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Der aus fast reinem Kupfer gegossene Kopf eines akkadischen Konigs ist eines der bekanntesten Kunstwerke aus dem antiken Vorderasien Er befindet sich im Besitz des irakischen Nationalmuseums in Baghdad Inventarnummer IM 11331 Ansichten des Kopfes Inhaltsverzeichnis 1 Fundumstande 2 Herstellung 3 Beschreibung 4 Datierung 5 Beschadigung 6 Literatur 7 EinzelnachweiseFundumstande BearbeitenDer Kopf wurde 1931 bei Ausgrabungen in Ninive gefunden Er wurde von R Campbell Thompson und R W Hamilton entdeckt Die Grabungen wurden im Auftrag des British Museum durchgefuhrt Max Mallowan schreibt zu den Fundumstanden The head was found lying loose in the soil on an Assyrian mud platform within the limits of the temple of Ishtar and it must at some period have been preserved in an Assyrian building a copper spearhead inscribed in linear archaistic cuneiform found ajdacent to it may have been contemporary Der Kopf wurde lose im Boden auf einer assyrischen Lehmziegelplattform innerhalb des Istar Tempels entdeckt und muss in einem assyrischen Gebaude erhalten geblieben sein Eine kupferne Speerspitze mit einer Inschrift in linear archaisierender Keilschrift wurde in der Nahe gefunden die gleichzeitig sein konnte M E L Mallowan The Bronze Head of the Akkadian Period from Nineveh In Iraq Bd 3 1936 S 105 Gut Reade und Boehmer weisen jedoch darauf hin dass die genannte Lehmziegelplattform an der Fundstelle gar nicht erhalten war weil nachassyrische Bauten an dieser Stelle bis in Schichten des 3 Jahrtausends eingetieft sind Sie kommen zum Schluss dass der stratigraphische Kontext unklar ist 1 Daher kann aus den Fundumstanden keine Aussage zum Aufstellungsort abgeleitet werden Da es sehr wohl moglich ist dass der Kopf oder die ganze Statue von einem anderen Ort nach Ninive verbracht wurde kann das Stuck auch nicht als Beleg fur eine Akkad zeitliche Besiedlung in Ninive verwendet werden 2 Herstellung BearbeitenDer Kopf wurde im Wachsausschmelzverfahren gegossen Dabei wurden zunachst die Ohren separat gegossen und durch einen Kupfersteg miteinander verbunden Um dieses Objekt herum wurde dann der Tonkern geformt auf dem dann wiederum das Wachsmodell modelliert wurde In dieses Modell wurden Metallstifte getrieben die nach dem Ausschmelzen des Wachses den Abstand zwischen Tonkern und ausserer Tonform fixierten 3 Die Form des Kopfes ist durch den Guss bestimmt nachtraglich wurden nur die Gusskanale und uberstehenden Enden der Abstandhalter entfernt und ihre Spuren durch Politur beseitigt sowie die feinen Linien der Bart und Haupthaare ziseliert Der Kopf besteht aus fast reinem Kupfer ohne Zinnanteil 4 Lediglich ein analysierter Abstandhalter besteht aus Kupfer mit 1 22 Zinn Die in der Literatur vielfach erwahnte Materialangabe Bronze geht auf die erste ausfuhrliche Beschreibung durch Max Mallowan zuruck 5 dem keine Analysedaten zur Verfugung standen Die Augen waren ursprunglich aus anderem Material vermutlich Stein eingesetzt und sind nicht erhalten Beschreibung BearbeitenDer Kopf hat mit einer Hohe von 36 6 cm ungefahr Lebensgrosse Er zeigt einen Mann mit scharf geschnittenen Gesichtszugen und einer komplizierten Haar und Barttracht Der Bart ist in drei Teile gegliedert Ober und Unterlippe sind von schmalen senkrechten und glatt aufliegenden Strahnchen besetzt die am unteren Ende jeweils nach aussen weisen Der Unterlippenbart schliesst in einer dreieckigen Form ab Der Wangenbart ist