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Albert Coppenrath 19 Februar 1883 in Oelde 27 November 1960 in Telgte war ein deutscher romisch katholischer Priester und Autor der als Pfarrer in Berlin Schoneberg wegen seiner kritischen sonntaglichen Kanzelvermeldungen zur Zeit des Nationalsozialismus als westfalischer Dickkopf vom Winterfeldtplatz bekannt wurde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie 1 2 Ausbildung und Berufung nach Berlin 1 3 Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1 4 Letzte Jahre in Telgte 2 Ehrungen 3 Werke Auswahl 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben BearbeitenFamilie Bearbeiten Albert Coppenrath stammte aus der Verleger Familie Coppenrath und war ein Urenkel des Verlagsgrunders Notars und Prokurators Joseph Heinrich Coppenrath 1764 1853 Sein Vater Hermann Coppenrath 1845 1918 war koniglicher Rentmeister Der Familie entstammen mehrere katholische Geistliche darunter die beiden tahitianischen Erzbischofe Michel Gaspard Coppenrath und Hubert Coppenrath sowie Ludwig Coppenrath Dechant in Millingen und Ehrendomherr zu Munster 1 Ausbildung und Berufung nach Berlin Bearbeiten Nach dem Abitur auf dem Gymnasium in Warendorf im Jahr 1902 ging Albert Coppenrath nach Innsbruck um bei den Jesuiten Theologie zu studieren Anschliessend setzte er seine Ausbildung am Priesterseminar in Munster fort Dort wurde er am 14 Juni 1908 zum Priester geweiht Seine erste Stelle als Kaplan war in Ludinghausen wo er rund funf Jahre tatig war Im Jahr 1914 wurde er Kaplan an der Kirche St Liudger in Duisburg Dort begann er mit der Abfassung religioser Kleinschriften darunter Feier der heiligen Erstkommunion und An die nichtkatholischen Besucher dieses Gotteshauses Bietet eine Erklarung dessen was Nichtkatholiken in unseren Kirchen auffallt die bis zu seinem Tod in vielen hunderttausend Exemplaren gedruckt wurden Auf Vorschlag des Munsteraner Bischofs Johannes Poggenburg wurde Albert Coppenrath 1929 als Pfarrer an die Berliner St Matthias Kirche berufen um dort die Nachfolge von Clemens August Graf von Galen anzutreten der nach Munster zuruckgekehrt war Die Pfarrer dieser Kirche werden von jeher auf Wunsch ihres Stifters Matthias Aulike mit Geistlichen des Bistums Munster besetzt Coppenrath bemuhte sich ab 1931 um eine Neuausstattung der Kirche durch den expressionistischen Kirchenmaler Fritz Wingen und forderte die liturgische Ausgestaltung des Gottesdienstes Widerstand gegen den Nationalsozialismus Bearbeiten Coppenrath verstand sich selbst als eher unpolitischen Menschen und wollte sich aus seelsorgerischen Erwagungen nicht in parteipolitische Auseinandersetzungen einmischen Anfanglich verknupfte er mit Hitler sogar die Erwartung einer besseren Zukunft Doch bereits in der zweiten Jahreshalfte 1933 wurden seine sonntaglichen Kanzelvermeldungen in denen er gegen Ubergriffe der Nationalsozialisten Stellung bezog von der Gestapo beargwohnt Als am 30 Juni 1934 der Berliner Katholikenfuhrer Erich Klausener der Kirchenvorstandsmitglied von St Matthias war auf Befehl Reinhard Heydrichs ermordet worden war widersprach Albert Coppenrath offentlich der Luge von seinem Selbstmord die auch Adolf Hitler sich zu eigen gemacht hatte Coppenrath wurde daraufhin von der Gestapo mit Hausdurchsuchungen Verhoren und Beschlagnahmungen schikaniert Die Sammlung fur ein Klausener Denkmal auf dem Friedhof der St Matthias Gemeinde das gleichzeitig als I Kreuzwegstation dienen sollte fuhrten schliesslich zu seiner Verhaftung Die folgende Gerichtsverhandlung am 3 August 1936 wegen Kanzelmissbrauchs endete mit einem Freispruch weil er auf einen ihm wohlgesinnten Richter getroffen war Im Jahr 1937 wurde er Erzpriester des Archipresbyterats Berlin Steglitz Coppenrath stellte seine Kanzelvermeldungen zwar mit Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1 September 1939 im Interesse des Burgfriedens ein doch brachte er seine Kritik fortan in seinen Predigten unter Nach einer Predigt am 20 Oktober 1940 in der er sich abfallig uber Alfred Rosenbergs Schrift Der Mythus des 20 Jahrhunderts ausserte wurde er erneut verhaftet und war bis Anfang Dezember 1940 in einer Zelle im Polizeiprasidium am Alexanderplatz inhaftiert Am 21 Februar 1941 verfugte das Reichssicherheitshauptamt gegen Coppenrath ein Aufenthaltsverbot fur den Bereich des Bistums Berlin Nach dieser Ausweisung erfuhr er von zuverlassiger Seite dass man ihn eigentlich in ein Konzentrationslager habe bringen wollen Weshalb man ihn nicht liquidiert sondern nur verbannt hatte daruber konnte auch Coppenrath eine uber Vermutungen hinausgehende Erklarung nicht geben Er