil Zeitschrift Deutsche Blatter fur ein europaisches Deutschland gegen ein deutsches Europa Die Deutschen Blatter entwickelten sich zu einem Sprachrohr der uberparteilichen Opposition gegen Hitler Zu den Autoren die Theile und Rukser fur die Zeitschrift gewinnen konnten gehorten prominente Exil Schriftsteller und Intellektuelle wie Thomas Mann Carl Zuckmayer Albert Schweitzer und C G Jung Neben Politik war Literatur ein inhaltlicher Schwerpunkt der Zeitschrift insbesondere die Forderung lateinamerikanischer Autoren und deren Ubersetzung ins Deutsche So erschienen in Deutsche Blatter auch von Albert Theile ubertragene Texte von Autoren wie Gabriela Mistral Pablo Neruda und Jorge Luis Borges 4 5 Ruckkehr nach Europa Arbeit als Kunsthistoriker Ubersetzer und Journalist Bearbeiten Im Jahr 1952 kehrte Theile aus dem Exil nach Europa zuruck und zog mit seiner Familie in die Schweiz nach Unterageri Beruflich bedingt war er auch weiterhin oft auf Reisen und hielt sich immer wieder langere Zeit im Ausland auf z B in Rom auf Mallorca und in Chile In den folgenden Jahren trat Theile als Journalist Ubersetzer und Herausgeber sudamerikanischer Literatur und Lyrik hervor Fasziniert von der Kunst der Welt schrieb er zudem eine Reihe von Buchern die sich mit den traditionellen Kulturen der verschiedenen Kontinente auseinandersetzen Ein besonderer publizistischer Erfolg Albert Theiles war z B der Band Kunst in Afrika 1955 der in mehrere Sprachen ubersetzt wurde 6 Die Zeitschriften Humboldt und Fikrun wa Fann Bearbeiten Neben seiner freien Mitarbeit beim Rundfunk fur den er unter anderem Beitrage fur die Sendung Echo der Zeit verfasste blieb es Albert Theiles besonderes Ziel Zeitschriften zu konzipieren und zu gestalten Ein Symposium in Berlin das den kulturellen Austausch von spanisch und deutschsprachigen Schriftstellern fordern sollte war 1960 Auftakt zur Grundung der Zeitschrift Humboldt Revista para el mundo iberico die in deutscher portugiesischer und spanischer Sprache erschien Inhaltliche Schwerpunkte waren wie bereits bei den Publikationen fur die Theile zuvor gearbeitet hatte vor allem kulturelle und wissenschaftliche Themen Ein besonderes Ziel der Zeitschrift war der kulturelle Dialog zwischen lateinamerikanischer und europaischer Welt 7 1963 nur wenige Jahre nach der Grundung von Humboldt entstand unter Mitwirkung Albert Theiles eine weitere Zeitschrift diesmal mit dem Ziel kulturelle Brucken zwischen deutschsprachigen und islamischen Landern zu schlagen Ihr Name war Fikrun wa Fann Gedanken und Kunst Albert Theile war ihr erster Chefredakteur und pragte in dieser Funktion gemeinsam mit der Orientalistin Annemarie Schimmel bis 1982 massgeblich den Inhalt und die konzeptionelle Ausrichtung der Publikation Ehrung mit dem Friedrich Ruckert Preis Letzte Lebensjahre in Bern Bearbeiten Im Jahr 1971 erhielt Albert Theile den Friedrich Ruckert Preis in Wurdigung seiner zahlreichen Ubersetzungen und Anthologien von Schriftstellern verschiedener Kulturkreise Neben lateinamerikanischen und japanischen Dichtern hatte er auch Werke skandinavischer Epiker Gaucho Literatur und Lyrik der indigenen Volker Mexikos und Perus ubersetzt 1974 zog Albert Theile nach Bern Bis zuletzt arbeitete er als Autor fur Zeitschriften die neben dem Reisen ein besonders wichtiger Lebensinhalt fur ihn waren Als Albert Theile 1986 starb ging nicht nur ein erfahrener Journalist und Ubersetzer sondern auch ein Mann von weitgespannten Interessen ein phantasiebegabter und faszinierender Erzahler ein bis an sein Ende begeisterungsfahiger Mensch dahin der seine Ideen in immer neuen Versuchen einer grenzuberschreitenden Kulturwissenschaft zu realisieren suchte schrieb Annemarie Schimmel in ihrem Nachruf Familie BearbeitenTheile war in zweiter Eher verheiratet mit Angelika Theile geborene Becker der Tochter des osterreichischen Botschafters in Chile 8 Auszeichnungen Bearbeiten1965 Grosses Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland 1970 Mitgliedschaft im PEN Zentrum der BRD 1971 Friedrich Ruckert Preis der Stadt SchweinfurtSchriften Auswahl BearbeitenDie Bottcherstrasse Idee und Gestaltung Angelsachsen Verlag