in einzelne gelockte Strahnen unterteilt die plastisch ausgearbeitet sind und die Breite von jeweils drei Strahnchen des Lippenbartes aufweisen Unter dem Wangenbart tritt der in einer Gabelung endende Kinnbart hervor der bis weit auf die Brust herabgefallen ist Die Locken des Kinnbartes setzen sich durch ihre etwas schematischere Wiedergabe vom Wangenbart ab Die Spitzen des Bartes sind nicht erhalten Das Haupthaar ist in eine Vielzahl von Strahnen aufgeteilt Zwei aus diesen Strahnen gebildete Zopfe sind uber der Stirn zusammengebunden und bilden in Vorderansicht eine Art Diadem Unter diesen Zopfen ist ein glatter Stirnreif mit eingerollten Enden zu erkennen unter dem wiederum halbkreisformig zusammengefasste Haare in die Stirn fallen Der uberwiegende Teil des Haupthaares ist zu einem voluminosen Schopf geflochten der in einem nach hinten weisenden Haarknoten endet der von einem dreiteiligen umlaufenden Band gehalten wird An den Seiten des Nackens treten jeweils noch drei Locken unter dem Haarschopf hervor Der Hals endet in einer ebenen Flache in Hohe des Kinns Ein an der Unterseite erhaltenes Zapfenloch 6 diente zur Befestigung an einem Korper aus anderem Material vermutlich Holz Der Kopf durfte Teil einer lebensgrossen Kompositfigur eines Herrschers gewesen sein Datierung BearbeitenDa der Fundkontext unklar ist muss die Datierung aufgrund stilistischer Kriterien erfolgen Die Knotenfrisur ist zwischen der mittleren fruhdynastischen z B auf der Geierstele und der akkadischen Zeit als Merkmal von Herrscherdarstellungen nachgewiesen Eine Deutung als Teil einer Konigsstatue ist daher nie in Zweifel gezogen worden Die im Vergleich etwa zum Helm des Meskalamdug noch deutlich feinere und detailreichere Darstellung der Frisur auf dem Kupferkopf die Dreiteilung des Bartes sowie die sorgfaltig geschnittenen Gesichtszuge haben schon Mallowan zu einer Datierung in die akkadische Zeit veranlasst 7 wobei er eine Datierung in die Zeit des Dynastiegrunders Sargon annimmt Neben Anderen hat Anton Moortgat darauf hingewiesen dass die besten Parallelen zu dem Kupferkopf aus Ninive in die fortgeschrittene akkadische Zeit datieren Der Vergleich mit der Stele des Naram Sin aus Pir Hussein hat ihn veranlasst in dem Kopf eine Darstellung des Naram Sin zu sehen 8 Letztendlich kann aber jeder akkadische Konig zwischen Rimus und Sar kali sarri dargestellt gewesen sein Beschadigung BearbeitenDer Kopf zeigt Beschadigungen an vier Stellen Das linke Auge beide Ohren und der Nasenrucken wurden unter Zuhilfenahme eines spitzen Werkzeuges wahrscheinlich eines Meissels erheblich beschadigt wahrend die Nasenspitze einen Schlag durch ein stumpfes Objekt wahrscheinlich die Spur eines Hammers erfuhr Auch der Bart ist unterhalb der Gabelung abgebrochen R Campbell Thompson nahm an dass die aus anderem Material eingesetzten Augen aufgrund ihres materiellen Wertes entfernt wurden 9 Allerdings bliebe fraglich weshalb dann eine solch betrachtliche Menge Kupfer wie die des Kopfes zurucklassen worden ware Daruber hinaus ist eine hohe Wertigkeit der Augeneinlagen zwar moglich aber keineswegs belegt Da demnach eine Demontage zur Gewinnung des Materialwertes unwahrscheinlich scheint ist die gezielte Beschadigung von Augen und Ohren mit sichtlichen Werkzeugspuren als intentionelle Verstummelung anzusehen Angesichts des Fehlens eindeutig mit dieser Plastik in Verbindung stehender historischer Quellen sind in der Forschung mehrere Thesen zu Zeitpunkt und