kehrte nach Munster zuruck wo ihm der nunmehrige Bischof Clemens August Graf von Galen anbot fur die Zeit der Verbannung in seiner Residenz Wohnung zu nehmen Um den von den Nationalsozialisten beargwohnten Galen nicht noch mehr zu kompromittieren lehnte Coppenrath jedoch ab und nahm eine Einladung nach Haus Hall bei Gescher an wo er noch zweimal von der Gestapo aufgesucht wurde Erst nachdem er im Oktober 1942 mit Hilfe Bischofs von Galen im St Rochus Hospital der Franziskanerinnen von St Mauritz im Marienwallfahrtsort Telgte Aufnahme fand blieb er von der Gestapo verschont Letzte Jahre in Telgte Bearbeiten Albert Coppenrath blieb auch nach der Ausweisung aus Berlin auf Wunsch des Berliner Bischofs Konrad Graf von Preysing Pfarrer von St Matthias Er kehrte jedoch nie wieder nach Berlin zuruck und verzichtete schliesslich 1947 wegen arthritischer Gehbeschwerden auf seine Pfarrei St Matthias Eine Auswahl seiner Kanzelvermeldungen der Jahre 1933 bis 1939 publizierte Albert Coppenrath in gedruckter Form 1946 Bis zu seinem Tod verblieb er in der Obhut der Schwestern des St Rochus Hospitals Er ubernahm dort schriftliche Arbeiten fur das bischofliche Generalvikariat in Munster darunter das Amt des Zensors fur die kirchliche Imprimatur das er bis zu seinem Tode 1960 ausubte Bestattet wurde er auf dem Friedhof des St Rochus Hospitals in Telgte wo sein Grab noch besteht Ehrungen BearbeitenPapst Pius XII ernannte Albert Coppenrath in Anerkennung seiner Verdienste im Jahr 1946 zum Papstlichen Geheimkammerer mit dem Titel Monsignore Der Bundesprasident verlieh ihm das Grosse Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland An seinem Geburtshaus in Oelde ist eine Gedenktafel mit der Aufschrift Sein Vorbild wirke weiter angebracht Werke Auswahl BearbeitenDer Schriftenstand in Kirche Hospital Exerzitien und Vereinshaus ein Mittel zur Verbreitung guter Schriften in Stadt und Land Johannesbund Leutesdorf 1929 2 vermehrte Auflage wurde auch ins Franzosische Flamische und Polnische ubersetzt An die nichtkatholischen Besucher dieses Gotteshauses Johannesbund Leutesdorf 1930 7 und letzte Auflage Leutesdorf 1957 archive org Unsere St Matthias Pfarrei im Wandel der Zeiten Ernstes und Heiteres aus 7 Jahrhunderten in Wort und Bild Salvator Druck Berlin 1938 Der westfalische Dickkopf am Winterfeldtplatz Meine Kanzelvermeldungen und Erlebnisse im Dritten Reich J P Bachem Koln 1948 2 vermehrte Auflage Feier der heiligen Erstkommunion Butzon amp Bercker Kevelaer 1960 31 letzte Auflage 411 430 Tausend Literatur BearbeitenThomas Brechenmacher Konversion als Rettungsanker Pfarrer Albert Coppenrath und die Hilfe fur verfolgte Nichtarier in Josef Wieneke Hrsg Fest im Glauben 150 Jahre St Matthias Berlin Schoneberg Sankt Ottilien EOS Verlag 2018 ISBN 978 3 8306 7905 9 S 157 176 Hans Joachim Fieber et al Widerstand in Berlin gegen das NS Regime 1933 bis 1945 Ein biographisches Lexikon Band 2 Trafo Verlag Berlin 2002 ISBN 3 89626 350 1 Ernst Alfred Jauch Albert Coppenrath 1883 1960 In Wolfgang Knauft Hg Miterbauer des Bistums Berlin 50 Jahre Geschichte in Charakterbildern Morus Verlag Berlin 1979 ISBN 3 87554 176 6 S 93 110 Johannes Schwarte Wir durfen keine stummen Hunde sein Pfarrer Albert Coppenrath von St Matthias in Berlin und die Gestapo In Auf Roter Erde Heimatblatter fur Munster und das Munsterland Februar 2007 Gisela Wenzel Albert Coppenrath der Westfalische Dickkopf vom Winterfeldtplatz In Leben in Schoneberg Friedenau 1933 1945 Bezirksamt Schoneberg Berlin 1987 2 erw Auflage Kevin P Spicer Between Nationalism and Resistance The Path of Albert Coppenrath In Donald J Dietrich Hg Christian Responses to the Holocaust Moral and Ethical Issues Syracuse University Press New York 2003 ISBN 0 8156 3029 8 S 38 51 Nachruf in Kirche und Leben Bistumsblatt Munster 18 Dezember 1960 Einzelnachweise Bearbeiten Ferdinand Florenz Coppenrath In Geschichte der Familie Cobbenrod Coppenrath 1929 Abgerufen am 25 Mai 2015 Weblinks BearbeitenSt Matthias Berlin Christoph Vormweg 27 November 1960 Todestag des Pfarrers Albert Coppenrath WDR ZeitZeichen vom 27 November 2020 Podcast dass Christoph Vormweg Albert Coppenrath Pfarrer und Nazi Gegner Todestag 27 November 1960 In ZeitZeichen auf WDR 5 vom 27 November 2019 ARD AudiothekNormdaten Person GND 124375197 lobid OGND AKS VIAF 55079179 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Coppenrath AlbertKURZBESCHREIBUNG deutscher katholischer Priester und AutorGEBURTSDATUM 19 Februar 1883GEBURTSORT OeldeSTERBEDATUM 27 November 1960STERBEORT Telgte Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Albert Coppenrath amp oldid 235385517