Bremen 1930 als Hrsg Nippon 1933 1934 als Hrsg Generation 1940 als Hrsg Deutsche Blatter 1943 1946 Die Kunst der aussereuropaischen Volker 1 Band Die Kunst der Naturvolker Die Kunst Amerikas 2 Band Die Kunst Amerikas Indiens u des Islams 3 Band Die Kunst des Fernen Ostens Standard Verlag Hamburg 1955 Schwan im Schatten Lateinamerikanische Lyrik von heute Ubertragung und Einleitung Deutsche Hausbucherei Hamburg Berlin 1955 Aussereuropaische Kunst von den Anfangen bis heute 1956 ff als Hrsg Humboldt 1960 1982 als Hrsg Fikrun wa fann 1963 1982 Unter dem Kreuz des Sudens Erzahlungen aus Mittel und Sudamerika Manesse Verlag Zurich 1956 Neuauflage 1988 ISBN 3 7175 1412 1 als Hrsg und Ubersetzer Gabriela Mistral Gedichte Unter Mitwirkung von Heinz Muller und Gisela Pape Luchterhand Verlag 1958 Spanische Erzahler aus dem 14 bis 17 Jahrhundert Miguel de Cervantes Saavedra Lope Felix de Vega Carpio Tiro de Molina Alonso de Castillo Solorzano Manesse Verlag Zurich 1958 Bebendes Herz der Pampa Gaucho Dichtung Verlag Die Arche Zurich 1959 Bernhard Hoetger Monographien zur rheinisch westfalischen Kunst der Gegenwart Band 17 Bongers Verlag Recklinghausen 1960 Kunst in Afrika 1961 Chr Belser Verlag Stuttgart 1982 ISBN 3 7630 1802 6 Es tagt die Erde Indianerdichtung aus dem sudlichen Amerika Verlag Die Arche Zurich 1962 Lateinamerika erzahlt Fischer Verlag Frankfurt Hamburg 1962 Sekundarliteratur BearbeitenWalter Habel Hrsg Wer ist wer Das deutsche Who s who 24 Ausgabe Schmidt Romhild Lubeck 1985 ISBN 3 7950 2005 0 S 1241 Martin Schumacher Wir wollten als Deutsche nicht abseits stehen die Herausgeber der Deutschen Blatter in Santiago de Chile Udo Rukser 1892 1971 und Albert Theile 1904 1986 In Bastian Hein Manfred Kittel Horst Moller Hrsg Gesichter der Demokratie Portrats zur deutschen Zeitgeschichte Oldenbourg Verlag Munchen 2012 ISBN 978 3 486 71512 5 S 98 108 Annemarie Schimmel Zum Andenken an Albert Theile einen grossen Literaturvermittler In Jahrbuch der Ruckert Gesellschaft 10 1996 S 185 194 Albert Theile Dankesrede anlasslich des Friedrich Ruckert Preises 1971 in Schweinfurt In Jahrbuch der Ruckert Gesellschaft 10 1996 S 170 184 Theile Albert in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 760Weblinks BearbeitenLiteratur von Albert Theile im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Schriften von Albert Theile im Kalliope Verbund Informationen des Goethe Instituts uber die Zeitschrift Humboldt Vortrag von Hubert Sontheim zur Geschichte der Deutschen Blatter Zu A Theile vergl S 31 ff Einzelnachweise Bearbeiten Dankesrede von Albert Theile anlasslich der Verleihung des Friedrich Ruckert Preises 1971 in Schweinfurt Jahrbuch der Ruckert Gesellschaft E V Ergon Verlag 1996 S 172 Daniel Schreiber Die Bottcherstrasse nationalistischer Lehrpfad und Internationale Zeitschrift In HKMB news 1 2006 Journal der Arbeitsgemeinschaft der Kunst und Museumsbibliotheken Jahrgang 12 S 10 13 Weblink archiv ub uni heidelberg de Albert Theile Die internationale Zeitschrift Die Bottcherstrasse Erinnerungen In Borsenblatt fur den deutschen Buchhandel Frankfurt am Main Band 14 1958 S 817 821 Vergl Hubert Sontheim Udo Rukser der Oberbuhlhof und die Deutschen Blatter PDF 515 kB Vortrag gehalten von Hubert Sontheim auf dem Oberbuhlhof am 4 August 2017 auf dem Anwesen des Ehepaares von Magnis in Schienen In forum allmende de 4 August 2017 S 38ff abgerufen am 6 Oktober 2018 Klaus Goebel Thomas Manns Briefwechsel mit den Deutschen Blattern in Santiago de Chile PDF 20 kB In exil archiv de 14 Februar 2013 abgerufen am 6 Oktober 2018 Albert Theile Kunst in Afrika Chr Belser Verlag Stuttgart 1982 ISBN 3 7630 1802 6 Vergl Uber Fikrun wa Fann In goethe de Goethe Institut abgerufen am 6 Oktober 2018 Wer ist wer S 1241 Normdaten Person GND 11730106X lobid OGND AKS LCCN nr00038340 VIAF 17996199 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Theile AlbertKURZBESCHREIBUNG deutscher Kunsthistoriker Autor Ubersetzer und JournalistGEBURTSDATUM 3 Juli 1904GEBURTSORT Dortmund HordeSTERBEDATUM 14 Marz 1986STERBEORT Bern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Albert Theile amp oldid 236020970