ausfuhrendem Personenkreis der Verstummelung vorgeschlagen worden die jedoch weitere alternative Rekonstruktionen keineswegs ausschliessen Alle Thesen sehen in der Beschadigung eine uber den politischen Ikonoklasmus hinausgehende Bestrafung in effigie Campbell Thompson brachte die Beschadigung des Kopfes mit einer Inschrift von Assur bani apli in Verbindung in der eine Bestrafung in effigie an einer Statue des elamischen Konigs Ḫallusu Insusinak I beschrieben wird 10 III 12 ALAM I ḫal lu su LUGAL KUR ELAM MAKI an nu u III 13 sa a na KUR AN SARKI ik pu du le mut tu III 14 it ti I D30 PAP MES SU MAN KUR AN SARKI AD AD DU ia III 15 e pu su ṣe lu u tu III 16 EME su sa is ni iṣ ṣu ak kis III 17 NUNDUM MES su sa iq ba a me re eḫ tu ap ru uʾ III 18 SU II su u kar ri it sa GIS PAN iṣ ba tu III 19 a na mit ḫu ṣi KUR AN SARKI III 12 Die Statue von Ḫallusu Konig Elams dieser III 13 der gegen das Land Assur Boses plante III 14 gegen Sin ahhe eriba Konig Assyriens Vater des Vaters der mich schuf III 15 Konflikt initiierte III 16 seine Zunge die beleidigte schnitt ich ab III 17 seine Lippen die die Aggression sprachen schnitt ich III 18 seine beiden Hande schnitt ich ab die den Bogen III 19 zum Kampfe mit Assyrien III 18 gegriffen hatten Ashurbanipal 094 III 12 III 19 Um den akkadischen Kupferkopf aus Ninive mit dem in Ashurbanipal 094 Genannten zu identifizieren musste das Stuck zunachst aus Mesopotamien nach Susa gelangt sein Angesichts der Verschleppung mesopotamischer Denkmaler wie der Naram Sin Stele oder Codex Hammurapi Stele durch Sutruk Naḫḫunte II ist diese These einer Erbeutung des Kopfes durch die Elamer im 12 Jh v Chr und einer anschliessenden Aufstellung und Instandhaltung in Susa nicht ausgeschlossen Eine solche Praxis ist inschriftlich auf der Naram Sin Stele belegt Im Zuge der assyrischen Eroberung Susas musste es dann zu einer falschlichen Identifikation der Statue als Bildnis des Ḫallusu Insusinak I gekommen sein Gegen diese These spricht allerdings der Umstand dass die tatsachlichen Zerstorungen des Kopfes nicht mit den im Text genannten ubereinstimmen Die Augen werden im Text nicht erwahnt wahrend die explizit erwahnten Lippen unbeschadigt geblieben sind Mallowan 11 schlug hingegen vor dass die Beschadigungen im Kontext der Zerstorung Ninives 612 durch die Meder und Babylonier erfolgt seien In diesem Szenario musste die zum Kupferkopf gehorige Statue durch die Assyrer im Istar Tempel moglicherweise als Beter aufgestellt worden sein und dort durch die Sieger fur ein Bildnis eines assyrischen Herrschers gehalten und an seiner Statt bestraft worden sein Bestrafungen in effigie durch die Sieger der Belagerung von Ninive gelten an den Palastreliefs z B Orthostat 12491 Gartenbankettszene als nachgewiesen Dieser Deutung hat sich spater auch Nylander angeschlossen 12 Das Zufugen der Beschadigungen durch Sutruk Naḫḫunte II schliesst Nylander aus da dann das in Susa befindliche Stuck aufgrund der Beschadigungen von den Assyrern wohl zuruckgelassen worden ware 13 Joan Goodnick Westenholz schlug vor dass die Statue ursprunglich in Assur aufgestellt gewesen war und von Samsi Adad I nach Ninive verbracht und in dem von ihm gegrundeten Istar Tempel aufgestellt worden war 14 Den Zeitpunkt der Verstummelung setzt sie am ehesten ebenfalls im Zuge der Eroberung Ninives im Jahr 612 an Letztendlich sind die genannten Rekonstruktionen der Beschadigungen des Kopfes hypothetisch und es sind weitere Szenarien vorstellbar darunter auch deutlich fruher datierte 15 Unbestreitbar ist jedoch die mit bemerkenswerter Gewalt durchgefuhrte Verstummelung die am plausibelsten mit kriegerischen Auseinandersetzungen oder inneren Unruhen in Verbindung zu bringen ist Literatur BearbeitenM E L Mallowan The Bronze Head of the Akkadian Period from Nineveh In Iraq Bd 3 1936 S 104 110 Carl Nylander Earless in Nineveh Who Mutilated Sargon s Head In American Journal of Archaeology Bd 84 3 1980 S 329 333 Eva Strommenger Early Metal Figures from Assur and the Technology of Metal Casting In Sumer 42 1986 S 114 115 Einzelnachweise Bearbeiten Renate Gut Julian Reade Rainer Michael Boehmer Ninive Das spate 3 Jahrtausend v Chr In Jan Waalke Meyer Mirko Novak Alexander Pruss Hrsg Beitrage zur Vorderasiatischen Archaologie Winfried Orthmann gewidmet Frankfurt 2001 S 78 und Fussnote 23 Renate Gut Julian Reade Rainer Michael Boehmer Ninive Das spate 3 Jahrtausend v Chr In Jan Waalke Meyer Mirko Novak Alexander Pruss Hrsg Beitrage zur Vorderasiatischen Archaologie Winfried Orthmann gewidmet Frankfurt 2001 S 79 Fur den Beweis einer akkadischen Prasenz in Ninive ist er jedenfalls nicht geeignet Eva Strommenger Early Metal Figures from Assur and the Technology of Metal Casting In Sumer 42 1986 S 114 115 Eva Strommenger Early Metal Figures from Assur and the Technology of Metal Casting In Sumer 42 1986 S 115 Die Analysen wurden 1979 am Laboratorium der Berliner Museen durchgefuhrt und ergaben fur Kopf Ohren und Bart einen Kupferanteil zwischen 98 89 und 99 51 mit Arsenanteilen zwischen 0 21 und 0 59 M E L Mallowan The Bronze Head of the Akkadian Period from Nineveh In Iraq 3 1936 S 104 The metal has not yet been analysed but it would appear to be bronze Sichtbar auf einem von Nylander veroffentlichten Foto Carl Nylander Earless in Nineveh Who Mutilated Sargon s Head In American Journal of Archaeology Band 84 Nr 3 S 329 Tafel 44 Abb 5 M E L Mallowan The Bronze Head of the Akkadian Period from Nineveh In Iraq 3 1936 S 109 110 Anton Moortgat Die Kunst des Alten Mesopotamien Koln 1967 S 56 57 Reginald Campbell Thompson Robert W Hamilton The British Museum Excavations on the Temple of Ishtar at Nineveh 1930 31 In Liverpool Annals of Archaeology and Anthropology Band 19 1932 S 72 Joshua Jeffers Jamie Novotny The Royal Inscriptions of Ashurbanipal 668 631 BC Assur etel ilani 630 627 BC and Sin sarra iskun 626 612 BC Kings of Assyria Part 2 Royal Inscriptions of the Neo Assyrian Period 5 2 University Park 2022 2022 S 59 60 M E L Mallowan The Bronze Head of the Akkadian Period from Nineveh In Iraq Band 3 1936 S 106 Carl Nylander Earless in Nineveh Who Mutilated Sargon s Head In American Journal of Archaeology Band 84 Nr 3 S 331 Carl Nylander Earless in Nineveh Who Mutilated Sargon s Head In American Journal of Archaeology Band 84 Nr 3 1 Juli 1980 ISSN 0002 9114 S 330 doi 10 2307 504709 Joan Goodnick Westenholz Damnatio Memoriae The Old Akadian Evidence for Destruction of Name and Destruction of Person In Natalie Naomi May Hrsg Iconoclasm and Text Destruction in the Ancient Near East and Beyond University of Chicago Oriental Institute Seminars 8 S 100 102 Julian Reade The Ishtar Temple at Nineveh In Iraq Band 67 1 2005 S 361 spricht sich fur eine Datierung im 3 Jahrtausend aus the head belonged to a statue that was mutilated during or not long after the collapse of the Agade empire Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Akkadischer Kupferkopf Ninive amp oldid 230269943